Kapitel 22 - Wiedersehen macht Freude?!

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Soo ihr Lieben : die Adventszeit ist so gut wie vorbei - genauso wie meine Geschichte. Vielleicht geschieht ein Weihnachtswunder und ich schaffe die Geschichte bis morgen Mittag fertig... mal sehen.

Versprechen kann ich nur, dass diese Story in diesem Jahr noch ein Ende findet. Aber genug der langen Reden, viel Spaß mit dem neuen Kapitel!

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Ziellos irrte Robert durch die Gänge des Krankenhauses. Anfangs war er beinahe gerannt, Hauptsache hinaus, auf der Suche nach irgendetwas, was er tun konnte. Am liebsten hätte er Michael angerufen, doch er konnte sich lebhaft vorstellen, was sein älterer Kollege ihm zu sagen hatte nach so einer Sauf-Aktion. Irgendwann waren Robert die Kräfte ausgegangen und er hatte sich eine Bank gesucht. Draußen war zwar schönes Wetter doch er hatte eine Sitzgelegenheit im Inneren bevorzugt, wo es ihm ruhiger schien. Robert sinnierte vor sich hin, versuchte immer noch, alles andere zu sehen, an alles mögliche zu denken nur nicht an seine verlorenen Freunde Alex und Gerrit. Doch natürlich musste er sich irgendwann doch an sie erinnern. Robert verfluchte sich, verfluchte Marius Böhmer und die ganze Welt. Er wollte nicht laut weinen, keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, aber trotzdem hatte er nicht mehr die Kraft, seine Tränen und die Trauer zurück zu halten. Er legte den Kopf in seine Hände und ließ seinem Schmerz freien Lauf. Er war sich nicht sicher, wie lange er da saß und stumm vor sich hin weinte, doch allmählich versiegten die Tränen und in Robert breitete sich eine Leere aus, wie er sie noch nie gekannt hatte. Während dieser Zustand eine längere Weile anhielt, überlegte Robert gerade noch, ob er nicht vielleicht mit einem Psychologen hier in der Klinik reden sollte, da kam der Schmerz zurück. Nicht nur seelischer Schmerz, nein, Roberts Brust tat unglaublich weh und am liebsten hätte er sich zu einem Ball zusammengerollt, doch er konnte sich nicht mehr rühren. Wie er da so auf seiner Bank saß und er sich immer elender fühlte, spürte er auf einmal eine Hand auf seiner Schulter. Mit tränenüberströmtem Gesicht blickte der junge Kommissar auf und sah die bekannte Gestalt seines ältesten und inzwischen einzigen Kollegen Michael. Sein Freund setzte sich neben ihn und hielt seine Hand fest, während Robert sich wieder etwas beruhigte. „Junge, komm schon. Wir schaffen das, wir müssen durchhalten.", brach Michael irgendwann das Schweigen. Als Robert nicht antwortete, fuhr Michael fort: „Der Staatsanwalt hat uns vom Fall Ferdinand Mahrn abgezogen. Er meinte, wir sollten etwas Abstand gewinnen und uns an etwas normaleres Herantrauen. Sobald es dir besser geht, sollen wir uns melden." Robert brachte nicht mehr zustande als ein schwaches Nicken. Der älteste Kommissar blickte beunruhigt auf seinen jungen Freund herab, es machte ihm Angst, den lebenslustigen Mann so verzweifelt zu sehen. Die Krankenschwester, die Robert betreut hatte, war in Sorge gewesen und hatte eine Visitenkarte des K11 in seinen Taschen gefunden. Natürlich hatte sie sofort die genannte Telefonnummer gewählt und Michael informiert.  Sie hatte ihm gesagt, dass sein Kollege in schlechtem Zustand war. Aus naheliegenden Gründen war Michael erst vom körperlichen Zustand ausgegangen, nun sah er, dass die Krankenschwester Roberts seelischen Zustand bemerkt hatte. Michael wusste, dass er seinem Kollegen nun mit äußerster Vorsicht, wie ein rohes Ei behandeln durfte und sprach leise mit dem jungen Mann. Michael hatte Informationen bekommen, nach denen ein unbekannter Mann mit schweren Verletzungen in das städtische Klinikum eingeliefert worden war. Kirkitadse hielt es für eine gute Idee, dass Robert und Michael sich des einfach scheinenden Falls annahmen. Michael musste dieser Überlegung zustimmen, Personalien in Erfahrung zu bringen, war eine leichte und trotzdem zeitraubende Arbeit, die sie gut ablenken würde. Nach einigen Minuten guten Zuredens hatte Michael es schließlich geschafft, Robert zum aufstehen zu bewegen. Michael hielt Robert in einem Arm, in dem anderen Roberts Medizin-Tropf und so schnell wie Robert einen Fuß vor den anderen setzen konnte, liefen die beiden zurück zur Station.

Alex erwachte in einem hellen Raum mit weißer Decke. Eine Sekunde lang fragte sie sich, ob sie im Himmel angelangt war, dann hörte sie das Piepen eines Herzmonitors, das ihr von den vielen Vernehmungen in Krankenhäusern bestens vertraut war. In welchem der Münchner Krankenhäuser sie sich wohl befand? Ihr Verstand arbeitete ganz normal aber sie wusste nicht, wie es ihr sonst so ging. Vorsichtig richtete Alex sich auf und hörte erst einmal in ihren Körper hinein. Sie fühlte sich noch etwas zittrig, aber ansonsten ging es ihr soweit ganz gut.  Endlich entschloss sie sich, ihre Umgebung genauer zu betrachten. Sie war an einen Herzmonitor angeschlossen, ihr Puls wurde über die Klammer an ihrem Zeigefinger aufgezeichnet. Bald würde eine Schwester vorbei kommen und nach ihr sehen. Alex ließ ihren Blick weiter durch den Raum schweifen und dann war sie mit einem Satz aus dem Bett und hatte den Pulsmesser auf das Bett geworfen. In einem Bett am Fenster lag Gerrit! Alex stand schon neben seinem Bett und hob gerade die Hand um seine zu greifen, da ging die Tür auf und zwei Schwestern kamen hereingestürmt. Alarmiert rannten sie zu Alex Bett, bis sie begriffen, dass die Kommissarin am Ende des Zimmers stand. „Ach du liebes Bisschen haben Sie uns einen Schrecken eingejagt!" ließ die erste Schwester verlauten. „Was ist mit ihm? Wird er wieder gesund?" Alex' Fragen über Gerrit wurden aber sofort von der zweiten Krankenschwester unterbrochen: „Wir müssen uns erst einmal um Sie kümmern, der Zustand Ihres Kompagnons ist stabil, wir warten nur noch darauf, dass er aufwacht. Wissen Sie, wer Sie sind? Wie heißen Sie, wo kommen Sie her? Sie hatten leider keinerlei Papiere bei sich." Alex war erst einmal baff doch sie fand ihre Stimme schnell wieder: „Mein Name ist Alexandra Rietz, ich bin Kommissarin beim K11 und ich bin in einem Gebäude eingesperrt gewesen. Mein Kollege", Alex gestikulierte nach hinten zu Gerrit, „hat mich scheinbar herausgeholt, sonst wäre ich nicht hier. Mehr weiß ich leider nicht, ich bin irgendwann ohnmächtig geworden." Die beiden Schwestern erzählten ihr, dass sie bereits eine Polizeistreife informiert hatten, weil sie sich Sorgen gemacht hatten, weil Alex und Gerrit in so schlimmen Zustand gewesen waren. Alex ließ sich aber nicht abspeisen und fragte erneut nach Gerrits Verfassung. „Er hat einige Verletzungen am Rücken, wahrscheinlich wird der Großteil nur blaue Flecken ergeben, aber einige Prellungen sind dabei, eine Rippe ist angebrochen und die rechte Hand ist verstaucht. Einige leichter Schnittwunden am Kopf und eventuell eine Gehirnerschütterung, jedoch nichts ernsteres soweit wir das Beurteilen können. Wir müssen erst einmal hoffen, dass er aufwacht bevor wir genaueres sagen können." beruhigte sie die Schwester. „Aber bitte behalten Sie diese Informationen für sich, wir dürften wegen der Schweigepflicht gar nicht über die Person hier sprechen. Aber ich sehe ja, dass Sie sich ziemliche Sorgen machen."  Alex schwummerte der Kopf durch die vielen Informationen und sie ließ plötzlich ein lautes „HATSCHI!" verlauten. Peinlich berührt blickte Alex zu den Krankenschwestern, doch die jüngere der beiden lächelte ihr nett zu: „Sie haben sich bei der ganzen Aktion etwas verkühlt. Und ihr Bauch ist noch etwas verbrannt aber mit unserer Salbe sollte das bald vorbei sein. Wir werden jetzt wieder gehen, sobald die Streife vor Ort ist, werden wir sie herein schicken. Sie sollten sich noch etwas hinlegen, sie müssen wieder zu Kräften kommen." Alex bedankte sich und während die Schwestern das Zimmer verließen, warf die Kommissarin einen liebevollen Blick zu ihrem Kollegen im Nachbarbett hinüber, dann packte sie die Erschöpfung und Alex fiel in einen traumlosen Schlaf.

Michael wartete unterdessen vor Roberts Zimmer darauf, dass der Kommissar sich in die Ersatzkleidung warf, die sein Kollege ihm mitgebracht hatte. Michael hatte der Krankenschwester hoch und heilig versprechen müssen, dass er mit Robert einen  Psychotherapeuten aufsuchen würde, sobald sie mit der Befragung fertig waren, sonst hätte sie ihn nicht gehen lassen. Michael war klar, dass Robert professionelle Hilfe brauchte, aber er hoffte, dass eine normale Arbeit Robert irgendwie wieder auf eine gerade Spur bringen würde. Da endlich trat sein junger Kollege aus dem Zimmer heraus, seine Miene war jedoch versteinert. Wortlos, da er keine Ahnung hatte, was er gerade sagen sollte, ging Michael voraus zum Auto und gemeinsam fuhren die Kommissare in die städtische Klinik. Dort angekommen brachte Michael das Zimmer des „John Doe" in Erfahrung, schickte Robert hin, während er selber in das Schwesternzimmer ging, um nähere Informationen über den Unbekannten heraus zu bekommen.

Robert rang nach Luft, während er vor der Tür des Krankenzimmers stand. Eine Panik stieg in ihm auf, derer er nur langsam Herr wurde. Sein Kopf sagte ihm, dass er sich jetzt zusammen reißen und seine Arbeit erledigen sollte. Er war Polizist, verdammt. Warum konnte er nicht einfach wieder normal sein und so gut mit der Sache klar kommen, wie Michael? Er musste an die vielen Gelegenheiten denken, an denen er Michael für seine stoische Ruhe bewundert hatte. Robert schüttelte den Kopf und zwang sich mit Mühe in die Realität zurück. Mit einem entschlossenen Ruck öffnete er die Tür und betrat den Raum.


Angst [K11 - Kommissare im Einsatz]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt