Lou & Ewan

Los Angeles

"Die Kinder wollen im Winter in den Urlaub. Du hast doch nichts zu drehen dann oder?" Fragte sie. Der Fakt das sie auf einmal in den Urlaub wollten war ihm fremd. Ja er hatte Zeit, aber eigentlich komplett andere Pläne gehabt. "Ich wollte dieses Jahr Weihnachten in Schottland verbringen. Das haben wir doch abgemacht?" Eigentlich wollte er nicht in Schottland sein im Winter sondern in London, aber Europa war ja schon Mal nicht schlecht und wenn er wegen seinem Job eben kurzfristig nach London müsse würde er ja nichts daran ändern können. Was für eine schrecklich armselige Lüge und dann nicht mal an Weihnachten bei der Familie sein... Er würde es nicht müssen und es war nichts kurzfristig aber er wünschte sich so sehr mit Lou Weihnachten zu feiern. Bald zwei Monate waren vergangen seit er aus London weg war. Es war jetzt fast Mitte November. Er vermisste sie schmerzlich und hatte keine Energie mehr sich selbst zu spielen. Ständig so zu tun als ob alles in Ordnung wäre und den Schein zu bewahren. Ewan schämte sich dafür. Das er so ein verlogener Egoist geworden war, das war genau das was er nie werden wollte. Er hatte nicht das Rückrad seiner Familie zu gestehen was los war, nicht den Mut das alles mit einer Hand voll Wörtern zu zerstören. Ewan wusste das es irgendwann nicht mehr ging. Irgendwann würde etwas passieren, entweder Lou oder Eve, einer würde den Schnitt machen wenn er es nicht tat. Es war nicht fair ihnen gegenüber, den Kindern gegenüber, ja selbst sich nicht. Sich etwas vor zu machen und die Dinge einfach aufzuschieben. 

Gemeldet hatte er sich nicht. Nicht einmal. Weder richtig auf Sms noch auf Anrufe reagiert. Er brachte es einfach nicht übers Herz sie jetzt zurück zurufen.
Aus Angst abgewiesen zu werden, das sie jemanden neues hatte, das sie ihn vergessen hatte oder es jetzt wollte. Er hatte sie ja einfach zurück gelassen. 

Ewan gab den Pin ein den er mittlerweile vor dem öffnen seiner Chats betätigen musste. Er hatte ihn aus Schutz vor neugierigen Augen eingestellt, Eve kannte seinen regulären Pin. Nicht um ihn auszuspionieren, das tat sie nicht aber Ewan war so offen, hatte eigentlich nie Geheimnisse das es nie eine Rolle gespielt hatte. Das sie den Code kannte war eigentlich nur so entstanden das sie ab und zu etwas googlen musste und ihr Handy gerade nicht dar war oder eben so Situationen.
Blinzelnd las er sich ihren Chatverlauf durch. Lächelte unfreiwillig bei Lous, manchmal ziemlich bissigen oder spöttischen Antworten oder wenn sie ihm einen Ellenlangen Text geschrieben hatte weil ihr irgendjemand seltsames in der Bahn begegnet war. Das hatte sie manchmal getan weil er gerade nicht telefonieren konnte oder ähnliches, aber er hatte schon oft während Interviews aufgelacht weil er für eine Sekunde auf sein Handy gelinnst hatte und Lou es meist schon mit wenigen Sätzen geschafft hatte ihn zum lachen zu bringen.

Wie sehr er sie vermisste. Ihm wurde beinahe schwindelig.
Bei den Gedanken an die ganzen Stunden sie zusammen rumgelungert hatten, auf dem Bett liegend, einen süßen Kuss austauschend oder komplett schwachsinnige Gespräche führend.

Er hatte sich viele Sorgen um Lou gemacht. Sie war manchmal so furchtbar verletzlich und unsicher. Ewan hatte sie zwar erst in wenigen Momenten so erlebt, die Tendenz war aber steigend. Ihm war klar das sie eine sehr Melancholische Person war, dazu neigte sich in Dinge hinein zu stürzen, egal ob sie positiv oder negativ besetzt waren. 

Jan war auch so ein Thema. Er hatte mit ihm geredet. Mehr oder weniger. Es war an dem Sonntag gewesen an dem sie im Bett gefrühstückt hatten.'Ich bin eben in deinen Bruder reingelaufen. Alles okay?'

Er wollte nicht das Lou wieder in ein Loch viel nach seiner dummen Aktion.

Ewan saß im Garten und beobachtete die Hühner. Passte auf das keines an eins der Gemüsebeete ging. Eve hatte vor ein paar Jahren Hühner gewollt, deswegen hatte er mit einem Freund zusammen den Stall gebaut und sie hatten sich welche gekauft. Der Garten in den sie so viel Arbeit gesteckt hatten. Eve war es, genauso wie ihm wichtig das die Kinder mit wenigstens etwas Natur und Tieren aufwuchsen. Es war schön beinahe mitten in so einer aufregenden und belebten Stadt, im grünen zu sitzen und die Ruhe genießen zu können. Wenn nicht gerade Esther eifrig die zwei Gitarren Griffe übte die er geduldig beigebracht hatte, Beziehungsweise einfachso auf den Seiten herumrumschrammelte und mit ihrer hohen Stimme selbsterfundene Lieder sang. Er sah es gerne wenn seine Kinder sich so kreativ auslebten. Esther hatte ihnen letztens Stolz verkündet das sie Sängerin und Schauspielerin werden wollte. Sie war gerade vor ein paar Tagen sechs geworden. Sie wuchsen und entwickeln sich so schnell, er hatte so Angst das er es verpasste.