Wieder frei...

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Einzig und allein Lucas Schild leuchtete noch, wenn auch nur schwach.
"Er nimmt den Strom in sich auf?", fragte ein Polizist leise.
"Gut möglich. Aber das haben wir gleich!", meinte eine Polizistin und drückte auf einen kleinen Knopf.
Das graue Gerät an Lucas Handgelenk reagierte nicht.
Tatsächlich zersplitterte es sogar und erst dann fiel das Schild in sich zusammen.
Die beiden Polizisten, die die ganze Zeit hinter Luca gestanden hatten, griffen nach seinen Armen, ließen ihn aber sofort wieder los und schrien.
Luca grinste, lief zur Tür des Raumes und verbrannte sie zu Asche und verschwand in dem langen Flur.
Er wusste, wo er lang musste, er hatte seinen Geist wandern lassen und so den Ausgang entdeckt.
Sonnenlicht strahlte ihm entgegen.
Und das Tor nach draußen stand sogar offen!
Luca lachte leise in sich hinein und verließ das Gelände.
Doch gerade als er unter dem Tor stand, ertönte ein ratterndes Geräusch und Schmerz durchfuhr seinen Körper.
Er sah über seine Schulter und stellte fest, dass seine Flügel in Blutlachen auf dem Boden lagen.
Eine Sirene schrillte.
Luca zuckte zurück und lief dann vom Weg hinter dem Tor ab über eine hochbewachsene Wiese in den dahinterliegenden Wald.
Auch wenn er eine Blutspur hinterließ, wenn er schon nicht fliegen konnte, dann rannte er eben.
War auch so eins seiner Talente...
Ein lauter Schuss erklang.
Wie aus Reflex warf Luca sich auf den Boden und knapp über ihm schoss ein Betäubungspfeil vorbei.
Luca keuchte, stand auf und lief weiter.
Ständig bildete er sich ein, blaues Feuer zu sehen, musste aber feststellen, dass es gar nicht existierte.
Zumindest schien es ihm so.
Erst als er ein sanftes Wispern vernahm, wurde ihm bewusst, dass das in regelmäßigen Abständen auftauchende Feuer Irrlichter sein mussten.
//...Seelen der Todesengel...//
//...beeile dich!//
//...folge uns...hier entlang...//
Die Stimmen der Irrlichter wisperten Erklärungen und Richtungsanweisungen zusammen und erzeugten so einen merkwürdigen Singsang, der Luca mal nach da, mal nach dort führte.
Die Stimmen der jagenden Polizisten wurden leiser und verstummten irgendwann.
Nur noch seine hastenden Schritte, sein Keuchen und die Stimmen der Irrlichter waren zu hören.
//Vorsicht, Abstieg!//, trompetete ein Irrlicht in Lucas Ohr.
//...rutschig, rutschig!//, kreischten die anderen mit.
Luca blieb ruckartig stehen und das nicht zu knapp: vor ihm lagen runde Felsen, die durch irgendwann gefallenen Regen nass und rutschig waren.
//Gut, gut!// Die Stimmen summten im Chor. //Umgeh die Steine. Links von dir ist ein kleiner Pfad. Nimm ihn.//
Luca sah nach links.
In der Tat befand sich dort ein kleiner Weg, der ihn direkt hinter einen gigantischen Felsen führte.
//Nun geh...//
Eine laute Stimme durchschnitt die Stille. "Da ist er!"
Luca fuhr herum und wahrscheinlich ging der nächste Betäubungspfeil nur deshalb wieder vorbei.
//Jetzt lauf!//, kreischten die Irrlichter und tanzten unruhig und im Zickzack um ihn herum.
"Jaja..." Luca sprang die ersten Stufen herunter und lief weiter, bis der Schatten des Steins in umschlossen hatte.
Der Eingang zu einer Höhle lag dort.
//Da hinein, da hinein!//, summten sie und schwirrten kreuz und quer vor ihm her in die Dunkelheit.

Lost AngelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt