Kapitel 5

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Erneut hatte ich einen Brief mit Schimpfwörtern und drum und dran bekommen. Ehrlich gesagt wurde mir auch mulmig, denn die Person kannte meine Adresse. Deshalb beschloss ich mehr auf mich Rücksicht zunehmen und war nicht oft draußen. Ich war Burak begegnet, doch auch nur für eine kurze Zeit, da er ziemlich beschäftigt war. Umso mehr sah ich Okan.
Er kam dauernd zu mir nach Hause und es störte mich so dermaßen.
Brutal packte er mich an den Haaren und zerrte mich ins Wohnzimmer.
"Ich fleh dich an Okan!", sprach ich unter Tränen und bekam zu wenig Luft, als er seine Hände um meinen Hals krallte und mich gegen die Wand drückte.
"Okan", flüsterte ich beinahe bewusstlos. Mittlerweile konnte ich mir vorstellen, dass ich blau angelaufen war, denn meine Sicht war verschwommen. Kurz vorm Verlieren meines Bewusstseins ließ er meinen Hals los und klatschte mir eine.
"Du bist so eine Schlampe Dunya! Ich glaubs nicht!", schrie er außer sich und schubste mich auf den kalten festen Boden.
"Ich schwöre es dir, wir sind keine Freunde Okan!", versuchte ich mich zu wehren, doch er war wie ein Monster. Unerwartet griff er nach der Schere und ich hatte in dem Moment wirklich alles erwartet, aber nicht, dass er meine Haare in seine Hand nahm.
"Nicht!", kreischte ich, doch er schnitt eine dicke Strähne ab. Sofort entzog ich mich ihm und lief in die andere Ecke des Zimmers.
"Du bist verrückt!", zischte ich wütend und ich presste meine Zähne zusammen. Er hat  meinen Haarschnitt ruiniert!
"Verdammt ich kann mir einen neuen Haarschnitt nicht leisten!", schluchzte ich.
"Verpiss dich Okan!", brüllte ich, doch er scheuerte mir eine. So fest, dass ich das Gefühl hatte, dass mein Trommelfeld dem platzen Nahe war und so fest, dass ich schwarze Punkte vor mir sah und zu Boden klappte.

Meine Lungen erengten sich und mir kam die Galle hoch. Obwohl ich in einem Krankenzimmer war, fand ich das Bad und lief ins Bad. Seit Langem hatte ich nicht gebrochen und nun kotzte ich mir regelrecht meine halben Organen raus. Kurz sah ich zu meinem Arm, der blutete, da ich mich von der Infusion weggerissen hatte. Scheiße, es schmerzte höllisch. An meiner Stirn trug ich einen Verband und meine Wunden waren am verheilen.
Laut und wie kurz vor dem Tod stöhnte ich und fiel zum kalten Boden nieder. Mein Kopf brummte wie verrückt. Er hat mir so hart in den Magen geboxt, dass ich mich nichteinal traue, einen Atemzug zu nehmen.
"Frau Aydin?", hörte ich hinter mir und spürte Arme unter meinen Achseln, die mir hochhalfen. Ich benahm mich wie eine Angetrunkene, die sich nicht auf Beinen halten konnte. Wie hart hatte er mich geschlagen?
"Danke", murmelte ich und sie gab mir etwas zu trinken. Sofort befestigte sie die Infusion an mir.
"Wer hat mich hier her gebracht?", fragte ich sie.
"Ihre Freundin hat sie in der Wohnung gefunden. Sie holt gerade Ihre Sachen", sprach sie und ich nickte einfach.
"Frau Aydin, der Täter ist entkommen, aber die Polizei ist unterwegs."
Weit riss ich meine Augen auf.
"Was?!", fragte ich geschockt.
Sanft tätschelte sie meinen Arm.
"Sie sind nun sicher", lächelte sie und ging.
Die Polizei? Blitzartig fiel mir Burak ein. Er kennt mich und würde wahrscheinlich sogar auftauchen. Wenig später traf die Polizei ein und einer von den beiden war tatsächlich Burak. So stur ich war, log ich und meinte, dass ich den Täter nicht kennen würde beziehungsweise nicht weiß, wer mir die Schmerzen zugefügt hat. Er war skeptisch, sprach mich auf Okan an, doch ich log.
Der nächste Morgen stand an. Mir ging es nun besser als gestern. Es klopfte an der Tür und überraschenderweise trat Burak herein. Ein raues Hey verließ seine wunderschöne Lippen. Er war so attraktiv und ungemein heiß. Diesmal trug er ein Poloshirt mit einer leicht zerrissenen Jeans und Nikes. Dazu eine Bomberjacke. Sein Undercut war gegelt. Er zog mich förmlich in den Bann, als er mir in die Augen blickte.
"Schaust du Männer immer so an?", fragte er amüsiert.
"Bitte?", fragte ich fassungslos und schämte mich über meine ungewollte Handlung. Ich hatte ihn regelrecht angeglotzt.
"War nur Spaß", lachte er, während ich über seine Zähne innerlich schwärmte.
Er hielt mir eine Pralinenpackung vor die Nase, die ich dankend annahm und er sich an die Bettkante setzte.
"Dunya", seufzte er und strich über mein Verband. Seine Berührung ließ mir Gänsehaut auf meine Haut aufbauen. Ich versuchte meine Nervösität zu zügeln, doch er war mir zu nahe, dass ich die Luft anhielt und perplex in seine Augen sah.
"Wie gehts dir?", fragte er sanft.
"Besser", versuchte ich zu lächeln, doch scheiterte wegen den Erinnerungen an gestern. Zum Glück sah man meinen Haaren nicht an, dass ich eine Strähne weniger hatte.
Nachdenklich ging er sich über seinen Bart.
"Erzähl es mir endlich."
"Burak wie? Soll ich etwa einfach beginnen? Schließlich bist du ein Bekannter von ihm und ich weiß auch, dass du ihn bestrafen willst. Ich weiß um ehrlich zu sein auch nicht, ob du es wegen deinem Beruf machst oder..."
Ich unterbrach mich selbst. Oder, dass ich ihm vielleicht wichtig bin?
"Oder was?", fragte er leise.
"Ist egal Burak", sprach ich.
"Oder, dass ich es mache, weil es mir persönlich am Herzen liegt", beendete er meinen Satz und meine Augen weiteten sich.
"Ist jetzt egal Burak", versuchte ich das Thema zu ändern. Er konnte mich so leicht durchschauen, dabei kannten wir und erst wenige Tage. Zugegeben, war er mir ans Herz gewachsen und ich fühlte mich in seiner Nähe einfach wohl. Er war ein fürsorglicher Mensch und war eine Art Tagebuch, in das ich all meine Probleme reinsprechen könnte. Doch ich war nicht so weit. So weit, ihm jedes Detail zu schildern, denn ich musste unsere Begegnungen während seiner Schicht und während er nicht arbeitet voneinander trennen.
"Wann darfst du raus?", fragte er und sah auf meine Lippen, da ich dauernd vor Scham drauf biss.
"Weiß ich noch nicht. Ich denke aber, dass ich auf eigene Verantwortung gehe, weil ich Bewegung brauche und mein Hintern schon jetzt vor lauter sitzen schmerzt. Ich hasse das Essen hier."
Kurz lachte er charmant.
"Frau Aydin", hörte ich die Krankenschwester, die mir irgendwelche Tabletten und das Abendessen brachte.
"17 Uhr, Abendessen?", fragte er und verzog sein Gesicht.
"Bei mir ist Abendessen erst um 21 Uhr", lachte ich und er bejahte daraufhin.
Plötzlich öffnete sich die Tür und Okan kam herein.
"Was machst du hier?", fragte Okan Burak gereizt und ballte seine Hände zu Fäusten. Hilfesuchend sah ich zu Burak.
"Habe erfahren, dass ein Mädchen erneut auf brutalster Weise geschlagen wurde und bin wegen meinem Job hier", log er.
"Komm schon Burak, wir sind Verwandte. Du kannst mir doch nicht eine Anzeige in den Arsch stecken."
Okan war echt dumm. Burak trug keine Uniform, er glaubte es trotzdem.
"Das kann ich mit einem Schnipsen Okan, aber deine Zukünftige lässt es nicht zu. Obwohl du der größte Bastard auf Erden bist", zischte Burak und spannte seinen Kiefer an, was total heiß aussah.
Okans Blicke ruhten auf mir.
"Dunya-
"Geh Okan. Jetzt nicht", hauchte ich unter Tränen und sah weiterhin zu Boden.
"Ich kann dich mit dem doch nicht alleine lassen!"
"Wie schon gesagt, er ist ein Polizist, der seine Aufgabe erfüllt."
Burak schaffte es ihn rauszuscheuchen und er war auch danach eher kalt und herablassend.
"Hast du ein Handy?", fragte er und ich nickte.
"Hast du Guthaben drauf?" Erneut nickte ich.
"Darf ich kurz meinen Vater anrufen? Ist wichtig", sprach er nun und ich gab es ihm.
"Er geht nicht dran", sagte er nach zwei Minuten und gab mir mein Handy.
Die Stimmung zwischen uns wurde lockerer, bis wir anfingen, uns kennenzulernen und herum alberten. Ich mochte ihn Minute zu Minute immer mehr und er besaß soviel Humor.
"Um ehrlich zu sein, habe ich nachts so Schiss hier", gab ich ehrlich zu.
"Wieso?", fragte er.
"Naja als ich klein war, lag ich wegen einer dicken Mandelentzündung im Krankenhaus. Mein Zimmer war gruselig und jedesmal hatte ich das Gefühl, das jemand aus dem Fenster kommen würde", sprach ich schüchtern und er lächelte kurz.
"Süß", sagte seine raue Stimme. Dieser Mann war ein Blickfang für alle Frauen. Er könnte jede haben und das mit einem Schnipsen. Die Frauen würden ihm die Welt zu Füßen legen, das würde ich garantieren. Er gab nicht viel über sich preis. Eine verschlossene Kiste. Eher hörte er zu, während ich wie eine Labertasche nur am reden war. Desto öfter ich ihn zu Gesicht bekam, desto mehr Eindrücke verschaffte ich mir von ihm. Vor seinen Arbeitskollegen oder in der Außenwelt war er arrogant und ernst. Doch jetzt war keine Spur von Arroganz oder Distanz. Er spielte den charmanten Polizisten. Lachen tat er nicht viel, doch er lächelte und dieses Lächeln brachte mich um. Um 18 Uhr holte er uns beiden einen Döner, den ich nur zu gern aß und mich bei ihm bedankte. Wir waren so ziemlich ähnlich, wenn es ums Essen ging. Mein Hintern schmerzte nach dem stundenlangen Liegen und ich stand auf.
"Lass uns ein wenig im Flur spazieren", sagte ich und seine Blicke hafteten auf meine halbnackten Beine, da ich eine kurze graue Joggingshorts mit einem engen weißen Shirt trug. Zugegeben, mein Körper war viel zu betont und es störte mich.
"Zieh dir lieber eine Jogginghose an, ist kühl draußen", sagte er und ich nickte. Er hatte das Wort "Hose" besonders betont. Doch wieso kümmerte es ihn, dass ich eine kurze Shorts trug. Naja was solls, er half mir mit dem Infusionsgerät, während ich die Shorts gegen eine schwarze Nike Jogginghose eintauschte und meine Haare zu einem Dutt bindete.
"Ich seh grad echt wie der letzte Penner aus Burak. Ist echt mies, dass du mich ausgerechnet in so einer Lage sehen musst", seufzte ich im Bad, als ich mich im Spiegel sah.
"Ich habs gehört", hörte ich von außen und biss mir auf die Lippe. Na super!
Die Tür öffnete sich und ich trat aus dem Bad heraus. Sofort kam er zur Hilfe, gab mir Stützhilfe und schob nebenbei das Infusionsgerät. Netterweise hielt er mir die Tür auf und die kalte Brise traf mich wie ein Schlag.
"Lass uns kurz an die frische Luft", sprach er und ich nickte. Dicht gingen wir in den Aufzug und drückten den Knopf. Mach schnell Aufzug, ich werde nervös.
In der kühlen Nacht setzte er mich auf eine Bank und zündete sich eine Zigarette an. Empört sah ich hoch zu ihm.
"Du rauchst?", fragte ich entsetzt und er nickte.
"Wie lange?"
"Paar Jahre."
Oh Gott, diese Art, wie er rauchte, brachte mich aus dem Konzept. Es sah so attraktiv an ihn aus. Ich konnte mich garnicht so recht auf ihn konzentrieren, da mir schweinekalt war.
"Mach schnell, ich will rein", sprach ich nach gefühlten drei Minuten, als ich zu zittern begann.
"Dir ist ja kalt", bemerkte er und ohne weiteres gesagt zu haben, spürte ich Wärme um mich. Er hatte seine Bomberjacke um mich gelegt. Dankend sah ich hoch zu ihm und fühlte mich viel wohler. Anschließend gingen wir wieder rein und spazierten durch die Klinik. Zwischendurch redeten wir. Die Uhr schlug kurz vor neun, bald wäre die Besucherzeit zu Ende. Wir betraten mein Zimmer und er half mir beim Hinlegen.
"Ich sollte dann mal gehen", sprach er und ich nickte.
Überraschenderweise umarmte er mich und drückte seinen Oberkörper an meinen. Nachdem ich es realisiert hatte, erwiderte ich seine Umarmung und spürte, wie meine Wangen glühten.
"Gute Besserung", hauchte er an meinem Ohr und ich bekam Gänsehaut, überall am ganzen Körper. Mein Ohr kitzelte und mein Herzschlag verdoppelte sich. Oh Gott, er bringt mich gleich um.
Nachdem wir uns gelöst hatten, war er auch schon weg, doch ich war so in Gedanken vertieft, dass ich garnicht bemerkte, dass ich ihm die Jacke nicht zurück gegeben hatte. Der Arme friert draußen doch in dem T-Shirt. Ich Idiot.
Heftig zuckte ich zusammen, als mein Handy klingelte. Eine unbekannte Nummer. Ob ich abheben soll? Wer es wohl ist? Vielleicht Burak?
"Hallo?", piepste ich.
"Dunya", hörte ich die raue sexy Stimme.
"Ich dachte du wolltest jemanden anrufen und nicht meine Nummer klauen", kicherte ich.
"Hab mich ausversehen selbst von deinem Handy aus angerufen."
Müde gähnte ich und lehnte mich zurück.
"Hab gehört du hast Angst hier, wollte dir Gesellschaft leisten", hörte ich seine Stimme und sah schwärmend zum Handy. Wie süß.
"Ayy", kommentierte ich.
Wir redeten und redeten, bis ich einfach einnickte.
Der nächste Morgen bestand daraus, dass ich aufs Handy schaute und feststellte, dass wir immernoch am Telefonieren waren. Schnell legte ich auf und machte mich frisch. Ich war Burak so dankbar, dass er mich angerufen hatte. So 0815 das mit dem Anruf auch war, fand ich es übertrieben zum Anbeißen.
Ein weiterer ereignisloser Tag verging und ich ließ mich auf eigene Verantwortung entlassen.
Zuhause angekommen überprüfte ich meine Post und sah auf den leeren Briefumschlag.
"An die Schlampe", las ich leise vor mich hin, als ich den Brief umdrehte. Zitternd berührten meine Finger die Öffnung und nur schweratmend bekam ich es hin, den Brief zu öffnen. Mit einem mulmigen Gefühl und laut pochendem Herz öffnete ich den Brief und erkannte die schwarze Schrift auf dem Blatt Papier.
"Du wirst noch büßen, denn du bist unerwünscht. Warte ab Dunya, bis der Tag kommt, andem ich dir das Leben zur Hölle mache. Starten wir mit Briefen, die dir hoffentlich die Sicherheit nehmen. Übrigens würde ich an deiner Stelle nicht mit fremden Männern rumficken, denn du wirst verheiratet."
Dahinter sah man ein Bild von Burak und mir, wie wir draußen vor dem Krankenhaus standen.
"Ach du scheiße", flüsterte ich aufgebracht und spürte hinter mir das kalte Leder vom Stuhl, als ich mich niederließ. Soll ich zur Polizei? Eine andere Wahl habe ich nicht, denn es war eine riskante Situation. Mir könnte jederzeit etwas passieren und diese Person hatte Hass auf mich, und wie sie mich verabscheute. Kurz dachte ich nach, wer so eine Wortwahl hat und erneut dachte ich an Okan, doch wieso sollte er es tun? Er würde keine Briefe schreiben, schließlich weiß er, wie große Angst ich vor ihm habe. Die Person wusste von Burak. Was wenn mein Onkel es erfährt?
Meine Hände griffen gewissenslos zum Handy und wie vom Blitz getroffen rief ich Seher an.
"Ja?"
"Seher. Du glaubst nicht, was passiert ist", sprach ich panisch und konnte vor lauter Beunruhigung das Handy nicht in die Hand aufrechterhalten.
"Hast du ein Geist gesehen? Deine Stimme", stellte sie fassungslos fest.
"Ich bekomme seit knapp drei Wochen Briefe. Da ist kein Absender, nichts, als würde es jemand einfach reinwerfen. Darin stehen Beleidigungen und diese Person macht Fotos von mir. Damit ich Angst bekomme schickt die Person die Bilder mir und ich fühle mich so unsicher, obwohl ich in meiner eigenen Wohnung bin", erzählte ich ihr von Panik ergriffen und setzte meine Stirn verzweifelt in Falten.
"Und du erzählst es mir erst jetzt Dunya?", fragte sie leicht geladen.
"Seher, ich kann nicht dauernd auf Problemmensch tun und jede Kleinigkeit sofort rum erzählen", wehrte ich mich.
"Du kannst aber auch nicht alles in dich hineinfressen!"
"Hör zu, bleib Zuhause. Ich bin gleich da und wir klären es. Geh nicht raus, schließ die Fenster und mach die Lichter an. Zur Sicherheit schließt du die Tür ab und wenn jemand sechs mal klingelt und zweimal an die Tür klopft, dann bin ich es", sagte sie und ich nickte.
Zappelnd wartete ich angsterfüllt auf Seher, die in fünfzehn Minuten eintrat und meine klappernden Zähne bemerkte.
"Oh Gott Dunya", sah sie erschrocken zu mir und setzte mich im Wohnzimmer auf den Sofa. Danach wickelte sie die dünne Decke um mich und strich meine unordentlichen Strähnen aus dem Gesicht.
"Mach dir nicht selbst Angst Dunya. Du wirst bei mir wohnen, bis wir wenigstens wissen, wer dahinter steckt."
"Willst du damit nicht zur Polizei?", fragte sie nach einer Stille und ich verneinte.
"Woraus wartest du Dunya? Dass du entführt wirst und die Polizei dann erst von den Briefen erfährt, wenn die deine Wohnung oder so durchsuchen?"
"Ich weiß nicht", seufzte ich.
"Los zieh deine Schuhe an. Oder sollen wir es direkt Burak sagen?"
Bei dem Wort Burak bekam sie ein freches Grinsen auf den Lippen.
"Nein, wir fahren zur Wache einfach", sagte ich und folgte ihr. Im Auto spürte ich, wie mein Herz sich zusammenzog. Meine Angst war so groß. Immerhin war ich allein.
Bei der Polizeiwache klingelte ich und ein älterer Herr ließ mich rein.
"Ich mach das schon selbst", sagte ich Seher, die sich auf eines der Stühle setzte und ich nervös eintrat.
"Hallo", gab ich kleinlaut aus mir und er begrüßte mich ebenfalls. Ich stellte mich kurz vor.
"Was gibts?", fragte er höflich und widmete mir seine komplette Aufmerksamkeit.
"Ich bekomme seit circa drei Wochen Briefe. Es ist kein Absender drauf. Ich gehe davon aus, dass die Person den Brief selbst in meinen Briefkasten schmeißt. In dem Brief stehen Beschimpfungen gegen mich und die Person scheint mich zu hassen. Es wurden Bilder von mir geschossen, wo ich draußen war."
"Darf ich die Briefe mal sehen?", fragte er und ich überreichte ihm die drei Briefe.
"Also jede Woche einen Brief?"
Nickend bestätigte ich seine Frage und es ertönte ungeahnt die Stimme von Burak, der mit einer Kaffeetasse reinkam und seine Blicke auf mir hafteten. Heftig schluckte ich.
Kurz begrüßte er mich, wollte herausfinden, was das für Briefe waren, doch hatte es eilig, weswegen er mich wohl oder übel später fragen würde.
"Sind genug Leute vorne? Es werden zwei neue Herren eingeliefert. Die sind aggressiv bis zum geht nicht mehr", sprach der Mann und konzentrierte sich gleichzeitig auf meine Briefe.
Draußen hörte man Sirenen und ich schluckte. Burak lief nach hinten und von den Kameraaufzeichnungen sah ich ihn, wie er die Tür öffnete und einen hochaggressiven Mann aus dem Auto herauszerrte. Die Bewunderung, wie stark er war und ihn unter Kontrolle hatte, ließ mich schmelzen.
Schnell konzentrierte ich mich wieder auf den Mann, der sich die Bilder ansah und ich froh war, dass man Burak nicht erkannte. Ich machte eine Anzeige gegen Unbekannt und verließ die Polizeistation gemeinsam mit Seher.

Der charmante PolizistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt