Kapitel 31

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"Ich halt das nicht mehr aus", flüsterte ich unmotiviert und spülte mein Erbrochenes mit einem Drücken weg. Ich hatte Herzrasen, da ich jedesmal aufs Neue Angstzustände hatte, mir während des Erbrechens in die Hose zu machen, denn auf das Kotzen bezogen war meine Blase sehr schwach. Es war nun eine weitere Woche vergangen. Buraks Vater lag weiterhin im Krankenhaus und die Situation war ziemlich die Gleiche. Mal abgesehen davon, dass ich anfangs ordentlich Stress mit der Polizei hatte, hatte mein Bruder die Schuld auf sich genommen. Somit war ich aus der Sache ganz raus, doch mein Bruder hatte teilweise auch die Schuld auf Adem geschoben, weswegen er tief in der Scheiße steckte. Jedenfalls latschte ich wie eine lebende Leiche quer durchs Wohnzimmer und schmiss mich auf die Couch. Burak hatte sich von mir distanziert, seit er Stress um sich hatte. Verständlich, denn er war regelrecht von seiner Mutter gereizt. Mehrere Nächte lang stand sie sogar vor unserer Tür und hat wie eine Verrückte daran geklopft. Nicht zu vergessen sind ihre Anrufe, die uns beiden ziemlich auf die Nerven gehen. Trotzdem hatte ich den Respekt nicht verloren und mich nicht in diese sinnfreie Gelegenheit eingemischt.
Während Burak arbeiten war, machte ich mir einen Termin beim Arzt. Ich hatte den Verdacht auf eine Schwangerschaft, weshalb ich mir gestern zwei Schwangerschaftstests besorgt hatte, aber sie erst heute in Ruhe testen würde. Den Termin bekam ich später, aber ich musste unbedingt meine innere Ruhe stillen, weshalb ich mir einfach diese Tests besorgt hatte.
Seit Wochen erbrach ich durchgehend den Abend durch, weshalb ich abgenommen hatte und mir wirklich Sorgen machte.
Auf dem Klo ließ ich mich nieder und packte beide Tests aus. Danach befolgte ich die Anleitungen und wartete eine kurze Zeit aufs Ergebnis. Bitte ja, komm schon.
Wenige Minuten später kamen beide Ergebnisse auf das jeweilige Feld und ich erstarrte. Oh mein Gott. Wasser drönte in meinen Augen und ich blinzelte diese zu Boden. Ein Glücksgefühl durchfuhr meinen Körper und ich sprang vor Freude in die Luft. Ich war schwanger! Allerdings musste ich feststellen, dass ich schon früher als erwartet schwanger geworden bin. Krass. Sprachlos setzte ich mich auf die Kloschüssel und hielt die Hand vor meinem Mund. Das war der tollste Moment nach meiner Hochzeit. Ich freute mich jetzt schon. Jetzt musste ich es nurnoch Burak sagen, aber das war wirklich nicht die beste Zeit dazu.
Das musste ich Seher erzählen! Sofort wählte ich ihre Nummer.
"Seher!", rief ich aufgeregt.
"Dunya! Ich wollte dich gerade anrufen! Dunya es ist was schlimmes passiert."
Sofort verstummte ich und sagte daraufhin nichts.
"Hör zu. Ich konnte meine Mutter seit Tagen nicht erreichen, aber hab mir nicht allzu große Sorgen gemacht. Dann hab ich erfahren, dass sie abgehauen ist! Sie ist aus dem Nichts verschwunden, weil sie sich mit meinem Vater gezankt hat. Sie hat mich eben angerufen und gemeint, dass mein Vater eine Affäre hätte."
Sie schluchzte und ich wurde emotional.
"Das tut mir so Leid für dich. Kann ich was für dich tun?", fragte ich sie und verspürte innerlich Trauer. Ich war kurz davor meine Nachricht zu verkünden. Anscheinend muss ich wirklich abwarten, bis alle Konflikte gelöst sind. Dabei hatte ich mich so gefreut. Ich könnte vor Freude schreien und jedem um den Hals springen. Betrübt schloss ich meine Augen.
"Könntest du mit meinem Vater reden, was passiert ist. Ich kann es nicht glauben, dass es stimmt und meine nächste Klausur ist bald. Ich werde versuchen morgen zu kommen."
"Okay, ich versuchs."
"Danke, ich komme dann wahrscheinlich morgen zu dir, wenn es dir keine Umstände macht."
"Natürlich nicht."
Wir verabschiedeten und zur gleichen Zeit betrat Burak das Wohnzimmer.
"Hey", lächelte ich und wir gingen zusammen in die Küche.
"Du bist verspätet, wo warst du?"
"Paar Kleinigkeiten erledigen."
"Was neues von deiner Mutter?"
"Ja, wie immer eben, aber darauf gebe ich keine Rücksicht. Viel wichtiger ist mein Vater. Er wird übermorgen entlassen, da er heute erst im MRT war. Irgendwas stimmt bei ihm nicht."
"Ich hoffe es ist nichts Schlimmes."
Nebenbei servierte ich ihm das Essen und setzte mich vor ihm.
"Sie hat nach dir gefragt."
"Nach mir?"
"Ja, wie es dir geht und so. Momentan lebt sie im Hotel. Aber ihr Geld wird immer knapper."
"Burak du solltest ihr was geben. Mag sein, dass du sie verabscheust, aber-
"Aber was?", fragte er mit erhobener Stimme und ich zuckte ganz leicht zusammen.
"Sie ist schwanger. Das Kind hat keinerlei Schuld."
"Das Kind spielt keine Rolle. Sie schauspielert nur, ich kenne diese Frau."
"Ich diskutiere mit dir nicht. War so klar, dass du es mal wieder nicht raffst. Das Kind ist sehr wahrscheinlich am hungern und dir geht es am Arsch vorbei."
"Du hast keine Ahnung-
"Du hast keine Ahnung Burak. Wo bleiben deine Mitgefühle?"
"Ich empfinde nichts, rein garnichts für diese Frau. Wag es ja nicht mir einzureden, dass ich einem Menschen helfen soll, der gesorgt hat, dass ich falle. Ich bin ihr nichts schuldig und werde bis zu meinem letzten Atemzug Hass gegenüber ihr verspüren. Ende der Diskussion."
Unerwartet stand er auf und ich sah hoch zu ihm.
"Wohin gehst du?", fragte ich ihn.
"Raus."
Und schon hörte ich die Tür knallen und atmete tief ein und aus. Natoll, wieso konnte ich nicht einfach den Rand halten? Seine Nerven waren strapaziert und ich musste einen drauf legen. Ich rief Sehers Vater an, doch we ging nicht ran. Kurz vorm Heulen legte ich mich ins Bett und schlief einsam ein.
[...]
"Dunyaaaa!"
"Steh endlich auf, wir verhungern."
Müde rieb ich mir die Augen und versuchte meine Augen wenigstens zu einem Spalt zu öffnen.
"Man seit wann schläfst du so lange?", hörte ich Seher und ich lächelte.
Sie fiel mir trotz dass ich am liegen war um den Hals und küsste öfters meine Wange.
"Mach dich schnell frisch und helf mir in der Küche. Burak und ich verhungern."
"Okay", murmelte ich.
Nachdem wir gefrühstückt hatten, ging Burak und Seher hatte dieses dauerhafte Ignorieren zwischen uns sofort gerafft.
Nachdem er weg war, fragte sie mich natürlich aus.
"Seher da ist etwas, was ich dir sagen muss", fing ich nervös an, aber lächelte.
"Schieß los."
"Naja momentan sind alle gestresst, weswegen ich mich bei allen zurückhalte, aber du wirst noch sauer, umso länger ich es von dir verheimliche."
"Oha was willst du sagen?"
"Ich erwarte ein Kind", platzte aus mir und ihre Augen weiteten sich. Ihr Mund klappte zu Boden und sie grinste wie ein Idiot.
"Ahhh!", hörte ich ihr lautes Schreien und hielt lachend meine Ohren zu.
"Oh mein Gott, ich freue mich so für dich! Das ist gerade so unrealistisch."
Fest umarmte sie mich und bekam Tränen.
"Weißt du ich finde das so süß, dass ich heulen muss. Du hast mir meine nächsten neun Monate versüßt. Und ich Idiot habe dich Frühstück machen lassen. Madame jetzt gilt viel ausruhen. So dünn wie du bist, musst du echt aufpassen."
"Jaja. Bald habe ich einen Termin beim Arzt und werde alles kontrollieren lassen."
"Warte mal? Du hast Burak nichts gesagt?"
Langsam schüttelte ich meinen Kopf.
"Was oha? Wie kommts? Er ist schließlich auf dem Weg Vater zu werden und-
"Wegen dem ganzen Stress den er hat. Ich will nicht noch einen drauf setzen. Es soll sich erstmal alles regeln lassen, weil es was Besonderes ist und er es auch genießen soll."
"Du musst es ihm aber so schnell wie möglich sagen. Und nicht er macht sich den Stress, sondern du. Du musst dich seelisch echt unter Kontrolle halten."
"Ja ich gebe mein Bestes."
"Uff lass mal Namen aussuchen."
"Vergiss es Seher", lachte ich.
"Kriegst du schon Hungerattacken?"
"Ja und ich muss abends immer so brechen."
"Das wird", grinste sie und wir unternahmen draußen in der Innenstadt etwas. Am Abend tranken wir einen Café und fuhren anschließend mit vollen Tüten nach Hause.
Danach fing ich an zu brechen und es nahm natürlich kein Ende. Schlaff und fertig mit der Welt legte mich Seher ins Bett und deckte mich zu. Danach strich sie über meine Haare.
"Du tust mir Leid."
"Ich bins gewohnt. Als es noch ziemlich neu war, hab ich mir in die Hosen gemacht. Jetzt mache ich nicht mehr so often, aber ich hasse dieses Gefühl."
"Burak sollte sich um dich kümmern-
"Seheeeer, ist doch egal. Ich komme allein zurecht. Wehe du sagst es ihm."
"Wenn man vom Teufel spricht", lachte sie, als Burak den Raum betrat.
"Was ist los? Bist du krank?", fragte er monoton, was mir halbwegs ins Herz ging.
"So in der Art", murmelte ich.
"Ich will schlafen", brummte er.
"Gut ich gehe dann mal. Euch eine gute Nacht."
"Nacht", flüsterte ich geschwächt und kuschelte mich mit geschlossenen Augen an die Decke.
Erst hörte ich nichts, bis Burak sich in seinen Shorts zu mir legte und ich den gewissen Abstand zwischen uns wahrnahm. Er ist so ein Sturkopf, dann heißt es, dass ich die Zicke bin.
"Wo warst du?", fragte ich ihn mit dem Rücken zu ihm gedreht.
"Mit den Jungs im Club", antwortete er knapp und ich hatte es satt, sein Verhalten zu ertragen, weswegen ich meinen Mund hielt und versuchte zu schlafen.
"Sonst willst du nichts fragen?"
"Mich interessiert nichts Weiteres."
Er lachte.
"Ich frag mich wieso du sauer bist, obwohl du Schuld bist."
"Willst du wieder die Wut, die dir deine wunderbare Mutter zugefügt hat, an mir rauslassen?"
"Hab ich das behauptet? Tu nicht so, als wärst du hier das Opfer Dunya."
"Alles klar. Halt einfach die Klappe."
"Bist du wegen Seher so frech?"
Ich setzte mich aufs Bett und er tat es mir gleich.
"Pass auf was du sagst Burak. Nerv mich nicht."
"Okay Mademoiselle."
Unerwartet öffnete sich die Tür und es war kein anderer als Buraks verdammte Mutter, die fast jeden Abend hier hin kam und ihn volllaberte.
"Wir haben Besuch", murmelte Seher nervös.
Von Wut ergriffen stand ich auf und ging zu ihr. Mir war alles egal, ich war geladen.
Mit dem Finger zeigte ich raus.
"Verschwinden Sie aus meiner Wohnung! Was fällt Ihnen ein hier aufzukreuzen? Was ist Ihr Ziel? Ihre Familie verabscheut Sie. Wegen Ihnen! Alles ist wegen Ihnen? Wegen Ihnen muss ich mir dauernd Buraks Wut auf mir anhören, obwohl ich reingarnichts mit der Sache zu tun hab? Immer mehr distanzieren wir uns und haben mehr Streitereien und das nur wegen Ihnen-
"Dunya beruhig dich!", schrie Seher, doch ich schüttelte stumm weinend den Kopf.
"Du herzlose Schlampe! Genau dann wenn ich dabei bin, dass Burak mir langsam vertraut, musst du alles ruinieren! Du bist hier die Jenige, die von mir schlecht spricht, damit Burak sich mir bloß nicht nähert! Du bist scharf auf sein Geld, damit er mir nichts abgeben soll, stimmts?", brüllte sie so laut, dass sich der Boden unter mir bewegte und ich Sehers Hand an meiner Schulter spürte.
"Verschwinde!", schrie Burak und die Diskussion zwischen Beiden begann.
Minuten vergingen und alles eskalierte so stark, dass sogar Seher die Mutter anschrie.
Plötzlich bekam ich ein Ziehen an meinem Unterleib, was sich wie ein Blitz anfühlte. Mir wurde mulmig und ich verzog mein Gesicht, als die Schmerzen doller wurden.
"Seher mein Bauch!", gab ich gequält und es wurde im Raum still. Schwindelgefühle herrschten in meinem Kopf und ich spürte, wie Burak und Seher mich stützten.
"Hey! Nicht die Augen schließen", sprach Seher und ich nickte.
Wenige Sekunden später befand ich mich auf der Couch und mir flossen Tränen, da die Schmerzen nicht besser wurden.
"Hast du deine Tage?", fragte Burak und ich schüttelte meinen Kopf. Er nahm meine Beine in die Höhe, damit ich nicht kollabiere.
"Wir müssen ins Krankenhaus Burak", sprach Seher hektisch und er sah sie fragend an.
"Ihr geht es doch besser", sprach er.
Bitte Seher sag es nicht.
"Junge spinnst du? Was bist du für ein verdammter Idiot? Deine Frau erwartet ein Kind!", schrie sie und wurde totenstill bis auf mein Seufzen.
"Was?", fragte Burak total überrascht und ich legte erschöpft meine Hände vors Gesicht, denn ich musste heulen. Alles ging schief, alles.
Doch mit einem Wimpernschlag kniete sich Burak zu mir und nahm mich in die Arme.
"Das tut mir so Leid mein Schatz. Ich mach es wieder gut, aber zuerst müssen wir ins Krankenhaus", flüsterte er an meinem Ohr, doch ich schüttelte bloß meinen Kopf.
"Wie wärs, wenn ihr erstmal zu Ende streitet-
"Dunya das ist kein Witz. Du hast Schmerzen und du bist hundertprozentig vor der zwölften Woche schwanger. Das ist riskant."
Sofort half mir Burak mich hinzusetzen, doch als er mich heben wollte stoppte ich, denn ich spürte etwas feuchtes an meiner Unterhose.
"Ich blute", flüsterte ich panisch und jeder, sogar die Mutter von Burak bekam Panik. Nurnoch die Gebete zu Gott zählten. Abrupt trug mich Burak ins Auto und Seher fuhr stattdessen. Unter mir hatte sie ein Handtuch hingelegt. Ich hoffte einfach, dass das Blut nicht durch meinen Pyjama geht. Die Schmerzen blieben gleich und ich verstand nicht, ob ich wegen den Schmerzen oder dem Gedanken, das das Baby sterben könnte, weinte. Mir war taub an den Ohren. Ich spürte rein garnichts. Es spiele alles irgenwie an mir vorbei. Ich kannte mich null aus, was diese Blutung zu bedeuten hatte, weshalb ich echt unter einer unbeschreiblichen Angst stand. Im Krankenhaus wurde ich sofort untersucht und das dauerte. Jede Minute war eine Qual für mich. Das war mein erstes Kind. Wenn ich es verlieren würde, wäre ich total zerstört. Schließlich war es unser Wunsch. Seher war die ganze Zeit mit anwesend und tröstete mich, dass alles gut sei.
"Frau Demir", sprach die Ärztin und wir sahen neugierig zu ihr.
"Es ist alles gut. Blutungen können bei verschiedenen Faktoren auftreten. Es treten Blutungen beispielsweise auf, wenn sie ihre Periode zu dieser Zeit hätten. Das vergeht in zwei Tagen. Aber da Sie Krämpfe im Unterleib verspürt haben, werden wir Sie unter Beobachtung haben. Das kann durchaus ein Zeichen für eine drohende Fehlgeburt sein. Ich möchte Ihnen keine Angst machen, gerade ist alles gut. Aber zur Sicherheit würde ich Sie gerne aufnehmen."
Mein Kopf drönte und ich war dem Umkippen nahe. Eine Fehlgeburt?
"Ich gebe Ihnen gleich eine sofort wirkende Tablette und dann ruhen Sie sich bitte aus."
Leicht nickte ich und stand vorsichtig vom Platz auf.
Ich wurde einem neuen Zimmer zugeteilt und Burak samt seiner Mutter waren dazu gekommen.
"Ich fahre nach Hause und hole dir schnell frische Sachen", sprach Seher.
Ich lehnte mich nach hinten und seine Mutter verschwand aus dem Raum.
Leicht drückte Burak meine Hand und sah mir ins Gesicht.
"Was hat sie gesagt?"
"Dem Baby geht es gut. Aber ob es morgen oder in einer Woche der gleiche Fall ist, weiß man nicht", sprach meine zitternde Stimme.
"Also ist es in Lebensgefahr?"
"Ich weiß es nicht", schluchzte ich und er nahm mich in die Arme.
"Dunya es tut mir so unbeschreiblich Leid. Ich weiß nicht wie ich es wieder gut machen soll. Du hättest es mir sagen müssen. Du hast dich jeden Tag angestrengt und dann dieser Streit. Das war nicht meine Absicht. Ich versteh nicht was mit mir los ist."
Dazu sagte ich nichts, sondern genoss seine Arme um mich.
"Wann hast du es erfahren?"
"Ich hatte den Verdacht schon vorher, weil ich jeden Abend brechen musste, aber erst gestern hab ich mir Tests besorgt."
"Und wieso hast du mir nichts gesagt? Du hättest mir das sofort sagen sollen."
"Weil du jeden Tag schlecht gelaunt warst."
"Ach Dunya, aach. Du bist ein Idiot. Sei mal mehr egoistisch."
"Ich hab das Gefühl, das unserem Baby nichts passieren wird. Ich weiß, es ist momentan kritisch, aber trotzdem bin ich glücklich, Vater zu werden."
Er lächelte und strich mit seinen Daumen meine Tränen weg.
"Wir schaffen das mein Schatz", flüsterte er und legte seine Lippen kurz auf meine.
"Ab jetzt sind meine Eltern tabu. Nur du zählst."
Mit seiner Hand strich er über meine Haare und lehnte mich nach hinten.
"Wo ist deine Mutter?"
"Keine Ahnung, aber das ist egal."
"Sie meinte, dass du ihr Vertrauen-
"Das war gelogen. Ich ignoriere und hasse sie weiterhin. Reden wir über etwas anderes. Zum Beispiel unser Baby. Hast du schon die Woche erfahren?"
"Sechste Woche."
"Also bist du schon seit einem Monat und zwei Wochen schwanger? Krass, früher als wir es geplant hatten."
"Ja", lächelte ich. Er hob die Decke und legte seine große Hand auf meinem Bauch. Dieser Moment fühlte sich wunderschön an.
"Deswegen bist du immer so müde stimmts?"
"Ja ich könnte den ganzen Tag lang schlafen."
Wenig später traf Seher mit der Kleidung auf.
"Komm ich helf dir beim Wechseln."
"Ich mach das schon", sprach Burak.
"Ich bin ihre beste Freundin."
"Ich bin ihr Ehemann."
Ich verkniff mir das Lachen.
"Ich besorg dir Kakao", verdrehte Seher die Augen und drückte Burak die Tasche in die Hand.
Nach elenden Stunden schaffte ich es ins Bad und Burak half mir beim Umziehen. Das war ekelhaft, denn meine Hose hatte ein wenig Blut abbekommen. Nachdem ich frisch war, brachte er mich ins Bett und deckte mich zu.
"Bleibst du noch?", fragte ich ihn leise und er nickte.
"Ich nehme mir für morgen frei und dann sehen wir weiter."
"Ich schaff es auch alleine."
"So wie ich dich kenne, wirst du nicht genug auf dich aufpassen. Du befindest dich in einer riskanten Lage und jetzt zählt alles. Ich will mir sicher gehen."
Mit meinem Engelsblick sah ich hoch in seine Augen und seine Mundwinkel zogen sich nach oben.
"Was willst du?"
"Dass du dich zu mir legst."
"Nagut."
In der Nacht wurde mir eine Infusion befestigt und Blut als auch Urin entnommen. Burak hatte die Erlaubnis zu bleiben. Seher hingegen war schon über alle Berge.
Burak war aufgeblieben, während ich ordentlich ausgeschlafen hatte und es mir am nächsten Morgen besser ging.
Müde rieb ich mir die Augen und sah links zu Burak, der an seinem Handy beschäftigt war.
"Meine Jungs sind so glücklich, als wäre es ihr eigenes Kind", sprach Burak lachend und ich grinste.
"Geht es dir besser?"
"Ja, ich hatte zumindest keine Blutungen."
Im Bad machte ich mich frisch, aber stellte fest, dass sobald ich ging, die Blutungen begannen. Also musste ich durchgehend nur liegen, um das zu verhindern. Die Ärztin sah nach mir und es wurden Kontrollen durchgeführt, ob dem Kind etwas passiert sei. Alles sei beim Alten. Wenn ich will, darf ich sogar heute nach Hause, da die Tests durch waren. Allerdings wurde mir strikt verboten, irgendwas zu machen. Normalerweise war es gesund, Sport während der Schwangerschaft zu treiben, doch mein Kind war schwach und für ihn wäre es Mord, weshalb ich den Anweisungen folgen würde.
Mir wurde klar, dass diese Schwangerschaft sehr kompliziert sein wird und ich viel Acht darauf geben muss.
Am Nachmittag durfte ich nach Hause, nachdem mir die Ärzte strenge Bettruhe erteilt hatten. Burak hatte seinen Chef um einen Tag frei gebeten und diese bekam er schließlich auch. Zuhause bestellten wir etwas und danach schnitt er mir Obst.
"Burak ich halte es im Bett nicht aus", kam quälend aus mir.
"Ich weiß, aber es geht nicht anders. Sollen wir einen Film schauen?"
Kopfschüttelnd sah ich zu ihm.
"Sollen wir auf die Terrasse?"
"Jaa", gab ich zufrieden.
Vorsichtig stützte ich mich bei ihm ab und wir betraten den Balkon.
Frische Luft klatschte mir ins Gesicht und ich fühlte mich so, als würde ich nach dem Gefängnis die Freiheit spüren.
Kälte durchzog meinen Körper und automatisch kreuzte ich meine arme vor die Brust. Vorsichtig setzte ich mich auf den Stuhl und stützte mich mit den Armen auf das Gelände ab. Meinen Kinn stützte ich ebenfalls ab und verlor mich in der Ferne. Die Straßenlaternen leuchteten in einem warmen Ton und umspielten die jeweiligen Straßen mit ihrer Belichtung. Die Bushaltestelle stand leer und es fuhr kein Auto auf der Straße, die sicherlich eine kühle Temperatur eingenommen hatte.
Um mich herum umhüllte eine einzigartige Wärme, die nichts und niemand ersetzen könnte. Buraks Körper schmiegte sich von hinten an mich und er stützte seinen Kopf an meiner Schulter.
"Soll ich dir eine Decke bringen?"
Leicht schüttelte ich meinen Kopf.
"Ich will nur dich bei mir haben", flüsterte ich und gab ihm einen weichen Kuss auf die Wange.

Der charmante PolizistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt