Kapitel 11

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Aller Voraussicht nach stehe ich eine Minute still da. Es kommt mir unmöglich vor, mich zu bewegen. Ich fühle mich wie festgefroren. Eine Statue, die eingemauert wurde und dabei den Mund offen hat.

„Harper?", wiederholt Nathan.

Mir ist es völlig gleich, ob Mary und Robert mich ansehen. Mich mit Blicken und Handbewegungen dazu bringen wollen, dass ich mich in Bewegung setze.

Nichts in der Welt kann mich momentan dazu bringen, wieder auf den Boden der Realität zu kommen.

Nathan will, dass ich seinen Rücken mit meinen Händen eincreme. Er will meine Hände auf seinem Rücken spüren. Er will, dass ich ihn berühre. Ich weiß augenblicklich, dass ich mir danach nie wieder meine Hände waschen werde. Geringstenfalls will es mir vornehmen.

„Aua!" Ein harter Schlag an den Kopf bringt mich sprichwörtlich auf den Boden zurück. Ich falle auf dem Boden und stoße mir hart den Kopf an. Schmerzverzehrt mache ich ein Gesicht und fasse mir an den Kopf.

Rote Flüssigkeit sehe ich nicht, aber ein Hügel deutet sich schon an.

„Oh mein Gott, Harper. Hast du dir wehgetan?" Mary kommt zu mir und hält eine meiner Hände. Auch Robert kommt auf mich zu und kniet sich neben mich.

„Was ist passiert? Hat sich Harper verletzt?", fragt Nathan erschrocken.

„Ein Ball ist auf ihrem Kopf gelandet und dann hat es sie umgehauen. Aber sie lebt, Nathan. Keine Sorge.", spricht Robert auf ihn ein und versucht ihn somit zu beruhigen.

Mit halbgeschlossenen Augen beobachte ich, wie Nathan auf mich zukommt und meine freie Hand nimmt. Er drückt sie fest zusammen, als wolle er sichergehen, dass ich noch lebe.

„Harper, wie geht es dir? Tut es sehr weh? Brauchst du irgendetwas?", löchert mich Nathan mit fürsorglichen Fragen.

„Passt schon. Mein Kopf pocht nur ein bisschen." Ich drücke seine Hand, um ihm zu verdeutlichen, dass es mir gut geht.

„Robert, kannst du bitte ein Tuch nass machen?", bittet Nathan.

Mein Herz schlägt schneller, als es sollte. Nathan kümmert sich so liebevoll um mich, als würde ich jeden Moment sterben.

Nathan's andere Hand greift unter meinen Kopf und hebt ihn achtsam an.

„Nicht erschrecken. Das kann jetzt kalt werden.", warnt Nathan mich, als er das nasse Tuch von Robert entgegennimmt und nachknüpfend auf meinen Kopf legt, wo sich schon eine leichte Beule ertasten lässt. Kurz zucke ich zusammen, während Nathan, dass mit Wasser getränkte Tuch auf die Beule legt.

Ich bringe ein leises ‚Danke' aus meinen Mund und verstärke den Druck meiner Hand um Nathan's Hand nochmals.

„Möchtest du was trinken?", fragt Mary und lächelt mir aufmunternd zu. Dabei lässt sie meine Hand los, greift nach einer Wasserflasche, öffnet sie und hält sie vor mein Gesicht. Dankend nehme ich sie und hebe leicht meinen Kopf an, wobei Nathan sofort reagiert und mich stützt, führe die Wasserflasche an meine Lippen und nehme einen kräftigen Schluck. Das Wasser fließt durch meine Kehle und lässt mich gleich wieder fitter fühlen.

„Danke. Kann ich mich bitte aufsetzten?" Ich reiche Mary die Wasserflasche zurück.

„Geht es dir denn schon besser, Harper?", will Nathan wissen. Besorgnis sehe ich ihm an. Ich finde es reizend, dass er sich Sorgen um mich macht, sich um mich kümmert, als sei ich ein kleines, hilfloses Tier, dass auf ihn angewiesen ist. Doch dabei ist er derjenige, der auf jemanden angewiesen ist, doch lieber kümmert er sich um andere.

Love Is Stronger (ABGESCHLOSSEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt