Kapitel 13 - Bangen um die Antwort

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Michael wollte sich der Verzweiflung, der sie sich gegenüber sahen nicht ergeben, daher setzte er sich wieder an seinen Schreibtisch und überlegte fieberhaft. Es war nun schon 17:30 und sie hatten keinen Anhaltspunkt wegen Alex. Michael rief schnell in der Informationsabteilung an und fragte, wann sie denn die Informationen bekommen würden, doch mehr als ein „So bald wie möglich, Herr Naseband. Wir melden uns.", erhielt er nicht als Antwort. Die Kommissare beschlossen, noch schnell etwas Abend zu essen, damit sie gestärkt an Alex' Rettung gehen könnten, falls sie denn den entscheidenden Hinweis erhalten würden. An die Alternative wollte keiner von Ihnen so richtig denken. Also gingen sie bedrückt in die Kantine und aßen schweigend und insgeheim betend, dass sie Alex schnell fanden und sie wieder wohlbehalten unter sich hatten.

Als die Kommissare gegen 18 Uhr wieder im Büro waren, saßen sie nervös an ihren Schreibtischen. Michael saß an seinem, Robert hatte sich mit einem Kaffee auf Gerrits Stuhl gesetzt und dieser saß an seinem Lieblingsplatz am Fensterbrett. Max stand an der Kaffeemaschine und machte sie sauber, nur um etwas zu tun zu haben. Sie hatten alle Informationen, die sie irgendwie erhalten hatten, an die Informationszentrale weitergeleitet und warteten sehnlichst auf den Rückruf ihrer Kollegin Michelle. Immer noch hatten Sie noch keinen genauen Ort in Erfahrung bringen können, wo der Bruder von Olivia Böhmer ihre Kollegin festhielt und die Zeit rann ihnen durch die Finger. Daher hing von dem Anruf alles ab. Robert klickte einen Kugelschreiber raus und rein, Michael versuchte, seine Fallakten zu ordnen und Gerrit trommelte genervt mit den Fingern an der Fensterscheibe herum. Es gefiel den Kommissaren nicht, untätig herumzusitzen aber trotzdem war es totenstill im Büro – keiner der Kommissare wusste, was er sagen sollte. Da endlich! Michaels Telefon läutete! Schnell nahm er ab und stellte das Gespräch auf Lautsprecher. Doch statt der erwarteten weiblichen Stimme ertönte der tiefe Bass des Staatsanwalts Kirkitadse: „Herr Naseband. Haben Sie einen Anhaltspunkt, wo Ihre Kollegin festgehalten wird? Uns läuft die Zeit davon!" – „Nein, Herr Kirkitadse. Wir erwarten gerade noch einen Anruf der Informationsabteilung, die haben hoffentlich einen Anhaltspunkt, wo wir Alex finden können. Denn wir sehen sonst ziemlich alt aus." Der Staatsanwalt machte eine kurze Pause, bevor er frustriert die Luft ausstieß. „In Ordnung. Lassen Sie mich weiterhin wissen, wie der Stand der Dinge ist." „Das machen wir. Bis dann." Er legte den Hörer auf und bevor er die Hand wegnehmen konnte, klingelte erneut sein Telefon und die Kommissare waren erneut aufs Höchste gespannt. „Naseband? Aha, okay. Danke, das hilft uns weiter, Doc. Falls du noch etwas rausfindest, sag uns Bescheid, ja? Bis dann." Michael wandte sich an seine Kollegen: „Also der Doc hat die DNA des Toten mit der des Einbrechers verglichen. Es ist tatsächlich ein und dieselbe Person. Unser Julian Bartels hat scheinbar etwas aus der Villa entwendet und dann damit versucht Geld zu machen. Er ist an dem Schuss gestorben, die Kugel hat ihm die Lunge durchschlagen. Der Junge ist an seinem eigenen Blut erstickt..." Michael öffnete die Polizeiakte am Computer und las seinen Kollegen vor: „Verknackt wurde er ja wegen schweren Einbruchsdiebstahls mit Todesfolge zusammen mit Marius Böhmer aber er stand auch in Verdacht, Drogengeschäfte zu betreiben, jedoch konnten wir ihm bisher nichts nachweisen. Laut dem Doc waren auch keinerlei Spuren von Drogen an seinem Körper zu finden. Die Haaranalyse dauert noch." Gerrit war das ziemlich egal: „Ja Michi, das hilft uns aber nicht weiter. Wir wollen Alex finden und nicht irgendwelche Drogengeschäfte aufklären. Das soll das Drogendezernat übernehmen.", dann fluchte er: „So ein Mist, ich hätte wetten können, dass zwischen Julius Bartels und Ferdinand Mahrn eine Verbindung besteht." Robert setzte an, etwas zu sagen, da klingelte sein Telefon. Der Kommissar erwartete die Informationsabteilung, doch diesmal war es das Labor. Robert stellte das Telefon auf laut und die Kollegen hörten, wie Julia erzählte, dass die Waffe, mit der der Entführer erschossen wurde, eine alte P7 sein musste. Die Rillen auf der Patronenhülse waren unverkennbar gewesen. Robert dankte ihr, legte auf und sah seine Kollegen ungläubig an. „Michi, Ferdinand Mahrn hat doch eine alte P7 bei seiner Freundin deponiert gehabt! Meinst du etwa, dass der den jungen Mann getötet hat?" – „Ich weiß es nicht. Aber ich kann es mir vorstellen. - Hat die Kommunikationsabteilung schon das Bewegungsprofil erstellen können?" Michael wollte schon Nein sagen, da piepte sein Mailfach. Schnell öffnete er die Email und las laut vor: „Da sind sie schon. Ferdinand Mahrns Bewegungsprofil lässt sich nur bis vor einer halben Stunde erstellen, das Handy ist nun ausgeschaltet. Aber es scheint sicher, dass Ferdinand Mahrn den Jungen erschossen hat, sein Handy war zur Tatzeit am Tatort gewesen. Die Frage ist nur wieso?" Die Kommissare überlegten hin und her, warfen sich eine Idee nach der anderen zu. Hatte Julian Bartels den Bauunternehmer erpresst? Woher wusste er, dass Mahrn bei seiner Exfrau zu Hause ein geheimes Fach hatte? Und worum war es gegangen? Sie tappten in diesem Fall überall im Dunkeln. Die Kommissare diskutierten noch eine Weile weiter, dann klingelte erneut das Telefon und aller Augen waren auf Michael gerichtet, der den Hörer abnahm. Seine Stimme zitterte ein wenig, als er sich wie gewohnt meldete: „Naseband, K11? Michelle! Na endlich, wart mal kurz, ich stell dich auf laut." Michelle begrüßte die Anwesenden kurz und begann ihnen die Fakten herunter zu rasseln: „Also zur Person Ferdinand Mahrn und der Hintergrundgeschichte der Entführung: Die BAUGEWE hatte damals keine gute Auftragslage verzeichnet und der Geschäftspartner Volker Müller wollte aussteigen und sein Kapital aus der Firma mitnehmen. Herr Mahrn hätte dann alleine dagestanden. Doch es kam alles anders, denn Herr Müller starb zwei Wochen nach Verkündung des Ausstiegs aus der Firma. Die Ärzte haben eine hohe Dosis Schlafmittel in seinem Blut gefunden. Es wurde davon ausgegangen, dass er zu viele Tabletten genommen hatte. Immerhin war er mit 68 nicht mehr der Jüngste. Natürlich waren Gerüchte laut geworden, dass Mahrn das inszeniert hatte und Mitschuld am Tod seines Partners trug. Mahrn musste damals vielen Gerichtsverhandlungen beiwohnen und hatte hohe Ausgaben. Doch schlussendlich konnte er die Firma behalten und hielt sich gerade so über Wasser. Er häufte Schulden an, die er nur langsam abtragen konnte. Die Zeitungen waren damals voll von Berichten über die BAUGEWE." Gerrit bestätigte dies. „Ich habe gestern Abend alle Zeitungsberichte darüber herausgesucht. Sie sind echt teilweise böse über Ferdinand Mahrn hergezogen." Er erinnerte sich noch gut an die damaligen Schlagzeilen, die er heute früh gelesen hatte: „Bauunternehmer am Ende", „Verliert die Stadt ihren letzten guten Bau?", „Ferdinand Mahrn – Ruiniert er die Firma?". Das und noch mehr hatten sich die lokalen Zeitungen einfallen lassen. Schlussendlich konnte das Schundblatt noch die treffendste Zeile übermitteln: „Das Baugewerbe Münchens balanciert auf einem Drahtseil über dem Abgrund". Michelle sprach derweil weiter: „Dann kam die Entführung der Tochter und Mahrn schien kurz vor dem Ruin zu stehen." Gerrit rief sich erneut die Schlagzeilen ins Gedächtnis: „Doppelter Schicksalsschlag für die BAUGEWE!" „Vorsitzender verliert Tochter und bald die Firma!", während Michelle ihre Erzählung fortsetzte. „Aber kurz nach der Entführung schien es der BAUGEWE wieder gut zu gehen, es kamen Aufträge herein, die die Firma wieder florieren ließ. Mahrn hat sich dann seine aktuelle Wohnung gekauft und zusätzlich noch eine Wohnung in einem Hochhaus in der Sonnenstraße geleistet. Jedoch nicht die, in der seine Freundin wohnt. Es wäre möglich, dass die Tochter, falls sie noch lebt, dort gefangen gehalten wird – jedenfalls lebt dort jemand, der nicht im Wohnungsregister eingetragen ist. Im Laufe der Zeit konnte Ferdinand Mahrn sogar expandieren und sich mit ins Abrissgewerbe einbringen. Die Sprengung der Gewerbehalle beim Ostbahnhof hat die BAUGEWE verantwortet. Er ist nun in Deutschland einer der führenden Anbieter für Abriss- und Bauaufträge. Angeblich hat er auch den Auftrag für die Hotelsprengung nachher im Stachus Randgebiet. Wir haben da aber noch keine definitiven Inform..." Doch dann wurde sie durch einen Schrei unterbrochen.

Angst [K11 - Kommissare im Einsatz]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt