14. Kapitel - Die Schatulle

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Alle begannen damit ihre jeweiligen Zelte aufzubauen und ihr Gepäck darin zu verstauen. Amelia legte gerade die beiden Schlafsäcke in ihr und Yanaras Zelt als diese durch diese Öffnung rein sah. "Denkst du die reichen? Immerhin wird es Nachts in der Wüste ganz schön kalt." 
Ihre Mutter nickte  "Mit diesen Schlafsäcken konnten wir auch in Sibirien zelten"  versicherte ihre Mutter und Yanara hatte gerade beschlossen ihrer Erfahrung zu vertrauen als sie hinzufügte "Wenn nicht müssen wir eben kuscheln, wie damals als du noch klein warst."
"Muuum" stöhnte Yanara genervt.  Sie konnte nicht fassen das ihre Mutter sie mit auf eine Ausgrabung nahm und sie dann wie ein kleines Kind behandelt wollte. Doch Amelia schmunzelte lediglich "Was Körperwärme durch kuscheln, das ist eine Überlebensregel"
Lieber würde Yanara die ganze Nacht am Feuer sitzen oder sich in ein paar übrige Zeltplanen wickeln, aber das würde sie ihrer Mutter nicht sagen. Lieber verließen sie zusammen das Zelt und versammelten sich mit den anderen um das weitere Vorgehen zu besprechen. 
Yanara und ihre Mutter bekamen einen Sektor des Grabungsgebietes zugeteilt und Yanara konnte es gar nicht mehr abwarten, musste allerdings  auch zuhören wie die restlichen verteilt wurden. Dann endlich konnte sie mit ihrer Mutter in das Sandloch hinunter krabbeln.

 Ihre Mutter stieg zuerst hinunter und Yanara folgte ihr auf dem Fuße, ab und an sah sie hinauf und das Licht am Einstieg wurde immer weniger bis es nur noch ein kleiner Punkt war. Als beide unten angekommen waren schaltete Yanara ihre Taschenlampe ein und sah sich etwas um. "Wahnsinn!" entkam es ihr einfach als sie sah was für eine Größe die Höhle hatte in die sie hinab gestiegen waren. Amelia grinste. "Ach so groß ist es nun auch wieder nicht." Sie ging mit ihrer Tochter zu dem ihnen zugewiesenen Sektor. "So ich hab dir ja schon mal gezeigt wie man das am besten macht. Schön vorsichtig." Yanara nickte nur und setzte dann vorsichtig Hammer und Meißel an. Sie arbeiteten alle ein paar Stunden als man von oben ein "Es gibt essen!" hören konnte. Bis jetzt hatte Yanara es nicht bemerkt aber sie hatte einen Bärenhunger und ihr Magen knurrte, also steckte sie ihre Werkzeuge wieder in ihren Werkzeuggürtel und hängte diesen an einen Stein. Sie wollte gerade nach oben als sich der Stein in Bewegung setzen. Erst rieselte nur langsam etwas Sand an seiner Seite herunter dann viel er plötzlich mit einem Ruck nach unten.  Ein hallender Knall ertönte und damit war klar dort unten befand sich ein weiterer Hohlraum.  Ein paar andere bemerkten es und Liam leuchtete mit seiner Taschenlampe nach unten "Viel kann ich nicht sehen aber der Boden ist glatt nicht wie der Fels hier oben"
"Dann lass uns nach dem Mittag nachsehen." meinte Amelia doch Liam meinte nur aufgeregt "So lange werde ich nicht warten" 
Auch Yanaras Neugier war stärker als ihr Hunger und auch sie meinte "Ach Mum essen können wir auch später." Victoria holte daraufhin ein Seil.
Yanara schaute noch einmal nach unten, bevor sie das Seil ergriff und als Erste in die Tiefe glitt. In der Dunkelheit konnte sie nicht viel erkennen, aber das Echo verriet ihr, dass dies ein sehr großer Raum sein musste. Die Luft war ziemlich stickig und Yanara glaubte einen Moment leise Stimmen zu hören. Als sie sich umsah lief ihr ein Schauer über den Rücken.  
"Hey! Alles in Ordnung da unten?!" rief ihre Mutter zu ihr herunter und die Stimmen schienen abrupt zu verstummen. Okay, also waren sie nur Einbildung in der Dunkelheit gewesen.
"Alles klar, aber werft mal eine Fackel runter! Es ist stockdunkel!" rief sie zurück. Amelia und Liam folgten der Fackel nach unten und sahen sich um, während Victoria sich am Seil abmühte.
"Ist euch klar dass wir hier etwas ganz großes entdeckt haben könnten!" fragte Liam aufgeregt. Für tausend Jahre unterschied fand Yanara diesen Raum erstaunlich gut erhalten. Sie drehte sich um und sah viele Hieroglyphen in fast noch leuchtenden Farben an den Wänden und meinte "Cool!" während sie sich weiter umsah. Überreste von Altar ähnlichen Steinen mit Gegenstände aus Metall standen an einem Ende des Raums. 
Sie zündeten weitere Fackeln an und gingen durch die versandeten, dunklen Gänge.
Einige waren eingefallen also mussten sie den offenen folgen und Victoria meinte etwas verwirrt "Ich dachte die konnten damals kaum unterirdisch bauen?"
"Ich denke eher das sie eine vorhandene Höhle genutzt haben." meinte Yanara und Liam stellte fest "Du bist ganz schön schlau für ein so junges Mädchen."
Yanara fühlte sich geschmeichelt und lächelte verlegen "Ich lese einfach viel"
"Das ist starke Untertreibung" meinte ihre Mutter "Sie verschlingt jedes Buch was sie in die Hände bekommt." 
"Wer weis. Vielleicht finden wir hier einen Schatz dann kannst du dir alle Bücher kaufen die du willst!" grinste Liam. Plötzlich ertönte wieder ein seltsames Geräusch. Alle sprangen zusammen und hielten nervös nach der Quelle Ausschau und teilweise auch den Atem an. "Klingt fast wie...ein Flüstern" bemerkte Victoria.
"Vermutlich nur der Wind" meinte Liam "oder vielleicht Fledermäuse."
Sie marschierten weiter durch die Dunkelheit. So gelangten sie schließlich in einen Raum voller kleiner Statuen. Yanara  hielt staunend die Luft an. Das sah fast aus wie die Miniversion ihres Traums. Götter standen im Kreis an den Wänden. Allerdings mit ihren Tierköpfen. Außerdem fehlten die fremdländischen Götter.  Und auf den Boden gemalt war das Himmelszelt samt Sterne.  Amelia betrachtete erstaunt Sobeks Smaragdene Krokodilaugen. Dann fuhr sie über den Körper und strich den Staub weg unter dem Gold zum Vorschein kam. Sie meinte "Das dürfte definitiv ein Schatz sein!" und Yanara trat in die Mitte. Irgendwie hatte sie ein seltsames Gefühl und deutete mit den Finger den Boden und sie rief dann "Ich brauch einen Pinsel!" Dort schien irgendwas zu sein. Ihre Mutter gab ihr einen. "Was willst du damit?" Doch Yanara antwortete ihr nicht und kniete sich  auf den Boden und begann den Sand mit dem Pinsel zur Seite zu schieben. Sie entdeckte ein paar Hieroglyphen und übersetzte Grob "Der Schlüssel zur Weisheit liegt unter dem Himmelszelt!?" Dem Himmelszelt auf dem sie standen? "Wir sollten graben." meinte Yanara doch Liam stellte fest "Das ist Marmor es dürfte schwer werden."
Das stimmte wohl.  Yanara überlegte kurz. Wenn es unter ihnen etwas gab dann musste es doch auch einen Weg dort hin geben.  Sanft fuhr sie mit dem Fingern über den Boden und  entdeckte eine Unebenheit. Sie fuhr daran entlang und bemerkte das es ein viereckig bildete. Es war also nicht unter dem Boden.  Es war ein Teil davon!  Yanara schob ihre Finger minimal in die schmale Lücke und hob ein viereckiges Kästchen heraus.
"Das... Das ist ein Schatulle" stellte sie überrascht fest und Liam und Amelia knieten sofort neben ihr "Man bräuchte speziell Geräte zum Aufbrechen." begann Liam
"Aber die haben wir nicht dabei." entgegnete Amelia "Vielleicht gibt es ja einen Schlüssel?" meinte Victoria.
Yanara schüttelte energisch den Kopf. Zumindest sah sie kein Schlüsselloch, oder ähnliches.
"Jetzt last uns aber erstmal essen." verlangte Amelia und Yanara nickte. Schließlich musste sie die Schatulle nach oben bringen. Vielleicht würde sie in der Helligkeit auch herausfinden wie man sie öffnen konnte. Und was das alles mit ihrem verrückten Traum zu tun hatte. Ihre Gedanken schlugen schon wieder Kreise und im Hinterkopf hatte sie noch immer dieses Flüstern das die anderen nicht mehr zu hören schienen. Sie machten sich auf den Rückweg.
An der frischen Luft klarte Yanaras Kopf sich ein klein wenig auf, doch dieses Kästchen und dieses Flüstern beschäftigte sie noch immer. 

Mystic CreatursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt