Kapitel 26

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Mit unseren Koffern gehen Mary und ich zum Ausgang des Flughafens. Als die Türen sich öffnen, steht eine Menschenmasse davor. Manche halten Schilder mit Namen in die Luft, andere schreien Namen und manche lächeln nur vor sich hin.

Ein klitzekleiner Teil in mir hofft, Nathan würde ebenfalls dort stehen. Würde mir um die Arme fallen und mich küssen. Aber keiner hält ein Schild für mich hoch, keiner ruft meinen Namen.

Doch dafür wird der Name meiner besten Freundin geschrien.

Robert.

Er winkt von weiter hinten und hat ein Grinsen auf den Lippen.

Mary und ich steuern zu ihm.

Sofort fällt Mary ihm in die Arme und gibt ihm einen schnellen Kuss.
Mary sieht wunderbar aus. Sie strahlt, sie lacht. Ich dagegen schaue mit meinen blutunterlaufenen Augen und blassen Gesicht wie eine Leiche aus. Und ich fühle mich auch so.

„Hey Harper.", wendet Robert sich zu mir und lächelt mich aufmunternd an.

Zurzeit wollen mich alle aufmuntern, aber dafür ist es zu spät! Ich bin verletzt, verliebt und enttäuscht.

„Hallo.", gebe ich kalt von mir und zwinge mir ein künstliches Lächeln auf.

„Wie geht's dir?", fragt Robert.

Sein Ernst?!

Will er hören, dass es mir noch nie besser ging?

Dass ich total fröhlich bin?

Fragt er das, weil Nathan ihn darum gebeten hat?

„Scheiße!", antworte ich wahrheitsgemäß.

„Nathan geht's auch nicht besser." Robert sagt es eher zu sich selbst.

Ein gutes Gefühl macht sich ihn mir breit, weil ich weiß, dass es Nathan genauso geht.

Selbst Schuld!

„Freut mich für ihn!" Und mit diesem Satz drehe ich mich um, rufe Mary noch ein ‚Wir sehen uns' zu und schlendere dann mit meinem Koffer zu einem Taxi.

Als der Taxifahrer losfuhr, kann ich meine Tränen nicht mehr unterdrücken. Sie brechen wieder aus mir. Ich frage mich wirklich langsam, wie viele Liter ich schon geweint habe.

„Ist es wegen der Liebe, Schätzchen?", fragt der Taxifahrer und schaut mich über den Rückspiegel aus an.

Ich schnaufe laut auf und nicke dann mit meinem Kopf.

„Du bist nicht die einzige, die ich weinend vom Flughafen abhole, glaube mir.", fährt er fort.

Er versucht mir ein Lächeln über den Rückspiegel zu schenken, doch ich habe es satt von allen ein aufmunterndes Lächeln zu bekommen. Das einzige, was ich möchte ist, mit Nathan zusammen zu sein. Ihn jeden Tag zu sehen, ihn zu küssen, ihn in den Armen zu halten und ihn nie wieder gehen lassen. Ich würde ihn nie verlassen, doch er...er ist einfach ohne einen beschissenen Grund gegangen und meinte dann noch, dass ich mich neu verlieben soll.

Aber wie bitteschön stellt er sich das vor?

--

Tief ein und ausatmend stehe ich vor meiner Haustüre und wische mir nochmals fest alle Tränen weg, die ich nur für Nathan vergieße. Ich weiß, dass bringt ihn auch nicht zu mir, aber eine kleine Erleichterung macht sich in mir breit, wenn ich Tränen verliere. Einfach Wasser aus meinen Augen laufen zu lassen, damit ich mich leichter fühle.

Meine Eltern werden mich sicherlich gleich mit Fragen über die Reise löchern und möchten wissen, wie es war. Soll ich dann sagen, dass es ein wunderschöner Urlaub war? Soll ich sagen, dass ich diese Zeit für die schönste in meinem Leben betrachte?

Love Is Stronger (ABGESCHLOSSEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt