Kapitel 14 - Gefunden?

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„DIE SPRENGUNG!", schrie Gerrit plötzlich.

Robert kippte vor lauter Schreck seine Kaffeetasse über sich und den Schreibtisch, Michael ließ sein Handy fallen, Michelle quiekte leicht ins Telefon und Max stieß sich den Kopf an der Schranktür, die er gerade geöffnet hatte. Während Robert noch fluchte und verzweifelt versuchte, Gerrits Schreibtisch von der Kaffeepfütze zu befreien, redete Gerrit weiter, denn es war ihm wie Schuppen von den Auge gefallen: „Die Nachricht des Entführers! Der sagte doch „Gefühlvoll gezündet, lass alles regnen, was ihr vermisst wird euch nicht mehr begegnen. Die Mauer schwankt und zieht dahin." Das muss doch eine Sprengung sein. Oder glaubt ihr was anderes? Und so viele Sprengungen sind um diese Uhrzeit nicht. Daher auch der Countdown mit den 36 Stunden! Wie konnte ich das nicht erkennen?? Schnell, Michelle, sag uns wann genau die Sprengung ist! Wie lang brauchen wir dahin????" Gerrits Kollegen hatten kaum Zeit mit zu kommen, da hatte dieser schon den Schal um und Jacke sowie die Autoschlüssel in der Hand. Ungeduldig wartete er auf die Antwort der KTU-Mitarbeiterin, die die Informationen schnell am Computer abrief. „Bei dem Verkehr braucht ihr 20 Minuten. Die Sprengung ist in 40 Minuten. Punkt 20 Uhr. Ihr solltet...", doch Gerrit hörte das nicht mehr, er war schon aus der Tür gestürmt. Michael hatte nun doch begriffen, was Gerrit meinte, und war ihm direkt hinterher. „Robert, schau du, dass du Mahrns Freundin erst einmal in Gewahrsam nimmst, wenn du sie antriffst. Und schau, dass du in Mahrns zweite Wohnung in der Sonnenstraße rein kommst. Vielleicht ist das Mädchen wirklich dort. Wir müssen davon ausgehen, dass der Bauherr da mit drin steckt, sonst hätte Böhmer wohl Kaum die Sprengung als Falle nehmen können. Schau, ob du ihn aufgreifen kannst. Und hol dir ein Paar Kollegen dazu!" rief Michael noch, dann fiel die Tür hinter ihm zu. Robert stand etwas verdattert im Raum, bis er sich bei Michelle bedankte und die SEK-Kollegen über die Umstände der Sprengung informierte. Dann organisierte er noch zwei Kollegen aus dem K9 und bedeutete Max, ihn zu begleiten.

Michael war unten an der Tür angekommen, sah Gerrit gerade ins Auto einsteigen und hörte gleich darauf den Motor aufheulen. Schnell rannte er zum Auto hin, konnte gerade noch die Tür öffnen und sich auf den Beifahrersitz werfen, da gab sein Kollege bereits Gas, sodass ihr Auto auf die Straße hinaus schoss. Der ältere Kollege brauchte einen kleinen Moment, bis er wieder zu Atem kam und seinen dann Kollegen lautstark einen Verrückten schalt. Doch Gerrit war zu sehr darauf konzentriert, sich durch den Verkehr zu schlängeln. Michael fiel derweil auf, dass die Höllenfahrt, der er gerade beiwohnte, ohne Blaulicht stattfand. Schnell griff er in das Handschuhfach und holte ihr mobiles Blaulicht hervor. Doch als er das Fenster aufgemacht hatte und das Licht aufs Dach stellen wollte, fiel es ihm beinahe aus den Fingern, denn Gerrit hatte gerade einen heftigen Schlenker nach links gemacht um einem anderen Wagen ausweichen zu können. Etwas sauer brummte Michael nur etwas Unverständliches und platzierte die Rundumleuchte auf dem Dach, bevor er das Fenster wieder schloss. Gerrit hingegen hatte nichts davon bemerkt. In seinem Kopf liefen immer dieselben Gedanken ab, während er das Auto in Schlangenlinien durch den Verkehr bugsierte: „Nicht Sie, nur nicht sie. Ich schaffe das, wir kommen rechtzeitig. Mach, dass Alex nichts passiert." Inzwischen zischten die beiden Kommissare den Ring hinab und jetzt machten die anderen Autos freiwillig Platz. Der Weg zog sich trotz der deutlich überhöhten Geschwindigkeit wie Kaugummi. Michael schien es, als wäre eine Ewigkeit vergangen, als sie endlich bei dem abzureißenden Hotel ankamen. Michelle hatte gesagt, die Fahrt dauerte 20 Minuten – Gerrit hatte zwei Minuten weniger gebraucht. Der ältere Kommissar war froh, denn so hatten sie genau eine halbe Stunde um Alex zu finden. Außerdem wollte er nie wieder solch eine Höllenfahrt mit seinem Kollegen erleben müssen. Kaum war der Motor aus, sprangen beide Kommissare sofort aus dem Auto und liefen auf das Gebäude zu. Die Bauarbeiter bedeuteten ihnen, stehen zu bleiben oder den Ort zu verlassen - während des Rennens war es schwierig, dies genau auszumachen - doch die beiden Polizisten liefen im Eilschritt auf das Gebäude zu. Sie wurden jedoch von einem Bauzaun aufgehalten und während Gerrit sich schon am Zaun zu schaffen machte, erreichten die Bauarbeiter Michael und wollten ihn festhalten: „Hören Sie Mann, Sie können da nicht rein! Hier fliegt bald alles in die Luft! Hauen Sie ab!" Da hielt Michael ihm seinen Ausweis vor die Nase und sprach energisch: „Naseband von der Kriminalpolizei. Es wird vermutet, dass sich ein Mensch im Inneren des Hotels aufhält. Wir müssen die Sprengung stoppen und zwar sofort! Wo kann ich die Zentrale finden?" Eindeutig geschockt wies der Bauarbeiter dem älteren Kommissar den Weg zum Überwachungswagen. Gerrit machte zwei Schritte hinter ihnen her, drehte jedoch gleich bei und öffnete den Bauzaun nun doch vollends. Während Michael gerade die Tür des Überwachungswagens öffnete, war Gerrit bereits auf dem Weg zum Hotel. Schnell riss er die Absperrungsleine von der Tür weg, öffnete diese und war innerhalb kürzester Zeit aus dem Blickfeld der Bauarbeiter verschwunden.

Michael dagegen saß im Überwachungswagen und besah sich die ganzen Knöpfe und Leuchten. Der Bauarbeiter neben ihm gab laute Anweisungen: „Friedrich, du rufst den Chef an, dass hier was im Busch ist und wir die Sprengung stoppen müssen. Martin, schau, dass die Sprengung angehalten wird. Und informier' mich sofort, wenn du das erledigt hast!" Dann wandte er sich an Michael: „Herr Naseband, mein Sprengspezialist organisiert den Abbruch der Detonation. Sie können das Gebäude durchsuchen, sobald der Countdown abgebrochen ist." Der Kommissar war entsetzt: „Wie, Sie müssen einen Countdown stoppen? Ich dachte so eine Sprengung würde von Hand ausgelöst?" Der Bauarbeiter lächelte ihn mitleidig an: „Mit der Technik kommt auch die Faulheit. Kaum einer in der Baubranche versucht noch eine Sprengung per Hand zu erledigen. Zu anstrengend und zeitraubend. Mit einem Countdown muss man nicht einmal in die Nähe der Baustelle. So hat man alle Zeit der Welt um das Gebäude zu evakuieren, in der Zwischenzeit beispielsweise die Buchhaltung erledigen und die Sprengung erfolgt trotzdem pünktlich auf die Minute. Es gibt eine Notfall-Fernbedienung, die in Fällen wie diesen genutzt werden kann, um eine Sprengung aufzuhalten. Natürlich auch alles vollautomatisch." Trotz seiner Befürchtungen um Alex war Michael beeindruckt. Was durch Technik inzwischen alles möglich war... doch seine Bewunderung wandelte sich schnell in Entsetzen, als der Sprengspezialist aufgeregt in den Wagen gestürmt kam: „Meister, die Fernbedienung ist nich' da. Der Raum war aber abgesperrt, also muss jemand von uns die haben! Oder der Chef hat 'se mitgenommen, dass keiner Mist bauen kann." Bestürzt kratzte sich der Baustellenleiter am Kopf und stammelte: „Haben Sie nicht so Sprengstoffspezialisten in Ihren Reihen, Herr Kommissar? Scheint nämlich als könnten wir die Sprengung gerade nicht aufhalten."

Fluchend griff Michael nach seinem Handy als es an derTür klopfte. „Kommissar Naseband? Ich soll Ihnen mitteilen, dass Sondereinsatz-und Bombenkommando angekommen sind.", schallte es durch die Tür. Verwundert öffneteMichael die Tür und tatsächlich: draußen standen bereits eine Horde Polizistenmit schweren Waffen und zwei Mann in den dunkelgrün-grauen Anzügen desBombenkommandos. Doch konnte er nirgendwo seinen Kollegen Grass sehen. Dochnachdem er Gerrit schon lange kannte, ahnte er genau, wo der jüngere Polizistabgeblieben war. Ein Bauarbeiter, der in der Nähe mit einem Polizisten redete,bestätigte daraufhin seine Befürchtungen: „Es sollte eigentlich niemand mehr indiesem Hotel sein. Außer dieser Person, die angeblich hier sein soll. Ach jaund dem Kommissar, der vorhin den Bauzaun versetzt hat." Und es waren nur noch18 Minuten bis zur geplanten Sprengung. Michael wurde kurz schwindlig, doch daslegte sich schnell wieder, denn der SEK-Leiter wollte die weitereVorgehensweise mit ihm durchsprechen. Innerlich betend erklärte er dem Kollegendie Lage und dass sich wohl zwei Kommissare im Inneren des Gebäudes aufhielten.Der SEK-Leiter fragte ihn nach den Umständen und welche Rahmenbedingungen diePolizisten erwarteten. Michael antwortete leicht nervös, dass die SprengungPunkt 20 Uhr stattfinden würde und er keine Ahnung hatte, welche Beschaffenheitdie Bomben hatten und wo sie sind. Der Sprengmeister der BAUGEWE wurdehinzugeholt und teilte dem Sondereinsatzkommando die genauen Orte der Bombenmit. Doch diese waren an tragenden Wänden in allen Stockwerken des Gebäudesverteilt, das Bombenkommando hätte mit 20 Mann kommen müssen, um die Sprengungaufzuhalten. Doch dies war nicht zu schaffen, wie der Einsatzleiter Michaelmitteilte. Michael fluchte und zog sein Handy heraus um Gerrit anzurufen.Inständig betete er, dass sein Kollege im Hotel Empfang hatte.

Angst [K11 - Kommissare im Einsatz]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt