Mißgeschicke sind wie Messer; sie können uns nützen oder schaden, je nachdem, ob sie sie beim Griff oder bei der Klinge nehmen.
- James Russell Lowell
JADE – London || Das hier war wahrscheinlich einer meiner größten Fehler meines Lebens gewesen. Natürlich, die naive Jade geht zu einer Party, in der Hoffnung sich die Birne wegzusaufen und die Sau rauszulassen, hm? Aber nein, sie hat nicht die ganzen besoffenen Typen gesehen, die sie begafft haben, und jedes Mal, wenn sie sich einen weiteren Drink runtergekippt hat, gelacht und gejubelt haben, als wäre das Spaß, was sie machte.
Wenn sie nur wüssten...
Und wie hat das geendet? Natürlich, ich bin heulend rausgerannt und habe mich für zwei Stunden hinten beim Hintereingang verschanzt.
Ich war das naivste Mädchen der ganzen Welt.
Es war so schlimm mit mir.
Manchmal fragte ich mich, wie die anderen Mädels es mit mir aushielten. Ich heulte. Andauernd. Ich war eine Nervensäge. Ich wollte alles wissen, überall meine Nase in Gelegenheiten anderer Leute reinstecken. Vielleicht hatte Sam ja damals deswegen mit mir Schluss gemacht. Ganz ehrlich, verübeln tat ich es ihm nicht. Ich hasste mich sogar selber.
Mit einer zitternden Hand wischte ich mir die kommenden Tränen von der Wange. Ich schaffte es mich einigermaßen zu beruhigen und mir ein Taxi zu rufen. Der Taxifahrer war sogar so nett, mir ein Taschentuch zu reichen, weil meine leer gegangen waren. Ich lächelte ihm leicht dankbar zu und wischte die nächsten Tränen weg.
Aus meinem Vorsatz, kein Alkohol mehr zu trinken, war auch gar nichts mehr geworden. Ich sollte doch zu Eiscreme und schnulzigen Liebesfilmen wechseln.
An mir zogen die großen Wolkenkratzer vorbei, doch ich registrierte es gar nicht. Ich hing mit meinen Gedanken in dem Club fest. Perrie wäre jetzt wahrscheinlich riesig stolz auf mich, dass ich diesem Typen mein Glas über den Kopf geschüttet habe, als er mir hinterhergepfiffen hat, aber ich selber fühlte mich total schlecht.
„So, wir sind da." Der Taxifahrer drehte sich zu mir um, ein aufmunterndes Lächeln aufgesetzt. Ich drückte ihm das Geld für die Fahrt in die Hand und stieg aus. Meine Wohnung fand ich genauso wieder, wie ich sie verlassen hatte. Pizzaschachteln, haufenweise Krimskrams, Taschentücher sowie unzählige Hüllen von DVDs und noch so einiges mehr lagen verstreut auf dem Boden in meiner Wohnung. In meinem Schlafzimmer lagen noch meine Klamotten von den letzten paar Tagen rum und meine Ladekabel von gefühlten tausend Handys. Das könnte vielleicht daran liegen, dass ich das Zeug dazu habe diese Dinger ständig zu verlegen und sie nie wieder mehr zu finden. In der Küche war es ganz schlimm. So schlimm, dass ich gar nicht hineingehen wollte, weil dort eigentlich alles voller benutzter Teller und Gläser war, leere Cornflakeschachteln und was weiß sonst noch rumflog.
Stumm ließ mich an meiner Wohnungstür auf den Boden gleiten und starrte zu meinem persönlichen Chaos.
Perrie hatte sich schon ein paar Mal beschwert und hätte beinahe selber den Putzlappen zur Hand genommen, wenn ich ihr nicht versprochen hätte, ich würde es in den nächsten Tagen erledigen. Naja, diese nächsten Tage waren jetzt schon anderthalb Jahre her. Niall war bisher immer der Einzige von all meinen Freunden gewesen, der sich nicht daran gestört hatte, weil seine Wohnung nicht viel besser sah. Wir hatten halt beide diesen Chaoten-Tick.
Als ich im Stillen seinen Namen wieder dachte, merkte ich, wie mein Herz einen Satz aussetzte und dann weiterschlug.
Ich vermisste ihn.
Diese Erkenntnis hatte schon länger in mir geschlummert, aber ich hatte sie immer hartnäckig aus meinen Gedanken gedrängt.
Ich vermisste es, wie er manchmal abends in meine Wohnung geschneit war, um mit mir kurzerhand Grease oder sonst einen seiner Lieblingsfilme zu schauen oder einfach, weil ihm langweilig war und ich diejenige war, die ihm immer zugehört hatte. Selbst wenn er irgendeinen Quatsch geredet hatte, dessen Zusammenhang selbst Gott nicht verstanden hätte. Ich vermisste es einfach, dass er mich in den Arm nahm, wenn es mir nicht gut ging oder mein Leben einfach nicht so sein sollte, wie ich es mochte.
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Larmoyanz | n.h
Fanfiction"Jemandem dein Herz zu schenken, ist das größte Geschenk und die schwerste Sünde zugleich." ©maybeimyou. 2015