„Ein neuer Hinweis", sprach mein Arbeitskollege und übergab mir einen Umschlag.
Neugierig öffnete ich diesen. Ein Stück einer Karte. Moment Mal? Das war doch Dunyas Paybackkarte? Das war kein Hinweis. Verdammt.
All meine laufenden Prozesse rund um Dunya scheiterten. Was Fakt ist, ist, dass jemand die Absicht hatte und diese Tat geplant war. Ihr Handy wurde immernoch nicht gefunden und das war der Beweis, dass etwas nicht stimmte. Wieso sollte die Person ihr Handy mitnehmen? Allerdings war das Handy aus, denn ich konnte es nicht orten. Wochenlang arbeitete ich hart an diesem Fall, jedoch erzielte ich keinen Erfolg.
Mein Leben ergab immer weniger Sinn und nur meine Tochter war die Befestigung zwischen mir und schlagendem Herzen.
Mit leeren Händen fuhr ich am späten Abend nach Hause, fuhr die Babysitterin nach Hause und kümmerte mich anschließend um meinen Engel.
Ich legte sie auf den Rücken und setzte mich vor ihr hin.
„Mal wieder nichts", flüsterte ich kaum hörbar und sie spielte mit meiner Hand. Dabei sahen ihre dunkle Augen tief in meine und kurz lächelte sie.
„Das Schlimmste was es gibt ist ohne Mutter zu leben. Das sage sogar ich, der früh von seiner elenden Mutter belogen und verlassen wurde. Auch ich sehne mich nach einer Person, die mich erzieht. Eine Mutter ist nunmal eine Mutter und es tut weh, dich so allein sehen zu müssen."
Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich blinzelte sie fort.
„Ich komme ohne deine Mutter nicht klar. Ohne sie ist für mich alles so schwerig. Gott gnade, wenn ich den Täter nicht umbringen werde. Ich vermisse sie so stark. Ich will sie hier haben", flüsterte ich, legte meinen Kopf neben ihr und ließ meine Tränen frei in Lauf. Verkrampft weinte ich im stillen Ton und ließ meinem Engel meine schwache Seite präsentieren. Mich zerriss diese Sehnsucht nach Dunya. Ich würde bald ihre Stimme vergessen und das wollte ich nicht. Einzelheiten würde ich vergessen.
"Triffst du dich mit Seher?"
"Ja sie ist hier und irgendwas ist hier faul. Sie hat was."
Abrupt schoss mein Kopf in die Höhe und ich wusch meine Tränen weg. Moment Mal? Sie wollte sich mit Seher treffen und war auf dem Weg zu ihr. Auf dem Weg wurde sie angefahren. Ohne Sehers Anruf wäre das hier nicht passiert.
Keine Sekunde später rief ich Seher an.
„Hallo?"
„Seher bist du momentan in der Stadt?"
„Ja?"
„Fahr zu mir, sofort. Ich erwarte dich in zehn Minuten hier."
„Tamam ich komme", sprach sie verängstigt und solang brachte ich Nefes zum schlafen
Nachdem ich sie ins Kinderbett gelegt hatte, kam inzwischen Seher und wir setzten uns ins Wohnzimmer.
„Anscheinend weißt du viel mehr als ich denke. Ohne dein Telefonat wäre Dunya jetzt neben mir."
Ihr Kopf schoss in die Höhe und ihre Augen zitterten.
„Was meinst du?", versuchte sie zu lügen, doch ihre Augen verrieten alles.
„Was zur Hölle ist passiert Seher? Versuch mir was zu verheimlichen und Miro erfährt, dass du auf ihn stehst. Wolltet ihr euch treffen? Warst du zu dem Zeitpunkt überhaupt in der Stadt?"
„Ich war nicht in der Stadt, aber Burak."
„Was?", zischte ich und sie sah zu Boden.
„Ich wurde gezwungen."
„Von?"
„Ich weiß es nicht, aber die Drohung war todesernst. Meine Mutter", flüsterte sie am Ende.
„Was deine Mutter?"
„Ich bekam einen Anruf, meine Mutter war am weinen und zittern. Jemand hatte sie entführt. Das war eine Sache von zwei Minuten Burak. Die Stimme der Person war verstellt. Den einzigen Befehl, den ich erfüllen musste war ein Anruf an Dunya. Mir wurde nicht gesagt, was die Person vorhatte, aber meine Mutter war der Grund wieso ich all dies getan hatte."
„Was?", brüllte ich.
„Du hast was?", flüsterte ich und sie weinte schrecklich.
„Es tut mir so Leid Burak."
Schwer hielt ich meine Tränen zurück. Ich war unfassbar wütend und könnte Seher sowas von umbringen.
„Du bist krank Seher vallah. Du hast Scheiße gebaut. Du hast falsch gehandelt."
„Niemand war bei dir!", schrie ich.
„Du warst allein und hättest Gott wen anrufen können! In diesen zwei Minuten hättest du ein Menschenleben gerettet verdammt!", schrie ich und schlug die Hand an meinem Kopf aus Wut.
Plötzlich hörte ich Nefes' Weinen.
„Verschwinde verdammt."
„Wochenlang arbeite ich wie ein Hund an diesem Fall, schufte und gebe Überstunden um diese Todesursache zu klären, während du mir dreckig in die Augen geschaut hast und alles verschwiegen hast. Übermorgen erwarte ich dich um Punkt acht im Büro. Wehe du kommst nicht", zischte ich und schlug die Wohnzimmertür zu.
Abrupt beruhigte ich Nefes und riss mich zusammen. Ich bin wegen Dunya seelisch krank geworden. Nicht einmal die Kontrolle über meine Gefühle hab ich. Sabr Burak, Sabr.
Verzweifelt legte ich mich ins Bett und schlief nach der unbeschreiblichen Übermüdung ein.
Jeder Tag wurde schwerer für mich. Jede Stunde verschlimmerte meine Psyche. Irgendwann zogen Wochen an mir vorbei, Monate. An einem Zeitpunkt ging es mir so elend, dass ich mit Nefes Zuhause rumsaß und die Wände ansah. Meine Jungs munterten mich auf, von Seher hörte ich kaum noch was. Nur dass sie und Miro immernoch was am laufen hatten. Ich spürte den Schmerz wie Messerstiche, doch teilte mit niemandem diesen unvergesslichen Schmerz.
Irgendwann, während mein Leben an mir vorbeizog, hörte ich das Wort „Baba" aus dem Mund meines Kindes und stellte stolz fest, dass mich ein kleines Geschöpf am Leben hielt. Sie wurde älter, ihr Geburtstag nahte. Meine Kleine war ein tollpatschiges Mädchen, eine, die viel lachte und ich tatsächlich lernte zu lachen. Sie kletterte, versuchte neue Sachen zu erkunden. Ständig krabbelte sie von Zimmer zu Zimmer und nahm jedes Gegenstand in die Hand, sodass die Wohnung wie ein Zoo aussah.
An dem Fall von Dunya ergab es keinen Sinn mehr für mich. Mein Kollege hatte diesen seit drei Wochen für mich übernommen. Ich hatte jegliche Art von Hoffnung, doch diese ließ langsam nach. Genau wie ich Hoffnung für Dunyas Leben, so verschwand auch die Hoffnung auf das Finden des Täters. Und Okan war es nicht, denn kein Hinweis wies auf ihn hin. Er hatte ein beglaubigtes Alibi und ich glaubte ihm.
Im Sommer nutzte ich meine Ferien und flog nach Spanien mit Nefes und den Jungs. Ich genoss diese Zeit, diese Ablenkung war eine Reinigung meiner rostigen Seele.
Nefes war total braun geworden, hatte ebenfalls Spaß.
Der Herbst nahte, das Jahr würde bald enden. Bald sind es 14 Monate ohne Dunya. Kein Hinweis, kein Beweis, kein Ansatz.
Trotz dieser Trauer setzte ich meinen Erfolg fort. Ich boxte weiter. Nachdem Urlaub hatte ich Kämpfe, gewann und machte ordentlich Kohle. In den Zeitungen wurde ich deutschlandweit bekannt. Stadtbekannt, Regionbekannt, Bundeslandbekannt und schließlich kannte mich Deutschland. Irgendwann da wurde ich nach England eingeladen, sagte wegen Nefes ab und setzte mein Ziel fort.
Heute würde ich mit Nefes shoppen gehen. Sie wuchs zu schnell.
Im Auto schnallte ich sie an, machte ruhige Musik an und fuhr in die Innenstadt. Angekommen, geparkt und den Kinderwagen ausgepackt. Vorsichtig legte ich sie da rein, legte die Tasche mit ihrer Grundversorgung unter dem Kinderwagen und ging los. Es war 18 Uhr, frisches Wetter und fast dunkel. Wir kauften vieles ein und anschließend gab ich ihr ihre Flasche zum Trinken. Ich war hungrig und beschloss mir beim Chinesen etwas zu holen.
Am späten Abend fuhren wir nach Hause und ich ordnete ihre neue Kleidung in ihren Schrank. Danach legte ich sie schlafen und ich rauchte auf dem Balkon eine, bevor ich mich im Rausch befindend in den Schlaf zwang.
[...]
„Und du bist dir sicher, dass du alles in Griff haben wirst?"
„Ja Bruder, vertrau. Ich schicke dir alle zehn Minuten Bild von Nefes."
„Gut, viel Spaß", lächelte ich falsch und übergab Nefes Ali.
Am Mittag besuchte ich zuerst Dunyas Grab und musste anschließend Kleinigkeiten erledigen. Da es draußen recht kalt war und es teilweise schneite, ließ ich Nefes doch lieber Zuhause und erledigte meine Aufgaben, indem ich von einem Ort zum anderen fuhr. Arbeiten müsste ich morgen, weshalb ich diesen heutigen freien Tag nutzte.
Als ich fertig war, beschloss ich Nefes abzuholen, doch bekam einen Anruf meines Arbeitskollegen Markus.
„Hallo?"
„Hey Burak. Tut mir Leid dich am freien Tage zu stören, aber ich habe Hinweise gefunden. Am besten besprechen wir das persönlich, wenn du willst."
„Bist du im Büro?"
Er bejahte und ich machte ihm deutlich, in zwei Minuten zu kommen. Aufgeregt fuhr ich mit zitternden Händen am Steuer dahin. Angekommen platzte ich in sein Büro und er lächelte.
„Was du nicht für deine Frau tust."
„Schieß los", sprach ich und zeigte auf das Stück Papier, welches sich in seiner Hand befand.
„Also. Da die Unfallstelle bekannt ist, habe ich all die Kameras in der Nähe kontrollieren lassen. Es handelt sich um einen verlassenen Ort, daher fahren wenige Fahrzeuge dahin. Nur gibt es eine Firma, gute 2 Kilometer davon und zwei Straßen führen dahin. Von der Unfallstelle aus 300 Meter wurden an diesem Tag exakt elf Fahrzeuge durch die Kamera gesichtet. Von diesen elf haben 6 diese Straße für den Arbeitsort genutzt. Das heißt sie haben einen Alibi. Die anderen fünf habe ich näher betrachtet und einer von ihnen hat ein Tag vorher ein Auto gemietet."
„Was?", fragte ich geschockt.
„Das ist noch garnichts Burak. Irgendwas stimmt da nicht, weißt du wieso? Ich habe über die Namen der Forensiker im Internet recherchiert und bin zu keinem Ergebnis gekommen."
„Das heißt, es handelt sich um falsche Forensiker?"
„Unter falschem Namen."
„Von Seher Dogan hast du nichts rausbekommen können?"
„Leider nicht, sie schweigt. Aber soll ich dir mal was sagen? Das ist merkwürdig, ich frage mich, was tatsächlich vorgefallen ist und wieso jemand alles so vortäuscht. Irgendeine Absicht muss die Person doch haben?"
„Du hast Recht. Ich recherchiere nochmal über die Forensiker", sprach ich und stand auf.
„Halt mich auf dem Laufenden."
„Du auch!"
Ich nahm mein Handy aus der Tasche und entsperrte es. Im Auto setzte ich mich hin und ging auf Dunyas Whatsapp-Profil. Ich besaß unseren Chat als auch jedes einzelne Bild, welches sie mir geschickt hatte. Zuletzt online vor fast einem Jahr.
Zuhause wühlte ich in den Papieren rum und suchte den Forensiker auf.
Herr Dr.Herman Dietmar.
Rasend fuhr ich zur Stelle hin und betrat den Ort, an dem meine Frau nach dem Unfall untersucht wurde.
An der Rezeption meldete ich mich mit Ausweis und würde in zehn Minuten dran sein In seinem Büro wartete ich und schon kam er.
„Dr. Dietmar?", fragte ich und er nickte freundlich, gab mir die Hand.
„Ich bin hier wegen dem unaufgeklärten Tod meiner Frau. Soweit ich mich erinnere, haben sie aber nicht Teilnahme an dem Körper meiner Frau gehabt?", fragte ich ihn ein wenig entsetzt. Er war es doch, aber das war nicht das Gesicht. Er wurde blass und nervös.
Ich stand auf und ging zur Tür. Diese schloss ich ab, steckte den Schlüssel in meine Tasche und packte ihn am Nacken.
„Ihr habt mich belogen, stimmts?", zischte ich.
„Nein nein", sprach er nur schwer, denn ich hatte seinen Kopf gesenkt.
„Wer hat unter den Namen Herman Dietmar den Körper meiner Frau untersucht?", fragte ich ihn und er lachte nur.
„Verdammt glauben Sie mir. Ich habe da nichts mit zu tun. Sie bilden sich das alles nur ein. Ich kann ihre Wut nachvollziehen, aber wir haben nur unsere Arbeit getan und Ihnen ein Brief mit den Autopsieberichten zugeschickt. Mehr konnten wir nicht tun und jetzt lassen Sie mich los. Sie sind Polizeibeamter und ich denke, das wars mit dem Beruf, wenn ich sie verpetze."
Auf der Stelle ließ ich ihn los. Das ist Plan meiner Mission, dachte ich mir und verließ den Ort. Ganz einfach, wenn er mich nicht verpetzt, tut er es aus Selbstschutz. Er hält sich fern von Polizisten, wieso? Selbstschutz.
Auch diese Info gab ich meinem Kollegen weiter. Ja, mein Handeln war falsch, aber irgendwie muss ich ihn verarschen.
Ganz detailliert ließ ich mir die Autopsieberichte durch den Kopf gehen.
Nein, da war was eindeutig faul. Mag sein, dass Dunya tot war, aber das war nicht die Todesursache, die jeder kannte. Dahinter war eine große Lüge versteckt und diese würde ich aufdecken. Und dieser Lüge werde ich mit Herz und Versand aufsuchen. Mag sein, was es koste.
[...]
Hinten schnallte ich Nefes an und fuhr ins Krankenhaus. In sechs Stunden muss ich eigentlich aufstehen und zur Arbeit, doch Nefes hatte hohes Fieber und ich merkte ihr an, dass es ihr elend ging. Da sie klein war, wollte ich mit den Medikamenten Zuhause nichts riskieren. Mitten in der Nacht, halbschlafend parkte ich und nahm sie heraus.
„Bald geht es dir besser Engel", sprach ich und küsste ihr glühendes Gesicht. Sie lächelte schwach und ich musste einfach mitlächeln.
Dort verbrachte ich insgesamt zwei Stunden, denn es war unerwartet voll. Um diese Uhrzeit, oh Gott. Nach langem Warten kamen wir dran und sie wurde untersucht. Doch mit Medikament verließ ich das Krankenhaus und fuhr nach Hause. Sie schrie am Spieß. Überfordert parkte ich am Straßenrand und schaukelte sie hin und her. Paar Stunden später stand ich wie ein lebender Leichnam auf und machte mich auf dem Weg zur Arbeit. Komischerweise wartete Seher nach der Arbeit auf mich, mit dem Grund, sie müsse mit mir reden. Also fuhren wir nach der Arbeit in die Innenstadt und ich kaufte ihr einen Kaffee.
„Was gibt es Seher? War es nicht beendet?", fragte ich sie abwesend und sie sah mir in die Augen.
„Ich weiß, dass du an Dunyas Fall arbeitest und naja ich möchte dir behilflich sein."
„Du bist keine Polizistin-
„Ich bin deine Freundin und Dunyas Schwester. Ich fühle mich sehr schlecht Burak und das ist das Mindeste, was ich leisten könnte."
„Sie ist tot! Weg! Was nützt es dir für eine Tote zu arbeiten hm?"
„Wenn Dunya tot ist, wieso beschäftigst du dich mit ihr?", wurde sie wütend.
„Weil sie mich am Leben gehalten hat Seher. Weil ich herausfinden muss, wer dahinter steckt."
„Die Person, die am Telefon war hatte nur die Stimme verstellt."
„Das weiß ich schon seit Monaten Seher."
„Okan?"
„Nein er war es nicht. Hundert Prozent Sicher."
„Seher", fing ich an.
„Das macht keinen Sinn. Lass es."
„Burak ich-
„Bitte. So wie du es in letzter Zeit getan hast, lässt du mich weiterhin in Ruhe."
Ich brachte sie nach Hause, doch sperrte die Tür, als sie aussteigen wollte.
„Moment Mal? Wieso hast du mich heute gerufen? Hattest du eine Absicht?"
„Du denkst doch nicht ernsthaft, dass ich-
„Doch denke ich. Was sollte das?"
„Burak du denkst total falsch, seit Dunya verstorben ist."
Ihre Augen füllten sich.
„Eigentlich", flüsterte sie und legte ihre Hand auf dem Bauch.
„Sag mir nicht", sprach ich entsetzt.
„Doch. Ich bin schwanger."
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Der charmante Polizist
Любовные романыUnsere Nasenspitzen berührten sich und wir schlossen unsere Augen. "Ich kann dich nicht küssen Dunya", hauchte er gegen meine Lippen und ich presste meine Lippen vor Wut zusammen. Plötzlich boxte er gegen die Wand hinter mir und ich öffnete meine Au...