Kapitel 1

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'Ich werde immer für dich da sein....egal was passiert denn egal wie alt du bist, mein kleines Mädchen wirst du immer bleiben'

Still starrte ich aus dem Fenster, der Regen prasselte gegen die Fensterscheibe und verschlechterte die Sicht nach draußen.

Ich fühlte mich so leer, als hätte der Tot meiner Mum, alles Leben in mir, mitgenommen.

'Ich werde dich niemals verlassen...das verspreche ich dir! Ich werde immer bei dir sein'

Warum hatte sie gelogen? Warum hatte sie mir gesagt sie würde immer bei mir bleiben und war jetzt dennoch nicht da?

Hatte sie wirklich geglaubt ich könnte ohne sie leben?

'Ich liebe dich.....'

Ihre letzten Worte hallten in meinen Ohren.....das hatte sie gesagt, bevor ich sie für immer verloren hatte.

Tränen stiegen mir in die Augen und wenig später liefen sie an meinen Wangen entlang.

Ich wandte mich vom Fenster ab und blickte in das leere Zimmer....

Wie viele Nächte hatten Mama und ich hier zusammen gelegen?

Wie oft hatten wir in dieser Ecke, in dem einst mein Bett stand, gelegen und einfach nur den Klängen der Musik gelauscht?

'Es wird alles wieder gut! Wir schaffen das'

Hatte sie gesagt als sie von ihrer Krankheit erfuhr....damals ging es ihr noch soviel besser.

Sie hatte bis zum Schluss gekämpft....wir hatten gekämpft.

Und trotzdem verloren!

Sie war weg und ich hatte das Gefühl man würde mir die Luft zum atmen nehmen....

"Haylie....?" wurde ich dann aus meinen Gedanken gerissen und wenige Sekunden später öffnete sich auch schon die Tür.

"Hier bist du also, ich hab dich schon gesucht" gab Jenna von sich und betrat zögernd das Zimmer.

Ich nickte leicht und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht....

Mit langsamen Schritten kam Jenna auf mich zu und legte ihre Hand auf meine Schulter.

Ich fragte mich wie sie das machte....ich meine, sie war meine Cousine, sie hat so viel Zeit wie kein anderer mit uns verbracht und dennoch blieb sie stark.

"Wir müssen los....." merkte sie an und zeigte auf ihre Uhr am Handgelenk.

"Wir haben noch ein paar Stunden Fahrt vor uns...." erklärte sie und schaute sich dann in meinem ehemaligen Zimmer um.

Sie fühlte sich unwohl, das konnte man in ihren Augen sehen.

Ohne etwas sagen zu müssen, wusste ich was in ihr vor ging.....

"Ähm...ich warte unten auf dich " gab sie von sich, nickte leicht und verschwand dann aus meinem Zimmer.

Versuchte sie für mich stark zu sein?
Seit meine Mum verstorben war, wich sie nicht von meiner Seite....

Sie hatte alles versucht um das Jugendamt davon zu überzeugen das es besser wäre wenn ich bei ihr wohnte....allerdings ohne Erfolg!

Jenna war erst 26 und das Jugendamt war fest davon überzeugt das sie mit mir als 16 jährige sicherlich überfordert wäre.

Die meinten es wäre besser wenn ich zu meinem Erzeuger ziehen würde....zu dem Mann der sich mein ganzes Leben lang sowieso einen Dreck für mich interessiert hatte.

Der muss wohl aus allen Wolken gefallen sein als er erfahren hatte das ich zu ihm ziehen müsste.....

Langsam stieg ich vom Fensterbrett und lief zur Tür....

So viele Erinnerungen gab es in diesem Haus....und nun? Müsste ich es für immer verlassen.

Zu sehen das alles leer stand, riss mir den Boden unter den Füßen weg.

Als ich an der Haustür angekommen war, drehte ich mich noch mal um und starrte in die Leere....

Das hier war mal mein Zuhause.....doch nun, fühlte es sich irgendwie überhaupt nicht mehr danach an.

Egal wo ich auf dieser Welt wäre, ohne meine Mum würde ich mich nirgendwo mehr Zuhause fühlen.

Tränen stiegen mir erneut in die Augen, verdammt!

Wieso hatte es ausgerechnet uns treffen müssen?? Bis vor zwei Jahren ging es ihr noch bestens....wir sind jedes Wochenende weggefahren, hatten jeden Abend gelacht.....

Und dann....? Von heut auf morgen wurde sie plötzlich krank und seit dem ging es ihr Tag für Tag immer schlechter.

Es fühlte sich so unrealistisch an....so unwirklich, ich hoffte immer noch das sie wieder zu mir zurück käme, mich in den Arm nimmt, mir sagt das sie mich liebt und all das hier nur ein böser Traum gewesen war.

Doch auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte....wusste ich das dies niemals passieren würde.

Langsam drehte ich mich herum, schloss die Tür hinter mir und schnappte mir meine Sachen.

Ein Rucksack und eine Kiste mit Bildern....dass war das einzige was mir noch geblieben ist.

Seufzend lief ich die Treppen herunter bishin zum Auto meiner Cousine....

Das wars also.

Ich setzte mich auf den Beifahrersitz und legte mir den Gurt an, wenig später hatte meine Cousine den Motor gestartet und war los gefahren....



Mein Licht in der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt