Ich dachte gerade daran, wie schön es doch wäre jetzt am Strand zu liegen und einfach mal gar nichts zu tun. Ich hatte den ganzen Stress, den ich in letzter Zeit hatte, satt.
Es war die Zeit kurz vor den Sommerferien und deshalb standen wieder viel zu viele Arbeiten an. Das hieß lernen, lernen und nochmal lernen. Aber es war nicht nur die Schule, die mich stresste, denn vor einigen Wochen kam mein Vater ins Gefängnis. Er war betrunken Auto gefahren und hatte dabei einen Menschen angefahren. Danach begann er Fahrerflucht. Der Mann, den er angefahren hatte, liegt noch immer im Koma. Kurz bevor der Unfall passierte hatten meine Eltern einen riesen Streit, was auch der Grund war, weshalb mein Vater so viel getrunken hatte. Eigentlich fand er immer einen Grund zu viel zu trinken.
Als wäre das nicht schon genug, hatte ich gestern auch noch einen riesen Streit mit Anna, meiner besten Freundin. Sie war so gut wie meine einzige Freundin. Ich war eine Außenseiterin, was sich vor allem nach der Geschichte mit meinem Vater nicht besserte, ganz im Gegenteil. Die Leute redeten deshalb schlecht über mich, obwohl ich gar nichts dafür konnte."Alaska!", riss mich mein Bruder genervt, da ich ihm keine Beachtung schenkte, aus meinen Gedanken. "Was!?", antwortete ich verwirrt. "Was möchtest du denn haben?".
Wir standen gerade in Starbucks in der Schlange und ich wusste natürlich schon was ich bestellen wollte. Ich bestelle bei Starbucks eigentlich immer einen Java Chip Choclate Cream Frappuccino. Eigentlich müsste er das inzwischen wissen.
Schließlich bestellte mein Bruder für uns beide und wir setzten uns an einen freien Tisch am Fenster. Von dort konnte man mitten in die Stadt sehen. Eigentlich war Sydney eine wunderschöne Stadt, doch mittlerweile konnte ich dort keinen schönen Fleck mehr entdecken. Alles schien so düster, dreckig und überfüllt. Ich wollte so gerne von dort weg."Worüber hast du eben so intensiv nachgedacht?"
"Ach,..nichts.", entgegnete ich.
"Wünschst du dir auch manchmal einfach irgendwo anders zu sein?"
"Ja, Strand wäre jetzt nicht schlecht.", lachte ich auf.Wir unterhielten uns eine ganze Weile und lachten zusammen. Es war schön mal wieder Zeit mit ihm zu verbringen, weil ich ihn, seit dem er ausgezogen ist, nicht mehr so oft sah. Ich hatte ihn vermisst. Er und Anna waren die einzigen Personen, denen ich mich anvertrauen konnte und bei denen ich einfach ich selbst sein konnte.
Es war schon spät geworden und er fuhr mich nach Hause. Er kam noch kurz mit rein und unterhielt sich mit unserer Mutter. Ich ging jedoch gleich in mein Zimmer. Da ich so müde war, entschied ich mich direkt dazu, duschen zu gehen und mir dann meine Zähne zu putzen, damit ich mich danach direkt ins Bett legen konnte. Eigentlich wollte ich noch Vokabeln lernen, aber ich hatte dann doch keine Lust mehr.
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The next morningMein Wecker riss mich aus meinem Schlaf. Es war jetzt halb sieben und ich hatte noch genug Zeit mich fertig zu machen. Schnell packte ich meinen Rucksack und zog mich anschließend um. Heute entschied ich mich für eine helle Jeans, mit Löchern an den Knien, ein schlichtes weißes T-shirt und ein kariertes Hemd, welches ich mir um die Hüfte band. Zufrieden mit meinem Outfit ging ich runter in die Küche, wo ich mich gleich an den Tisch setzte und den Eiskaffee trank, den meine Mutter bereits für mich gemacht hatte. Seit der Sache mit Papa, versuchte sie immer alles richtig zu machen und war total fürsorglich. Es war mir irgendwie unagenehm, weil ich genau wusste, dass sie das nur machte, weil sie dachte ich komme damit nicht klar. Ich tat ihr leid. Aber ich kam damit schon ganz gut alleine zurecht...dachte ich zumindest.
Als ich fertig ausgetrunken hatte, ging ich ins Bad, putzte mir die Zähne und kämmte meine blonden Haare, welche ich wie eigentlich immer offen und leicht lockig über meine Schultern fallen lies. Danach trug ich noch Mascara auf. Mehr schminke ich mich meistens nicht. Ich finde es viel schöner wenn Makeup näturlich gehalten ist. Außerdem bin ich viel zu faul um mich aufwendig zu schminken und das auch noch früh am Morgen.
Genau um viertel nach sieben verließ ich das Haus und lief wie immer zur Bushaltestelle. Ich genoss die frische Luft. An der Bushaltestelle angekommen musste ich nicht lange warten bis der überfüllte Bus vorfuhr. Im Bus quetschte ich mich durch, um an den einzigen freien Platz zu gelangen. Er war am Fenster und ich sah durch die verschmierte Scheibe. Ich stöpselte mir meine weißen Kopfhörer in die Ohren und machte Musik an. Musik war für mich wie ein Lebensretter. Sie bedeutete mir einfach viel, weshalb ich auch Gitarre und Klavier spielte. Mit Musik kann man einfach abtauchen, in eine andere Dimension, in der sich kein anderer befindet.Der Unterricht war heute wiedermal total langweilig und der Tag zog sich wie Kaugummi. Den Vokabeltest hatte ich verhauen. Eigentlich war ich eine recht gute Schülerin, doch diesmal gingen mir diese Vokabeln einfach nicht in den Kopf. Ich fühlte mich wie ausgebrannt. Außerdem verbrachte ich den ganzen Tag alleine, also die Pausen. Anna lies sich kein einziges Mal blicken und meine Kontaktversuche blockte sie total ab. Normalerweise war das gar nicht ihre Art. Sie war überhaupt nicht nachtragend und einen Streit hatte sie immer am nächsten Tag schon wieder verdrängt.
In der zweiten Pause setzte ich mich in eine Ecke auf den Boden. Tzia, so ist das halt ohne Freunde. Dort aß ich in Ruhe mein Brot und versank mal wieder in einen meiner Tagträume. Ich war eine totale Tagträumerin und eigentlich immer in Gedanken versunken. Ich denke dann immer über alles mögliche nach und träume davon, wie ich meinem Traummann begegne oder so etwas.Ich hatte die Pausenglocke gar nicht gehört und musste mich total beeilen, um noch rechtzeitig in den Unterricht zu kommen.
Zum Glück sind bald Ferien und dann ist meine Zeit hier an der High School beendet. Ich war zwar erst 16, aber das letzte Jahr der High School würde ich, als Austauschjahr, in Los Angeles verbringen. Ich freute mich schon so sehr endlich mal aus Sydney raus zu kommen. Der Abschied würde mir bestimmt nicht besonders schwer fallen, denn Freunde hatte ich hier eh fast gar keine und eine Auszeit von meiner Familie könnte ich auch gut gebrauchen.
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Daydreamer
Roman d'amourAlaska Evans ist 16 Jahre alt und wird bald für ein Jahr nach Los Angeles ziehen. Da ihr Leben alles andere als perfekt ist, hier in Sydney, freut sie sich umso mehr auf den Austausch. Doch dort läuft auch nicht alles perfekt.