Kapitel 23 - Hoffnung stirbt zuletzt

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Ihr Lieben, das Wunder ist vollbracht - meine Story steht. Das Kapitel wurde etwas länger als geplant aber ich hoffe, ihr seht es mir nach...Vielen Dank für das fleißige Mitlesen! Und fröhliche Weihnachten an alle :)

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Robert trat in das Zimmer und in dem Krankenbett direkt vor ihm sah er einen blond-braunen Schopf, leicht abstehende Haare und glänzende blaue Augen. Er blickte direkt in Gerrits Gesicht. Beinahe hätte Robert aufgeschrien, doch vorsichtshalber zwickte er sich richtig fest in den Arm. Seine Sinne klärten sich fast augenblicklich und das Bild seines Kollegen, das ihm sein Unterbewusstsein vor die Augen gegaukelt hatte, verschwand. Robert sah, dass die Person im Bett vor ihm blonde, kinnlange Haare hatte. Der junge Kommissar musste sich mit aller Kraft zusammen reißen um nicht vor Enttäuschung in Tränen auszubrechen. Seit dem Moment, in dem Michael einen unbekannten Mann mit Verletzungen erwähnt hatte, hatte Roberts Fantasie ihm gesagt, dass das Gerrit sein musste. Diese Hoffnung war nun hiermit geplatzt. Die Person im Bett vor ihm war blond, hatte weiche Gesichtszüge und je näher Robert trat, desto mehr konnte er die Rundungen sehen, die eindeutig einer Frau gehörten. Erneut projizierte sein Unterbewusstsein eine irrsinnige Vorstellung: Robert sah Alex vor sich im Bett liegen. Wohl wissend, dass seine Fantasie ihm erneut einen Streich spielte, blickte der junge Kommissar beschämt zur Seite und trat weg von dem Bett. Daher bemerkte er nicht, dass die Frau die Augen aufschlug. Im nächsten Moment hatte die Frau beide Arme um ihn geschlungen und hing schluchzend an seiner Schulter. Völlig überrascht drehte Robert den Kopf und ließ im nächsten Moment einen lauten Schrei los. In seinen Armen hing eine vor Freude weinende Alex! Robert wäre glatt nach hinten umgefallen, wenn Alex ihn nicht noch festgehalten hätte. Erschrocken bugsierte sie ihn auf ihr Bett. „Robert, was ist los!? Hey, warum weinst du denn jetzt? Hey!!!" In Alex wuchs Panik, was war mit ihrem Kollegen passiert, was hatte ihn so erschreckt? Robert schluchzte nun hemmungslos in ihren Armen und in Ermangelung einer Alternative und der Tatsache, das Robert scheinbar zu keiner Antwort fähig war, strich Alex ihrem jungen Kollegen über den Kopf. Da plötzlich ging die Tür auf und Michael stürmte herein, er hatte Roberts Schrei bis in das Schwesternzimmer gehört. Den Türknopf noch in der Hand erstarrte nun auch Michael und es dauerte ewig, bis er sich wieder rührte. Alex verstand die Welt nicht mehr: „Michael, schön dich zu sehen aber könntest du mir bitte erklären, was hier gespielt wird?? Warum seid ihr so außer euch?" Michael musste kurz nach einer diplomatischen Antwort suchen, daher schloss er erst einmal die Zimmertür bevor er vorsichtig sprach: „Liebelein es ist so, wir haben seit der Sprengung nichts mehr von Gerrit gehört. Wir mussten davon ausgehen, dass er dich nicht mehr gefunden hatte - keiner von euch ist aus dem Gebäude gekommen. Alex, ich habe das Gebäude zusammenfallen sehen! Da ist kein Stein auf dem anderen geblieben - du hättest an unserer Stelle auch nicht daran geglaubt, dass da jemand lebend herauskommen würde. Wie zur Hölle habt ihr das denn eigentlich geschafft???" Alex blieb Michael erst einmal eine ganze Weile eine Antwort schuldig. Jetzt wusste sie, weshalb Robert wie ein Häufchen Elend an ihrer Schulter weinte. Mitfühlend blickte sie auch zu Michael. Beide Kollegen waren davon ausgegangen, dass sie und Gerrit gestorben waren. Alex konnte leider zu gut nachvollziehen, wie es ihnen ging. Michael hatte einmal seinen Tod vorgetäuscht - oh wie verzweifelt war Alex gewesen, als sie seinen vermeintliche Leiche gesehen hatte und wie wütend hatte sie Michael gemacht, als er putzmunter vor ihr stand. Vorsichtig schielte sie von unten zu Michael: „Du bist mir aber nicht wütend, dass ich noch lebe, oder? Ich wusste ja nicht, dass ihr nichts wusstet, sonst hätte ich euch gleich..." Michael unterbrach ihre Beteuerungen, in dem er sie kurz in den Arm nahm (Robert hatte keine Chance seinen Kopf wegzuziehen und wurde daher Teilnehmer dieser freundschaftlichen Umarmung) und ihr versicherte, dass alle froh seien, sie wohlbehalten wiederzusehen. Alex löste sich daraufhin aus der Umarmung und nahm Robert an die Hand. Dann zog sie die beiden Kommissare zum Bett am Fenster, wo die drei stumm auf ihren verletzten Kollegen hinunterblickten. „Keine lebensgefährlichen Verletzungen, nur ein paar Prellungen und kleinere Brüche.", ertönte hinter ihnen eine basslastige Stimme. Erschrocken wirbelten die Kommissare wie ein Mann herum und starrten auf einen Mann im weißen Kittel. „Doktor Heinze. Ich bin der zuständige Arzt. Ihr Kollege ist wahrlich ein Glückspilz, trotz seiner zahlreichen Verletzungen. Wie hat er sie sich denn zugezogen?", wandte er sich an Alex. „Das weiß ich leider nicht, ich erinnere mich daran, dass er mich aus meinem Gefängnis befreit, mich auf den Arm genommen hatte und wir aus dem Raum hinaus sind. Dann muss ich weg gewesen sein. Den Rest muss er uns erzählen sobald er wach ist." Der Arzt nickte nachdenklich und blickte hinunter auf Gerrit. Alex fragte ihn, ob sie das Zimmer verlassen durfte und er hatte nichts dagegen, solange ihre Kollegen sie begleiteten. Also gingen die drei Kommissare gemeinsam in das Café des Krankenhauses und unterhielten sich. Alex ließ Roberts Hand keinen Moment los, sie wollte ihm alle Zuversicht geben, die sie hatte und ihn wieder zu seiner alten Form finden lassen. Irgendwann schaltete Robert sich auch in das Gespräch mit ein und nach einer halben Stunde (und eines sehr schlechten Witzes von Michael) lachte der junge Polizist wieder. Alex merkte, dass sie schon wieder müde wurde und sagte das ihren Kollegen auch. Sie beschlossen zu zahlen und als sie ihren Kaffee fertig hatten, marschierten sie Arm in Arm zu Alex Zimmer zurück. Dort angekommen beobachteten sie die kuriose Szene, wie ein missmutig dreinblickender Gerrit in seinem Bett saß, zwei Schwestern um ihn herum wuselten und der Arzt ihm in die Augen leuchtete. Die Szene war so abstrus, dass Alex lauthals das Lachen anfing, in das ihre Kollegen schließlich einstimmten. Gerrits Miene hellte sich kurz auf, als er seine Kollegen ansah, doch als die Schwester ihm Blut entnahm, schoss er giftige Blicke zu ihr und seinen Freunden, die nun langsam näher kamen. Das Krankenhausteam hatte scheinbar nichts zu beanstanden, daher zogen sie sich zurück, nur der Arzt blieb an der Türe stehen. Eine Weile herrschte Stille während die Kommissare sich beobachteten. Gerrit sah, dass es Alex gut ging, blickte auf Michaels etwas kränklich wirkendes Gesicht und war einigermaßen zufrieden. Was ihn wirklich erschreckte war Robert. Er sah ganz ungesund aus, bleich, abgemagert und einfach schlecht. Doch Robert ging es nicht mehr so schlecht wie am Morgen. Seine beiden Kollegen lebend vor sich zu sehen, wohlbehalten und in einem Stück machte ihn glücklich. Mit zwei schnellen Schritten war Robert bei Gerrit und schloss ihn fest in die Arme. „Ich bin so froh, dass du wieder bei uns bist, Kumpel. Ich dachte wirklich, wir hätten dich für immer verloren." flüsterte er dicht an Gerrits Ohr. Michael und Alex beobachteten die Szene und freuten sich. Robert schien es wirklich besser zu gehen. Mit einem Räuspern schaltete sich nun der Arzt ein: „Herr Grass, Sie sollten sich noch etwas schonen. Ihre Kollegen sollten darauf etwas Rücksicht nehmen." , sagte er mit einem Seitenblick auf Robert, „Und sie müssen uns erzählen, wie sie sich ihre Verletzungen zugezogen haben." „Allerdings, mich würde auch interessieren, wie ihr es aus diesem Gebäude geschafft habt.", fügte Michael hinzu. Gerrit blickte in die Runde. Robert hatte sich an seine rechte Bettseite gesetzt, die anderen standen im Raum und erwarteten seine Antwort. Auch Alex blickte gespannt in seine Richtung und daher räusperte er sich noch kurz. Nach einem tiefen Atemzug begann er zu erzählen: Als er auf der Suche nach Alex gewesen war, hatte er den Müllschacht gesehen, der in die Erde führte. Als er erkannt hatte, dass er es niemals durch die Vordertüre hinausschaffen würde, hatte er seine einzige Chance ergriffen: Das Zimmer mit dem Müllschacht war näher gewesen als die Treppe oder gar die Tür des Hotels. Beinahe hätte er die Luke nicht aufbekommen, denn er musste mit einer Hand versuchen, die Schachttüre zu öffnen. Kaum hatte er sie auf bekommen, hatte er Alex und sich hinein bugsiert. Er war schnell schräg hinunter gelaufen, was auf dem leicht rutschigen Boden des Schachts noch schwieriger gewesen war. Zudem war er mit Alex in seinen Armen zu breit gewesen um gerade rein zu passen, also hatte er die ersten Meter im Krebsgang laufen müssen. Schnell war ihm der Schweiß auf der Stirn gestanden, als er durch den engen Gang gehastet war, um so weit wie möglich von dem fallenden Gebäude wegzukommen. Dann hatte er gehört, wie hinter ihm etwas laut und metallisch knallte. Schnell hatte er sich auf die Knie fallen lassen, Alex vor sich gelegt und sie mit seinem Körper abgeschirmt. Dann hatte ihn die

Druckwelle erwischt und er hatte sich mit aller Kraft dagegenstemmen müssen. Etwas hatte ihn am Kopf getroffen und danach wusste er erst einmal nichts mehr. „Das Ende vom Lied war, ich habe den Ausgang des Müllschachts inklusive Herr Rühlke gefunden, der uns scheinbar einen Rettungswagen gerufen hat und jetzt bin ich hier. Und Alex Gott sei Dank auch.", sprach Gerrit zu Ende und schielte leicht zu Alex hinüber, die am Fußende seines Bettes saß. Alex blickte in Gerrits blaue Augen und war verloren. Er hatte sie beschützt, sich dabei schmerzhafte Verletzungen zugezogen und machte sich trotzdem immer noch Sorgen um sie. Am liebsten hätte Sie ihn geküsst, doch das sie nicht alleine waren verschwieg die Kommissarin ihre Gefühle erneut.

Eines Tages würde sie Gerrit ihre Liebe gestehen, wenn sie wieder fit war und der richtige Moment kam. Dieser Tag würde bald kommen, doch wann, das konnte Alex nicht sagen.


Angst [K11 - Kommissare im Einsatz]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt