Du und ich - wir sind eins.
Ich kann dir nicht wehtun, ohne mich zu verletzen.
- Mahatma Gandhi
NIALL – Über dem Atlantischen Ozean || Den Flug mit einem durchgeknallten Paradiesvogel, einem an Liebeskummer leidenden Waschlappen und einem besten Freund, der so laut schnarchte, dass man beinahe denken könnte, er wäre ein Bär und Riese zusammen, zu verbringen, hörte sich vielleicht gar nicht so schlimm an, aber es war tausend Mal schlimmer, als es sich anhörte.
Harry war im wahrsten Sinne des Wortes der Paradiesvogel. Ich verstand nicht, wieso jemand auf diesen komischen Hippie-Stil stehen konnte – diese ganzen Blumen auf seinem Hawaiihemd. Zum kotzen.
Dann gab es da noch Liam, der sich in die hinterste Ecke seines Sitzes verkrümelt hat und gedankenlos aus dem Fenster starrte. Wahrscheinlich dachte er darüber nach, wie es dazu kommen konnte, dass Sophia und er nun getrennte Wege gingen. Sonderlich warm gewesen war ich zwar mit Sophia nie, aber meinen besten Freund so leiden zu sehen, zog einen doch in gewissem Maße mit.
Louis hatte die Kopfhörer aufgesetzt, die Musik auf volle Lautstärke gestellt und schnarchte in einer Montur durch, als hätte er gefühlte Jahre nicht schlafen können. Er hatte mich mit seinem Geschnarche von meinem Platz vertrieben, er hatte sogar jetzt den ganzen Vierer für sich alleine. Mark hatte es auch keine Sekunde länger ausgehalten.
Und zu guter Letzt gab es da noch mich – oder zumindest die angenervte, übermüdete und gelangweilte Version von mir. Mein Handy hatte den Geist aufgegeben, als wir den Jet bestiegen haben und einen MP3-Player hatte ich nicht dabei. Wer hätte auch daran denken können, dass das scheiß Ding genau jetzt kaputt geht?
Die Sonne war bereits untergegangen, ein paar Wolken zogen am Fenster vorbei, ansonsten hatte man eine grandiose Sicht auf die unzähligen Sterne am Himmel.
Abgesehen von Louis' Schnarchen und seiner Musik war es leise. Harry verzog sich kurzerhand in das hintere Abteil des Jets, um schlafen zu gehen. Ich war zwar todmüde, aber ich verspürte nicht den Drang zu schlafen.
Mein Kopf war so voller Gedanken und ich schaffte es einfach nicht, sie alle zu sortieren. Noch gestern hatte ich mit Melissa telefoniert, aber sie war so merkwürdig gewesen, dass es mir im ersten Moment gar nicht aufgefallen war. Jetzt stellte ich mir natürlich die Frage, ob irgendetwas war, wovon ich nicht wusste, oder ob sie nur einen schlechten Tag hatte.
Ich hasste es, wenn man zehntausend Kilometer entfernt voneinander war, man aber auch keine Zeit, um zum anderen zu fliegen. Dann gab es noch die Zeitverschiebung von ca. 10 Stunden.
Es war nicht einfach, wenn zwischen einem die halbe Welt lag.
Als man uns sagte, dass wir in New York auftreten würden, waren wir alle wunschlos glücklich – Louis eher weniger, er würde wieder Brianna an den Fersen kleben haben.
Was tat man nicht alles für seinen Sohn...
Im Nachhinein fand ich es absolut toll, wieder singen zu dürfen, nur... Ich war nach der Meinung meines Bruders vielleicht ein wenig zu emotional aufgewühlt, um wieder einen Fuß in die Stadt zu setzen.
Ich bereute es zutiefst, damals Alkohol getrunken zu haben, obwohl es Jade schon schlecht ging.
Das alles war gar nicht geplant gewesen und ich verhielt mich wie das allergrößte Arschloch. Es war ihr gegenüber nicht fair, das wusste ich. Sie traf daran keine Schuld. Von außen tat ich so, als wäre die Nacht in New York niemals geschehen, aber ich wollte mit ihr so unbedingt darüber sprechen. Doch ich war mal wieder ein viel zu großer Schisser, ich war noch nie jemand gewesen, der gerne über seine Probleme geredet hatte. Meistens bin ich ihnen aus dem Weg gegangen oder habe erst gar nichts gemacht, was zu Problemen führen kann.
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Larmoyanz | n.h
Fanfic"Jemandem dein Herz zu schenken, ist das größte Geschenk und die schwerste Sünde zugleich." ©maybeimyou. 2015