12.Kapitel. Alexandria

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Ihre Mutter parkte vor einem Hotel. Hier war die gesamte Ausgrabungsmannschafft untergebracht, das hieß zumindest für die Wochenenden. Die restlichen Tage würden sie im Zelt bei der Ausgrabungsstelle verbringen. Yanara liebte zwar Zelten war aber auch froh nach dem Tag im Auto noch eine Nacht im weichen Bett verbringen zu können. An schlafen war natürlich noch nicht zu denken. Amelia war gerade beim einchecken als schon ein Mann auf die beiden Frauen zuging. Sein graues Haar und die Falten ließen sein alter vermuten, jedoch lächelte er freundlich und begrüßte sie "Misses Kosay wie schön das sie endlich eingetroffen sind." dann blickte er zu Yanara "Und ihre Tochter haben sie auch dabei. Mal etwas junges Blut wird diesen alten Knackern gut tun"
Yanara riss sich zusammen um nicht los zu lachen denn sie war sich sicher das er einer der ältesten ist. Trotzdem war er ihr sofort Sympathisch. Im Herzen schien er noch immer ein junger Abenteurer zu sein. Sie hoffte nur das sie sich auch mit den anderen verstehen würde. Aber das würde sie beim Abendessen erfahren zu dem der Mann, sein Name war Akay Menefer, sie eingeladen hatte. Dort würden alle zusammen essen und das schon in einer Stunde.
Yanara ging deshalb mit ihrer Mutter nach oben und betrachtete staunend das Zimmer. Es war unglaublich. Zwar nicht all zu groß doch mit einem hübschen Teppich ausgelegt und es gab einen wirklich riesigen Flachbildfernseher. Yanara legte ihren Koffer aufs Bett und durchsuchte ihre Sachen. Sie hatte gar nichts passendes für ein schickes Abendessen. Das beste was sie fand war eine weiße Bluse und eine dunkelblaue Jeans. Als sie diese Sachen gefunden hatte ging sie noch schnell duschen und fragte sich sofort ob das für eine Woche ihre letzte Dusche war. Sie hoffte doch mal nicht und trocknete sich ab. Ihre Mutter hatte schon vorher geduscht und kam ihr nun in einem schicken Schwarzen Kleid entgegen. Toll neben ihr würde sie selbst noch schäbiger wirken. Als wäre sie nicht schon unsicher genug.
Schnell schlüpfte sie in ihre Jeans und zog sich die Bluse an. Ihr wildes rotes Haar band sie zu einem Pferdeschwanz zusammen, so das es zumindest etwas ordentlicher aussah. Dennoch war ihr die Nervosität wohl offensichtlich anzusehen den ihre Mutter lächelte "Keine Sorge sie sind eigentlich alle nett. Manchmal etwas seltsam, aber das sind wir ja alle." dann nahm sie ihre Kette ab und hing sie Yanara um dem Hals "Hier" meinte sie "Und nun sei nicht mehr so nervös"
Yanara blickte auf ihr Dekolleté wo nun das kleine Goldene Anch baumelte. Viel schicker machte sie das zwar auch nicht doch sie gab sich damit zufrieden und folgte ihrer Mutter nach unten. Am Tisch saßen bereits zwölf Mann und drei Stühle waren noch frei. Die beiden setzen sich und Yanara saß neben einem Dunkelhäutigen Mann der sofort zu ihr sah. "Na wer bist du denn?" Wollte er wissen und Yanara kam sich zwischen all den Erwachsenen ziemlich fehl am Platz vor. Ihre Mutter übernahm das Vorstellen und erklärte "Das ist meine Tochter Yanara. Sie möchten auch mal Archäologin werden"
Ihr Sitznachbar grinste breit "Freut mich Yanara ich bin Professor Hamadi aber du darfst mich Bobo nennen"
"Bobo?' Fragte Yanara mit gehobener Augenbraue und Amelia schmunzelte "Ja er heißt wirklich so"
Yanara lächelte etwas verlegen da sie so dumm nachgefragt hatte. Dabei war es in Afrika gar kein so schräger Name.
Nun kam noch ein Mann an den Tisch und setzen sich gegenüber von ihrer Mutter auf den letzten freien Stuhl. Amelia grinste "Wie immer spät dran Liam. Immer diese Amerikaner"
Sie konnte sich das erlauben da sie selbst auch eine war. Damit waren sie wohl die einzigen am Tisch. Es gab auch nur einen Schwarzen und nur zwei weitere Frauen. Die restlichen neun waren alle ägyptischen Männer, von denen Yanara bisher nur Akay kannte. Er schien tatsächlich der älteste am Tisch zu sein.
Bevor sich noch jemand hätte vorstellen können wurde das Essen serviert und es schmeckte so gut das es ziemlich still am Tisch wurde.
Der Nachtisch schmeckte sogar noch besser und Yanara fühlte sich rund wie eine Kugel als sie mit ihrer Mutter aufs Zimmer zurück ging. 
Voll gefuttert lies Yanara sich dann auf ihr Bett fallen. "Das war wirklich lecker." meinte  sie während sie sich ihre Bluse aufmachte. "Du hast ja auch ganz schön zugeschlagen." schmunzelte ihre Mutter während sie ins Badezimmer ging um sich umzuziehen. Da hatte sie Recht, Yanara war wirklich gefräßig gewesen, auch wenn es ihr peinlich war. Professor Hamadi hatte sie schon mit einer ausgehungerten Löwin verglichen und ihre Mutter aus Spaß gefragt ob sie ihr Kind nichts zuessen geben würde. Ihr stieg die Röte ins Gesicht als sie daran dachte. Plötzlich fing sie etwas an zu hicksen und ihr wurde warm im Gesicht. Sie griff sich an die Wangen und die Stirn. Wurde sie jetzt etwa krank? Das konnte doch nicht sein. Amelia kam gerade aus dem Badezimmer. "Liebes alles ok? Du siehst so komisch aus im Gesicht." begann sie eh sie lachen musste. "Oh je stimmt du hast beim Tiramisu ja mächtig zu geschlagen." Sie setzte sich neben ihre Tochter. "Ja und? Ich liebe Tiramisu das weist du doch und Zuhause ess ich auch immer soviel davon." Amelia nickte. "Ja aber wenn ich Zuhause welches mache dann ohne Alkohol der eigentlich noch mit rein gehört." Der verblüffte Gesichtsausdruck den sie von Yanara bekam hätte sie am liebsten Fotografiert. "Du hast wahrscheinlich so viel gegessen das du ein bisschen betrunken bist."
Sie starrte ihre Mutter ungläubig an. War sowas überhaupt möglich? Offensichtlich ja denn sie fühlte sich furchtbar. Ihr war heiß und schwindlig. Vorher hatte sie noch niemals wirklich getrunken und nun fragte sie sich wie jemand dieses Gefühl mögen konnte.
Amelia strich ihrer Tochter sanft durchs Haar "Leg dich einfach schlafen. Bis morgen früh dürfte es vorbei sein." Yanara nickte, stand allerdings noch einmal auf um sich die Zähne zu putzen und sich ein bequemeres T-Shirt zum schlafen anzuziehen. Die Jeans zog sie einfach aus, obwohl sie auch damit hätte schlafen können. Ihre Mutter meinte dann immer sie sei nicht normal. Da es im Hotel aber warm war legte sich Yanara nur mit T-Shirt und Slip ins Bett. Gähnend zog sie die Decke über sich. Alkohol schien anscheinend auch müde zu machen. Kaum hatte sie die Decke richtig über sich gezogen war sie auch schon fest eingeschlafen. 

Mystic CreatursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt