Tage später ging es mir immer noch genauso schlecht. Es war schon wieder Samstag und ich hatte lange geschlafen. Nachdenklich lief ich in meinem Zimmer auf und ab. Da entdeckte ich den zweiten Schwangerschaftstest, den Sophia für mich gekauft hatte. Vielleicht war ich ja doch schwanger. Es würde ja nicht schaden, noch einen zweiten Test zu machen. Also ging ich ins Bad und machte diesen zweiten Test. Da war sie wieder die Aufregung und das pochende Herz, die zitternden Hände.
Ich lief zu Ethans Zimmer und klopfte an seiner Tür. "Ja?", ertönte es von der anderen Seite. "Kann ich reinkommen?" "Ja, klar." Langsam ging ich zu ihm und fragte, ob er für mich auf den Test guckt. Er nahm den Schwangerschaftstest und schaute ihn sich an. Sein Gesichtsausdruck war nachdenklich und er fragte schließlich: "Zwei Striche sind doch negativ, oder?" Ich verfiel in eine Schockstarre. Bis ich schließlich antwortete: "Nein, positiv."
Nein, nein, nein, nein, nein, dass konnte nicht wahr sein. Ich konnte doch nicht wirklich schwanger sein. Was sollte ich denn jetzt machen? Ich konnte doch kein Kind großziehen. Ich war doch selbst noch eins.
Meine Beine wurden zu Wackelpudding und ich sank zu Boden. Meine Atmung wurde immer schneller. "Es wird alles gut?", flüsterte mir Ethan ins Ohr und hockte sich vor mich. Er suchte meinen Blickkontakt, doch ich starrte nur zu Boden. Danach umarmte er mich einfach. Wir verharrten so eine ganze Weile, bis es an der Tür klopfte. "Das Abendessen ist fe..." Liz unterbrach ihren Satz und kam auf uns zu. "Was ist denn los? Ist was passiert?", fragte sie besorgt. Ich konnte ihr nicht in die Augen schauen und wusste generell nicht, wie ich reagieren sollte.
Sollte ich ihr die Wahrheit sagen? Oder lieber doch nicht?
Nach Rat suchend sah ich zu Ethan, welcher genau wusste, worauf ich hinaus wollte und als antwort nur leicht nickte. Gut, also musste ich es ihr sagen. Doch ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. Ich holte noch einmal tief Luft, griff dann nach dem Schwangerschaftstest und hielt ihn ihr hin. Sie schien ziemlich geschockt, weshalb mirschon wieder die Tränen kamen. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen, doch Liz zog sie vorsichtig weg und mich stattdessen in ihre Arme. "Ach Schatz, was machst du nur für Sachen.", seufzte sie leicht. "Du schaffst das schon.", fuhr sie dann aber fort. "So, und jetzt gehen wir erst mal was essen. Du hast bestimmt hunger." Sie stand auf und hob mich an meiner Hand hoch. Danach verließ sie das Zimmer und rief Madison ebenfalls zum Mittagessen. Ethan kam auf mich zu und sah mich aufmunternd an. Er wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und packte mich am Handgelenk, um mich ins Esszimmer zu ziehen.
Ich war total abwesend und stocherte nur in meinem Essen rum. Außerdem konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. Als Madison kurz später aufgestanden war und wieder in ihr Zimmer rannte, saßen nur noch Liz, Andrew, Ethan und ich da. Kurz herrschte Stille. Dann warf Elizabeth einen Blick in die Runde und begann Andrew alles zu erzählen. Er wusste nicht recht wie er reagieren sollte, was ja auch verständlich war. "Wie lange bist du denn schon schwanger?", fragte Liz vorsichtig nach. Ich dachte zurück, an das einzige Mal, dass ich hier Sex hatte. Ich schluckte. "Ungefähr vier Monate." Ich fühlte mich wie eine Schlampe, wenn ich so darüber nachdachte, dass ich noch gar nicht lange hier war, als es passierte. Irgendwie total klischeehaft. Ein 17-jähriges Mädchen machte einen Austausch, traf einen gut aussehenden Typen und wurde schwanger. "Also ist eine Abtreibung ausgeschlossen. Dafür ist es ja nun zu spät. Warum bist du denn nicht früher gekommen?", kam es diesmal von Andrew. "Naja...ich habe mir doch nichts dabei gedacht, als es mir immer öfter schlecht wurde. Und viel Hunger habe ich sowieso immer. Ich bin zwar etwas dicker geworden, aber nur ein ganz kleines bisschen." Die Tränen waren mir wieder nah und ich bekam einen Klos im Hals. Darüber, dass ich jetzt nicht mehr abtreiben konnte, hatte ich noch nicht gedacht. Aber ich hätte es wahrscheinlich eh nicht getan. Der Gedanke jemandem das Leben zu nehmen, ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen, auch wenn es noch kein richtiges Leben war. Außerdem war es doch auch mein eigenes Fleisch und Blut. "Hast du es schon Aaron erzählt? Er will doch bestimmt auch wissen, dass er Vater wird.", warf diesmal Ethan in die Runde. Geschockt blickte ich ihn an und er schien langsam zu kapieren, was Sache war. "Er ist nicht...der Vater" Jetzt waren Andrew und Elizabeth total verwirrt und wussten nicht recht, was sie dazu sagen sollten. Sie hakten auch nicht weiter nach, worüber ich sehr dankbar war. "Deinen Eltern musst du es auch noch sagen. Am besten rufst du deine Mutter gleich an." Schon eilte Liz zum Telefon. Nein. Das ging nicht. Da kam sie auch schon wieder und reichte mir das Telefon. Ich wählte die Nummer von zu Hause, doch ich konnte mich nicht dazu überreden den grünen Hörer zu drücken. "Ich kann das nicht. Ich kann das meiner Mutter nicht sagen...Sie würde das nie verstehen, geschweige denn akzeptieren. Ich kenne sie." "Ally süße, du musst es ihr sagen.", meinte Andrew mit ernster, aber einfühlsamer Stimme. "Ja ich weiß, aber nicht jetzt, okay?" "Nagut, aber du kannst dem Gespräch nicht aus dem Weg gehen."
Wir unterhielten uns noch sehr lange darüber, was jetzt passieren würde. Liz hatte schon einen Termin beim Frauenarzt gemacht. Ich schätzte es so sehr, wie einfühlsam sie waren und dass sie mich unterstützen und mich auch in dieser Situation verstanden.
Als ich wieder auf meinem Zimmer war, rief ich erstmal meinen Bruder an. Ich konnte es ihm nicht verschweigen und ich war mir sicher, dass er unserer Mutter nichts erzählen würde, solange ich es nicht will.
Alaska: Hallo Nate.
Nate: Hiii, na du. Hast dich ja seit zwei Wochen schon nicht mehr gemeldet.
Alaska: Du doch auch nicht.
Nate: Stimmt, aber ich habe trotzdem an dich gedacht und dich vermisst.
Alaska: Geht mir genauso.
Nate: So und jetzt raus damit. Was ist los? Irgendwas stimmt nicht das höre ich doch.
Alaska: Ja...alsooo...
Ich begann ihm alles zu erklären und er hörte einfach nur zu. Nachdem auch dieses ewig lange Gespräch beendet war, musste ich es noch Sophia erzählen. Aber anstatt sie anzurufen, machte ich mich auf den Weg zu ihr. Ich nahm Mila an die Leine und ging los. Irgendwann war ich dann da und klingelte. Sophia machte mir die Tür auf und nahm mich freudig zur Begrüßung in den Arm. Ich war einfach losgegangen ohne ihr Bescheid zu sagen, dass ich kam, weshalb auch Noah da war. Sie sagte, dass sie ihn weg schicken könnte, wenn es wichtig war, aber das wollte ich nicht. Ich konnte es aber auch nicht länger vor meiner besten Freundin verschweigen, also erzählte ich es einfach beiden und ging dann wieder. Ich bat sie beide aber auch nichts den anderen zu sagen. Musste ja nicht gleich jeder erfahren.
Ich lief noch fast zwei Stunden mit Mila rum. Sie spielte immer wieder mit der Leine und zerrte dann an dieser. Es war einfach zu süß wie verspielt die kleine Husky-Hündin noch war. Naja, klein war übertrieben, sie war mittlerweile schon ausgewachsen. Das ging bei Hunden immer so schnell. Ja und bald, da würde ich ein Kind und einen Hund haben. Dafür war ich einfach noch nicht bereit.
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Daydreamer
RomansaAlaska Evans ist 16 Jahre alt und wird bald für ein Jahr nach Los Angeles ziehen. Da ihr Leben alles andere als perfekt ist, hier in Sydney, freut sie sich umso mehr auf den Austausch. Doch dort läuft auch nicht alles perfekt.