Kapitel 37

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Mit starken Kopfschmerzen stand ich auf und sah Fero vor mir.
Meine Augen füllten sich und er hielt mich auf, als ich aufstehen wollte.
"Was ist passiert?", fragte ich und stand langsam auf, was er mir dann aber auch erlaubte und mir die Wasserflasche vor die Nase hielt. Drei große Schlücke nahm ich daraus und legte sie grob auf den Tisch.
"Ich hatte so einen schlimmen Traum Fero", meinte ich und zu diesem Zeitpunkt betrat Ali den Raum.
Fest hielt ich mir den Kopf, denn ich hatte Kopfschmerzen.
"Bruder", sagte Fero und ich realisierte alles.
"Wo ist Dunya? Wo ist der Arzt?", fragte ich und stellte mich auf den Boden. Abrupt riss ich mir die Infusion aus dem Arm.
Gewaltig öffnete ich die Tür und der Flur kam mir bekannt vor.
"Jetzt reichts Burak. Komm wir gehen raus. Du tickst nicht mehr."
"Wo ist Dunya?", fragte ich lauter und verdutzt. In Panik machte ich weitere Schritte, doch mein Körper verkrampfte und ich spürte diesen nicht nicht. Der Bastard hate mich ernsthaft gegen die Wand geschubst.
"Du Hund lass mich zu meiner Frau!", brüllte ich und er drückte mich gegen die Wand. Diesmal war er der Stärkere, denn mein Körper hatte keine Kraft.
"Bruder, bleib stark tamame?"
Ich nickte stumm, denn ich wusste, er wollte was ergänzen.
"Dunya gibt es bald nicht mehr. Der Arzt hat uns eine Absage verpasst. Bleib stark für sie."
Eine Träne floss meine Wange herunter und es war seltsam, denn ich war kein Mensch, der heulte.
"Bei Gott ich nehm mir gleich das Leben. Ich halt das nicht aus", flüsterte ich traumatisiert und hielt mich gerade noch an der Wand fest. Mein Kopf brummte, alles war so, als würde ich mich in der Luft aufhalten, als würde ich nichts spüren, nichts wahrnehmen, nichts realisieren. Diese Art von Traumatisierung tötete mich regelrecht. Wie soll ich mich in eine Welt ohne Dunya integrieren? Was war Allahs Intention, mir meine Frau wegzunehmen?
Ali gab mir Wasser, was ich in großen Schlücken trank.
"Ich hab mit ihm geredet. Ihr werden die Kabel gezogen, sie wird sterben", sprach ich und sah zu Boden.
"Wir haben ihn gefragt, er hat uns alles erzählt. Wir müssen die Sache wie Erwachsene angehen. Bruder-
"Nein ich hab Hoffnung. Sie wird nicht sterben", unterbrach ich ihn.
„Das vermutet der Arzt, aber ich seh das so nicht", ergänzte ich weiter und er sah hoffnungslos in meine betrübten Augen. Ich würde wahnsinnig werden, wenn Dunya nicht erwachen würde. Nein das wollte ich meiner Seele nicht antun, schon garnicht der Seele meiner Tochter.
Frustriert legte ich mir die Hände auf den Kopf und sah zu Boden. Die Welt brach für mich zusammen.
„Morgen ist es soweit. Du denkst doch nicht ehrlich, dass bis morgen ein Wunder passiert? Burak sie atmet nicht. Diese Maschine macht es künstlich und das zu 95%. Das hat keinen Sinn, wenn sie ihrerseits nicht atmet."
„Nein", flüsterte ich.
„Nein, nein, nein", wiederholte ich immer wieder flüsternd aus meinem Munde.
„Sie lebt, sie atmet, sie lebt", sprach ich mir selbst zu und versuchte mich zufrieden zu stellen. Ich erkannte nicht mehr Realität und Traum. Ich spielte mir nichts vor. Allah würde uns das nicht antun. Nein, diese Hoffnung bestand und ich glaubte fest dran.
„Halt einfach den Mund und bring mich nicht durcheinander. Tu mir den Gefallen und kümmer dich um Nefes. Ich werde hier bleiben. Sie erwacht noch, glaub mir", sagte ich stur.
Ali ging und würde bei Nefes bleiben. Wenigstens musste ich mir darüber keine Sorgen machen.
„Die wollen, dass du sämtliche Papiere unterschreibst. Willst du dich ernsthaft weigern, weil du denkst, dass sie nicht sterben wird?", fragte mich Fero und ich setzte mich auf den Stuhl auf den Flur.
„Ich werde mich weigern. Ich kann doch nicht irgendwelche Todespapiere unterschreiben, wenn ich nicht weiß, ob meine Frau überhaupt sterben wird oder nicht. Solange-
„Du hast dem Arzt zugestimmt verdammt nochmal. Dir war es von Anfang an klar und du weißt tief im Inneren, das nichts mehr hilft. Es ist vorbei!", fauchte er wuterfüllt und ich schloss meine Augen kurz.
„Fero sag sowas nicht", zischte ich.
Die ganze Nacht verbrachte ich im Krankenhaus und ließ mir alles durch den Kopf gehen. Es war evident. Sie würde sterben, obwohl ich am nächsten Morgen immernoch Hoffnung hatte. Heute wird ihr angeblicher Todestag, ein Schnitt durch ihr Leben und das Ende ihrer Erlebnisse. Angeblich. Heute Abend um sechs wird es soweit sein und ich fühlte mich gezwungen, all diesen Papierkram mit einer Unterschrift zu händigen. Die Krankenschwestern als auch der Arzt bereiteten mich mental auf den Tod vor, das bemerkte ich. Die Jungs weichten nicht von meiner Seite und kurz vor sechs würde Ali mit Nefes auftauchen. Sehers Familie als auch mein Vater würden dabei sein und im Namen Allahs würden wir sie ins Paradies schicken.
‚Würden' wie der Begriff betont, wird das nicht stattfinden, denn Dunya wird erwachen. Sie ist eine starke Frau und das ist kaum vorstellbar, dass sie ihren Kampf verlieren würde. Ich wollte die Zeit stoppen, aber sie verging umso schneller. Es wurde Mittag, Nachmittag und ich wollte diesen Abend nicht erleben. Noch eine Stunde.
Die ganze Zeit stand ich an ihr Bett und hielt ihre Hand in meine. Die ganze Zeit betrachtete ich sie beim Schlafen. Die ganze Zeit wartete ich auf ein Lebenszeichen. Nur ihre Herztöne bekam ich zu hören. Sonst nichts Weiteres.
Unsere Familienmitglieder, die Jungs und Nefes trafen auch ein und ebenfalls versammelten sich Arzt und eine Krankenschwester im Zimmer. Meine Zellen im Körper fühlten sich taub an, ich steckte noch nie in dieser Situation. Unbewusst geschah alles. Unbewusst hatte ich Dunyas Todespapiere unterschrieben, die sie von der Welt ausschalten würden. Sie von uns nehmen würden. Ich wollte das alles nicht, aber die Jungs hatten sich um die Beerdigung gekümmert. Man müsste nurnoch den Tag festlegen, alles war vorbereitet. Aber trotzdem, trotz Allem hab ich meine Hoffnung nicht aufgegeben. Ich glaubte fest an ein Wunder.
Irgendwann, da legte mein Vater seine Hand auf meine Schulter und ich blickte zu Boden.
„Burak, da gibt es kein zurück mehr. Du ziehst dich vor der Wahrheit zurück. Schau, in wenigen Minuten ist Dunya weg", sprach er und ich sah zu ihrem leblosen Körper.
„Baba das kann nicht wahr sein", flüsterte ich und spürte seine Fassungslosigkeit.
„Burak jetzt gibt es kein zurück mehr. Uns allen geht es elend, aber es ist besser für sie."
Auf einen Seelsorger hatte ich verzichtet. Ich stellte mich neben sie und nahm ihre Hand in meine. Ihre Haut war trocken und ziemlich kühl. Zwischen meinen großen Händen legte ich meine und wärmte diese. Zwischendurch hauchte ich sie an, legte sie an meine Wange, aber ihre Körpertemperatur blieb gleich. Ihre Lippen waren nicht rot, ihre Hautfarbe nicht rein und ich machte mir Sorgen, ob sie nicht tatsächlich schon bereits verstorben war.
Der Arzt hielt kurz eine Einleitung, brachte jeden zum Schweigen. Die Hebamme samt Nefes standen gegenüber von mir, sodass Nefes ihre Mutter beobachten konnte. Sie ist so klein und muss zusehen, wie ihre Mutter sterben wird. Alle versammelten sich um das Bett und ich realisierte erst dann, dass Dunya die Welt wirklich verlassen würde. Meine Augen produzierten Wasser ohne Ende, aber aus Respekt vor meiner Frau ließ ich sie nicht frei in Lauf.
„Sind sie bereit?", fragte die Krankenschwester und ich sah auf das Gesicht meiner Frau.
„Es tut mir Leid Dunya, seni seviyorum", flüsterte ich gegen ihr Ohr und verteilte ihr einen sanften Kuss auf die leicht kalte Stirn.
Die Krankenschwester zog letzendlich den Kabel und schaltete die Maschine entgültig aus. Ich erwartete wenigstens auf ein Todeszeichen, einen letzten Atemzug. Aber sie lag genau so dort, wie sie vor zwei Minuten gelegen hatte. Fünfzehn Minuten vergingen. Wir standen um sie herum und Seher krallte sich weinend an meine Brust. Ihr ging es wortwörtlich scheiße. Sie weinte ununterbrochen und war dem Umkippen nahe.
Ich hielt mich am Riemen, beherrschte mich, so gut ich konnte. Ich kam garnicht darauf klar. Dunya ist vor zwanzig Minuten gestorben. Sie ist für immer weg. Niewieder werde ich sie umarmen können. Niewieder würde ihre Tochter ihre Mutters Liebe und Zuneigung spüren können. Niewieder mehr würde es ein ‚Uns' geben. Beendet war alles. Meine Seele war mit gestorben.
[...]
„Burak ich verstehe die Welt nicht mehr", schluchzte Seher ins Telefon und ich massierte mir die Schläfe.
„Hör zu. Bitte tu mir nur diesen Gefallen. Ich möchte, dass Dunya die schönste Beerdigung hat."
„Ich hab sie gerade gesehen. Sie sieht so aus, als würde sie schlafen", flüsterte sie weinend.
Sie wartete, denn Dunya hatte so eben ihre Waschung hinter sich und da ich als Mann keine Erlaubnis aus religiösen Gründen hatte und somit Seher dies tun musste. Aber sie war nicht stark genug, um dauernd ihren Leichnam zu sehen, weshalb sie mich jede zehn Minuten anrief und total verwirrt als auch traumatisiert war.
„Ich muss jetzt ein paar Sachen erledigen. Ich ruf dich später an", sagte sie leise und ich legte auf.
Dann rief ich Miro an, denn er wartete auf Seher draußen. Er kümmerte sich ziemlich viel um Seher in letzter Zeit, aber vielleicht ist es einfach Zufall und er will ihr beistehen. Jedenfalls klärte ich alles ab. Die Beerdigung würde fehlerfrei stattfinden, der Tag war heute.  
So richtig realisiert hatte ich das nicht, außer, wenn ich schlafen ging und mich in Dunyas Kissen ausheulte. Um Nefes konnte ich mich garnicht richtig kümmern, die Hebamme stand ihr stattdessen bei und es ging ihr besser als mir. 
Miros Sicht:
Schluchzend umarmte mich Seher und ich drückte sie fest an mir.
„Miro ich kann nicht mithalten", flüsterte sie weinend in meine Brust und ich wurde emotional.
„Nurnoch heute Seher. Ich weiß, alles läuft stressig. Keiner hat die letzten Nächte geschlafen, aber heute bringen wir Dunya an einem sicheren Ort und sie wird stolz auf uns im Himmel sein. Du bist so stark, dass du mithälst, nurnoch diese paar Stunden musst du stark bleiben. Das Einzige, was ich gerade will ist, dass es Burak gut geht. Er weint nicht viel, er realisiert das gerade, aber schafft es nicht. Er ist sich immernoch nicht im Klaren, was passiert ist. Das macht mir Angst. Ihm wird es bald so schlecht gehen, so ist das bei Burak. Bei ihm kommt sowas mit der Zeit. Er wird zerbrechen."
„Wir werden alles für ihn tun, damit er mit ihrem Tod umgeht."
„Er wird niewieder mehr eine andere heiraten Geschweige denn ansehen. Sein Herz und Verstand wird bei Dunya bleiben."
In den letzten Stunden versammelten wir uns am Friedhof, beteten und anschließend kam der Zeitpunkt, andem wir sie begraben mussten. Burak hielt sich schwer, hatte heimlich geweint, aber ich wusste, dass etwas mit ihm nicht stimmte und er jeden Moment zusammenbrechen würde.
Dann, als man ihren Sarg in die tief gegrabene Stelle legen wollte, sprang er plötzlich daher und fing an bitterlich zu weinen.
„Nein, bitte steckt sie da nicht rein in die Dunkelheit. Dunya friert immer. Bitte tut sie da nicht sein!", rief er und legte seinen Kopf weinerlich auf den Sarg.
Wir zerrten ihn weg, aber er krallte sich an den Sarg und ließ ihn nicht los.
„Askim komm raus! Lass diese Spiele verdammt, sag mir dass du mich verarschst!", schrie er und ich nahm ihn in den Arm.
Er schluchzte ununterbrochen und das war das erste Mal, das er so stark weinte. Er sah hilflos zu, wie man sie rein legte und anschließend Erde auf sie schüttete.
„Ich bin mit den Nerven am Ende", flüsterte er, als er kniend vor ihrem Grab saß und laut schluchzte.
„Ab jetzt hat mein Leben keinen Sinn mehr bis auf meine Tochter. Mir wurde das Wertvollste genommen. Ab jetzt wars das mit dem alten Burak. Ich bin seit Tagen gestorben."
Zitternd strich ich über seinen Rücken. Er zitterte mehr als ich. Es war nicht nur die Kälte, er war gefangen in der Fassunslosigkeit. Auch Seher weinte schrecklich und diese Szene sorgte für Tränen in meinen Augen.
Alle meine Jungs samt ich versuchten sie zu beruhigen. Unsere Verwandten beziehunsweise Dunyas verschwanden nach einer Zeit, sodass unsere Gruppe allein vor dem Grab stand. Burak fiel es schwer, den Grabstein zu verlassen und deshalb verbrachten wir weitere Stunden in der Kälte am Grab. Er sprach mit ihr, wir hielten Abstand und warteten, bis er sich etwas erholt hatte. Kurz vor Abend schafften wir es Burak von Dunyas Grabstein wegzubekommen. Seher, Burak und ich setzten uns in meinen Wagen und er sah aus dem Fenster.
„Für dich ist eine Welt zusammen gebrochen und ich verstehe dich Burak. Aber du hast eine Tochter, du hast eine Kopie von Dunya. Allah hat dir Dunyas Nachfolger hinterlassen und um Nefes musst du umso mehr aufpassen. Du kannst Dunya stolz machen, in dem du der Starke bist und deine Tochter deine Trauer nicht fühlen lässt, tamam?", sagte ich Burak und er nickte.
Ich ließ ihn nach Hause ab und Seher setzte sich auf den Beifahrersitz.
„Danke, dass du mir beigestanden hast, genau so wie bei Burak", sprach sie mit ihrer süßen Stimme und das brachte mich zum Lächeln.
„Das ist selbstverständlich. Ich konnte euch so nicht ertragen", wurde ich leise und fuhr los.
Sie wirkte verstört von der Beerdigung, aber sah aus dem Fenster, sodass ich nur 1 Fünftel ihres Gesichtes erkannte.
Bei ihr Zuhause brachte ich sie nach oben, da ihre Familie nicht Zuhause war und sie mir etwas zu Trinken anboten wollte.
Ich stützte mich an die Theke, während sie etwas kaltes unf erfrischendes aus dem Kühlschrank holte und ich mich fündig nach zwei Gläsern machte.
Mit zitternden Händen füllte sie die Gläser und ich merkte, dass etwas nicht stimme.
„Seher alles gut?", fragte ich sie und sie zog ihre Lippen zu einer Linie.
„Dunya ist aus dem Nichts weg", erinnerte sie sich und ich nahm ihr Glas und Flasche aus der Hand. Schluchzend fiel sie mir in die Arme und musste mich zurückhalten, denn auch ich vermisste Dunya wie verrückt.
„Allah wird euch allen Kraft geben", flüsterte ich und entfernte mich von ihr. Nacheinander wusch ich ihr die Tränen aus dem Gesicht und sie sah mit ihren Kulleraugen in meine, die mich schwach wirken ließen.
Leicht drückte ich einen Kuss auf ihre Wange, was sie etwas verwunderte und sie sie dann schmunzelte.
„So will ich dich sehen", lächelte ich ihr zu.
Buraks Sicht:
Diesen Schmerz konnte ich nicht beschreiben, nichts auf der Welt würde mein Herz so belasten wie der Tod Dunyas und das war die Tatsache, das Reelle.
Ich fühlte mich erleichtert nach der Beerdigung, denn sie hatte jetzt einen festen Platz gefunden. Ich weiß noch, wie sie mir erzählte, wie Angst sie vor Friedhöfen hätte und nun lag sie in der Dunkelheit unter der Erde mit tausend anderen Skeletten und leblosen Körpern. Stück für Stück würde sie verwesen und irgendwann würde man nurnoch Knochen zu sehen bekommen.
Sofort schüttelte ich diese Gedanken weg und hatte beinahe die Milch in der Mikrowelle vergessen, weswegen sie zu heiß wurde und ich diese Szene nochmal durchführte.
Danach fütterte ich Nefes und legte sie schlafen. Zwar war ich ihr Vater, aber obwohl sie noch so klein war, fühlte ich, dass ihr etwas fehlte. Eine Mutter konnte nunmal keiner ersetzen.
Ich bekam viel Besuch und Anrufe in den nächsten Tagen. Mein Chef hatte mir frei gegeben und genügend Zeit, um den Tod irgendwie zu verarbeiten und ich bald wieder arbeitsfähig bin.
Mein Leben war irgendwie wortwörtlich gemeint am Arsch, denn ich lebte es einfach vor mich hin und hatte nur den neutralen Gesichtsausdruck im Gesicht.
2 Monate vergehen..
Gerade mistete ich die Kleidung aus. Dunyas Kleidung staute ich in die Kartons, als auch ihr Schmuck und andere Dinge. Als ich ihre Schranktür öffnete, kam mir ihr Eigenduft entgegen, welchen ich in mich hinein zog und an ihrem Lieblingspullover roch. Ich vermisste sie.
Ich vermisste ihre Stimme, ihre Berührungen, ihren Körper und vorallem ihre Art, sie sie mich aufs Neue motivierte. Sie glaubte an mich, sogar wenn die Welt gegen mich wäre.
Unsere Hochzeit, unsere Zukunftsplanung, unser Urlaub, unser Sex, all diese Dinge beschrieben meine Sehnsucht nach ihr.
All diese Dinge hatten unsere Beziehung gestärkt und nun wird der Seil immer lockerer, sodass er bald in der Mitte losreißen wird, Schnur für Schnur.
Was mich allerdings gewundert hatte war, dass ihr Handy nirgends zu finden war, aber das war sicherlich beim Unfall aus ihrer Tasche geflogen.
Jedenfalls legte ich all ihre Sachen in den Keller, um Nefes' dahin zu ordnen.
Nefes war mittlerweile zwei Monate , gestern geworden, und ich musste zugeben, dass sie die Kopie Dunyas ist. Sie lacht oftmals und verspielt ist sie ebenso. Ein lebensfroher kleiner Engel. Als Vater habe ich mich dran gewöhnt, nicht auszuschlafen, ihre Ess- und Trinkzeiten zu berücksichtigen und stolz muss ich zugeben, dass ich meine Vaterrolle überraschenderweise sehr im Griff hab.
Später spazierte ich mit Nefes wie jeden Abend gewöhnlich herum, denn sie war jeden Tag Zuhause am liegen.
Der nächste Morgen war etwas ungewöhnlicher als sonst, denn der Postbote kam und gab mir ein kleines Paket und ein weiteres. Ich unterschrieb, schloss die Tür und machte diesen verwirrt auf, als ich den Absender las: von Dunya, für Burak.
Leicht verstört nahm ich das silberne Stück in die Hand und fuhr mit meinem Finger darüber. Ein Armband mit der Eingravierung ‚Dunya' und daneben ein Unendlichkeitszeichen.
Von wem war der? Lächelnd zog ich den Armband an und bewunderte ihn. Aber wer war das?
Später würde das noch geklärt sein. Dann fiel mir das andere Paket ein, den ich ja komplett vergessen hatte und öffnete diesen. Achso, dann kann das nur Seher gewesen sein, denn sie wollte Nefes Kleidung nach ihrem Geschmack schenken. Sofort rief ich sie an.
„Naa",hörte ich ihre Stimme an der Leitung.
„Ich hab das Paket bekommen, danke", lächelte ich.
„Keine Ursache Burak. Immer wieder gern."
„Ich wollte mich nur bedanken, also ciau", lachte ich und sie erwiderte.
[...]
„Mamaana", hörte ich meinen Engel sprechen und erwachte.
Einen kurzen Kuss drückte ich auf die Hand meiner Nefes und streckte mich. Sie babbelte unverständliche Buchstaben aus ihrem Mund, während ich sie frisch machte und anschließend mich. Danach fütterte ich sie, dann mich und zog ihr eine Jacke an. Im Auto schnallte ich sie an und machte ruhige Musik an. Sie liebte Musik wie Dunya. Dunya..

Der charmante PolizistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt