Kapitel 17

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Seit gut zwei Stunden beobachte ich Nathan von meinem Platz aus, der weit genug von Nathan entfernt ist, sodass er mich nicht spüren kann. Hoffe ich zumindest.

Er sitzt alleine auf einem Barhocker und denkt über etwas nach. Trinken tut er noch immer nichts. Ich dagegen schütte mich nur so mit Alkohol zu, dass ich alles vergesse.

Ich kann noch immer nicht glauben, dass er mich geküsst hat und dann einfach gegangen ist. Hat es ihm nicht gefallen? Hat er dadurch gemerkt, dass er mich doch nicht mag? Vielleicht hasst er mich jetzt. Vielleicht hat er gemerkt, dass ich auch so eine bin, die sich gleich küssen lässt. Aber eigentlich müsste er wissen, dass ich nicht so eine bin. Er war schließlich mein erster Kuss. Und ich glaube, der Beste den ich je in meinen Leben haben werde. Der Kuss stammt von dem Menschen, denn ich über alles liebe. Ohne den ich nicht mehr leben möchte. Doch jetzt sitze ich hier alleine und schau mir Nathan an, ob es ihm vielleicht leidgetan hat, mich stehen zu lassen. Aber ich kann nichts in seinem Gesicht erkennen.

Keine Reue!

„Bitte noch ein Glas.", bestelle ich vom Barkeeper.

Seufzend gibt er mir noch ein Glas, sagt aber, dass es mein letztes sei.

Darf ich mich jetzt etwas nicht mal mehr betrinken? Ich bin alt genug, um solche Entscheidungen selbst zu treffen, da muss ich mir sicher nicht von einem blöden Barkeeper was sagen lassen.

Ich setze das Glas an und trinke davon kräftig. Der Alkohol brennt meine Kehle hinunter. Gut schmecken tut es zwar nicht, aber angeblich soll es einem vergessen lassen. Und das will ich! Ich will vergessen, dass Nathan mich stehen gelassen hat, wie ein leeres Glas, welches man nicht mehr benötigt.

„Hier bist du, Harper!" Mary legt einen Arm um meine Schulter und kichert.

Anscheinend hat sie auch nicht gerade wenig getrunken.

Robert steht neben ihr und wirkt auch dicht.

Zu dritt machen wir uns auf den Weg zu Nathan, den ich absichtlich ignoriere.

„Wir wollen jetzt nach Hause gehen, Nathan!", lallt Mary und kann dabei nicht zu Kichern aufhören.

„Seit ihr betrunken?", fragt Nathan erschrocken.

Ach, jetzt macht er sich etwa Sorgen. Wie fürsorglich!

Bei mir war es ihm anscheinend egal, wie ich mich fühle nachdem er abgehauen ist.

„Glaubst du etwa wir trinken nur Cola wie du?", sage ich abschätzend. Der Alkohol gibt mir auf jeden Fall mehr Selbstbewusstsein. Ich hätte nie mit Nathan so geredet, wenn ich in einem nüchternen Zustand gewesen wäre.

„Uuu...Harper hat jetzt die Hosen an!", lacht Robert und drückt Mary nah an sich ran.

„Mann, wieso habt ihr denn so viel Alkohol getrunken!" Nathan's Stimme wird lauter.

Er greift nach meiner Hand und sagt: „Lass uns jetzt gehen, Harper."

„Soll ich dich etwa führen?" Ich Kichere auf.

„Harper, bitte rede nicht so. Du weißt nicht mehr, was du sagst.", versucht Nathan auf mich einzureden.

„Oh doch! Ich weiß sehr genau was ich sage und meine auch alles ernst. Ich sage dir jetzt mal was, Nathan." Ich drücke meinen Finger auf seine Brust, ehe ich fortfahre: „Du bist ein riesen Arschloch! Kein Wunder, dass du keine Freundin mehr bekommst, so wie du dich benimmst." Nathan's Griff um mein Handgelenkt wird fester.

Robert und Mary kommen auf uns zu und schleppen uns mit nach draußen. Sofort lasse ich die Hand von Nathan los und gehe ein paar Schritte von ihm weg.

An der Hand darf ich ihn führen, aber wenn ich ihn küsse ergreift er die Flucht.

So ein Arschloch!

„Robert, kannst du mich bitte an der Hand nehmen?", höre ich Nathan fragen.

Robert hat anscheinend kein Problem damit, ihn zu führen und nimmt ihn deshalb an der Hand.

Mary kommt lachend auf mich zu und legt einen Arm um meine Schulter. Zusammen laufen wir durch die Straßen und singen laut ein Lied, dass wir früher auch immer gesungen haben.

Die Jungs kommen hinter uns her und ich höre wie Robert unlogische Geschichten erzählt.

Armer Nathan!

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