Denk' doch nicht so viel nach

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"Ally du hast mir versprochen, dass du heute mit deiner Mutter redest.", erinnerte mich Liz. "Ich will aber nicht." Ich hörte mich an wie ein kleines motziges Kind. "Du musst es ihr sagen. Sie wird dir schon nicht den Kopf abreißen." "Ohh, da kennst du meine Mutter aber schlecht. Sie zieht immer darüber her, wenn sie jemanden sieht die mit 16 schwanger ist. Sie sagt immer, wie man denn zu dumm sein könnte zu verhüten. Ich habe generell keine Lust mit ihr zu reden. Seit dem mein Vater und sie getrennt sind, tut sie so, als sei sie die perfekte Mutter und ich die perfekte Tochter, dabei weiß ich ganz genau, dass sie mich schon längst aufgegeben hat. Und dieses Auslandsjahr war die perfekte Möglichkeit mich loszuwerden, ohne mich wirklich loszuwerden." Ich wurde bei jedem Wort, das ich in den Mund nahm, wütender. Der einzige Grund warum sie so über schwangere Teenager herzieht, ist der, dass sie selbst erst 16 war, als sie meinen Bruder bekam. Sie wollte nie Kinder. Ich war auch nur ein Unfall. Wäre unser Vater nicht gewesen hätte sie uns bestimmt weggegeben. Wir hätten ihr ihre Freiheit genommen, sagte sie immer. Ein Teil von mir hasste sie so sehr, aber der andere Teil liebte sie, einfach nur weil sie meine Mutter war. Ich wusste aber auch, dass sie mich liebte, aber sie war einfach nicht gut darin es zu zeigen. Elizabeth war mir in den sechs Monaten hier eine bessere Mutter gewesen, als sie es all die Jahre gewesen war.

Schließlich konnte Liz mich doch noch dazu überreden, Mutter anzurufen.

Alaska: Hallo.

Mutter: Oh, Alaska, schön das du dich meldest.

Ja ist klar.

Alaska: Ich muss dir was sagen.

Mutter: Du kannst mir alles sagen. Also?

Ich erzählte ihr also alles und ihre Reaktion war wie erwartet, nicht sehr erfreut. Die Situation fing an zu eskalieren. Liz hatte mich gebeten ihr das Telefon zu geben. Sie unterhielt sich ziemlich lange mit meiner Mutter. Anscheinend konnte Liz sie tatsächlich besänftigen. Sie willigte sogar ein, dass ich nach Los Angeles  ziehen durfte. Sie wollte mich aber nochmal sprechen bevor sie auflegte.

Mutter: Alaska ich weiß, dass es falsch war gleich so wütend zu werden. Ich war auch nicht immer die beste Mutter, aber ich liebe dich und Nate trotzdem und ich will jetzt eine bessere Mutter werden. Das ist mir klar geworden, als du wegen deiner Depressionen im Krankenhaus warst. Das mit dem Kind kann man jetzt nicht wieder rückgängig machen und deshalb wäre es falsch, dir jetzt Vorwürfe zu machen. Ich will dich einfach unterstützen. Ich erlaube dir zwar nach LA zu ziehen, aber ich will nicht, dass du dich von mir entfernst. Nicht schon wieder. Nate und ich werden dir beim Umzug helfen und kurz da bleiben, also in LA.

Alaska: Wow, mom...ich...hätte nie gedacht das von dir zu hören. Es freut mich das zu hören. Ich freue mich auch schon wenn ihr beiden zu Besuch kommt.

Ich war wirklich überrascht. Ich hatte gerade eine ganz neue Seite an meiner Mutter kennengelernt. Diese Seite gefiel mir und ich freute mich tatsächlich darüber, sie wieder zu sehen.

"Welche magischen Fähigkeiten hast du, dass meine Mutter so reagiert?", fragte ich gespielt erstaunt an Liz gerichtet. "Ich weiß es nicht.", lachte diese auf und zog mich in eine Umarmung.

Später ging ich wieder auf mein Zimmer. Ich sah mir gerade einen Film an, als es an meiner Zimmertür klopfte.

"Ja?" Die Tür öffnete sich und Jack kam herein. "Was machst du denn hier?" "Ich wollte dich entführen.", meinte er und grinste mich breit an. "Wohin denn?" "Überraschung." Ich hasste Überraschungen. Eigentlich liebte ich sie, ich war nur nicht in der Stimmung. Andererseits war der Film eh langweilig und frische Luft würde mir sicherlich gut tun. "Kann ich Mila mitnehmen?" "Ja klar."  Wenn ich in LA blieb konnte ich auch Mila behalten. Das freute mich richtig.

Wir liefen ungefähr 20 Minuten, bis Jack stehen blieb. Wir standen vor einer Reihe von Häusern. Ich war verwirrt und wusste nicht, was daran eine Überraschung sein sollte. "Der Block gehört meinem Vater und normalerweise vermietet er die Häuser. Das hier ist gerade frei geworden und er würde es uns gerne überlassen." Er deutete auf das Haus direkt vor uns. Es sah aus wie all die anderen Häuser in diesem Block. Ein wirklich schönes Haus, aber... "Jack ich habe doch gesagt, dass ich nicht gleich entscheiden kann, ob ich mit dir zusammen ziehen will." "Komm' schon Ally." "Ich weiß nicht. Was ist denn, wenn du mal eine Freundin hast. Dann willst du doch mit ihr zusammen wohnen und nicht mit mir." Jack kam näher an mich ran und  sah mir tief in die Augen. "Denk' doch nicht so viel nach. Es ist ja nicht so als würden wir im selben Bett schlafen. Ich meine ich hätte kein Problem damit, aber..." Den letzten Satz sagte er so leise, dass ich ihn eigentlich nicht hätte verstehen sollen. Ich überlegte kurz und kam zu dem Entschluss, dass er recht hatte. Aber ich dachte auch darüber nach, was Aaron dazu sagen würde. Egal, er hatte schluss gemacht."Nagut, lass uns zusammen ziehen." Ich schenkte ihm ein Lächeln. "Aber du hast doch nichts dagegen, wenn Mila mit einzieht." "Nein, ich liebe Hunde.", sagte Jack glücklich und streichelte meinen Hund.

Er wollte mir das Haus noch von innen zeigen. Wir betraten es neugierig. Erst gingen wir durch den Flur und dann ins Wohnzimmer. Es war recht groß und mit Licht durchflutet. Nebenan war die Küche. Sie war schon eingerichtet und wirklich schön. Danach kamen das Bad und noch ein Raum. Die zweite Etage war genauso schön. Es gab zwei gleich große Räume, die wir als Schlafzimmer verwenden würden und einen etwas kleineren Raum als Schlafzimmer für das Kind. Außerdem gab es noch ein zweites Bad und noch einen Raum, für den wir bis jetzt noch keine Verwendung hatten. Das Haus gefiel mir wirklich sehr und es war auch recht groß. Größer als es von außen wirkte. Hinter dem Haus war sogar noch ein kleiner Garten. Es war perfekt für eine kleine Familie. Ich konnte nicht anders, als Jack vor Freude um den Hals zu fallen. Ja, ich konnte mich jetzt schon darüber freuen, dass ich mit Jack zusammen ziehen würde. Es war immerhin besser, als alleine zu wohnen. Ich war noch nie ein Einzelgänger gewesen, also gezwungener Maßen schon. Ich konnte mich sogar schon ein bisschen auf das Baby freuen. So wirklich realisiert hatte ich das jedoch noch nicht.
Es ging alles so schnell. Wenn ich wenigstens Aaron hätte, um mit ihm zu reden. Bei ihm fühlte ich mich immer so wohl und jetzt war alles vorbei.

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