Kapitel 23:

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Dylans PoV:

Ich fühlte mich erbärmlich, denn tatsächlich hatte mich, zum ersten Mal, eine Frau versetzt. Rosalie hatte noch nicht einmal persönlich bei meinem Büro angerufen. Nein, sie hatte verdammt nochmal eine mickrige Mail geschrieben. Ich zerdrückte den Kugelschreiber in meiner Hand und schloss meine Augen. Wütend schmiss ich den Kugelschreiber zu Boden und erhob mich vom Stuhl. Zielgerichtet lief ich auf die Vase, in der sich die prachtvollen Rosen befanden, zu und schmiss diese auch um, was natürlich die Aufmerksamkeit von Jeff erregte. Er kam herein und schnappte tief nach Luft. Ich wusste, dass ich meine Fassung verlor, weswegen ich mich am kleinen Tisch, auf dem zuvor die Vase mit den Rosen gestanden hatte, abstützte und meinen Kopf sinken ließ, um meine Atmung zu regulieren.

„Sir,-”

„Halt die Klappe und verlass' den Raum, Johnson!", knurrte ich und fuhr mir wütend durch die Haare.

„Sie hatte wahrscheinlich-"

„Keine Wahl?!"

Verdammt! Sie war diejenige gewesen, die den Raum verlassen hatte, ohne dass sie es überhaupt machen durfte. Ich hasste es, wenn nicht alles wie geschnürt lief. Kyle war nun ihr Abteilungsleiter und so etwas konnte sie doch nicht bieten! Und das Essen erst. Sie konnte es doch nicht einfach abblasen.
Ich fuhr über mein Gesicht, denn der merkwürdige Blick von Kyle, den er hatte nachdem Rosalie den Raum verlassen hatte, ließ mich nicht los. Es schien, als wäre er nach ihrem Auftritt den ganzen Tag völlig in Gedanken gewesen.
Kannten sie sich? Schwachsinnig. Wie denn auch?
Mein Gehirn fabrizierte hier tatsächlich irgendeinen Mist. Als sich die Tür öffnete, schoss mein Kopf zur Tür.

Kyle. Er kam mit Dokumenten hereinspaziert und blickte mich lächelnd an, doch als er den Boden sah, blieb er stehen und schaute von der Vase zu mir. Kritisch blickte er drein.

„Was...?”

Ich gab einen wütenden Laut von mir, doch als es in mir 'Klick' machte, richtete ich mich auf.

„Jeff, lass' uns bitte mal allein.”

Ich fasste mir mit Zeigefinger und Daumen an den Nasenrücken und schloss kurz die Augen.

„Ja, Sir!”

Als ich hörte wie die Tür ins Schloss fiel, lief ich zu meinem Bürotisch und lehnte mich an ihn.
Ich streckte meine Hand aus.

„Was ist es diesmal?”, fragte ich desinteressiert und als wäre Kyle zuvor in einer anderen Welt gewesen, zuckte er kurz auf und lief schnurstracks zu mir.

„Ich habe mir einige Mitarbeiter durchgelesen, doch ich schätze, dass manche vergessen wurden.”

Ich blätterte durch die Lebensläufe und fand tatsächlich manche Lebensläufe nicht. Rosalies fehlte. Ich hob meinen Kopf und blickte direkt in die vertrauten blauen Augen. Niemand würde es wirklich scheren, wenn manche Dokumente fehlten und mir sollte es eigentlich auch egal sein. Ich hätte ihm jetzt die fehlenden Dokumente geben müssen, doch ich blickte ihn lange eindringlich an.

Rosalies Lebenslauf war der einzige der fehlte und das es ihm auffiel, machte es noch ungewöhnlicher.

„Es sind nur 19", sagte er und ich lachte. Natürlich wie konnte ich nur den Anschein haben, als würde er sie kennen? Doch warum hatte er dann 'manche' gesagt? Lag es an dem Mitarbeiter, der kurzzeitig abgebrochenen hatte?

„Ahh ja. Oliver Yards ist nicht mehr hier, weswegen es nur noch 20 in deiner Abteilung gibt."
Ich legte die Dokumente auf den Tisch und verschränkte die Arme.

„Rosalie Harvey hatte heute morgen die Abteilung verlassen. Der Email zufolge hatte sie sich nicht wohl gefühlt, also wird sie morgen wahrscheinlich wiederkommen..."

Ich musterte ihn, beobachtete wie sein Gesicht kurz blass wurde und dann wieder seine normale Farbe annahm.
Er nickte heftig. Ich zeigte auf die Dokumente.

„Wars das, Kyle?"

Erneut nickte er und ich wandte mich ab, nahm die Papiere zur Hand. Ich zögerte, denn diese eine Frage brannte auf meiner Zunge. Ich wollte Kyles Reaktion sehen. Ich wollte sicher gehen, dass sie sich nicht kannten, denn mir wurde mulmig zumute. Rosalie schien keineswegs beruhigt gewesen zu sein, als sie heute verschwunden war.

„Oh...Kyle!", er drehte sich um und erblickte mich, „Mrs Harvey wollte einige Projekte umsetzen. Würdest du sie unterstützen?"

Ich fuhr mir durchs Haar. Ein Essen schuldete ich ihr sowieso und wenn Kyle dabei war könnte ich herausfinden, ob sie sich kannten. Es war die einzige Lösung. Für einen kurzen Moment sah ich dieses Blitzen in seinen Augen und dann blickte er mir selbstbewusst in die Augen.

„Natürlich mache ich das. Besonders wenn es dir zu Herzen liegt, Dylan."

„Soll ich für sie ein Treffen organisieren?", fragte er und ein verdächtigendes Lächeln umspielte seine Lippen. Ich schluckte, denn ich hatte das Gefühl, ich hatte mich all die Jahre in Kyle getäuscht, denn diese Dominanz und diese selbstsichere Stimme hatten nicht den Anschein, als würden sie sich nur für die Firma einsetzen wollen. So, als hätte er eine andere Intention gehabt. 

„Nee, ich kriege schon ein Geschäftsessen hin", sagte ich.
Es schien so, als wäre Rosalie die Frau gewesen, die er zurückgewinnen wollte, denn ich hatte gesehen wie er gegrinst hatte, bevor er sich umgedreht hatte.

Ich ballte meine Hand zur Faust und blickte ihm hinterher. Als er aus dem Raum verschwand, schaute ich auf meine Hände, die dennoch geballt waren und lockerte diese sofort. Was war bloß in mich gefahren? Wenn er eben an Rosalie interessiert war, konnte ich ihm doch nicht diesen Gedanken abschlagen.
Ich schaute zur Tür, denn ich wusste das die blasse Eifersucht mich erneut gefasst hatte.
Und das, obwohl er doch mein bester Freund war, der mir wie ein Bruder erschien und doch Geheimnisse mit sich trug, von denen ich anscheinend nie etwas Erfahren hatte.

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