Michael wurde von einer leichten Druckwelle erfasst und schwankte etwas. Er sank auf den Boden, als er sah, wie das oberste Stockwerk des Hotels in sich zusammenfiel und sich schließlich ein Stockwerk nach dem anderen in Richtung Boden bewegte. Schlussendlich krachte das gesamte Haus mit Getöse und in einer riesigen Staubwolke auf den Boden. Verzweifelt suchte er die Umgebung des Hotels mit einem Fernglas ab, in der Hoffnung, seine beiden Kollegen hätten es doch noch aus dem Gebäude geschafft. Jedoch sah er nichts außer Rauch- und Staubschwaden. In einem Anfall von Verzweiflung rief er Gerrit auf seinem Handy an, hoffte er doch irgendwie, dass sein Kollege antworten konnte. Tränen stiegen dem erfahrenen Kommissar in die Augen, und das nicht wegen den Unmengen an Staub, die vor ihm schwebten, als die Frauenstimme ihren Spruch aufsagte: „Ihr gewünschter Gesprächspartner ist zur Zeit nicht zu erreichen. Bitte sprechen Sie eine Nachricht auf die Mailbox von..." und nach einer kleinen Pause die fröhliche Stimme seines jüngeren Kollegen weiter redete: „...Gerrit Grass. Bitte etwas Geduld, ich rufe gleich zurück." Michael wollte das Handy aus der Hand werfen, etwas zerbrechen und er war kurz davor seine Wut an Marius Böhmer auszulassen, der hämisch grinsend hinter ihm saß. Doch dann sah er etwas, was ihn tief ins Innerste erschütterte: Roberts Dienstwagen fuhr am Eingang der Baustelle ein. Langsam stand Michael auf, um seinem jüngsten Kollegen die Schlimmste aller Nachrichten zu überbringen. Noch nie war ihm ein Weg schwerer gefallen. Wäre er doch mit Gerrit hinein gegangen. Hätte er die Fernsteuerung schneller gefunden und dem Verbrecher in die Hand geschossen, bevor er die Chance hatte sie zu zerstören. Michael musste husten, als ihn die Staubwolke einholte. Robert hatte ihn gesehen und rannte ihm bereits entgegen. „Wo sind sie? Hast du sie schon dem Krankenwagen übergeben? Wie geht es Alex?", keuchte der Kollege, als er ankam. Michael sah in Roberts hoffnungsvolle Augen und brachte es nicht über sich, die Wahrheit zu sagen. Stattdessen schwieg er und konnte nicht verhindern, dass ihm erneut Tränen in die Augen stiegen. Schnell blickte er zu Boden, doch sein junger Kollege hatte die Tränen gesehen und verstanden. Robert machte zwei Schritte rückwärts und blickte von der Ruine zu Michael und zurück. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch schien ihm die Stimme zu versagen. Flehend sah er seinen Kollegen an, doch der schüttelte nur den Kopf. Robert machte zwei Schritte in Richtung des zerstörten Gebäudes. Dann sank er auf die Knie. Es war ihm total egal, wie dreckig er sich machte. Robert konnte sich nicht vorstellen, dass seine Kollegen tot waren. Nicht Alex, die immer so stark war und ihm schon oft gezeigt hatte, wie er ein besserer Polizist sein konnte. Die ihn herzlichst willkommen geheißen hatte, als er neu im Team war und ihm immer gut zugesprochen hatte. Alex, die für ihn die Schwester war, die er nie gehabt hatte. Und Gerrit. Der mutige „Superheld Grass", wie ihn die Kollegen neckisch nannten. Ein Polizist, der alles für seine Freunde tat, der sich selber in Lebensgefahr gebracht hatte nur um Robert aus den Fängen eines Verbrechers zu retten. Gerrit war einfach ein Teamplayer gewesen und hatte seine anfängliche Skepsis gegenüber dem jungen Kollegen schnell hinter sich gebracht. Robert musste an die Abende denken, an denen sie gemeinsam in ihrer Lieblingskneipe gesessen hatten und über die Arbeit und das Leben philosophiert hatten. Alles vorbei. Nur wegen eines habgierigen Kerls. Er wollte es nicht akzeptieren. Robert sah Michael und sah die gleiche Verzweiflung in dessen Augen, die auch ihn erfüllte. Michael setzte sich neben ihn und gemeinsam blickten beide dahin, wo sie gerade ihre Kollegen verloren hatten. Hinter sich hörten sie bereits die ersten Kamerateams anrücken. Woher die Presse das schon wieder wusste. Michael war klar, dass es jetzt eigentlich seine Aufgabe gewesen wäre, die Reporter des Platzes zu verweisen, doch das war ihm egal. Sollten doch andere Polizisten das übernehmen. Er hätte auch dem Staatsanwalt Bescheid geben müssen und sich um den festgenommenen Marius B. kümmern müssen. Doch es war ihm gerade wichtiger zusammen mit seinem Teamkollegen von Alex und Gerrit Abschied zu nehmen. Es schien ihm als wäre die Zeit still gestanden und vor seinem inneren Auge spielten die Fälle noch einmal ab, die er zusammen mit seinen Kollegen gelöst hatte. Seine anfängliche Skepsis gegenüber Gerrit – ein Schönling der bestimmt nicht ins Team passte – dann die Erkenntnis, was für ein wertvoller Freund und welch genialer Polizist er doch ist.
Gewesen ist, verbesserte er sich verbittert in Gedanken. An Alex wollte er nicht denken, sonst hätte er komplett die Fassung verloren. Sie war der Juwel des K11 gewesen. Seine beste Freundin noch dazu, immer waren sie füreinander da gewesen. Sie war mutig, lustig, verrückt und absolut verlässlich. Schweigend saßen Robert und Michael da und überließen sich ganz ihrer Trauer.
Es war bestimmt eine halbe Stunde vergangen, bis Michael sich für stark genug hielt um weiterzumachen und sich umsah. Die Kollegen hatten ihn und Robert von den Reportern abgeschirmt und bereits das Gelände abgesperrt. Marius B. war nirgendwo zu sehen, wahrscheinlich hatten die Kollegen ihn bereits ins K11 verfrachtet. Eigentlich hätte er jetzt hin fahren müssen und mit Robert das Verhör führen sollen, doch er konnte es immer noch nicht fassen, dass Alex und Gerrit unter den Trümmern begraben waren. Er wollte nicht zurück ins K11, denn da war es kalt ohne Alex' Lachen und Gerrits blöde Sprüche. Mit Mühe brachte Michael seine Gedanken von seinen Kollegen weg. Er war im Dienst und es galt immer noch, Ferdinand Mahrn zu finden. Der erfahrene Kommissar nutzte all seine Lebenserfahrung und drängte die Trauer und den Schmerz in sein Innerstes zurück. Er stand auf und tippte Robert an die Schulter. Sein junger Kollege sah ihn nicht einmal an, sondern schüttelte nur den Kopf. Michael verstand ihn völlig, daher legte er ihm kurz die Hand auf den Kopf und murmelte: „Ich fahre ins K11. Komm nach wenn du etwas ruhiger bist. Und vor allem fahr vorsichtig, ich will dich nicht auch noch verlieren." Dann drehte er sich um und ging schwerfällig zum Auto. Er sah die Journalisten schon auf ihn zustürmen, da kam Frank, ein Kolelge vorbei und brachte ihm eine Mütze, die Michael erleichtert über die Augen zog, während er so schnell wie möglich zum Auto hastete. Dort eingestiegen musste er sich erneut zusammen reißen um seine Fassung zu wahren, denn Gerrits Schlüssel steckte noch im Schloss. Michael verdrängte den Gedanken und startete schnell den Motor. Er floh von dem Grundstück, das seinen schlimmsten Albtraum hatte wahr werden lassen. Noch während Michael auf dem Weg war, rief der Staatsanwalt an. Bedrückt startete der alte Kommissar die Freisprechanlage und überbrachte Herrn Kirkitadse die schlimmen Neuigkeiten.
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Angst [K11 - Kommissare im Einsatz]
FanfictionK11 Fanstory Alex wird entführt. Ihren Kollegen bleiben nur 36 Stunden, bevor es zu spät ist... ________________________________________ Reviews, Tipps und Meinungen sind sehr erwünscht! Danke fürs mitlesen! :)