Kapitel 12

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Wie bei uns schön üblich, treffen wir uns nach dem Abendessen wieder mit Nathan und Robert.

Der Tag heute am Strand hat mir sehr gut gefallen, ich konnte Nathan wieder von einer anderen Seite kennenlernen.

„Gut. Dann würde ich sagen, gehen wir los.", sagt Mary, steht von der Bank auf und klatscht Befehlerisch in die Hände. Robert tut es ihr natürlich gleich und verschränkt seine Finger mit Marys.

Nathan steht ebenfalls auf und reicht mir seine Hand.

Wieder macht sich ein Kribbeln in mir breit, weil Nathan mir seine Hand anbietet. Natürlich weiß ich, dass er jemanden benötigt, der ihn an der Hand nimmt. Aber dass er dafür mich auswählt, macht mich glücklich.

Ich ergreife seine Hand und schon marschieren wir hinter Mary und Robert her.

Es ist das erste Mal, dass ich auf der Strandpromenade gehe und ich weiß jetzt schon, dass es nicht das letzte Mal sein wird. Die Aussicht von hier oben ist wundervoll. Man hört das Rauschen des Meeres und ein Wind zieht an uns vorbei.

Ich passe auch auf, dass Nathan an keinen dranrennt, schließlich ist er mit mir heute auch so Fürsorglich umgegangen, wobei dies keine Rolle spielt, ob ich auf ihn Acht gebe. Ich mache das gerne. Sehr gerne.

„Sind viele Menschen hier, Harper?", fragt Nathan und dreht seinen Kopf so, dass ich in seine wundervollen Augen sehen kann.

„Sagen wir so, es ist noch überschaubar. Aber wenn man jemanden suchen müsst, würde man dabei Schwierigkeiten bekommen.", antworte ich ihm und schaue dabei auf unsere Verschränkten Hände.

„Harper?"

„Ja?" Ich blicke wieder in sein Gesicht.

„Trägst du einen Rock oder ein Kleid?", will Nathan und grinst mich an.

Wie bitteschön kommt er jetzt auf diese Frage? Nathan ist echt besonders.

„Wie kommst du denn darauf?", frage ich und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.

„Ein Stoff berührt mich immer an den Füßen. Da ich davon ausgehe, dass eine Hose eng sitzt, bin ich der festen Meinung, dass du ein Kleid oder einen Rock tragen musst. Also?"

Er ist wirklich unglaublich. Und er hat tatsächlich Recht. Ich trage ein Kleid.

„Ich habe ein Kleid an."

„Ich mag Kleider." Ein schüchternes Lächeln bildet sich auf Nathan's Lippen.

„Und wieso, wenn ich fragen darf?", hacke ich nach.

„Na ja, sie sind halt schnell zum Ausziehen, denke ich." Nathan grinst mich an, als wüsste ich genau, was er meint. Und das weiß ich. Er ist ja schließlich auch nur ein Junge. Dafür kann er ja nichts.

„Du bist echt...", sage ich und haue ihn dabei spielerisch auf seine Brust.

Nathan lacht und sagt dann: „Entschuldige, ich bin halt auch nur ein Junge."

„Ich habe dich doch mal gefragt was deine Lieblingsfarbe ist?", sage ich, um das peinliche Thema zu wechseln.

„Ja?"

„Mein Kleid ist blau."

„Oh. Dann musst du wohl atemberaubend darin aussehen.", sagt Nathan und hat wieder seine zärtliche Miene aufgesetzt.

„Was würde ich dafür machen, dich zu sehen, Harper." Nathan's Augen durchbohren mich und glänzen vom Sonnenunterganglicht.

„Ich weiß." Aufmunternd drücke ich seine Hand fest und gehe einen Schritt näher an ihn dran. Leicht, streifen sich unsere Schulter beim Gehen. Mein Körper zeigt sofort eine Reaktion. Auch Nathan's Haare an den Armen stellen sich auf.

Es ist wirklich beeindruckend wie unsere Körper aufeinander reagieren.

„Ich bin froh, dass ich dich im Flugzeug kennengelernt habe, Harper.", sagt Nathan und lächelt mich liebevoll an.

Sein Lächeln ist tausendmal schöner als der Sonnenuntergang oder Sonnenaufgang.

„Ich auch, Nathan."

„Das hoffe ich doch, Harper." Nathan schaut mich empört an und sagt dann: „Du bist der erste fremde Mensch, dem ich seit meinem Unfall vertraue, Harper."

Sein Unfall. Er redet wieder davon, aber ich muss mich beherrschen, um nicht etwas darüber zu fragen. Immerhin vertraut er mir.

„Ich vertraue dir auch, Nathan." Am liebsten würde ich ihn umarmen. Ich weiß auch nicht, warum. Aber ich habe das Bedürfnis ihn in den Arm zunehmen. Ihm zeigen, dass er sich bei mir wohlfühlen kann. Ich zeigen, dass ich für ihn da bin.

„Ich muss dir noch etwas sagen, Harper.", sagt Nathan mit bedrückter Stimme.

Angst breitet sich in mir aus. Will er mich nicht mehr treffen? Will er seinen Urlaub alleine verbringen?

„W-was denn?", stottere ich verwirrt.

„Morgen können wir uns leider nicht treffen, da Robert und ich einen Ausflug machen werden. Wir haben das leider schon von zu Hause aus gebucht, deswegen können wir keine Stornobuchung machen. Das gleiche gilt auch für übermorgen."

Erleichterung macht sich in mir breit. Er will also trotzdem noch mit mir abhängen. Aber anderseits bin ich auch ein wenig traurig darüber, dass ich Nathan in den nächsten zwei Tagen nicht sehen werden. Aber wir könnten uns dann doch wenigstens abends treffen.

„Wir können uns doch dann nach dem Abendessen treffen, oder?", frage ich und hoffe darauf.

„Das geht leider auch nicht, Harper. Das sind nicht zwei unterschiedliche Ausflüge, sondern einer. Wir übernachten auf einem Boot. Von dem her, können wir uns leider nicht nach dem Abendessen treffen. Auch übermorgen geht das nicht, weil wir erst gegen 11 Uhr abends zurückkommen."

Also muss ich ganze zwei Tage ohne Nathan verbringen?

„Oh, schade. Was macht ihr denn für einen Ausflug?", will ich wissen.

„Wir fahren mit dem Boot ins Meer raus. Wahrscheinlich halten wir dann manchmal an Küsten und schauen uns Dinge an. Ich weiß, für mich ist nicht viel geboten, aber Robert wollte diese Boottour unbedingt machen.", antwortet Nathan und fährt sich mit seiner freien Hand durch seine haselnussbraunen Haaren.

„Dann wünsch ich euch trotzdem viel Spaß, Nathan."

„Danke. Das wünsch ich dir und Mary auch." Nathan lächelt mich an und schaut dann wieder nach vorne.

Dann bleiben mir also nur mehr 5 Tage mit Nathan. 5 Tage mit dem Menschen, der mich glücklich macht.

Love Is Stronger (ABGESCHLOSSEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt