Kapitel 15

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Kaum hab ich ihr meine Liebe gestanden, steht der Bastard vor mir.
Ein wenig überrascht, dennoch ohne meine Gesichtszüge zu verziehen, löste ich mich von Dunya und ging gezielt zu ihm.
Draußen erst begann er zu brüllen.
"Was soll das du Huen?", spuckte er aus sich und ich sah ihn an.
"Was ein Pech. Ich hab dir abgeraten, sie zu nichts zu zwingen. Von wegen sie liebt dich."
Er schubste mich nach hinten, doch ich hielt meine Balance.
"Wieso so aggressiv? Du weißt ich hab Recht Okan", sprach ich ruhig, dennoch provokant.
"Halt dich fern von ihr. Dunya ist meine Frau. Das war das Letzte mal, dass du ihre Nähe gespürt hast du Bastard."
"Vergiss es Okan. Ich würde sogar Sünden begehen, um sie aus deinen Händen zu nehmen. Denk nochmal scharf nach, ob sie dir wirklich gehört."
Kalt kehrte ich ihm den Rücken zu und verschwand. Es interessierte mich nicht, Angst hatte ich sowieso nicht. Aber um Dunya floss die Sorge in meinen Adern. Ob er ihr was tun würde? Er kann weit gehen. Er war handgreiflich gegenüber ihr.
Dunyas Sicht:
Ich erwachte und spürte zunächst die Wärme um mich nicht. Burak war also gegangen. Dutzende Male ließ ich das Szenario in meinem Kopf abspielen. Ich liebte ihn. Ich liebte ihn wie verrückt. Aber ich war verheiratet. Mit Okan. Auch wenn ich ihn nicht liebte, ihn verabscheute, war ich untreu gewesen. Ich hatte ihn wortwörtlich betrogen. Ich war naiv, verdammt naiv. Jedoch fiel mir das erst nach meiner Tat auf. Meine Lippen hatten einen anderen berührt, während ich in einer Ehe war. Das war falsch.
Ich rief die Krankenschwester und sie begleitete mich auf Toilette, da ich dringend musste. Ich machte ihr deutlich, dass mein Blutdruck wieder stabil wäre und schaffte es tatsächlich allein, naja bis auf paar Schwindelanfällen. Meine Hand lehnte ich gegen die Wand. Noch ein paar Schritte. Unerwartet platzte jemand unerwartet herein, Okan.
"Okan", hauchte ich stotternd.
Er kam mir näher, ohne ein Wort aus sich zu bringen und ich drückte meine verschwitzte Handfläche fester an die Hand. So fest, dass meine Naht am Unterleib zu schmerzen begann. Wild und unsaft drückte er mich an die Wand und presste seine Finger an meiner Seite, Gott sei Dank über meine Naht, denn es schmerzte schon so höllisch.
Seine Nase streifte er gegen meine und schloss seine Augen.
"Was haben andere, was ich nicht habe, he?", hauchte er und ich versuchte ihn von mir zu drücken, was ein Misserfolg war.
Er drückte sich an mich und seine Finger drückten massiv.
"Das tut weh, bitte", presste ich aus mir.
"Ich gebe dir soviele Chancen, vernünftig mit mir zu leben. Seit unserer Heirat habe ich dich nicht einmal berührt. Nichteinmal vor der Hochzeit Dunya."
Mir stiegen Tränen in den Augen.
"Okan!", schrie ich.
Immer fester drückte er sich an mich. Er wurde immer erregter, er belästigte mich regelrecht. Zum Ausholen blieb mir kein Platz, doch ich klatschte ihm eine und er kam zu Bewusstsein.
"Du kleine Schlampe. Du gehst mir fremd und klatschst mir auch noch eine?"
Er wusste davon Bescheid! Oh mein Gott.
Aus dem Nichts bekam ich Panik und meine Augen wurden groß.
"Okan hör mir zu, bevor du sauer wirst", piepte ich leise. Bitte Allah er tut mir nichts. Ich wurde operiert, Allah ich flehe dich an. Das werde ich niemals durchstehen. Die Krankenschwester konnte ich nicht rufen, denn die Fernbedienung lag neben meinem Bett.
"Sag", zischte er und trat mir wieder nah.
"Okan. Ich keine Ahnung. Es tut mir schrecklich Leid. Ich fühle mich wirklich scheiße und untreu, wirklich."
Er packte mich an meinen Haaren, sodass ich gezwungen wurde, nach oben in sein Gesicht zu schauen.
"Ich hab Schmerzen Okan, lütfen."
"Schlampe", zischte er und zog an meinen Haaren.
"Lässt man kurz die Augen von dir, fällst du um den Hals meines Cousins, du Ekelhafte."
Ich hatte seine Worte um ehrlich zu sein verdient. Wie falsch meine Handlung war.
Plötzlich boxte er gegen mein Unterleib und ich kreischte. Meine Naht.
Ich sackte zu Boden und sah einen leichten Blutfleck an meinem Shirt.
"Verdient. Hure."
Vor Schmerz tat ich nichts, lag auf dem Boden und kämpfte mit dem Schmerz.
"Hol mir einen Arzt verdammt!", schrie ich, doch rücksichtslos verschwand er.
Verdammt seist du Okan, ich hasse dich wie die Pest.
Ich schrie, doch mein Schrei war mit dem einer Ameise zu vergleichen.
Ich fühlte, desto mehr ich mich spannte, umso mehr riss meine Naht. Ich halte das nicht mehr aus. Das war zu viel. Schwach sah ich eine Schwester, die zu mir lief und ich dann nur noch schwarz sah.
Wieder fühlte ich mich wie vor paar Stunden, frisch operiert. Wenigstens wachte ich in meinem Zimmer auf, eine Krankenschwester neben mir.
Sie bot mir Wasser an, was ich schwach ablehnte.
"Was ist passiert?", fragte ich mit einem trockenen Gefühl im Mund und einer Wüste ähnelndem Hals.
"Ihre Naht ist geplatzt Frau Karabulut. Kein Grund zur Sorge, aber kommen wir zum Kern der Sache. Wie ist das passiert?"
"Ich weiß nicht mehr genau. Es ist auf dem Weg passiert, als ich zum Bett gehen wollte und ich war total angespannt. Ich weiß echt nicht."
"Alles Gut. Haben Sie Schmerzen? Sonst irgendwelche Beschwerden?"
Ich schüttelte meinen Kopf.
"Denken Sie, ich könnte mich morgen ambulant abmelden?"
"Frau Karabulut, das muss ich den Arzt fragen. Aber wir würden Sie gerne noch zwei Tage behalten. Schließlich haben sie den Schlauch noch, der rausgezogen werden muss und ihre Naht ist wieder frisch. Sie müssen echt vorsichtig sein. Ich rate Ihnen, hier zu bleiben."
Seufzend nickte ich und sie ging.
Vorsichtig nahm ich mein Handy zur Hand. Ich zitterte so stark, als hätte ich Parkinson. Ein Kloß in meinem Hals, der schmerzte. Kopfschmerzen, die nach Aspirin schrien.
Ich fühlte mich so hilflos.
Meine Finger wählten Sehers Nummer und ich sah traumatisiert nach vorn.
"Dunya?", hörte ich ihre glückliche Stimme und ich spürte meine Tränen, die sich aus meinen Augen herausdrückten.
Mein Schluchzen gab ihr bekannt, wir bitterlich es mir ging. Meine Sprache war verschlagen.
"Hey Canim! Beruhig dich mein Engel, was ist denn bloß los?", fragte sie aus der Leitung.
"Seher", kam aus mir und ich wusch meine Tränen weg.
"Trink Wasser Dunya. Hadi trink ein Glas Wasser. Dir geht es nicht gut und du strengst dich an."
Ich befolgte ihren Anweisungen und versuchte mein Schluchzen zu steuern, wie ich das hasste.
"Gehts dir besser?", fragte sie nach einer Weile.
Ich bejahte.
"Möchtest du es erzählen?"
"Seher. Okan war weg und Burak war die ganze Zeit bei mir, als ich operiert wurde."
"Süß und weiter?"
"Ich hab mich verliebt."
Wieder fing ich an zu weinen und hielt meine Hand vor dem Mund. Wie konnte ich mich bloß in Burak verlieben?
"In Burak?"
"Ja und Okan hat uns wahrscheinlich erwischt, als ich im Bett am schlafen war und Burak neben mir lag. Er hat mich belästigt, beleidigt und mir so hart in den Bauch geboxt, dass meine Naht mehrere Centimeter gerissen ist. Wann kommst du zurück Seher? Ich will die Scheidung. Länger toleriere ich diesen Horror nicht mehr."
"In einer Stunde kommt mein Zug. Ich bin echt geschockt Dunya. Ich hab nicht viel von Okan gehalten, aber dass er zu sowas in der Lage ist? Dieser Köter, warte ab. Wichtig ist, dass du deine Zeit im Krankenhaus totschlagen musst. Desto länger du bleibst, umso besser verheilen deine Wunden. Meide Kontakt zu Okan, tamam? Meine Mutter wird nach dir schauen und das länger, damit dieser Hund dir nicht wieder nahe tretet. In vier Stunden bin ich bei dir."
"Das heißt du kommst morgen."
"Ich versuche noch vor der Besuchszeit zu erscheinen Canim."
"Danke Seher."
"Nicht für sowas Schwesterherz. Wein nicht Prinzessin. Du weinst so selten und wegen dem Hund so oft."
"Ist jetzt egal."
"Aber ey Dunya? Wieso hat dich Burak nicht gewarnt?"
"Diese Frage stell ich mir ja schon die ganze Zeit. Er hätte mir wenigstens Bescheid geben können und er weiß ganz genau, dass Okan mich schlagen würde. Ist ja jetzt auch egal."
Wir verabschiedeten uns und ich legte auf.
Wenn Okan uns hier erwischt hat, wieso ist er dann nicht geblieben? Wo war er? Und wo steckte Burak? Burak sollte mir Bescheid geben. War das eine Verarsche? Hat er mich benutzt, um seine Zeit totzuschlagen? Er würde sich aber nicht grundlos frei nehmen und sich vor dem Op-Saal langweilen. Und so wie ich ihn kannte, war für ihn ein Kuss etwas normales. Für mich wiederrum ein halber Antrag. Ohman, alles wegen meiner Naivität. So war ich nicht, nie. Meine Naht schmerzte unfassbar schrecklich, sodass ich mit Allem beschäftigt war und Sehers Mutter eintraf.
"Wie konnte das passieren?", war ihre erste Frage.
"Hat Okan was damit zu tun?", ihre Zweite.
Ich beruhigte sie, tischte eine Notlüge auf. Auch Arian kam mich mit seiner Mutter für eine kurze Zeit besuchen und hatte mir Schokolade mit einer Rose gekauft, total süß. Er wird ein guter Ehemann, charmant und süß.
Leider musste er gehen.
Mein Handy klingelte und ich sah Buraks Namen darauf.
Sehers Mutter verstand.
"Ich lasse euch mal allein reden", sagte sie grinsend und ich ging ran.
"Hm?", kam aus mir.
"Dunya? War Okan bei dir?"
"Was sonst?"
"Ich weiß ich hab mich zu spät gemeldet und ich hätte es dir sagen sollen. Ich hatte keine Zeit."
"Eine Nachricht würde auch reichen, aber wenn du so Wichtiges zu tun hast, dass dieses Biest hier auftaucht und mir in den Unterleib boxt, dann tu es. Ist mir egal Burak. Das war eine scheiß Aktion und ich bereue alles."
Tränen stiegen mir in den Augen.
"Dunya-
"Weißt du was für scheiß Schmerzen ich habe? Weißt du wie gefährlich das ist Burak?", wurde ich lauter.
"Ich fühle mich richtig ausgenutzt!", spuckte ich und legte auf. Arschloch. Ich hasse mein Leben. Ich hasse es abgöttisch. Lieber sterbe ich. Wenigstens erlebe ich oben keinen Schmerz.
Sofort wusch ich meine Tränen weg und beruhigte mich. Mein Verhalten ähnelte einer Schwangeren.
Die Besucherzeit verging und Sehers Mutter verließ das Krankenhaus, natürlich musste ich sie zwingen. Die Suppe, die sie gebracht hatte, ließ ich mir warm machen und trank diese zu Abend. Seher konnte leider nicht kommen, ihr Zug hatte Verspätung. Burak rief öfters an, aber ich musste mir echt erst eine Ordnung im Kopf schaffen.
Verheiratet.
Scheiß Ehemann.
Liebe einen anderen.
Habe meinen Kuss an ihn verloren.
Die Punkte wurden immer länger. Was wohl der Nächste sein wird?
Die nächste Frage war, war es denn richtig oder falsch? Schließlich war es eine Heirat, die dagegen sprach, aber ein scheiß Ehemann, gegenüber ich nichts fühle. Erst musste ich diese Ehe beenden und dann war ich frei. Dann könnte ich auch Zugang zur Liebe haben. Aber meine Hände waren gebunden. Ach was rede ich da? Burak hatte mir echt zuviele Hoffnungen durch den Kuss gemacht. Aber so war ich nunmal. Ich hatte nichtmal Erfahrungen. Ich fühlte mich auf anderer Art beschmutzt. Was wenn es für Burak nichts bedeutete?
Ich schaltete sofort ab. Man sollte nicht zuviel nachdenken. Also trank ich meine Capri Sonne zu Ende und legte mich hin, was mir übrigens ohne Stöhnerei nicht gelang. Okan hatte mich durch diesen einen Schlag körperlich zerstört. Ich wünschte es keinem Feind. Aber zu seinem Recht. Ich hatte mich wie eine Schlampe verhalten, ich war untreu.
Sehers Sicht:
"Wie gehts ihr?", fragte ich meine Mutter besorgt.
"Es geht. Sie kann nicht aus dem Bett."
Ich legte meine Sachen ab und verschwand in mein Zimmer. Mein kleiner Bruder schlief, weshalb ein Kuss auf seiner warmen Wange als Begrüßung genügte. Der nächste Schritt war Burak anzurufen. Dunya war echt aufgewühlt und verzweifelt, aber das erste Mal verliebt.
Ich rief Burak an und er nahm ab.
"Was ist passiert Burak?", war meine Frage und er seufzte.
"Okan war weg. Ich hab mir frei genommen, weil sie Angst hatte. Ich hab vor dem Op-Saal gewartet und wir hatten danach, als sie ins normale Zimmer verlegt wurde, uns geküsst. Das war aber unser zweiter Kuss. Beide Küsse waren in der Zeit, in der Okan nicht da war. Dann sind wir beide im Bett eingeschlafen und exakt dann, als ich wach war, kam Okan ins Zimmer. Ich konnte ihn noch rechtzeitig rausscheuchen, damit er seine Aggressivität nicht an Dunya rauslässt und Scheiße labert. Viel war da nicht, er war wütend und hat mir gedroht und mir kam es so vor, als wäre die Sache geklärt. Später hab ich Dunya abgerufen und sie war wütend und hatte gemeint, dass Okan sie geschlagen hätte. Ich wollte weiter fragen, aber sie hat aufgelegt und hat mich jetzt geblockt. Ich war gerade im Krankenhaus, aber dieses Fischgesicht hat mich nicht zu ihr gelassen, nur wegen der Besucherzeit."
"Weißt du wenigstens, was zwischen den Beiden passiert ist?"
"Weißt du eigentlich, wie traumatisiert Dunya hat? Sie hat Angstzustände man, das war vor der Sache mit Okan nicht. Mir erzählt sie mittlerweile aus Furcht nichts mehr! Mich regt das so auf. Burak eins kannst du dir merken. Wenn du das nicht ernst meinst, dann lass das. Dunya ist nicht so eine, die das verkraftet. Dazu hat sie keine Familie und keiner aus der Familie, der hinter ihr steht. Du weißt garnicht, wie das Mädchen versucht, für eine Scheidung zu kämpfen. Er hat sie belästigt, gemeint ist damit angefasst und dann genau auf ihrer Naht geboxt. Mir reicht das. Okan hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Wenn das so weiter geht, haut sie noch ab. Sie war am weinen Burak, am weinen. Sie weinte sogut wie nie. Sie weiß garnicht mehr, was richtig und falsch ist und bereut alles. Obwohl Okan sie geschlagen hat, fühlt sie sich wie eine scheiß Ehefrau, die ihren Mann betrogen hat. Was hast du es auch so eilig verdammt? Küsst sie einfach und das zweimal. Sei froh, dass Okan davon nix weiß. Ich weiß nicht, wie du die Sache gerade biegen willst, aber merk dir eins:Wenn Dunya etwas wegen euch passiert, dann zerstör ich euch. Ich werde mit Dunyas Onkel reden, mir reichts."
"Ich klär das irgendwie schon."
"Dass hoffe ich für dich. Belaste sie nicht sofort."
Ich legte auf. Wie stressig. Meine arme beste Freundin. Ich musste echt mit ihrem Onkel sprechen.
Müde legte ich mich hin und wartete gespannt, wie es wohl morgen wird.
Dunyas Sicht:
"Danke", sagte ich der Krankenschwester, die mir meine Papiere reichte. Ich nahm meine Tasche und ging in langsamen Schritten Richtung Flur.
Normalerweise durfte ich garnicht schwere Sachen tragen, aber ich hatte keine andere Wahl und suchte einfach nur einen Ausweg.
Vor dem Krankenhaus setzte ich mich erschöpft auf die Bushaltestelle und deckte meinen Oberkörper fester mit der Jacke zu. Es war total windig. Ich wollte einfach nur ins Bett. Der Bus kam nach einer Viertelstunde und ich fuhr Richtung Hotel.
Im Hotel checkte ich ein und schaltete mein Handy aus, nachdem ich im Zimmer war. Auf einer Art und Weise fühlte ich mich frei, doch die Angst, von Okan oder Burak hier erwischt zu werden, war groß. Das einzige Ziel war eine Scheidung von Okan.
Wir waren gerade Mal fast zwei Monate verheiratet und ich hatte die Schnauze voll.
Lange könnte ich hier nicht bleiben, Burak würde nach mir suchen und mich leicht finden.
Zischend lehnte ich mich nach hinten und deckte meinen eisernen Körper zu. Mein Unterleib schmerzte. Irgendwie musste ich endlich heilen. Ich konnte nichteinmal normal gehen. Naja doch das war doch gewohnt nach einer Operation?
Ich beschloss mich erstmal frisch zu machen und wechselte meine Kleidung. Nachdem auch meine Haare gekämmt waren, schaltete ich mein Handy an und sofort blinkte mein Bildschirm. Seher. Ich nahm ab.
"Mädchen wo steckst du? Ich checke seit einer halben Stunde das Krankenhaus ab!"
"Seher ich bin im Hotel, aber sag niemanden was davon."
"Was hast du diesmal vor Kiz? Du kannst dich doch nicht einfach ambulant abmelden und gehen! Deine Narben sind noch frisch und du brauchst Bettruhe!", brüllte sie ins Telefon.
"Ich hatte den Bus genommen. Ich hab Angst Seher. Angst vor Okan. Ich will ihn loswerden."
"Und du versuchst es mit abhauen? Okan wird dich finden, du weißt wie psycho er ist."
"Kannst du mir nicht einfach mal beistehen und mir helfen?", hauchte ich mit Tränen in den Augen.
"Denkst du ich tu das freiwillig, dass ich mit einem halboffenen Unterleib durch die Stadt laufe und in einem dreckigen Hotel schlafen muss? Ich hab selbst keine Lust darauf, aber ich bin gezwungen. Ich hab keine andere Wahl als diese."
"Tamam Canim, reg dich nicht auf. Ruh dich aus und sag mir in welchem Hotel du bist. Ich helfe dir, ohne mich tust du nichts."
"Ich vertraue dir Seher. Verrate mich nicht bei Burak."
"Diesmal nicht", sprach sie belustigt und ich nannte ihr den Ort, andem ich mich befand.
"Ich komme gegen Abend vorbei. Bleib im Zimmer. Wenn du Luft brauchst, dann mach das Fenster auf."
"Tamam."
Mein kompletter Rücken schmerzte. Alles wegen dieser blöden Op. Obwohl ich es satt hatte, dauernd zu liegen und mich innerlich anflehte, hatte ich keine Kraft aufzustehen und legte mich hin.
Ich wartete auf Seher, wartete und wartete.
Nach langem Warten klopfte es an der Tür und ich brauchte eine Weile, um mich zu sammeln und zog den Schal um meinen Oberkörper.
Erleichtert öffnete ich die Tür, doch das totale Gegenteil stand an der Tür. Ohne mich zu fragen, trat er herein und ich blieb am selben Fleck stehen, doch schloss die Tür.
"Wie, wie hast du mich gefunden?", fragte ich entsetzt und sah ihn einfach nur baff an. Ich war gerade erst ein und halb Stunden weg. Seher war es niemals, da war ich mir sicher. Aber er war Polizist und kann durch nur einen Klick erfahren, in welchem Hotel ich mich befinde.
Ihm huschte ein Lächeln auf den Lippen, doch mir war nicht lächeln zumute.
"Ist dein Bauch immernoch bisschen aufgeblasen?", lachte er.
"Man sieht es kaum und außerdem kann das Monate dauern, bis die Luft weg ist", sprach ich verärgert.
"Lenk nicht vom Thema. Was willst du hier?"
Er trat vier Schritte näher und legte seine Hand auf meine Taille. Und wieder hatte er mich unter seiner Kontrolle.
"Wovon haust du ab Dunya?", hauchte er an meinem Ohr und meine Lunge erengte sich. Luft, ich brauchte Luft! Meine Atemzüge wurden unkontrollierbar schnell und unregelmäßig.
"Geht dich nichts an Burak", sprach ich wütend.
Er verhielt sich, als wäre nichts passiert.
Das provozierte mich aufs Äußerste.
Ich sah zur Uhr. 9 Uhr. Jaja Seher, war so klar, dass bei dir Abends 11 Uhr Abends heißt.
Ich entzog mich seiner Hand und ging einen Schritt zurück.
"Geh", sagte ich und sah ignorant zu Boden.
"Es gibt eine Variante, dass du von Okan befreit werden kannst."
Langsam erhob ich meinen Kopf und unsere Blicke trafen sich.
"Was denn?", fragte ich leise.
Wieder kam er mir nah und seine Hand fand ihren Weg zu meinem Arm.
"Indem du meins wirst", flüsterte er an meinem Ohr und hinterließ einen Kuss an meinem Wangenknochen. Plötzlich legte er seine Hand an meiner Schulter, damit mein Shirt nach unten verrutscht, was selbstverständlich dann geschah und ich zur Weißglut kam.
"Ist das dein Ernst?", sprach ich mit gehobener Stimme und schubste ihn nach hinten.
"Was ist bloß in dich gefahren Burak?! Du erwartest doch nicht wirklich, dass ich mit dir schlafen werde!", schrie ich und unterdrückte meine Tränen.
"Git! Verschwinde!", schlug ich auf seine Schulter und obwohl ich Schmerzen bekam, ignorierte ich diese und sah Seher, die vor der Tür stand und gerade klopfen wollte.
"Raus!", schrie ich.
"Was ist denn hier los?", fragte sie und sah ihn an.
Er erwiderte darauf nichts, sondern ging.
Sie schloss die Tür und ich bückte mich vor Schmerz und stöhnte.
"Dunya! Warte."
Sie lief auf mich zu und ich hakte mich bei ihr ein, um zum Bett zu gelangen.
Ich verzog mein Gesicht und begann stumm zu weinen.
"Er hat verkackt Seher. Er ist nicht der, für den ich ihn gehalten hab. Er hat mich so enttäuscht", flüsterte ich weinend und sie nahm mich in den Arm.
"Ich war einmal verliebt und sogar der Erste war der Falsche!"
So schnell, wie ich angefangen hatte zu weinen, beruhigte ich mich und lenkte vom Thema.
"Ist jetzt auch egal."
Sie nickte, weil sie wusste, dass ich nicht darüber sprechen wollte. Es bedrückte mich total und meine Lippen bebten immer wieder kurz vor dem Weinen, doch ich blieb stark und spielte Seher vor, dass ich das von vorhin vergessen hatte.

Der charmante PolizistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt