Kapitel 3

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Mittlerweile sind 2 Stunden vergangen, seit ich Nathan das letzte Mal gesehen habe. Die ganze Busfahrt durfte ich mir von Mary anhören, dass ich verknallt sei. Doch ich habe ihr immer entgegengesprochen, weil ich es nicht zugeben wollte.

Ich selber will es mir gar nicht eingestehen. Ich meine ich kenne ihn 4 Stunden, da kann man sich doch in niemanden verknallen.

Aber ich weiß was ich in seiner Nähe gespürt habe, ich weiß was seine Stimme mit mir gemacht hat und ich weiß was seine Hand an meiner Wange für Gefühle hervorgerufen hat. Doch dies alles will ich nur für mich behalten. Ich will diesen Moment immer wieder alleine für mich durchleben.

Und genau das tue ich gerade.

Ich liege auf einer Liege neben dem Pool und durchlebe die Flugzeugfahrt sowie den Moment bei der Gepäckausgabe nochmal.

Wahrscheinlich muss ich wie eine bescheuerte daliegen, denn ich grinse über das ganze Gesicht. Das spüre ich.

Es ist mir auch vollkommen egal, dass Mary mich beobachten kann und sie weiß was Sache ist. Im Moment ist nur Nathan wichtig. Schließlich ist meine einzige Erinnerung an ihn meine Gedanken. Und diese werde ich sicherlich nie vergessen.

„Komm Harper, ab in den Pool mit uns beiden hübschen.", sagt Mary mit motivierter Stimme und stört mich somit aus meinen wundervollen Gedanken. Ich drehe meinen Kopf auf die rechte Seite und sehe sie mit einem Killerblick an. Sie muss einfach immer die schönsten Momente zerstören.

„Was ist? Hab ich was getan?", fragt sie verwirrt.

„Du hast mich gerade aus wichtigen Gedanken gerissen.", antworte ich noch immer ernst.

Ein Lachen kommt von Mary.

Als sie von ihrer Liege aufsteht und lächelnd auf mich zukommt, sagt sie: „Und ich weiß auch um wen es in deinen Gedanken gegangen ist. Aber schau mal, Harper. Das mit euch beiden hätte eh nichts werden können. Erstens Nathan ist blind-."

Und allein diese Aussage reicht mir schon um Mary anzuschreien. Wie kann sie es auch nur wagen Nathan's Blindheit als Contra zu verwenden.

„Mary, das ist absoluter Schwachsinn.", entgegne ich ihr mit zusammengebissenen Zähnen.

„Jetzt lass mich doch erst einmal ausreden. Schließlich war ich noch lange nicht fertig." Mary streicht sich eine lose Haarsträhne hinter die Ohren.

Jetzt bin ich aber gespannt was sie noch alles für Dinge auf den Tisch bringt.

„Zweitens, so schnell kann man sich nicht in jemanden verlieben, Harper. Vielleicht du, weil du auch sein Äußeres betrachtest, aber nicht Nathan. Er kann dich nicht sehen. Er braucht zuerst die Sicherheit, dass er dir vollkommen vertrauen kann. Er ist darauf angewiesen. Aber ich glaube nicht einmal Du kannst dich innerhalb von 4 Stunden in jemanden verlieben, zudem du noch nie verliebt warst, geschweige denn irgendwelchen Kontakt zu Jungs hattest. Harper du wirst ihn nie wieder sehen. Bitte zerstöre dir und mir nicht den Urlaub, nur weil du mit den Gedanken bei Nathan bist. Glaube mir, dass ist das beste auch für dich." Nachdem Mary ihre Rede beendet hat lächelt sie mir aufmunternd zu und klatscht in die Hände.

„Und jetzt, Süße. Beweg deinen süßen Arsch in den Pool und lass dich von mir untertauchen." Mary nimmt meine Hand und hilft mir aufzustehen.

Vielleicht hat sie Recht. Recht damit, dass man sich nicht innerhalb 4 Stunden verlieben kann. Verknallen ja, aber dann bekommt man doch keine Gänsehaut allein durch seine Stimme, oder?

Zumindest als wir am Pool ankamen nehme ich mir felsenfest vor, meine Gedanken nicht an Nathan zu verschwenden, den ich eh nie wieder sehen werde.

Mary hat nicht gelogen als sie gesagt hat, dass sie mich untertauchen wird. Denn nach nicht einmal 10 Minuten bin ich so fertig das ich mir wünsche, mich einfach auf die Liege beamen zu können. Doch leider leben wir nicht in einer Welt, die es oft in Büchern gibt.

„Machst du etwa schon schlapp?" Mary spritzt mich mit Wasser ab und lacht laut.

Kein Wunder das uns die anderen Urlauber komisch ansehen. Wir benehmen uns auch schließlich wie 5jährige Kinder. Aber wie man so schön sagt, man lebt nur einmal!

Mit meiner letzten Kraft packe ich Mary an den Schultern und versuche sie unterzutauchen, wobei ich wie eine blöde lache.

„Komm schon, geh endlich unter Wasser." Ich klinge eindeutig verzweifelt und das bin ich auch.

„Das hättest du wohl gerne." Mary hat unglaublich viel Kraft obwohl sie genauso wie ich ein zierlicher Körper ist.

Letztendlich habe ich aufgegeben und liege nun auf meiner bequemen Liege und habe mein Gesicht in die Richtung von Mary gedreht, die mich mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht anlächelt. Ich tue es genauso.

Wir beide sind seit unserer Kindheit befreundet und haben das, was wir gerade im Wasser gemacht haben, jeden Freibad- und Schwimmbadbesuch über gemacht. Doch jetzt erkenne ich schon, dass ich ein Jahr älter als Mary bin. Ich kann sie einfach nicht schlagen.

Doch obwohl Mary jünger als ich ist, hatte sie schon eine Menge Erfahrung, was Jungs betrifft. Im Gegensatz zu mir hatte sie bereits ihren ersten Kuss und den auch schon mit 11. Sie hatte auch schon ihren ersten Freund, wobei es jetzt nicht mehr überschaubar ist, den wievielten sie noch vor drei Wochen hatte. Und natürlich hat sie auch schon mit etlichen Jungs geschlafen. Ihr erstes Mal war auch bereits schon mit 14 Jahren. Und ich dagegen sitze mit meinen 18 Jahren noch hier und hatte all das noch nicht.

Vor einem Jahr hätte ich noch frustriert darüber gedacht, doch mittlerweile denke ich, dass mir der Richtige nur noch begegnen muss. Vielleicht war es ja Nathan.

Und wieder drehen sich meine Gedanken um den Grünäugigen mit den haselnussbraunen Haaren. Bestimmt war es mein Schicksal ihn kennenzulernen, damit ich endlich auch mal meinen ersten Freund habe. Meinen ersten Kuss. Mein erstes Mal. Und meine erste Liebe. Doch ich bin einfach durch diese Türe gegangen und habe Nathan zurückgelassen.

Langsam glaube ich echt, dass ich mich nicht nur einfach verknallt habe. Aber wie schon gesagt, ich kenne ihn nur 4 Stunden. Wie hätte ich mich also da verlieben können?

Love Is Stronger (ABGESCHLOSSEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt