Dises Gefühl von Schwerelosigkeit

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Der heutige Morgen war wie die Tage zuvor auch. Ethan und ich kamen gerade in der Schule an und liefen zu unseren Freunden. Es fühlte sich gut an, dieses Wort sagen zu können, ohne mich allein zu fühlen. 

Freunde.

Ich hatte wirklich Freunde und dafür dankte ich Gott jeden Tag aufs Neue. Es waren nicht nur irgendwelche Freunde, nein, sondern die besten auf der ganzen Welt. Man konnte ihnen vertrauen und sich immer auf sie verlassen. Außerdem waren sie alle total lustig und verrückt.

Gerade hatte ich alle begrüßt und umarmt, als Aaron zu uns kam. Er war immer bei uns, aber sprach dennoch nicht mit mir. Doch heute sah er mich an und begrüßte mich. Sofort musste ich lächeln. Es brauchte doch alles nur Zeit.
Sein Blick, seine Stimme, seine Anwesenheit, alles was mit ihm zu tun hatte löste ein Gefühl in mir aus.

Ein kribbeln.

Obwohl es weh tat ihn immer zu sehen, aber nicht mit ihm reden zu können, war ich froh ihn sehen zu können.

Er war so nah, aber doch so fern.

Ich war hin und her gerissen. Meine Gefühle waren total durcheinander und ich eben total verwirrt.

Der Unterricht war endlich vorbei und nachdem ich mich von meinen Freunden verabschiedet hatte, machte ich mich auf den Weg zum Parkplatz. Da Ethan noch nicht da war, wartete ich an seinem Auto. Gerade war ich in meinem Handy vertieft, als ich merkte, wie sich jemand näherte. Ich schaute auf und war total überrascht, von dem was ich vor mir sah. "Hey, also...wir müssen reden.", sagte er unsicher. "Ehhm...ich weiß nicht.", entgegnete ich schlicht. "Komm' schon." Er wartete kurz, bis er weiter sprach. "Ich warte heute um 18 Uhr am Strand auf dich. Bei den Steinen. Wenn du willst dann kommst du und wenn nicht, dann...halt nicht." Dann verschwand Aaron auch schon wieder.

Wieso wollte er mit mir reden? Er hatte mich doch die ganze Zeit ignoriert. Wollte er mir nur wieder vorwerfen, wie ich sein Herz gebrochen hatte? Er hatte mich auch verletzt. Doch die Distanz zu ihm und das Bild in meinem Kopf, als er mit diesem Mädchen flirtete, schmerzten am meisten.

Die ganze Fahrt über dachte ich über die Begegnung und das Treffen mit Aaron nach.

Was wollte er mir bloß sagen?

Aber noch viel mehr beschäftigte mich die Frage, ob ich überhaupt hingehen sollte. Meine Gedanken wurden unterbrochen, als wir zu Hause ankamen. Ich stieg aus dem Auto, ging in die Villa, nahm mir einen Apfel aus der Küche mit und verschwand dann auch schon wieder in meinem Zimmer. Ich schmiss meine Tasche in die Ecke und warf mich erschöpft auf das Bett.
Ich war zu dem Entschluss gekommen, mich mit Aaron zu treffen. So schlimm würde es bestimmt nicht werden. Außerdem war ich viel zu Neugierig, um nicht hinzugehen. Bevor ich das Haus verließ, sagte ich noch Liz und Andrew bescheid, dass ich ging. Schnell schnappte ich mir meine Vans und eine Jacke, zog diese jeweils an und ging aus dem Haus. Ich war etwas spät dran, weshalb Aaron schon auf mich wartete. "Hallo." "Du bist gekommen.", meinte Aaron mit einem Lächeln auf den Lippen. "Ja, hier bin ich, also was wolltest du mit mir bereden?", fragte ich gespannt. "Ich wollte über uns reden.", er machte eine kurze Pause und sah mir in die Augen. "Ich glaube dir, dass das nichts ernstes war. Ich brauchte nur Zeit um das zu verkraften. Jack ist einer meiner besten Freunde und du bist das Mädchen, für welches ich Gefühle habe und das hat es mir noch schwerer gemacht.....Das was du neulich abend gesagt hast, meintest du das auch so?", sein Blick wich nicht eine Sekunde von meinen Augen. "Klar hab ich das ernst gemeint. Jedes einzelne Wort." Ich konnte sehen wie sich langsam wieder ein Lächeln in seinem Gesicht bildete und ich konnte nicht anders, als ihn ebenfalls anzulächeln. "Also sind wir wieder Freunde?", fragte er mit zittriger Stimme. Darüber musste ich keine Sekunde nachdenken. "Ja." Wir kamen uns näher, bis er seine Arme um mich schlang. Auch ich legte meine Arme um ihn. Es war eine lange und innige Umarmung und es fühlte sich einfach gut an. Sein Körper war warm und er roch gut. Dies ließ das Kribbeln in mir noch stärker werden. "Ich hab dich vermisst.", murmelte ich gegen seine Schulter. "Ich dich noch mehr."

Doch diese eine Sache ging mir immer und immer wieder durch den Kopf. Ich musste ihn einfach fragen. "Auf der Party, da hab ich dich gesehen. Ich wollte mir gerade was zu trinken holen und dann standest du da. Du warst aber nicht alleine. Ihr saht sehr vertraut aus und sie hatte ihre Arme um dich geschlungen. Du sahst nicht abgeneigt von ihr aus und ihr habt geflirtet. Wer ist das Mädchen? Lief da was?", meine Stimme wurde immer leiser und meine Stimmung immer trauriger. Er sah aus, als wüsste er nicht was er sagen sollte. "Das war Leigh-Ann. Ich kenne sie von füher, also wir waren mal befreundet. Um ehrlich zu sein, war sie sogar mal meine feste Freundin. Das war meine erste und einzige Beziehung. Wir waren für etwa ein halbes Jahr zusammen. Dann hat sie sich total verändert und ich habe schluss gemacht. Kurz danach ist ihre Familie nach London gezogen und seitdem hatte ich sie nicht mehr gesehen. Das war vor einem Jahr. Auf der Party hab ich sie dann wieder gesehen und wollte ihr hallo sagen, aber sie war schon total betrunken und konnte kaum noch stehen. Sie hat sich gleich um meinen Hals geworfen und mich angemacht, mit mir geflirtet und so. Sie wollte mich ständig küssen. Ich wollte ja gehen, aber ich hatte irgendwie ein schlechtes Gewissen, weil sie so besoffen war und hätte ich sie von mir weg gestoßen, wäre sie wahrscheinlich umgekippt. Also habe ich mich um sie gekümmert und ihr beim brechen die Haare zurückgehalten,..wie das halt so ist. Aber zwischen uns ist nichts gelaufen, das verspreche ich dir.", erklärte er mir aufrichtig und in seinen Augen konnte ich erkennen, dass er es ernst meinte und es nicht gelogen war. Diese Augen konnten nicht lügen.

Eine Weile saßen wir noch da, redeten und alberten rum, bis mir eine Idee kam. Ich sprang auf und zog Aaron mit mir. "Komm' mit." Ich lief zu der Klippe, an der Sophia und ich schon einmal runter gesprungen waren. Ich blieb stehen und schaute den Jungen vor mir mit großen Augen an. Dann sah ich die Klippe hinunter. "Du willst da aber jetzt nicht runter springen oder?", fragte Aaron skeptisch nach. "Doch und du auch." "Lass' mich überlegen....ehhm...nein. Ich werde da nicht runter springen.", kam es von ihm nur und er machte ein paar Schritte zurück. "Och bitte, ich habe das schon mal gemacht. Es war einfach unglaublich. Dieses Gefühl von Schwerelosigkeit und Freiheit während dem Fall ist einfach unbeschreiblich. Es ist auch gar nicht so hoch wie es aussieht.", schwärmte ich. Aaron bewegte sich wieder etwas weiter nach vorne, bis er schließlich herunter schauen konnte. Er nahm sich einige Sekunden Zeit zum Überdenken. "Nagut.", sagte er so leise, dass ich es gerade so noch hören konnte. Augenblicklich griff ich nach seiner Hand und sprang. Das Wasser war noch sehr warm, obwohl es schon nach 19 Uhr war. "Und? Wie war es?", fragte ich adrenalindurchströmt nach. "Du hast recht es ist unbeschreiblich, das Gefühl und der Adrenalinschub." Er staunte noch völlig außer Atem vor sich hin.

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