Take Fourteen - Der Schlussstrich.

136 8 0
                                    

Ich hasse und ich liebe.

Warum ich das tue, fragst Du vielleicht.

Ich weiß es nicht;

aber dass es so ist, das fühle ich, und es reißt mich entzwei.

- Gajus Valerius Catull.

JADE – New York || Für einen kurzen Moment sah ich ihn einfach nur an und sagte kein einziges Wort. Vielleicht lag es daran, dass ich zu erschrocken davon war, dass Niall auf einmal genau vor mir stand oder dass ich doch nicht meinen Rückzug antreten konnte.

Mittlerweile war es auch egal, denn mein Schicksal hatte die Entscheidung für mich getroffen.

Ein großer Kloß hatte sich in meinem Hals gebildet, der mich daran hinderte zu sprechen. Ich öffnete den Mund einen Spalt weit, dann stockte ich und schloss ihn wieder. Leider war genau das einer dieser Momente, wo ich nicht mehr wusste, was ich sagen sollte, obwohl mein Hirn es mir innerlich schon entgegenschrie. Deshalb schwieg ich und wartete bis Niall sich vielleicht dazu entschlossen hatte, mit mir zu reden.

„Ich hätte es dir sagen müssen", lauteten schließlich seine ersten Worte an mich.

Ich versuchte meine Emotionen hinter einer Mauer zu verstecken. Es war besser ihm nicht zu zeigen, wie ich mich in Wirklichkeit fühlte: Nämlich zutiefst verletzt und enttäuscht.

„Hättest du tun sollen."

Seine Augen strahlten pure Unsicherheit aus und seit langem freute ich mich darüber, dass ich nicht die Einzige war, die nicht wusste, was sie tun geschweige denn sagen sollte. Doch ich verschloss meine Emotionen und verschränkte die Arme: „Weiß sie es wenigstens?"

Seine Antwort überraschte mich nicht. „Nein, sie weiß es nicht."

Ein Schnauben entfloh meinem Mund: „Das ist mal sowas von typisch! Wieso müsst ihr Männer in Wahrheit eigentlich doch so alle gleich sein!" Den leicht wütenden Unterton versuchte ich gar nicht zu verbergen, denn hinter der Enttäuschung, meinem gebrochenen Herzen und den stummen Schreien verbarg sich kochende Wut.

„Ihr glaubt wohl, ihr könnt lügen und betrügen wie es euch gefällt, ohne darauf zu achten, ob ihr nicht mit eurem Verhalten andere verletzt! Hauptsache die Männer haben es bequem, damit die Frauen schön hinter euch aufräumen dürfen!"

„Jade ..."

Nein, jetzt war das Fass am überlaufen.

„Kein Jade... Niall! Ich habe einfach keine Lust mehr, kannst du das nicht verstehen? Ich habe jetzt fast ein halbes Jahr gewartet, habe dich angerufen und dir Nachrichten geschrieben, damit ich weiß, was Sache ist, aber du hast alles ignoriert und dich auf deinem kleinen Kontinent versteckt! Dann sehe ich dich auf einmal mit dieser Frau und dann ist mir klar geworden, wie naiv ich eigentlich war."

Damit war es raus.

Ich versuchte meine Fassade aufrecht zu erhalten, aber sie bröckelte, das merkte ich langsam. Stetig musste ich versuchen, nicht loszuschreien oder loszuheulen – vielleicht auch beides gleichzeitig.

„Und ich finde, du solltest es ihr sagen, denn sie hat ein Recht darauf es zu erfahren", fügte ich hinzu und er fuhr sich durch die Haare: „Ich weiß, aber das kann ich nicht."

„Wieso nicht?"

Darauf gab er mir keine Antwort.

Ich wendete den Blick von ihm ab und starrte einen anderen Punkt an. In meinem Kopf lief alles gerade wie auf einer Achterbahn, nur handelte es sich um eine Achterbahn, die kein Ende fand. Mir wurde schwindelig davon, aber das Gefühl konnte ich nicht abstellen.

Larmoyanz  | n.hWo Geschichten leben. Entdecke jetzt