Stilles Verlangen

21.

Als ich die Wohnung betrete steigt mir gleich ein intensiver Geruch von Curry in die Nase und ich genieße es. Ich weiß sofort, dass Liz gekocht hat, um unseren letzten Abend vor meiner kleinen Reise gemütlich ausklingen zu lassen. „Was riecht hier nur so lecker ?", rufe ich durch die Wohnung. „Essen!", schreit Liz fast und ich komme lachend in die offene Küche und das Wohnzimmer angetanzt. „Gut so, Ich hab nämlich einen Bärenhunger." Der Tisch ist schon hübsch gedeckt, sogar Kerzen hat sie angemacht, ich bin wirklich beeindruckt. „Den hast du immer", gibt sie nur lachend zurück. Und schon sitzen wir gemeinsam am Esstisch und machen uns an die Curry-Mango Reisspfanne. Mein absolutes Lieblingsessen momentan, was Liz natürlich wusste. Wie immer schütte ich mein überfordertes Herz bei meiner besten Freundin aus. „Ich finde Liam reagiert total über. Ihr seid schließlich nicht zusammen, aber ich glaube genau das nervt ihn gerade richtig und er will nicht wahrhaben, das sich jetzt andere Typen an dich ranmachen." Macht sich Chris an mich ran ? Also ich meine so richtig, hat er wirklich ehrliches Interesse an mir oder spielt er nur mit meinen Gefühlen? In einem Punkt gebe ich ihr Recht, Liam reagiert über. Zumindest gehört sich so eine Aktion für einen 'normalen' Freund nicht. Aber wahrscheinlich wird es niemals mehr normal zwischen uns laufen.  „Du hast Recht, also mit dem was Liam angeht.. Bei Chris bin ich mir allerdings nicht so sicher, dieser Typ ist so.., wie soll ich sagen, undurchschaubar." Sie fängt laut an zu lachen. „Ja, aber genau das macht ihn doch so interessant für dich, oder nicht Süße?" Wo sie recht hat, hat sie recht.. „Vielleicht..", gebe ich nur verlegen zu. „Wie läuft es eigentlich bei dir, ich nerve dich ständig mit meinen Männerproblemen und wir kommen momentan gar nicht dazu über dich zu reden. Das tut mir leid.." Jetzt ist sie es, die mich etwas verlegen anschaut. „Naja, also ich glaube es gibt da einen heißen Anwärter." Was und ich wusste nichts davon. Ich bin zurzeit eher eine schlechte Freundin merke ich gerade. „Schieß los, ich will alles wissen.Und mit alles meine ich jedes dreckige Detail." Und wir beide fangen wieder an lauthals zu lachen. „Ich hab das vermisst.", gesteht Liz nach einer Weile. „Ich auch. Aber lenk bloß nicht vom Thema ab, also der Typ von der Dinner-Party deines Vaters. Der ganz dreist einfach nach deiner Nummer gefragt hatte. Aber ich erinnere mich vage, dass du ihm deine nicht gegeben hast, oder?" Ich zwinkere ihr neckisch zu.„Ich bin immer wieder erstaunt, was du dir doch alles merken kannst.", Sie lacht, „Ich hatte ihm bei dieser Party meine Nummer nicht gegeben, aber irgendwie vom irgendwem hat er sie dann doch bekommen." Der meint es anscheinend ernst, das muss man ihm lassen. „Und solch eine Hartnäckigkeit muss doch belohnt werden oder nicht?" Ich nicke ihr lachend zu. „Also nachdem er mich ständig vollgetextet hat und nicht aufgegeben hat nach einem Date zu fragen, habe ich mich schließlich mit ihm verabredet, in der Hoffnung natürlich, dass er danach vielleicht Ruhe gibt." Hat er aber nicht, ihrem Grinsen nach zu urteilen. „Doch ich habe gemerkt, dass er doch kein übler Typ ist und wir uns doch ähnlicher sind, als mir vielleicht lieb ist. Und bevor du fragst, ja ich habe mich möglicherweise schon ein bisschen in ihn verguckt, aber ich kann nichts dafür, ich bin seinem Charme einfach komplett verfallen." Ich verstehe sie, mehr als ich mir selber eingestehen mag. Ich bin auch jemandem auf eine komische Art und Weise verfallen.. „Wann lerne ich ihn kennen ?" Ihre Erzählungen haben mich mehr als neugierig gemacht und ich hätte gerne ein Bild zu ihrem Auserwählten. „Schließlich brauchst du doch erst noch meine Zustimmung und du weißt, deine beste Freundin lügt dich niemals an." Als erste Reaktion ernte ich von ihr einen Augendreher, doch schnell gibt sie klein bei, weil sie es wahrscheinlich selbst nicht mehr erwarten kann ihn mir vorzustellen und meine Meinung über ihren neuen Anwärter zu hören. „Also gut, da du ja einfach mal so eine Woche verschwindest, habe ich mir gedacht, dass wir für nächste Woche ein ‚Welcome Back Home' Dinner ansetzen und ihn zu uns einladen. Wir kochen was Schönes und machen es uns gemütlich. Du darfst natürlich auch eine männliche Begleitung einladen. Wie wäre das ?" Bleibt nur eine Frage, nämlich wen? Genau in dem Moment als ich mich dieser Frage widmen will, klingelt mein Handy. Ich laufe zum Küchentresen, wo ich es vermutlich vorhin abgelegt habe. Bevor ich rangehe, schaue ich noch schnell auf den Display. Es ist Liam. Ich bringe nur ein knappes „Hey" heraus und warte auf eine Antwort. Was will er nur ?