Stilles Verlangen

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Mein Wecker reißt mich aus meinen Träumen und ich schrecke hoch, verdammter Montag. Heute ist mein erster Arbeitstag, eigentlich sollte ich heilfroh sein, dass ich an ein so erfolgreiches Unternehmen gelangt bin. Doch dies leider nur, weil für mich ein sehr gutes Wort eingelegt wurde, dafür bin ich dem Vater meiner besten Freundin sehr dankbar. Doch ich hasse frühes Aufstehen, ich bin ein ziemlicher Morgenmuffel und ich habe etwas Angst. Angst vor dem, was mich wohl erwarten wird ? Mein größter Traum ist es zwar nicht als frische Studiumabsolventin mit meinen jungen noch 20 Jahren einen Job als Sekretärin zu tätigen, aber es wäre zumindest ein sehr guter Einstieg in das Berfusleben und würde meinem Lebenslauf auch nicht schaden. Ja, ich glaube ihr merkt schon, ich bin eine sehr zielstrebige Frau, die weiß was sie will. Mühsam krieche ich aus meinem Bett und trotte ins Bad. Meine langen blonden Haare fallen über meine Schultern, bis unter meine Brust, ja ich liebe meine Haare, das wäre aber auch so ziemlich das Einzige. Meine dunklen braunen Augen schauen mich verschlafen durch den Spiegel an. Ich entscheide mich für eine schnelle Dusche, denn die würde mich hoffentlich etwas wacher werden lassen. Das heiße Wasser prasselt auf meinen Körper, es gibt nichts Schöneres an einem Montagmorgen, als eine heiße Dusche. Ich schnappe mir ein Handtuch, umschließe damit meinen Körper und laufe wieder in mein Zimmer. Scheiße. Ich habe mir noch überhaupt keine Gedanken darüber gemacht, was ich anziehen soll. Was zieht man als Sekretärin, eines sehr erfolgreichen Geschäftsmann an? Ich habe keine Ahnung. Beruhig dich und Bleib locker Clare. Ich greife nach einer weißen Bluse, einem schwarzen kurzen, doch nicht zu kurzen Rock und einem schwarzen Blazer zum Überziehen. Nachdem ich nun fertig gekleidet bin, schlüpfe ich noch schnell in meine Schwarzen Pumps und föhne mir die Haare, noch schnell schminken und ich bin fertig. Ich begebe mich in die Küche, dort treffe ich auf meine Mitbewohnerin Liz, sie ist eine tolle Frau und meine beste Freundin, wir kennen uns schon ewig lange und teilen uns eine Wohnung, für mich ist sie wie die Schwester, die ich nie hatte. Ich schenke ihr mein schönstes Lächeln und sie tut es mir gleich. "Guten Morgen Clare, wow du siehst toll aus." Ich muss grinsen, und bedanke mich bei ihr mit einem noch breiterem Lächeln, "du siehst auch nicht schlecht aus." ich zwinker ihr zu und wir beide müssen lachen, denn sie hatte noch ihre Jogginghose und ein Schlabbertshirt an, ihre braunen Haare waren zu einem chaotischen Zopf gebunden, trotzdem fand ich, dass sie toll aussah, ich mag sie halt so wie sie ist, egal ob in Jogginhose oder nicht. "Kaffee? " , fragt sie mich mit ihrer zuckersüßen Stimme. Ich schüttele nur den Kopf, ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich schon ziemlich spät dran bin, also schnappe ich mir meine Tasche und verabschiede mich mit einer Umarmung. "Ich muss los, will ja nicht schon an meinem ersten Tag einen schlechten Eindruck hinterlassen." Mit diesen Worten verlasse ich unsere Wohnung.

Draußen kommt mir die kalte Herbstluft entgegen und ich erschrecke kurz, schlinge meine Arme um meinen Oberkörper. Vielleicht hätte ich lieber doch noch eine wärmere Jacke mitnehmen sollen? Egal, jetzt war es zu spät. Ich steige ins Auto und fahre los. Von Liz's und meiner Wohnung aus waren es nur 10 Minuten zu dem prunkvollen riesigem Gebäude, in dem ich ab heute offiziel arbeite. Ich klopfe mir selbst ein wenig auf die Schulter und spreche mir Mut zu, dann mal rein in die Arbeitswelt. Meinen Chef kenne ich noch nicht, das Vorstellungsgespräch haben drei seiner Angestellten geführt und ich erinnere mich nur zu gut an diesen Tag, an all die löchernden Fragen und durchdringenden Blicke die einzig und allein auf mir lagen. Aber ich hatte es tatsächlich geschafft, ich habe den Job bekommen. Das Foyer ist riesig, ein Springbrunnen genau in der Mitte plaziert, alles sehr modern in Glas und hellen Farben gehalten, ich gehe zum Empfang, stets darauf bedacht nicht hinzufallen mit meinen bedächtig hohen Pumps. Die Blondine am Empfang ist sehr freundlich und lächelt in einer Tour, sie ist mir von anfang an sympathisch. Ich stelle mich vor und bekomme Einweisungen von ihr und eine Karte, mit der man in sämtliche Räume gelangt. Klar, wozu braucht man heutzutage Schlüssel? Ich schmunzele innerlich und nehme ihr die Karte ab. "Danke", sage ich nur als eine große Person neben mich tritt, der Mann reicht mir seine Hand. "Guten Tag, ich bin David Gaps, sie müssen die neue Sekretärin unseres Oberhauptes Mr. Kingston sein?" Ich schenke ihm ein Lächeln und nicke, " Ja genau die bin ich, freut mich sie kennenzulernen. Mein Name ist Clare Brown." Er legt seine Hand auf meinen Rücken, "die Freude ist ganz meinerseits, soll ich sie zum Büro des Chefs führen, ich kann mir vorstellen, sie kennen sich hier noch nicht wirklich aus?" Er zwinkert mir unverschämt zu. "Das wäre wirklich nett." Und schon folge ich dem Mr. Gaps in den Fahrstuhl. Er hält noch immer seine Hand auf meinen Rücken, was mir nicht unbedingt gefällt. Doch darüber will ich mir jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Etwas aufgeregt und voller Erwartungen frage ich mich wie mein Chef wohl sein wird und natürlich wie er aussieht? Ein kleines Grinsen kann ich mir nicht verkneifen. Er ist gerade mal 25 Jahre alt, hat die Kingston's Firma von seinem Vater geerbt und ist sehr erfolgreich. Ich hätte mich besser informieren sollen. Nervös beiße ich auf meine Unterlippe während der Fahrstuhl ziemlich schnell an Höhe gewinnt. Reiß dich zusammen Clare. Mr. Gaps sieht mich mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte und das verunsicherte mich. "Und aufgeregt?" Aufgeregt? Und wie ich das war! "Ein wenig", gab ich zu, während er einen Schritt auf mich zu geht. Ein Ping ertönt und der Fahrstuhl öffnet seine Türen und ich bin sichtlich erleichtert. "Hier entlang", ich folge ihm, was hätte ich auch anderes tun sollen, ich hatte keine Ahnung wo sich welche Räume befinden. "Hier wären wir", er klopft an einer Glastür und öffnet sie im selben Moment. Sowas hasse ich. Kann man nicht warten bis die Person einen herein bittet? "Mrs. Brown ist hier." Mr. Gaps schaut wieder zu mir, schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln und wünscht mir viel Glück, dabei tätschelt er mir auf meine Schultern. Und schon ist er verschwunden. Ich betrete das Büro, man hört meine Absätze auf den Boden hallen, ich beiße nervös auf meiner Unterlippe herum und kann meinen Augen kaum trauen.

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