Argwöhnisch blickte ich ihm entgegen, seine Augen waren Blau aber in der Mitte leicht Braun-Grün Gesprenkelt. Trotz meiner eindeutig eher abweisenden Haltung lächelte er leicht und reichte mir seine Hand. "Ewan." Ich zog meine Augenbrauen hoch. " Und weiter?" Fragte ich und musste mich doch tatsächlich dabei ertappen wie ich ihn herausfordernd Angrinste. "McGregor. Ewan McGregor, angenehm Miss...?" "Melchior, Louise Melchior." ahmte ich ihn nach mit deutlichem Spott in der Stimme. Das konnte ich mir einfach nicht verkneifen. "Die Dame die Gestern Sid abgegeben hat hieß aber nicht McGregor. Sind Sie der Freund?" "Ehemann." Erwiederte er. "Wollen Sie kurz reinkommen Mr McGregor?" Er überlegte kurz und nickte anschließend."Gerne." Ich ging vor und murmelte "nicht erschrecken." Dann ließ ich die Hunde aus dem Wohnzimmer. Zum Glück hatte ich vorher Aufgeräumt. "Sid!" Rief sein Besitzer erfreut und der kleine Hund freute sich einen Ast ab. Ewan kniete sich hin und küsste seinen Kopf. Oh mein Gott wie süß! Nichts war süßer als Typen die ihren Hund liebten. "Möchten Sie vielleicht einen Tee?" "Ähm...Ja." Er kam in die Küche. Etwas schüchtern sah er sich um. Zugegeben in der Küche fehlte es noch an einigen Dingen. Es gab weder Spülmaschine und einige Küchenschränke waren nochnicht aufgebaut sondern standen in Kartons in der Ecke. Okay nach drei Monaten sollte es eventuell anders aussehen aber ich fand einfach nicht die Zeit dazu. Nachdem ich ihn mit einer Handbewegung deutlich gemacht hatte das er sich gerne an den kleinen Tisch setzten konnte fragte er, "Sie wohnen noch nicht besonders lange in London oder?" "Nein." Kam meine schlichte Antwort, das heiße Wasser goss ich vorsichtig in die Tassen und setzte mich ihm gegenüber. Ewan hatte schulterlange dunkelblonde,fast hellbraune Haare die im einfallenden Licht einen leichten Rotstich aufwiesen was aber tatsächlich nur am Licht lag. Ich stand nicht auf Blonde Typen, naja richtig blond war er ja nicht. Egal. Er gefiel mir nicht. "Interessant." Lachte er, "Was ist?" "Sie sprechen einen Schottischen Akzent kommen aber nicht dorther." Andächtig nahm ich einen schluck Tee und sagte dann,"Woher wollen Sie wissen das ich nicht aus Schottland komme? Kennen Sie etwa alle verschiedenen Slangs die in Schottland gesprochen werden? Ich meine das sie Schotte sind sieht, Entschuldigung, hört ja jeder aber wenn ich ihnen jetzt sage das ich aus dem hohen Norden komme, aus einem kleinen Dorf am Meer wo man so spricht?" "Dann würde ich ihnen sagen dass die zwei Deutschen Bücher in ihrem Regal sie verraten haben, außerdem bin ich mir ziemlich sicher unterscheiden zu können ob mein gegenüber aus Großbritannien kommt oder nicht." "Nicht so überheblich bitte." Grummelte ich in meine Tasse und erntete nur ein belustigtes Lachen. "Also gut, ich habe zwei Jahre in Edinburgh gelebt. Zufrieden?" Ewan nickte. "Okay jetzt zu ihrem Hund, ich glaube ihnen jetzt einfachmal dass das ihrer ist. Die Kosten betragen..." Ich erklärte alles genau. Die Unterhaltung mit ihm machte Spaß und ich genoss es mit ihm zu reden. Nach einem schnellen Blick auf die Uhr entschuldigte er sich. "Sorry, ich muss los. Es war mir eine Freude Miss. Ich bringe Sid morgen wieder vorbei." "Gerne." Mehr viel mir natürlich nicht ein. Ewan zwinkerte mir zu und verschwand aus meiner Haustür. Dümmlich vor mich hin grinsend freute ich mich auf morgen. Irgendetwas interessantes hatte ihn umgeben was mich fasziniert hatte. Als ich so in meiner Küche stand und die Kahle weiße Wand betrachtete dachte ich mir das es dringend Zeit für einen Anstrich war und räumte die halbleeren Regale ein da ich nicht wollte das es weiter so kalt aussah. Als ich mich im Spiegel betrachtete fluchte ich leise da mir bewusst wurde wie ich die ganze zeit vor Ewan rumgehangen hatte. Meine Haare waren halb nass und sahen daher strähnig aus, mein alter Radiohead Pullover war zwei Nummern zu groß und war alles andere als Figur betonend... Hilfe was tat ich da?!? Es konnte mir egal sein wie ich vor dem Typen ausgesehen hatte. Scheiß Männer. Es fehlte mir einfach nur an körperlicher Nähe, hoffentlich.
Der nächste morgen brachte einen guten Schwung Tatendrang mit sich und ich nahm mir fest vor heute mit der Küche anzufangen. Irgendwann mussten die Schränke ja mal aufgebaut werden. Ewans Frau hatte Sid schon vorbei gebrach. Ein wenig Enttäuscht war ich schon nicht ihn zu treffen. Eigentlich wollte mir Phil spontan helfen aber da sich Lizzy noch spontaner gemeldet hatte, war sie natürlich vorgegangen. Ich schlüpfte in meine bequemste, älteste Latzhose und mein "Catfish and the Bottleman" T-shirt und machte mich an die Arbeit. Bereits nach fünf Minuten merkte ich dass das nicht ganz so einfach war wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Stunden flogen nurso dahin und irgendwie passierte nichts an den Schränken. Gerade wenn ich gedacht hatte das er fertig war tauchte wieder ein Teil auf welches vorher nicht da gewesen war und welches eigentlich noch hinzugehörte und da die Schränke auch halten sollten brachte es alles nichts und ich musste alles wieder auseinander bauen. Zwischendurch ging ich mit den Hunden raus. Casey lief schonmal vor, die Stufen hoch und als ich ihr beunruhigendes Bellen hörte legte ich einen Zahn zu, mit einem Mulmigen Gefühl in der Magengegend. Erschrocken zuckte ich zusammen als ich eine Gestalt an meiner Haustür lehnen sah, Casey davor, sie hatte die Zähne gebleckt und ihr Nackenfell hatte sich aufgestellt. "Casey!" Rief ich streng als ich erkannte wer da war und sie kam zu mir zurück. Währenddessen spielte Sid an der Leine komplett verrückt bis ich ihn los lies und er sofort von seinem Besitzer auf den Arm genommen wurde. "Gott! Was soll das?" Fragte ich ihn Schroff. Noch erschrocken davon das er einfach plötzlich da gestanden hatte. Es war Ende November und schon dunkel dann trug Ewan noch einen langen Mantel. Himmel wenn er das nochmal tat würde ich ihn persönlich aus dem Haus jagen. "Entschuldigung Mi..." "Lou." unterbrach ich ihn."Lassen wir das Gesieze. Das nervt mich." "Na gut," lachte er, "Also, Lou, ich wusste nicht das du dich so erschreckst. Entschuldige." Ich verdrehte die Augen und griff nach seinem Arm um ihn in die Wohnung zu ziehen. "Jaja schon okay, als wiedergutmachen musst du mir aber die Küchenschränke aufbauen helfen." "Okay, kein Problem." Meinte er doch tatsächlich Toternst. "Ewan, das war ein Witz." Es fühlte sich gut an ihn beim Vornamen zu nennen. Obwohl wir uns erst seit wenigen Stunden kannten kam er mir schon so vertraut vor. Echt ein bisschen creepy, eigentlich war das nicht normal bei mir. Ich war normalerweise nicht so direkt auf Kontakt aus und hielt mich bedeckt. Bei Ewan war es anders. Keine Ahnung was wieder mit mir falsch war. "Ich habe eh Zeit und es hat gestern Spaß gemacht." Holte er mich aus meinen Gedanken zurück. "Hmm." Murmelte ich und zog hastig meine Hand weg als mir bewusst wurde das wir schon drinnen waren und es keinen Grund mehr gab warum ich ihn hätte länger anfassen müssen. Ich hängte meinen Zerfledderten Parker an die Wand und bedeutete Ewan das gleiche zu tun. "Warum gibst du Sid übers Wochenende hier ab? Darf ich fragen was du beruflich machst?" Er kratze sich an seinen Bartstoppeln. "Ähm ja, ich bin Schauspieler und drehe Momentan. Deswegen habe ich leider nicht so viel Zeit für ihn." "Schauspieler also," wiederholte ich. "Machst du auch Theater oder nur Filme?" Wir gingen in die Küche."Theater leider selten, da komm ich aber ursprünglich her. Du guckst nicht so viele Filme oder?" Er schien ein wenig nervös zu sein bei dem Thema. Vielleicht war es ihm unangenehm. "Nein. Irgendwie nicht. Meinst du, du bekommst das hin?" Mit einem Kopfzucken deutete ich auf die Bretter die halb versträut im ganzen Raum rumlagen. "Ich hab ja irgendwie ein schlechtes Gewissen wenn du die alleine Aufbaust..." Ein strahlendes lächeln legte sich auf Ewans sanft geschwungene Lippen, " mal sehen... doch ich glaub das bekomme ich hin. Du könntest mir die Arbeit erleichtern wenn du eventuell noch was zu essen für mich über hättest? Hatte noch keine Zeit dazu..." Die Frage war so süß weil sie so schüchtern wirkte, "Sicher, wollte mir selbst gerade was machen. Ich mache dir was mit, ich hoffe Brot ist ok?" Ewan lag schon halb unter dem schiefen schrank und streckte einen Daumen raus .
Eine halbe stunde später hockte ich auf dem Küchentisch und beobachtete Ewan wie er mit einem Schraubenzieher die Türen befestigte. "Ich dachte du hast Hunger?" Meinte ich mit baumelnden Beinen. "Hab ich auch aber ich will endlich diesen fucking schrank zusammengebaut haben. Oh sorry." "Wofür denn jetzt sorry?" "Ich hab Kinder! Das ist so ne nervige Angewohnheit das ich mich nach jedem fluchen entschuldige."Ups. Das musste ich erstmal runterschlucken. Damit hatte ich echt nicht gerechnet, damit das er Kinder hatte. Seltsam wie man sich vor den Kopf gestoßen fühlen konnte von Dingen die doch dazu gehörten. Sie gehörten dazu das Ewan Verheiratet war und Kinder hatte. Punkt. Scheiß egal weil das für mich in keinster weise relevant war. Am liebsten hätte ich mich gerade selbst geohrfeigt. Schließlich stand er auf und ging auf den Tisch zu. "Alles okay?" "J-Ja." Stotterte ich. Er entledigte sich seines Pullovers und der T-shirt Ärmel verrutschte. Gab den Blick auf ein Großes Tattoo frei welches sich über die Schulter erstreckte. "Was muss denn noch aufgebaut werden?" Unbeschwert lehnte er sich gegen die Küchenzeile. Ich beobachtete wie er sich langsam das Stück Brot zwischen die vollen Lippen schob. So andächtig das mir das Blut in die Wangen schoss, Ewan fuhr sich lässig durchs Haar. Meine Gedanken überschlugen sich und mir wurde so unerträglich heiß das ich aufstand um das Fenster zu öffnen. Ihm schien nicht bewusst zu sein das das gerade ein ganz heißes Pflaster war auf dem er sich da bewegte denn er trat nebenmich und legte eine Hand auf meine Schulter. Räuspernd wandte ich mich Ruckartig von ihm ab. Das war nicht gut! Das war garnicht gut!! In meinem Rücken spürte ich seinen Irritierten Blick aber seine stimme klang normal als er wieder auf die Straße blickte und das Wort erhob:"Du hast echt glück mit der Wohnung hier. Sie ist toll." "Ja." Meine Antwort fiel knapp aus und klang ungewollt gehetzt. Feste kniff ich die Augen zusammen denn ich hatte mich wieder umgedreht und meine Augen waren Automatisch zu Ewan gewandert der mit dem Rücken zu mir stand, das dunkelgraue T-shirt schmiegte sich eng um seinen Oberkörper... Verdammt warum wurde ich plötzlich so von ihm angezogen? Ich wollte das nicht. Entschuldigend schenkte ich ihm ein zartes lächeln. Einfach wieder aufs jetzt konzentrieren. "Was hattest du eben gefragt?" "Was noch aufgebaut werden muss." zwinkerte er mir zu.
Nachdem ich etwas runtergekommen war hatten wir zusammen den Rest der nun fast fertigen Küche aufgestellt. "Bist du zufrieden?" Die Haare hingen ihm ins attraktive Gesicht, unschlüssig zuckte ich mit den schultern. "Nee der schrank da, ich glaub der sollte noch einen Meter nach links." Ich deutete auf einen großen, massiven schrank und Ewan sah mich entsetzt an bis ich laut auflachte und ihn gegen die Brust boxte. "Natürlich nicht, es sieht toll aus. Ich bin dir was schuldig." Sein sanfter blick ließ mich nervös durch meine haare fahren. "Jetzt muss nurnoch gestrichen werden." Scherzte ich um meine Unsicherheit etwas zu überspielen, in der Hoffnung ihm würde es nicht auffallen. Ewan stützte seine Hand auf seine Hüfte und schwenkte mit dem Blick durch den kleinen Raum. Die Küchenzeile war aus hellem Holz und schon einige meiner vielzahligen Zimmerpflanzen hingen von Regalen herunter. "Hellblau oder so..." Müde gähnte ich. Mittlerweile war es schon relativ spät, ich musste langsam echt ins Bett wegen der Uni morgen. "Darling, dir fallen doch schon die Augen zu! Ich verschwinde besser mal." Bei dem Kosenamen machte meinen Herz einen kleinen Satz und ich war mir sicher das sich die Farbe meiner Wangen um einige Nuancen verdunkelte hatte dabei war es Schwachsinn denn "darling"war ein ziemlich gängiger Kosename in Großbritannien . Langsam brach die Müdigkeit wie eine Welle über mich her und mir entwichte schonwieder ein herzhaftes Gähnen. Dankbar aber schon halb am schlafen grinste ich ihn an bis Ewan mich in eine kleine Umarmung zog und sanft meine Wangen küsste. Träumte ich etwa schon? " Ich muss ab übermorgen für eine Woche beruflich nach LA. Morgen komme ich nochmal um Sid vorbeizubringen aber ich fürchte Zeit werde ich nichtmehr viel haben. " "Das ist schade." Murmelte ich. "Ja. Mach's gut Lou. Catch you later!" Verabschiedete er sich und winkte mir noch einmal zum Abschied.
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Lou & Ewan
RomanceLou ist Anfang 20, lebt in London. Ihr liegt die Welt zu Füßen könnte man fast meinen, doch so einfach wie gedacht ist es schlichtweg nicht. Sie kann kaum die unerhört teure Miete der Wohnung zahlen, neigt zu starken Lethargien und ihrer alten Hündi...