Mit seriösem Blick hielt ich seinen Blick.
"Komm mit."
"Lustig. Verzieh dich, ich habe keine Lust auf Spielchen."
"Ouu, die Prinzessin ist frech."
"Wie bitte?", fragte ich unfassbar. Was war das für ein Idiot?
"Du sollst mitkommen hab ich gesagt", wurde er ernster als vorhin.
"Nö. Du kommst aus dem Auto, verdeckst die Sonne und sagst ohne dich vorzustellen, dass ich mitkommen soll?"
"Du weißt ganz genau wer ich bin."
"Ich schreie, wenn du mir nicht sagst, wer du bist."
"Ich bin der beste Freund deines Bruders."
Es machte Klick und ich stand auf.
"Das hatte ich nicht erwartet."
"Ich auch nicht, dass mein bester Freund so eine ästhetische Schwester-
"Halt den Mund", mischte ich mich sofort ein.
Er jedoch grinste.
"Du sollst mir also zeigen, wo er wohnt?"
"Ja, wenn du magst, fahr ich dich hin."
"Und die Schlüssel hat niemand von euch? Ich werde alleine wohnen?"
"Jap."
"Ich komme mit", sprach ich und stieg in den Wagen ein.
Irgendwie war ich aufgeregt, weil ich alle Familienfotos finden würde. Es dauerte nicht lange und wir kamen an. In seiner Wohnung war alles aufgeräumt, bis auf das Schlafzimmer.
"Danke", drehte ich mich um und sah zu dem immernoch Unbekannten.
"Hier ist meine Nummer. Fummel nicht in seinem Schrank rum und ruf mich bei Notfällen an. Treib dich nachts nicht draussen rum, so meinte es dein Bruder. Ach und Geld liegt im Wohnzimmer unter dem Sofa. Da befindet sich ein Briefumschlag mit dem Geld. Dein Bruder bestand darauf, dass das Geld dir gehört."
Er verließ endlich die Wohnung und das erste was ich tat war, den Schrank zu öffnen.
Ein kleiner Tresor. Natoll, das meinte er wohl. Ich wollte nicht wissen, was sich drin befand.
Ich ordnete das Schlafzimmer nach meinen Vorstellungen und sah mir jede Ecke der Wohnung an. Alles war irgendwie so leer, so ungemütlich.
Mein Handy klingelte, doch ich ging nicht dran, da es Burak war.
Mir fiel die Schublade ein und ich suchte nach dieser, um meine Familienfotos zu sehen.
Erneut rief Burak an und ich seufzte.
Ich fand endlich die Schublade und setzte mich auf dem Boden. Ich öffnete den ersten Umschlag und sah einen Stapel mit Fotos. Eins für Eins sah ich mir jedes Bild an und mir kamen Freudestränen. Das waren bestimmt tolle Momente gewesen und meine Eltern waren wunderschöne Personen.
Plötzlich hörte ich die Tür öffnen und der Umschlag fiel aus meiner Hand. Wer war das? Niemand hatte Schlüssel? Burak konnte es nicht sein.
Mit jedem Schritt der Person auf dem Laminat löste sich immer mehr Panik in mir aus, dass ich nicht logisch dachte und auf die Idee kam, mich zu verstecken. Stattdessen sah ich in Richtung Flur und sah den immer näher kommenden Schatten, bis dieser am Türrand stand und ich die Luft anhielt.
"Okan?!", schrie ich schon fast, weil ich sowas von überrascht als auch angepisst von seiner Anwesenheit war.
Stattdessen näherte er sich mir, weshalb ich schleunigst vom Boden aufstand und er nun gegenüber von mir stand.
"Was willst du hier?", fragte ich ihn und zog meine Augenbrauen zusammen.
"Dich", sprach er und drängte mich in die Ecke.
Unerwartet küsste er meine Wange und huschte zu meinem Hals, weswegen ich ihn kniff und von mir drückte, doch er fing an meinen Hals zu küssen.
Mein Klingelton unterbrach sein Vorhaben und wir beide lasen den Namen von Burak. Panisch versuchte ich nach dem Telefon zu greifen, doch er schubste mich gegen die Wand und ich prustete vor Schmerz.
"Kleine Schlampe", zischte er und packte mich gewaltig, sodass ich zu Nichts in der Lage war, sondern schrie.
"Lass es Okan!", schrie ich, doch er legte seine Hand vor meinem Mund und küsste meinen Hals.
Nichts half. Er war viel zu stark im Gegensatz zu mir. Mein Leib zitterte vor Angst, das er weiter gehen würde. Niemand kannte diese Gegend und niemand könnte mir helfen. Wir waren alleine zwischen diesen vier Wänden.
Als er seine Lippen von meinen nahm schmiss er mich aufs Sofa und ehe ich aufstehen konnte, setzte er sich auf mich.
"Hey, was soll das? Lass mich in Ruhe Okan, ich hab Schmerzen!", schrie ich weinend, doch er lächelte nur.
"Bulut, komm!", sprach er und ich erstarrte.
"Nein! Okan tu es nicht! Tu es nicht und ich heirate dich, bitte tu mir das nicht an!", flehte ich, doch er schüttelte seinen Kopf.
"Du wirst so büßen Dunya. Ich werde dich der ganzen Welt bloßstellen. Du wirst dich niewieder mehr raustrauen! Du tust auf unschuldig, dabei weiß ich genau wie dein kleines Köpfchen tickt."
Mit rasendem Herz sah ich ihn flehend an.
Ein Junge kam.
Burak hilf mir irgendwie, tu es irgendwie, wie auch immer. Hauptsache ich nehme an diesen dreckigen Aktionen nicht teil. Oder sonst jemand soll meine Schreie hören und mich hier retten.
Er band meine Hände nach oben und zog mich aus, während der Junge aufnahm und ich nach Luft rang.
Ich schrie um meine Seele nach Hilfe. Ich schrie und kreischte zu Gott, doch Okan war so weit gegangen. Ich lag in Unterwäsche davor und er küsste meinen Bauchbereich. Meine Psyche wurde in diesem Moment so enorm wie nie angegriffen. Doch er ging nicht weiter, sondern klatschte mir eine, sodass ein Piepen an meinem Ohr zu hören war und ich schwören konnte, dass ich taub war.
Sie hatten alles auf Video festgehalten. Wie er mich angefasst hat, wie seine Lippen meinem Körper berührt haben und wie er mich überall angefassen hat.
"Herzlichen Glückwunsch Dunya, du hast an einer Liveübertragung mit mehreren Zuschauern teilgenommen. Das Video wird bearbeitet und anschließend an jeden geschickt."
Fest schüttelte ich meinen Kopf und sah ihn bettelnd an.
"Sei ein Mensch Okan, tu mir das nicht an! Du verletzt meine Ehre!" Der Junge verließ den Raum und Okan begann mich zu treten und zu schlagen.
"Niewieder mehr wirst du dich raustrauen, ich werde dir das Leben zur Hölle machen, wie du meine Liebe zu dir ausgenutzt hast."
Meine Stimme war weg und ich sah nurnoch die Sicht eines Bewusstlosen. Ich zischte, als ich den Schlag seines Gürtels auf meinen Beinen spürte und diese Stelle wie eine Bahn brannte. Immer wieder und immer wieder traf er meine Beine. Doch ich hielt meine Augen offen und kämpfte mit dem unerklärlichen Schmerz. Ab dem Moment spürte ich den bis zum Höhepunkt erreichten Hass gegenüber Okan. Meine Beine waren taub und ich schloss meine Augen leicht.
Das Einzige, was ich mitbekam war, dass er ging und mich in einem halbtoten Zustand rücksichtslos auf dem Boden liegen ließ. Ich hingegen hatte mein Stolz aufgegeben, mich vor Okan gekniet und ihn angefleht. Ich war sowas von geliefert. Alle würden davon mitbekommen. Er würde daraus ein anderes Video machen, das konnte er und jeder würde diesem verdammten Video glauben. Meine Ehre war dem Brechen nahe und ich konnte nichts Weiteres unternehmen, als weinend auf dem Boden zu liegen und zum Telefon zu greifen.
Ich brauchte zuviel Zeit, um die Kraft zu sammeln, doch ich musste mir das Leben selbst retten, sonst würde man mich erst nach Tagen finden. Seher kam zuerst in Frage und ich rief sofort an.
"Hallo?", hörte ich die Stimme an der Leitung und ich schluchzte schwach.
"Seher", kam quälend aus mir. Man verstand mich kaum.
"Dunya? Wo bist du? Was ist passiert?", fragte sie total besorgt und ich schloss meine Augen.
"Helf mir, ich spüre meine Beine nicht", stotterte ich unter Schmerzen.
"Ich bin sofort bei dir. Das Einzige was du tun musst ist mir die Adresse zu sagen und dran zu bleiben, tamam? Bist du im Hotel?"
Das war schon zuviel verlangt.
"Dunya rede mit mir. Bleib stark, du schaffst es. Nur sag mir wo du bist."
"Ich", fing ich an und ließ das Handy aus der Hand fallen.
"Dunya bitte? Nur eine Adresse! Ich komme in zwei Minuten, wo auch immer du bist! Bist du draußen?"
"Nein", kam kurz vor Bewusstsein aus mir.
"Ich weiß nicht."
Sie seufzte.
"Abis Wohnung. Okan hat."
"Wo ist die Wohnung? Wie bist du dahin gekommen?"
Mein Blick sah schwach zu meinen Beinen und ich konnte nicht anders, als zu würgen. Plötzlich sah ich schwarz.
"Dunya!", schrie Seher, doch ich gab keinen Signal mehr, sondern verlor das Bewusstsein, um die Schmerzen nicht weiter auszuhalten.
Erst, als etwas Kaltes auf meinem Bein zu spüren war, öffnete ich meine Augen und stellte fest, dass ich in einem Krankenwagen war. Die Frau sah zu mir und strich über meinen Arm entlang.
"Sie sind in Sicherheit, ruhig bleiben."
Gott sei Dank wurde ich gerettet, dachte ich mir und schloss meine Augen wieder.
"Sie öffnet die Augen", hörte ich eine allzu bekannte Stimme und darauf hin eine Hand, die über meine Wange strich. Keine zwei Minuten vergingen und das erste was ich zu Gesicht bekam, war das Gesicht meiner besten Freundin.
Als sie mich sah, füllten sich ihre Augen und sie kuschelte mich an ihre Brust.
"Gehts dir gut?", hörte ich sie und spürte darauf einen Tropfen, der auf meinem Kopf landete.
"Ich spüre meine Beine nicht", sprach ich und das war exakt meine erste Feststellung nachdem ich den Fakt aufstellte, dass ich überlebt hatte.
Sie tätschelte meinen Arm und auf Kommdo wusste ich, dass das nichts Gutes hieß.
"Seher?", fragte ich und als ich versuchte mich hinzusetzen, scheiterte ich, da ich die Funktion meiner Beine nicht verstand.
"Seher", sprach ich und sie stellte sich aufrecht hin.
Ich wollte die Decke abnehmen, doch sie hielt diese fest.
"Streng dich nicht an Dunya, deine Gesundheit ist am wichtigsten."
Sie bekam Tränen in den Augen und eine floss direkt herunter.
"Sag", sprach ich.
"Das war Okan, stimmts?"
Ich nickte und sah sie weiterhin an.
"Die Ärzte haben deine Wunden untersucht und er hat dich diesmal so hart getroffen, dass naja du erstmal nicht in der Lage bist zu gehen."
"Wie meinst du das? Heißt das ich kann nicht mehr gehen?"
"Hey, bleib ruhig Dunya. Es werden noch Untersuchungen mit allem drum und dran gemacht, erst dann erfahren wir, ob du es in Zukunft kannst oder nicht. Tut mir echt Leid Dunya."
Ich musste so stark weinen, doch unterdrückte es.
"Burak ist auch da. Er hat dich noch nicht gesehen, er hat krasse Schuldgefühle."
"Warum?"
"Weil es nunmal sein Cousin war, der dich in die Lage gebracht hat und denkt, dass er nicht gut genug auf dich aufgepasst hat."
"Es war in den letzten Tagen kompliziert zwischen uns."
"Ich schlage vor, ich lasse euch zwei gleich mal alleine. Dunya sei nicht stur."
Plötzlich schoss mir das vorherige Szenario durch den Kopf.
"Wo ist Okan?", schoss wie aus der Pistole aus meinem Mund.
"Wer hat mich überhaupt gefunden?"
"So ein Freund von deinem Bruder."
"Ich war in Unterwäsche Seher", sprach ich rotanlaufend. Naja wichtig war eher dass man mich überhaupt gefunden hatte.
"Er hat dir was darüber gezogen."
"Eine Frage ist aber unbeantwortet und Burak hat deswegen auch fast geweint. Wir wissen nicht, was Okan dir getan hat und du warst ja in Unterwäsche. Hat er naja dich-
"Nein, nein. Er hat aber ein Video und wird das so zusammen schneiden, dass es echt aussehen wird und es ins Netz stellen und jedem schicken."
"Das wird er nicht schaffen Dunya, keine Sorge. Wir kümmern uns heute sofort darum."
"Ich hole jetzt Burak, glaub mir er stirbt vor Sorge."
Sie fummelte in ihrer Tasche rum.
"Hier, zieh dir was lockeres an", sagte sie und streckte Buraks Hoodie.
Ich zog das hässliche Krankenhaushemd aus und sie half mir beim Anziehen.
"Danke", sprach ich und schon war sie weg.
Ich hob die Decke und entdeckte lauter Verbände um meinen Beinen. Als ich den Verband hob, wurde mir auf Anhieb übel. Meine Haut sah so, so zerfleischt aus, unbeschreiblich ekelhaft einfach. Meine Beine brauchten Luft, diese Verbände würden es nurnoch schlimmer machen. Die Tür öffnete sich und statt Burak trat ein Arzt mit einer Krankenschwester herein.
Sie begrüßten mich zuerst.
"Wir haben ihre Beine erstmal mit einer Creme versorgt. Die ersten Tage werden erstmal unangenehm sein, aber mit der Zeit werden sich die Wunden schließen. Solange wir festgestellt haben, wie es mit dem Gehen wird und allem drum und dran bleiben sie erstmal hier. Zweimal am Tag sollten sie diese Creme hier auftragen, die Krankenschwester wird Ihnen zeigen, wie es geht."
Blabla, dann fingen die Fachwörter an. Gedankenversunken starrte ich in sein Gesicht und nickte. Er kontrollierte mich und schon waren wir fertig. Die Schwester half mir, um mich hinzusetzen und ging dann auch wieder. Meine Beine sahen schrecklich aus, einfach nur ekelhaft. Diesen Anblick wünschte ich keinem Feind, denn jedesmal kamen mir die Tränen, wenn ich bloß dahin sah. Nachdem sie endlich weg waren, kam nun Burak und ich sah zu meiner Decke hinunter. Er räusperte sich kurz, schloss die Tür und kam auf mich so. Es war plötzlich so still, dass ich das Pochen meines Herzes in meinen Ohren zu hören bekam.
"Dunya", hauchte er und legte seine Hände auf meine, als er mich erreichte. Er schaffte es jedesmal mich weich zu bekommen. In seiner Nähe konnte ich meine Gefühle nie unterdrücken und das wusste er.
"Hm", sprach ich nur schwer, denn meine Atemzüge zitterten beim Sprechen und ich schloss meinen Mund fest zusammen, um bloß kein Weinen zu zeigen.
Plötzlich spürte ich mit einem Ruck seine Arme um mich und die Geborgenheit löste eine Explosion in mir aus. Fest hatte er seine Arme um mich gelegt und ich brach letzendlich in Tränen aus.
"Es tut mir so Leid, ich hab versagt", flüsterte er und etwas nasses floss meinen Nacken entlang. Er weinte? Hatte er ernsthaft eine Träne vergossen?
"Ich bin vor Sorge gestorben Dunya, ich war zu nichts in der Lage, bis ich ein Zeichen bekommen hab, dass du aufgestanden bist."
Schluchzend drückte ich mich an ihn und ließ meine Emotionen frei in Lauf.
"Ich bin ein Fluch für dich. Meine ganze Familie tut dir nicht gut Dunyam. Ich hab alles erwartet, aber nicht, dass du so gedemütigt wirst. Nichtmals helfen konnte ich? Ich hab alles versucht, aber dich nirgends finden können! Es tut mir so Leid, ich hab in meiner Rolle versagt. Und du hast Recht, ich hätte deinen Bruder nicht festnehmen sollen. Ich müsste die Sache anders planen, es war ein Fehler."
Er strich über meinen Rücken und ich über seine Haare. Er weinte stumm in meiner Schulter, was mich total irre machte, weil Burak nie so war. Er müsste sich echt Sorgen gemacht haben.
"Burak", flüsterte ich in seiner Brust.
Doch ich ließ es sein. Wie sollte ich ihm erzählen, dass Okan dieses verdammte Video von mir hatte? Doch wenn ich es ihm nicht erzähle, wird er das bearbeitete Video sehen. Er würde das Video also so oder so sehen. Ob ich es wollte oder nicht.
Er wusch seine Tränen heimlich weg und löste sich von mir.
"Was hat er getan Dunya? Ich will jedes Detail wissen", sprach er mit roten Augen und ich vermied den Blickkontakt.
"Wieso warst du in dieser Wohnung und wer hat dich gefunden? Wer war dieser Mann?"
"Das war Emre Abis Wohnung und sein bester Freund. Er war gegangen und ich blieb in der Wohnung, weil mein Bruder meinte, dass ich dort wohnen soll. Ich konnte deine Anrufe nicht annehmen, weil ich einen freien Kopf brauchte und eher damit beschäftigt war, nach unseren Familienbildern zu suchen. Dann stand Okan da, er hatte mich wahrscheinlich verfolgt. Er war wütend und hat mich erst belästigt."
Ich machte eine Pause und musste mich ungewollt an die Geschehnisse erinnern.
"Dann?", fragte er vorsichtig weiter und ich hörte die Trauer in seiner Stimme.
Ich hielt inne.
"Dann hat er einen Freund mit einer Kamera gerufen, mich ausgezogen und dabei aufgenommen. Daraus würde er einen realistischen Film machen. Und er war online, sodass es viele Internetnutzer mitbekommen haben."
"Was?", fragte er und ich wusch meine Tränen weg.
"Meine Zukunft ist im Eimer. Wer weiß, ob es mein Chef sehen wird oder die ganze Stadt, sodass ich mich nie raustrauen kann", schniefte ich und er umarmte mich erneut.
"Er wird so sehen. Diesmal ist er zu weit gegangen. Der wird nicht davon kommen, wir haben genug Beweise."
Er war so stark angespannt, dass ich es sogar spürte und er mich minimal zerdrückte.
"Tu ihm nichts, ich will nicht, dass du deinen Job deswegen los wirst."
Er brummte nur und löste sich von mir.
Seine Mimik verriet mir seine unkontrollierbare Wut.
"Du stresst dich mit allem zu sehr Dunya. Nie kümmerst du dich um dich. Weißt du wie ich vor Sorge gestorben bin? Ich hab noch nie geweint, wirklich noch nie. Nichteinmal wegen meiner Erzeugerin sind mir Tränen gekommen. Geh niewieder mehr nirgends hin, ohne mir vorher Bescheid zu geben. Eine Stunde lang dachte ich, dass du fürs Leben niewieder mehr gehen kannst. Ich meine, ich hätte dich auch im Rollstuhl akzeptiert, aber ich hätte mich vor lauter Schuldgefühlen umgebracht."
Er klang so verzweifelt.
"Es ist nicht deine Schuld. Ich hätte deinen Anruf annehmen können, um das alles zu vermeiden."
"Ich verzeih mir das nicht, egal was du sagst."
"Ich hab überreagiert. Ich hab dauernd Schluss gemacht und-
"Vergessen wir es einfach, okay? Wichtig ist, dass du lebst und der Hurensohn nicht mehr angestellt hat."
"Das Video."
"Ich kümmer mich sofort drum, okay?", fragte er sanft und ich nickte.
Ich vertraute Burak und hoffte wirklich, dass Okan es nicht im Internet stellen würde.
"Ich hab den besten Mann der Welt", murmelte ich und er lächelte.
"Und ich die größte Zicke."
"Ey!"
"Hast du Schmerzen?", wurde er wieder ernst.
"Ich spüre meine Beine wenig, aber meine Oberschenkel brennen ziemlich."
Stumm nickte er.
"InshAllah wirst du gesund. Du wirst bald wieder laufen können."
"InshAllah."
1 Woche später:
In nur sieben Tagen ist vieles passiert. Okan wurde festgenommen und verhört. Nun befindet er sich in U-Haft. Burak hatte sich die ersten Tage freigenommen und wie ein Bodyguard auf mich aufgepasst. Seher war ebenfalls mit ihrer Mutter jedesmal da, um mir etwas zum Essen zu bringen.
Meine Beine waren wie am ersten Tag, nur die Wunden haben leicht verheilt. Allerdings bin ich nicht in der Lage sie zu bewegen oder auch zu stehen. Die Ärzte meinten, dass ich Geduld haben solle und wir abwarten würden, bis ein Zeichen kommt. So ein Dreck aber auch. Ich wollte gehen und nicht im Bett oder Rollstuhl bleiben, das nervte auf Anhieb. Ach und der beste Freund meines Bruders war auch gekommen, dessen Namen ich immernoch nicht kannte. Das tat er mit Absicht. Aufjedenfall hatte auch er mir erzählt, wann er mich gefunden hatte und was danach passiert ist. Es war peinlich, dass er mich halbnackt gesehen hatte, echt peinlich.
"Hallo schöne Frau", ertönte die Stimme meines Mannes und ich grinste.
"Schokolade", freute ich mich über die verschiedenen Milkasorten und drückte diese wie ein Kind an mein Herz.
"Draußen steht ein Rollstuhl, sollen wir spazieren?"
"Ja!", sprach ich und er holte diesen. Dann stellte er ihn ein, hob mich und setzte mich mit voller Rücksicht darauf.
Da meine Beine nackt waren, legte er eine dünne Decke darauf und schlussendlich zog er meine Hausschuhe über meine Füße. Eine Eigenschaft an ihn, die ich sehr schätzte war seine Fürsorglichkeit. Er kümmerte sich um mich, obwohl er sowas zuvor noch nie so richtig getan hat. Was ich immernoch nicht realisieren konnte waren seine Tränen, die er für mich vergossen hatte. Es hatte mich gerührt.
"Nicht nachdenken", schnipste er vor meinen Augen und ich kicherte.
Seine Hände legte er hinter mir an den Griff ab und fuhr los.
Draußen schob er mich zur Bank und setzte sich auf diese, gegenüber davon ich mit dem Rollstuhl.
Es war windig, doch das Wetter beeinflusste meine Seele, was ich total genoss, denn es förderte meine innere Ruhe.
Nebenbei aßen wir eine Milka Schokolade und schlussendlich fuhren wir auch wieder zurück ins Zimmer. Es wurde abends und Burak half mir beim eincremen meiner Beine.
Dann posierte er mich in eine bequeme Stellung und deckte mich zu.
"Geh jetzt schlafen Engel. Ich komme morgen wieder."
Zuletzt gab er mir einen federleichten Kuss auf den Lippen und verschwand leider auch schon, da er Nachtschicht hatte und noch ein wenig schlafen gehen wollte.
Es vergingen keine zehn Minuten, schon öffnete sich die Tür.
"Unbekannter", rief ich mit einem süffisanten Lächeln.
"Dunya", rief der Herr und ich wunderte mich, wieso er hier war.
"Was treibt dich um diese Uhrzeit hier hin?", fragte ich nun.
"Deine Schönheit Mademoiselle."
Genervt verdrehte ich die Augen. Er war komisch, ein wenig zu komisch.
"Ich wollte dir einen Besuch abstatten. Wie schauts mit den Beinen aus?"
"Nichts hat sich geändert."
"Hmm", tat er auf nachdenklich.
"Das wird noch glaub mir."
Und Stille.
"Ich bin dabei dir eine Genehmigung für deinen Bruder zu besorgen, wenn du gesund bist."
"Er weiß aber nichts davon oder?"
Er schüttelte den Kopf. Gut so, ihm wollte ich nämlich keine Kopfschmerzen verbreiten.
Ich bemerkte, wie mich Mister Unbekannt länger anstarrte und seine Blicke meine trafen, als ich meinen Kopf in seine Richtung drehte.
DU LIEST GERADE
Der charmante Polizist
RomansaUnsere Nasenspitzen berührten sich und wir schlossen unsere Augen. "Ich kann dich nicht küssen Dunya", hauchte er gegen meine Lippen und ich presste meine Lippen vor Wut zusammen. Plötzlich boxte er gegen die Wand hinter mir und ich öffnete meine Au...