Nein, das kann nicht sein

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"Nein, das kann nicht sein." Sophia lief nun auch aufgeregt hin und her. "Ja, du hast recht...Bestimmt habe ich nur überreagiert.", sagte ich leise und mit zittriger Stimme. "Ja, denke ich auch. Du hast ja sicherlich immer...na du weißt schon...verhütet.", kam es, immernoch aufgeregt, von ihr. Ein Seufzer verließ meine Lippen und in diesem Moment blieb mein Herz für eine Sekunde stehen. Geschockt blickte ich meiner besten Freundin in die Augen. "Also hast du nicht verhütet?" "Nein." Jetzt war sie noch nervöser als vorher und blieb wie angewurzelt stehen. "Ally was machst du denn für Sachen?! Wir brauchen einen Schwangerschaftstest....sofort. Ich fahre schnell in die Apotheke und du wartest hier." Danach stürmte sie sofort aus dem Zimmer und man konnte schon kurz später eine Autotür hören.

Eine halbe Stunde später kam Sophia wieder und hatte gleich zwei Schwangerschaftstests dabei. "Nimm und geh. Schnell! Ahhhh....ich bin so nervös." Sophia drückte mir die Tests in die Hand und schob mich Richtung Bad. Mein Herz war kurz davor mir aus der Brust zu springen, so sehr pochte es. Ich war doch erst 17. Das konnte alles nicht wahr sein.
Ich schloss die Tür hinter mir und versuchte den Test aus der Verpackung zu nehmen, doch meine Hände zitterten so sehr. "Ally was machst du denn da so lange.", kam es ungeduldig von der anderen Seite der Tür. "Ich...ich kann das nicht." "Jetzt denk doch nicht so viel darüber nach."  Ich schloss meine Augen und atmete tief durch.

Langsam öffnete ich die Tür, ohne auch nur einen Blick auf den Schwangerschaftstest zu werfen. Ich wollte es gar nicht wissen. Mein Leben lief gerade so gut. Ich hatte den besten Freund überhaupt, war gut in der Schule, meine Gastfamilie war die beste Familie die man sich wünschen konnte und die Jungs und Sophia waren wie eine dritte Familie für mich. Ein Baby würde das alles kaputt machen. Vor allem meine Beziehung mit Aaron.
"Wollen wir zusammen drauf gucken?" "Ja", mehr brachte ich im Moment nicht heraus.

Der Test war negativ. In diesem Augenblick spürte ich nichts. Nicht mal eine Erleichterung, dass ich nicht schwanger war.

Warum freute ich mich nicht darüber?

Andererseits spürte ich aber auch keine Enttäuschung. Diese Sekunden, in denen ich auf das kleine Anzeigefeld des Tests sah, fühlten sich an wie Stunden, Tage, nein, als wäre die Zeit stehen geblieben. Als hätte sich die Welt aufgehört zu drehen. Das Nächste was ich wieder fühlte, waren Sophias Arme, die sich um meinen Körper schlungen und mich in eine Umarmung zogen.

Eine Stunde später fuhr sie wieder nach Hause. Sie hatte angeboten bei mir zu schlafen, aber ich wollte nur alleine sein. Es fühlte sich gerade alles so falsch an. 
Ich griff nach meinem Handy und den verknoteten alten Kopfhörern. Danach setzte ich mich an mein Fenster und hörte Musik. Auch wenn gerade alles um einen zusammenbrach, Musik half immer. Musik war die Playlist meines Lebens. Ich zumindest könnte ohne sie nicht leben. Als ich das mit meinem Ex Freund durchgemacht hatte war Musik das Einzige, was mich am Leben hielt. Musik war das Einzige was mich aufgemuntert hatte, ohne sie hätte ich mich wahrscheinlich schon längst umgebracht. Durch sie habe ich gelernt, dass es immer etwas gab, weshalb es sich zu leben lohnte. Am liebsten hätte ich mich in diesem Moment ans Klavier gesetzt und selbst ein paar Lieder geklimpert, doch die Cliffords hatten keins.

Plötzlich wurde ich aus meinem Schlaf gerissen, als jemand in mein Zimmer kam. "Ist alles okay bei dir? Ich habe dich den ganzen Tag nicht gesehen.", fragte Ethan besorgt. "Ja, es ist alles gut. Ich war nur nicht in der Stimmung aus meinem Zimmer zu gehen." "Du bist eine schlechte Lügnerin, Ally. Du weißt schon, dass du mir alles erzählen kannst, oder?", sagte er jetzt noch besorgter. Ich überlegte, ob ich ihm von der Sache mit der Schwangerschaft erzählen sollte, aber eigentlich war ja nichts, alsooo..."Es ist in Ordnung, wenn du nicht reden willst, aber manchmal ist es besser, das los zu werden, was einen bedrückt." Für einen Moment war es still und er wollte gerade wieder gehen. "Halt, bleib hier. Ich dachte ich würde lieber allein sein wollen, aber eigentlich will ich das gar nicht. Eigentlich ist ja auch gar nichts...Ich dachte nur ich...", stammelte ich. "Du dachtest was?", fragte Ethan sichtlich verwirrt nach. "Naja, ich dachte ich wäre schwanger.", sagte ich leise und hoffte, dass er es vielleicht nicht verstand. "Schwanger?!" "Ja" "Aber du bist es nicht?" "Nope." Ethan wusste nicht, was er sagen sollte und lief in meinem Zimmer rum. "Filmabend?", schmunzelte er mich an. "Nagut." "In fünf Minuten in meinem Zimmer. Ich besorg noch schnell was zu essen." Er gab mir noch einen Kuss auf die Stirn und verschwand dann.
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The next morning

Anscheinend war ich bei Ethan im Bett eingeschlafen, denn als ich aufwachte lag ich genau dort. Verschlafen guckte ich auf die Uhr und sprang sofort auf, als ich sah, dass es schon neun Uhr war. "Ethan wir haben verschlafen! Steh auf!" Nachdem er aufgewacht war, rannte ich schnell in mein Badezimmer. In zehn Minuten war ich fertig und wartete nur noch auf meinen 'Bruder'. Als dieser dann auch endlich mal fertig war fuhren wir zusammen in die Schule.

"Guten Morgen Miss Evans sind sie jetzt auch ausgeschlafen?", fragte mein Deutschlehrer genervt. "Eh ja, es tut mir leid, dass ich mich verspätet habe.", gab ich kleinlaut von mir. "Nagut, setzen sie sich."

Zum Glück war endlich Pause, ich hätte es nämlich keine Sekunde länger ausgehalten. Ich ging zu unserem Tisch. Dort saßen die anderen bereits. Sophia kam sofort auf mich zu. "Hey Süße, wie gehts dir?" "Noch genauso scheiße wie die letzten Wochen auch." "Oh man, das wird schon, aber vielleicht solltest du mal zum Arzt gehen." Ich schüttelte meinen Kopf und setzte mich neben Aaron. Ich hasste Ärzte. "Na Schatz, wie gehts dir?", fragte ich und versuchte dabei so fröhlich wie möglich zu klingen. "Gut." "Was ist denn? Warum bist du so abweisend?" "Fragst du dich jetzt ernsthaft warum ich so abweisend bin? Vielleicht liegt das ja daran, dass du mich total ignoriert hast und auf meine Nachrichten und Anrufe einfach nicht geantwortet hast.", zischte er, stand auf und lief weg. Ich lief ihm hinterher und wollte ihn aufhalten."Aaron jetzt warte doch mal. Es tut mir leid, nur ich hatte gestern halt einen totalen scheiß Tag." "Und deshalb ignorierst du mich einfach. Ich bin dein Freund du kannst mir sagen wenn irgendwas ist." Ich verstand gar nicht wirklich warum er so extrem reagierte."Ich..ich..kann dir nicht sagen was war.", versuchte ich die Sache unter den Tisch zu kehren. Mir stiegen fast die Tränen in die Augen, weil ich nicht verstand, wieso er so wütend war."Warum kannst du  mir das nicht sagen. In einer Beziehung kann man sich vertrauen. Falls du mir nicht vertraust dann können wir das ja auch gleich lassen." Ich schätze Aaron war wohl doch etwas sensibler als ich dachte."Natürlich vertraue ich dir. Akzeptiere doch einfach, dass es mir nicht gut ging und ich nicht an mein Handy gegangen bin. Das hat nichts mit dir zu tun." "Ich finde es trotzdem nicht in Ordnung von dir.", antwortete er knapp und gab mir einen Kuss auf die Wange. So schnell wie er sich aufgeregt hatte, war die Sache auch schon wieder geklärt. Danach griff er nach meiner Hand und wir gingen zurück an den Tisch. Ich war ihm dankbar, dass er nicht weiter darüber streiten wollte.

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