"Man siehst du scheiße aus.", lachte Ethan neben mir auf und schaute mich kurz an, richtete seinen Blick dann aber wieder sofort auf die Straße. Er war ein sehr konzentrierter Autofahrer. "Danke.", antwortete ich sarkastisch. Schön dass er es nochmal erwähnte, nicht."Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Also ich war gestern nochmal bei Aaron und habe ihm alles erzählt." "Oh verdammt, wie hat er denn drauf reagiert?" "Naja, also er hat nicht viel gesagt und mich dann gebeten zu gehen. Er hat das in so einem beunruhigend stillen Ton gesagt. Ich...hab Angst, dass er jetzt Schluss macht.", seufzte ich lauft auf.
Wir hielten auf einem der Parkplätze vor der Schule, stiegen aus und steuerten auf unseren Tisch zu, an dem schon fast alle saßen. Heute waren wir mal wieder spät dran. In fünf Minuten würde der Unterricht schon anfangen.
"Wo ist Aaron?", fragte ich die Jungs besorgt. "Der hat geschrieben, dass er krank ist. Hat er dir nicht gesagt, dass er heute nicht kommt?" Matt guckte mich verwundert an und ich antwortete nur mit einem schlichten: "Nein". Danach wollte ich gerade gehen und meine Bücher aus dem Spint holen, als Jack plötzlich um die Ecke kam. Ich lief sofort zu ihm hin."Jack was ist mit dir passiert?", fragte ich und betrachtete mir das blaue Auge etwas näher. Ich hatte da ja schon so eine Vermutung. "Frag' doch deinen Freund." Er klang richtig wütend. "Maaan, warum müsst ihr Jungs euch immer prügeln?!" "Keine Ahnung, er stand auf einmal vor meiner Haustür, hat mich geschlagen und ist einfach wieder abgehauen. Er hat nicht mal gesagt was los ist." Jack spannte vor Wut seinen Unterkiefer an und presste dann noch ein leises "Arschloch" heraus. So wütend hatte ich ihn noch nie erlebt. Aaron hatte ihm anscheinend nichts gesagt. Jack sah mir tief in die Augen, als würde er durch mich hindurch sehen wollen. "Komm' mit.", forderte er mich dann auf und gab mir ein Zeichen, dass ich ihm folgen sollte. "Aber der Unterricht hat doch angefangen." " Scheiß drauf." Ich dachte nicht lange nach und ging mit ihm. Wir stiegen in sein Auto und fuhren los. Wohin wusste ich nicht. Ich wusste, dass er gemerkt hatte, dass mich etwas beschäftigt. Ich wusste auch, dass er mit mir abgehauen war, um mich aufzumuntern. Er kannte mich so gut und wir waren als Freunde total zusammengewachsen. So dachte ich zumindest. Wenn er jetzt die Wahrheit erfahren würde, würde sich das bestimmt ändern."Jack wo fahren wir hin?" Ich war so neugierig. Dennoch plagte mich das schlechte Gewissen. "An deinen Lieblingsort, aber erst holen wir uns noch was zu Essen." Kurz darauf hielten wir bei einem Bäcker. "Ich hol' schnell was. Willst du was bestimmtes?", fragte er nach, während er schon aus dem Auto stieg. "Nope, überrasch mich."Wir liefen quer über den Strand und steuerten auf die großen Felsen zu. Ich setzte mich hin und biss genüsslich in meinen Donut. Jack tat es mir gleich. Wir redeten ein wenig und hatten echt Spaß, aber ich musste es ihm nun sagen. Immerhin hatte er ein Recht zu erfahren, dass er Vater wurde. "Jack?" "Ja?" "Ich weiß warum Aaron dich geschlagen hat.", gab ich kleinlaut zu. "Warum?" Seine Blicke löcherten mich. "Weil ich ihm erzählt hab, dass ich schwanger bin." Er zog verwirrt eine Augenbraue hoch. "Und warum schlägt er mich dann? Ich hab doch gar nichts damit zu tun." "Ehmm...also..Aaron und ich hatten noch keinen Sex." Jack schien nicht zu kapieren, bis ihm dann schließlich doch ein Licht auf ging. "I-ich bin der Vater, stimmts?", stotterte er. "Ja." Wieder pochte mein Herz wie wild und meine Hände zitterten.
Eine Weile blieb es still und ich konnte hören, wie Jack nur noch schwer atmete. "Wie fühlst du dich?", fragte er vorsichtig. "Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Wie fühlst du dich?" Ich sah ihn an und konnte einzelne Tränen erkennen, die ihm die Wange runter liefen."Ich weiß es auch nicht. Da ist so viel, was ich gerade fühle." Wir saßen beide da und weinten leise vor uns hin. Ich rückte näher zu ihm und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Daraufhin legte er seinen Arm um mich und zog mich näher an sich, so dass er seinen Kopf noch an meinen lehnen konnte. Er reagierte ganz anders als ich es erwartet hatte. Er machte zwar keine Freudensprünge, was ich auch nicht erwartete, aber war einfühlsam und versändnisvoll. Das war genau das, was ich gerade brauchte.
Ich verlor die Zeit aus den Augen, aber wir mussten eine Ewigkeit so da gesessen haben. Ich fand es gut, dass er nicht gleich abhaute und sich auch um das Kind kümmern wollte. Es sollte ja nicht ohne Vater aufwachsen."Ich will, dass du weißt, dass ich immer für dich und das Baby da sein werde.", sagte Jack nach einer Weile. Ich glaubte er wäre ein guter Vater. Jack rappelte sich wieder auf und wirkte neugierig, fast glücklich."Wem hast du es denn schon alles erzählt?""Liz, Andrew, Ethan, Sophia, Noah und Aaron wissen es. Mein Bruder weiß es auch.""Dann können wir es doch auch den anderen erzählen oder?" Überrascht über seinen Tatendrang antwortete ich schlicht: "Nein.". "Früher oder später erfahren sie es eh.", entgegnete Jack verständnislos."Oh Gott wenn das eure Fans erfahren, dann bin ich die meist gehasste Person auf der Welt. Dann bin ich ein toter Mensch, weil ich mit dem besten Freund von meinem Freund geschlafen habe und dann auch noch ein Kind von ihm bekomme." Die Panik erwacht in mir erneut. Das ging doch nicht. Ich und ein Kind. Nein."Die Öffentlichkeit muss es doch nicht gleich erfahren." Jack war im Gegensatz zu mir recht gelassen."Die bekommen doch eh immer alles mit, ob man will oder nicht.""Dann werden sie mich aber auch hassen." Ich wusste, dass er versuchte mich zu beruhigen, aber es klappte nicht."Meinst du Aaron verzeiht mir?" Jacks Lächeln verschwand und er sah auf den Boden, als würde da gerade etwas total spannendes ablaufen. "Ja klar, er liebt dich doch." Jacks Stimme klang plötzlich ganz anders und nicht mehr so unbeschwert. "Ja, aber ich weiß nicht." Er sah mich an und zog seinen linken Mundwinkel leicht hoch."Wie könnte man so jemandem wie dir denn nicht verzeihen." Er nahm meinen Kopf in seine Hände und richtete ihn so, dass ich ihm direkt in die Augen schaute. Wir sahen uns einfach nur an."Weißt du eigentlich wie wunderschön du bist?"Was sollte ich denn darauf antworten?! Hatte er Gefühle für mich?
"Jack..ich.." Jack schüttelte den Kopf."Ja, tut mir leid. Versteh' das jetzt nicht falsch." "Ich denke wir sollten jetzt gehen.", sagte ich und ging auf direktem Weg zurück zum Auto. Jack folgte mir Wortlos. Die Fahrt war merkwürdig. Es war so still und unangenehm. Bis ich die Stille unterbrach. "Danke." Er runzelte seine Stirn und sah mich fragend an. "Wofür." "Na für das Kompliment eben. War doch eins oder?" Ich wollte nicht, dass dieser Satz zwischen uns stand. So etwas konnte man doch zu einer Freundin sagen. "Ja klar war das eins.", schmunzelte er. Er sah so süß aus wenn er so leicht lächelte. Er hatte dann immer diese kleinen Grübchen neben den Mundwinkeln. "Bis morgen.", rief ich ihm noch nach, als ich zur Haustür lief. Vielleicht wollte er mir ja wirklich nur ein harmloses Kompliment machen, um mich aufzumuntern. Da musste ja nicht immer mehr dahinter stecken.
Sofort kam Ethan auf mich zu. "Wo verdammt nochmal warst du? Wieso warst du nicht in der Schule? Muss ich mir Sorgen machen?" Ich verdrehte meine Augen. Er musste ja nicht gleich so übertreiben. Er hatte einen sehr ernsten Gesichtsausdruck. "Ich war mit Jack unterwegs." "Während der Schulzeit?" Warum regte er sich denn so auf, so schlimm war es jetzt auch nicht. "Ja. Wir mussten reden und ja, dann sind wir halt an den Strand gefahren." Nachdem wir das endlich ausdiskutiert hatten ging ich auf mein Zimmer.
Ich war gerade total in ein Buch vertieft, als es an der Tür klopfte. "Ja, komm' rein.", rief ich der Person zu, die mich gerade aus meiner Büchertraumwelt riss. "Aaron?" Sofort sprang ich auf und ging auf ihn zu. "Wir sollten reden."
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Daydreamer
RomanceAlaska Evans ist 16 Jahre alt und wird bald für ein Jahr nach Los Angeles ziehen. Da ihr Leben alles andere als perfekt ist, hier in Sydney, freut sie sich umso mehr auf den Austausch. Doch dort läuft auch nicht alles perfekt.