9.

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Ein schwarzer Audi hält an der Straße direkt vor mir. Na endlich. Mein Retter steigt lässig aus seinem Auto aus und ich muss sagen, er sieht verdammt gut dabei aus. Mit langen Schritten kommt er auf mich zu und grinst mich triumphierend an, er soll sich bloß nichts einbilden, er ist nur meine Notlösung. Aber eine ziemlich gute Notlösung. Findest du nicht Clare?

"Hey süße. ", ich muss sagen er ist charmant wie immer. Trotzdem bin ich eigentlich immer noch sauer auf ihn, nicht dass er sich einbildet doch noch eine Chance bei mir zu haben. Denn die hat er definitiv nicht, oder vielleicht doch? "Hey Liam." Er greift nach meiner Hand und schleppt mich zu seinem Wagen. "Wie rennst du nur rum, es ist viel zu kalt, hier." Er reicht mir seine Jacke. Ich nehme sie ihm dankend entgegen und ziehe sie über meine Schultern. Er hat sich keineswegs verändert, er ist genau so fürsorglich wie damals schon. Das habe ich so an ihm geliebt. Aber all das ist Vergangenheit.
"Du bist echt meine Rettung!" Grinsend schaut er zu mir, "das weiß ich doch, babe." Nein, ich bin nicht dein Babe. Ich war es, aber das ist Geschichte, ich werde niemals mehr dein babe sein. "Bitte nenn mich nicht so." Verärgert schaue ich aus dem Fenster. Die Bäume sind so kahl und schlicht, ihre verlorenen Blätter liegen verstreut auf den Straßen und Fußwegen. Ich liebe den Herbst, das Einzige was mich an dieser Jahreszeit stört, ist die Kälte. "Zu dir oder zu mir?" Liam zwinkert mir mit einem schelmischen Lächeln zu. Was bildet dieser Kerl sich ein, aber so war er schon immer. "Du Idiot. Ich will nur noch ganz schnell nach Hause.."

Er nickt nur und drückt etwas mehr aufs Gaspedal.

Der Audi hält vor meiner Haustür, endlich wieder zu Hause. Hoffentlich ist Liz da, ich brauche dringend jemanden zum Reden. "Darf ich noch mit hochkommen? Ich kann dir einen Tee machen?". Ein schöner Gedanke, gleich einen heißen Tee in meinen Händen zu halten. Ich nicke ihm dankend zu. Was soll schon passieren, er leistet mir nur ein wenig Gesellschaft.

Liam setzt den Wasserkocher auf, holt eine Tasse und meinen Lieblingstee aus dem Schrank, ja er kennt sich immer noch gut in unserer Wohnung aus, schließlich hat er hier auch ziemlich viel Zeit verbracht. Ich setze mich auf das weiße Sofa und schlinge eine Decke um meinen Körper, hoffentlich werde ich nicht krank.

Liz ist nicht Zuhause gewesen, also muss ich mich wohl mit Liam zufrieden geben.

"Wie geht's dir?" Er setzt sich neben mich und reicht mir die heiße Tasse. Wie soll es mir schon gehen? Gut, denke ich zumindest. Ich wurde zwar heute versetzt, aber ja mir geht es gut. Ach was rede ich mir da ein, ich fühle mich verarscht von diesem blöden Typen, der sich mein Chef schimpft. Doch das werde ich Liam sicherlich nicht unter die Nase reiben. Mr. Kingston wird schon sehen was er davon hat, eine Frau wie mich sitzen zu lassen. "Mir geht es sehr gut, wirklich." Ich setze mein schönstes Lächeln auf und er scheint es mir abzukaufen.

"Ich habe dich vermisst." Aha, vermisst hat er mich. Ich ihn aber nicht. Okay manchmal schon, aber jetzt vermisse ich Kingston. Was rede ich da eigentlich? Ich vermisse ihn nicht, im moment will ich ihn am liebsten nie wiedersehen.

Im Raum herrscht unerträgliche Stille, denn ich weiß einfach nicht was ich auf seine Aussage antworten könnte. Deshalb schweige ich lieber. Ich nippe an meinem Tee und wünschte Liam würde einfach gehen. Dann könnte ich ganz allein in meinem Selbstmitleid versinken.

Wo ist nur die verdammte Fernbedienung, wenn man sie braucht? Ich ertrage unser Schweigen keine Sekunde länger. Das Hintergrundgeräusch vom Fernseher würde mich etwas beruhigen. Gerade als ich die Fernbedienung erblicke, klingelt es an der Tür. Endlich erlöst mich einer aus dieser mir peinlichen Situation. Liz wird sich sicher freuen mich wohlbehalten Zuhause vor zu finden. Schnell springe ich vom Sofa, laufe zur Tür und während ich sie öffne schimpfe ich, "Hast du mal wieder deine Schlüssel vergessen."

Stilles VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt