Jan

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Unter der Woche hatten wir so wenig Zeit zusammen das Ewan vorgeschlagen hatte das Wochenende bei mir zu verbringen. Ich freute mich das er es angebracht hatte. Wir hatten beide so viel zu tun, ich kam in der Uni kaum hinterher und Ewans Dreh neigte sich dem Ende zu, bald fing die Promo Phase an so das wir noch weniger Zeit hatten in Zukunft. Er musste bald sogar wieder nach LA was mir Magenschmerzen bereitete. Der gedanke gefiel mir alles andere als gut, zu sehr hatte ich verdrängt das da noch seine Familie war. So sehr ich es toleriert hatte, es war wie ein Dorn in der Haut der sich ständig tiefer ins Fleisch bohrte und in mir wuchs immer mehr der Wunsch, die einzigste Person an seiner Seite zu sein. Mit Ausnahme der Kinder natürlich. Meine Zuneigung war unendlich und ich war so verliebt das es einfach unglaublich schmerzte.

Ewan hob Sid auf den Schoß und versuchte lachend seinem Kopf auszuweichen, der kleine Hund wollte schlicht weg nicht aufhören ihn mit 'küssen' zu übersähen. Ich war erst spät mit der Uni fertig gewesen und danach sofort zu ihm gelaufen. Dann hatte er seine Tasche gepackt und wir waren zu mir gefahren. Es war furchtbar aufregend für mich obwohl es eigentlich nichts großes war.
Wir hockten gerade in der Küche herum und er erzählte mir von seinem nächsten Projekt. Zugegeben viel es mir teilweise etwas schwer ihm zu folgen da viele Fachbegriffe und Sachen erwähnt wurde die ich nicht verstanden aber es fühlte sich gut an und Ewan beantwortete mir jede Frage geduldig.
Er sprach mich auf das Studium an und ich teilte mit ihm die Gedanken die mich in letzter Zeit etwas plagten. Es machte mir keinen Spaß mehr, erfüllte mich irgendwie nicht. "Vielleicht liegt es daran das momentan so viel passiert. Ich meine, es ist doch gerade viel los oder nicht? Es hat sich das alles ein wenig verändert... Oder es war einfach nicht die richtige Wahl für dich." Ja. Es veränderte sich etwas. Ewan war jetzt da und ich war nicht gewillt ihn wieder aus meinem Leben zu lassen. Das zwischen uns erreichte langsam eine Dimension die mir vorher noch nie Eröffnet worden war. Mit noch keinem Mann und es war erst so kurz, so viele Dinge die wir zusammen noch nicht kannten oder erlebt hatten und trotzdem konnte ich ehrlich sagen das ich mit Sicherheit noch nie so eine intensive und emotionale Zeit hinter mir hatte.
Ewan war eine konstante. Ein wichtiger Bestandteil. So wichtig das ich ohne ihn nicht konnte. Ich brauchte eine kleine Weile um auf seinen Satz antworten zu können und am Ende war es nur ein langezogenes "Ja du hast Recht."

Ewan brachte mich immer wieder zum lachen. Er verstellte die Stimme und ahmte einen schweren Südstaaten Akzent nach oder warf trocken-sarkastische kommentare ein als ich ihm einen Artikel vorlas den ich geschrieben hatte. Es war wirklich lustig mit ihm, er war so witzig und schien ganz genau zu wissen wie er mit zum Lachen bringen konnte. Nach einer kleinen Runde mit Sid verzogen wir uns ins Bett. Ich laß ein Buch während Ewan ausgestreckt neben mir lag, den Kopf in meinem Schoß und etwas döste. Ich fuhr beim lesen unablässig duch seine Haare, massierte leicht seinen Kopf und das leise brummen was er manchmal von sich gab zeigte mir das er es genauso genoss wie ich. Er hatte friedlich die müden Augen geschlossen und der bloße Anblick zauberte mir ein lächeln und Gesicht. Die Pure Nähe und Stille Lieblichkeit die uns umgab erzeugte eine unbeschreibliche Atmosphäre.

Als es unvermittelt klingelte beugte ich mich zu ihm herunter und gab ihm einen zärtlich-sinnlichen Kuss, lies mir Zeit und liebkoste seinen seicht geöffneten Mund. "Ich gehe, ruhe dich weiter aus." Flüsterte ich und strich noch einmal sanft über seine Schläfe. Mir vielen die Vereinzelten grauen Haare auf an der Stelle. Nur an den Schläfen hatte er sie und an dem Kinn.
Ich machte mich daran die Tür zu öffnen und hätte sie vor schreck beinahe wieder zu geschlagen. Dort stand mein Bruder. Ich hatte mit allem gerechnet aber nicht damit. Jan sah fertig aus, schaute mich mit Blut unterlaufenden Augen an. "W-Was machst du hier?" War das erste was mir einfiel nach dem wir uns seit über sechs Monaten nicht gesehen hatten. "Sie hat Schluss gemacht." Mir blieb der Mund offen stehen. " Verdammt, warum hast du nicht angerufen? Du kannst doch nicht einfach nach London fliegen!" Ich war überfordert, Nele und Jan waren seit einer halben Ewigkeit zusammen, was war mit dem kleinen? Das er auf einmal hier auftauchte versetzte mich in eine komplett neue Lage. Doch dann schien ich mir daran zu erinnern wie sehr ich ihn vermisst hatte. Hastig umarmte ich ihn fest. Mein Bruder. Ich brauchte noch etwas um zu realisieren das er wirklich hier war. Sofort war es wie Zuhause, der vertraute Mensch, der Geruch von ihm. Jan war sehr sportlich und trainiert, er war ein renommierter Arzt und achtete sehr auf seine Gesundheit. Beinahe zehn Jahre trennten uns. Er hatte mir auch mehr gefehlt als meine Eltern, Zuhause war es nicht immer leicht gewesen doch Jan hatte immer sein bestes gegeben mich das nicht spüren zu lassen, dafür war ich ihm immer noch dankbar. Ich bat ihn überrumpelt herein. Mein Bruder verschwand kurz im Bad nachdem er mich mit einem fragenden Blick angesehen hatte weil Sid ihn aufgeregt begrüßte und ich machte mich in der Küche zu schaffen. Ewan erschien verschlafen in der Tür. Er schlang beide Arme um mich und dann viel mir ein das ich Ewan ja nicht einfach verschwinden lassen konnte. Ich fluchte innerlich. Was sollte ich ihm nur erzählen? Ich konnte nicht schnell genug reagieren. "Wer war das an der Tür?" Fragte er mit dem Kopf an meinem und im selben Moment kam Jan in den Raum. Ich hielt die Luft an. Für ein paar unangenehme Sekunden war es still. Ich spürte hinter mir das er sich angespannt hatte und sah Jans der uns überrascht anstarrte. "Ähm. Ewan, das ist mein Bruder Jan. Jan, das ist Ewan." Ewan lies mich los und reichte Jan mit einem undeutsamen Ausdruck die Hand. Es war ein äußerst unangenehmer Moment.
Ich sah im Gesicht meines Bruders das in ihm sofort wieder der alte Beschützer Instinkt aufgeflammt war. Man merkte ihm an das er wusste das es 'der' Ewan von Weihnachten war und er mehr als skeptisch war. Die beiden Männer tauschten Blicke, die mir etwas Sorge bereiteten, eine seltsame Spannung war im ganzen Raum zu spüren. "Ihr habt bestimmt eine Menge zu reden, ich gehe mit Sid raus." "Er war doch gerade erst... oh" Sagte ich und bemerkte beim sprechen was er eigrntlich gemeint hatte. Ewan nickte Jan kurz zu und gab mir einen Kuss auf die Wange. Scheinbar war es ihm vor meinem Bruder nicht so wichtig den Schein zu wahren das nichts zwischen uns war.

Lou & EwanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt