"Ich bin 40."
"Ähm, Ewan, es ist echt schon spät und ich bin Müde..." Ich Gähnte zum unterstreichen meiner Höflichen Bitte das er ging. Verblüfft zog er die Augenbrauen hoch. "Oh Okay, ich gehe besser." Er wirkte verwirrt und schien verwundert über meinen plötzlichen Rausschmiss. Es tat mir ein wenig Leid ihn jetzt Raus zu schmeißen aber ich glaube wenn ich jetzt noch länger als eine Minute mit ihm zusammen verbrachte würde ich auf der Stelle in Tränen ausbrechen. Das unangenehme Gefühl sich übergeben zu müssen beschlich mich, hastig schob ich Ewan zur Tür und drückte ihm Sids Leine in die Hand. "Lou was zu Hölle ist auf einmal los?" Tatsächlich klang seine stimme mehr als eindringlich und leicht wütend. "Kannst du mir bitte wenigstens mal antworten?" Die Tür war schon halb geschlossen. "Gott, also, ähm...ich erzähl es dir wann anders versprochen. Tut mir Leid!" Die Tür war zu. Erleichtert sank ich gegen das Holz nicht ohne sofort anzufangen zu Weinen. Meine Stimmungsschwankungen waren ja schlimmer als die einer Schwangeren! Wie konnte mir nur so etwas passieren? Warum heulte ich denn jetzt? 20 Jahre. 20 verschissene Jahre. Bloody hell. Ich meine, ich hätte ihn jetzt echt nicht auf 40 geschätzt. Vielleicht Mitte-Ende 30. Am liebsten hätte ich jetzt meinen Kopf gegen die weiß getünchte Wand geschlagen, konnte aber aus eigener Erfahrung sagen das es je nach stärke des Schlages, ausserordentlich schmerzhaft war. Es war so ein Absurder Moment. Ich wünschte alles wäre so wie vor zwei Wochen. Normal, trist und nicht verwirrend.
An dem Abend gab ich mir die gepflegt die Kante mit allem was mein Vorrat hergab. Keine Ahnung wie ich noch in mein Bett gekommen war. Am nächsten Morgen war das erste was ich tat, ins Bad zu wanken und den ganzen Scheiß wieder auszukotzen. Danach fühlte ich mich noch schlechter. Auf Alkohol reagierte ich relativ schlecht, ich war schnell betrunken und mir ging es in der Regel danach wirklich schlecht. Nachdem ich wieder halbwegs annehmbar aussah schnappte ich mir Casey um mit ihr Rauszugehen. Fast hätte ich den kleinen Zettel auf der Schwelle der Tür übersehen wenn Casey nicht gestoppt wäre um ihn zu beschnüffeln. Mir war schon klar von wem er war. "Lou, ich weis nicht was eben mit dir los war aber wenn du drüber sprechen willst ruf mich an." Darunter seine Unterschrift und eine Handy Nummer. Toll Ewan! Sollte ich ihn jetzt anrufen und berichten das ich befürchtete mich gerade furchtbar in etwas zu verrennen was 'Ach ein Zufall!'mit ihm zu tun hatte? Bestimmt. Verärgert zerknüllte ich das, ich denke von einem Kassenbeleg, abgerissene Stück Papier und warf es mit einem wüsten Fluch in die Wohnung. Er sollte abhauen! Ich wollte Sid, Eve geschweige denn ihn nie wieder sehen. Der Verfluchte Schauspieler, mit der Verfluchten Kohle, mit dem Verflucht perfekten Leben, mit dem Verflucht guten Aussehen, mit seinem Verflucht charmanten Art, Argh! Wenn ich jetzt jemanden anrufen sollte dann Jan. Oder Lizzy. Oder Phil. Ich beschloss nach dem Spaziergang einen dieser Personen anzurufen und meiner Wut Luft zu machen.
"Hey Jan." "Lou!" Rief mein Bruder ins Telefon. "Schön das du dich mal wieder Meldest! Hast du eine neue Handynummer?" "Ja." Meinte ich einsilbig. Meine Wut war verpufft, ich war einfach nur Müde. "Ich wünschte ich könnte dich sehen." Flüsterte ich, den Hals zugeschnürt mit Heimweh und dem Gefühl meinen Bruder nicht sehen zu können. Über das Telefon war es nicht das selbe. "Ist alles okay?" "Ich vermisse euch." Gerade kam ich mir wie ein Grundschüler der seine Eltern aus dem Schullandheim anrief und sich von der Klassenfahrt abholen lassen wollte. Den selben verzweifelten Trotz in der Stimme. Dann war da noch dieses Schreckliche Wehleidigkeit. Die ganze Sache war doch kein Drama! Immerhin war doch das einzig schlimme das ich einen Typen anziehend fand der Doppelt so alt war. Mehr war es doch im Grunde nicht. Schnell wechselte ich das Thema. "Wie geht es Nele?" Nele war Jans Frau. "Oh ihr geht es Super, es dauert nicht mehr lange weist du." "Ja? Wann kommt er denn?" "Nächste Woche Dienstag ist der Gerburtstermin." Der Stolz in seiner Stimme war nicht zu überhören. Jan würde Vater werden und ich konnte nicht mal meinen ersten Neffen begrüßen wenn er auf der Welt war. "Gute Neuigkeiten Schwester!" Ich horchte auf, nicht das die Geburt von dem Kind keine guten Neuigkeiten wären aber scheinbar betrafen diese auch mich. "Wir kommen über Weihnachten zu dir nach London!" Vor Freude lies ich fast das Handy fallen. "Was!?!" "Ja eigentlich wollten wir dich überraschen aber... klar das ist dann alles noch so neu, der kleine ist ja dann gerade erst da aber ich vermisse dich auch und ich weis doch das deine Stundentenkasse gerade nicht für einen Urlaub reicht also kommen wir zu dir! Mom und Dad natürlich nicht, du weist ja ihre Flugangst, aber besser als nichts oder?" "Jan, das ist so Toll! Ich freue mich so sehr, das glaubst du garnicht!" Alles würde gut werden. Es ging nurnoch darum die restlichen Wochen bis Weihnachten durchzuhalten. "Wir wollen nach den Feiertagen noch zwei Wochen Urlaub dranhängen. Ich freue mich dich zu sehen." "Danke, ich hab dich lieb. Es gibt so viel zu erzählen aber darüber mag ich nicht am Telefon reden." "Ja," Antwortete er, " hör zu, ich gehe jetzt mit Nele ins Theater. Wir müssen jetzt los. Mach's gut, bis dann. Ich hab dich auch lieb kleine Schwester." Leise lachte ich, "Grüß sie von mir. Bis bald." Er legte auf und ich fühlte mich ein wenig besser, getröstet von seinen Worten. Ein wenig heimat. Sie würden kommen und mit mir Weihnachten verbringen, seit knapp über einem Jahr hatte ich die beiden nicht mehr gesehen. Ziemlich schmerzhaft war die Erinnerung an mein letztes Weihnachten, meine on-off Beziehung mit Collin war ein paar Tage davor endgültig zerbrochen, es war eigentlich nicht so schlimm gewesen war, wir hatten uns in Schottland kennengelernt und waren oft zusammen rumgezogen. Es war mehr eine Freundschaft als eine Romantische Beziehung gewesen. Ich denke deswegen hatte es auch nicht funktioniert. Es war nur sehr traurig gewesen bei dem Fest ganz alleine gewesen zu sein. In Irland hatte ich mit der Familie gefeiert bei denen ich eine Weile gewohnt hatte, und beim zweiten Jahr im Ausland war Collin da gewesen. Aber wieder zurück zu der Gegenwart. Dieses Weihnachten würde fantastisch werde und ich würde mich darum kümmern!
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Lou & Ewan
RomanceLou ist Anfang 20, lebt in London. Ihr liegt die Welt zu Füßen könnte man fast meinen, doch so einfach wie gedacht ist es schlichtweg nicht. Sie kann kaum die unerhört teure Miete der Wohnung zahlen, neigt zu starken Lethargien und ihrer alten Hündi...