17 | Offene Rechnung

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Ich lasse mich noch eine Weile von ihm mitziehen, bis ich mich losreiße und frage: ,,Du bist also der Meinung, dass die Hintertür offen ist? Oder das er uns so bereitwillig hinein lässt?"

Doch darauf antwortet er nicht, sondern springt über den Kniehohen, beschfarbigen Gartenzaun. Ich springe seufzend hinterher und er schaut durch die Fenstertür.

,,Keiner im Raum." meint er und versucht die Tür aufzumachen, was ihm nicht so recht gelingen will.

,,Mist, verschlossen."

,,Lass mich mal." sage ich und schiebe ihn zur Seite und fische eine Haarklammer aus meiner Hosentasche und beginne im Schloss herum zustochern.

,,Was wird das, wenn es fertig ist?" fragt er verwirrt.

,,Wirst du sehen, wenn es fertig ist." meine ich neckisch und binnen weniger Minuten ertönt ein lautes klicken und die Tür schiebt sich einige Zentimeter zur Seite.

,,Fertig." meine ich beim ausatmen.

,,Du hast einfach so das Schloss geknackt?!"

,,Ja ... nicht nur du hast langeweile, wenn Clara nicht so schnell mit der Arbeit ist." sage ich und betrette als erste das Haus. Wir befinden uns in der Küche, eine offene, mit einem breiten Blick auf den Wohnbereich.

,,Sieht ziemlich edel aus." meine ich nuschelnd.

Dann sehe ich Yongguk plötzlich nicht mehr, stattdessen öffnet sich eine Tür und dort steht, vermutlich, Tom McFoster. Ich schlucke meine Übelkeit und meine Angst runter. 

,,Wer bist du? Was machts du in meinem Haus?" fragt er wütend und greift hinter sich auf die Kommode.

,,Also ... ich ..."

,,Ich würde mich nicht bewegen!" droht Yongguks Stimme. Er ist wieder da und hält Tom seine Waffe an die Schläfe. Dieser hat die Arme ein wenig erhoben, um zu zeigen, dass er nichts macht, nichts in der Hand hält.

Er wird von Yongguk aufs Sofa geschupst. Widerwillig setzt sich dieser und ich schenke Yongguk einen bösen Blick.

,,Was ist?"

,,Danke, dass du mich aufgeklärt hast. Er hätte mich erledigen können."

,,Willst du vielleicht draußen warten?!" fragt er sichtlich genervt.

,,Nein, aber ... klär mich nächstes Mal auf!"

,,Scarlett?" fragt Tom plötzlich. Ich schaue ihn an und mache eine fragende Mimik.

,,Ja. Die Tochter von dem Arbeitskollegen meiner Frau, Amanda."

,,Ouh, nett." meine ich monoton.

Dann verhärtet sich Toms Miene. ,,Was wollt ihr?"

,,Dir einige Fragen stellen."

,,Die da wären?" fragt Tom.

,,Zum Beispiel: Wer hat den Auftrag gegeben, dass ihre Familie fest genommen werden soll?" meint Yongguk kalt und deutet, mit einer knappen Kopfbewegung, auf mich.

,,Das weiß ich auch nicht." meint Tom monoton.

,,Lüg nicht, außer du vermisst deine Frau nicht." droht Yongguk und Toms Augen werden größer und sein Blick ängstlicher. Aber auch ich schaue Bang mit einem verwirrten Blick an: Wir haben sie doch gar nicht in unserer Gewalt.

,,Wer hat dort alles zugehört?"

,,Keiner, nur meine Frau und ich."

,,Aber von irgendwoher muss der Befehl gekommen sein."

,,Aber nicht von mir."

,,Wer hat noch davon Wind bekommen?" hackt Yongguk lauter nach.

,,Vielleicht mein Sohn." meint Tom auch lauter und immer mehr verängstigt als die Mündung der Waffe nur noch wenige Zentimeter zwischen den Augen von Tom ist.

Ich kann nicht anders als dabei etwas ängstlich zu zuschauen. So etwas habe ich noch nie erlebt, und Yongguk noch nie so ... skrupellos.

,,Wie lautet sein Name?" fragt letzter genannter, wieder leiser.

Doch es kam nichts.

,,Der Name?!" schrie er wieder.

,,Youngjae, Youngjae McFoster, verdammt!" 

,,Youngjae?" werde ich hellhörig.

,,Ja, ja, Youngjae." meint Tom panisch.
,,Youngjae ... doch nicht der Youngjae, mit seinem hässlichem Tattoo am Hals, oder?" frage ich und schaue Tom an, der bloss nickt.

,,Dieser dumme, arrogante ... mit dem habe ich noch eine offene Rechnung." meine ich und Yongguk will zu einem Satz ansetzen, als die Tür wieder aufgeht und die Frau von Tom dort zwischen Tür und Angeln steht. Ich schlucke, Tom ist verwirrt, Amanda panisch und Yongguk schaut sie bloss an.

,,Oh ... mein Gott." erwidert sie beinahe atemlos.

,,Ich gehe schon mal nach draußen und warte." flüstere ich zu Yongguk, dieser meint gelassen: ,,Lauf schon mal los, ich komme direkt nach."

Und wie gesagt, ich laufe, springe über den Zaun, knalle dabei noch beinahe auf den Asphalt. Und nur wenige Sekunden später folgt mir Yongguk und wir steigen ins Auto und fahren weg. 

,,Das ging wohl gehörig in die ..."

,,Sei mal still!" mahnt Yongguk und es ertönt ein Notruf bei der Polizei  aus seinem Smartphone.

,,Hallo, was kann ich für Sie tun?"

,,Wir brauchen dringend Hilfe, bei uns war ..."

,,Hallo? Hallo? Können Sie mich hören?" fragt die Frau von der Polizei.
Ich schaue komisch. Der Anruf wurde unterbrochen, wie ist das passiert?

,,Warst du das?" frage ich Yongguk, doch dieser grinst bloss verdächtig.

Ja, er war es, irgendwie, aber er war es.

,,Und wo finden wir jetzt diesen Youngjae?" fragt Yongguk mich.

,,Ich glaube, ich kann mir denken, wo er gerade ist." meine ich und überlege mir, wie ich ihn am besten zusammenfalten kann.

Bang | Bang YonggukWo Geschichten leben. Entdecke jetzt