Die letzten zwei Tage hatten wir uns nicht gesehen. Den vorletzten nicht weil Ewan, wie ich glaubte, etwas Luft gebraucht hatte, etwas Zeit für sich und zum Nachdenken. Den gestrigen, weil er Gast bei einer TV Show gewesen war. Heute würde ein langer Tag werden, ich hatte mich in der Uni einquartiert für den ganzen Tag, um zu lernen. Manchmal tat es ganz gut einmal nicht zu Hause zu arbeiten wo es viele Faktoren gab die einen ablenkten. Ewan sah ich morgends ganz kurz, er kam mir im Treppenhaus verschlafen entgegen, gerade als ich mich auf den Weg aus dem Haus machte. Ein hastiger jedoch ziemlich passionierter Kuss der beinahe ein wenig ausartete und ein kleiner Austausch darüber was wir den Tag machten, mit der enttäuschenden Erkenntnis das wir uns erst am Abend im Pub Wiedersehen würden und auch erst dann Zeit hatten ausführlich über die letzten Tage zu reden und die Gesellschaft des anderen zu genießen.
Über unser letztes Zusammentreffen redeten wir nicht. Wir hatten beiden keine Lust uns dem erneut zu stellen und so wie es aussah kamen wir damit fürs erste auch halbwegs gut aus.
Auf dem Weg zum Universitätsgebäude konnte ich mein Grinsen nicht loswerden nach dem schnellen Wiedersehen im Treppenhaus. Was ein unbeschreibliches Gefühl es war jemanden zu haben der einen nach zwei Tagen so stürmisch begrüßte, den man sofort vermisste wenn man ging, der einen zum lächeln brachte selbst wenn er nicht da war.
Ich konnte kaum warten bis die nächsten Tage um waren, mir fehlte unser Sex unglaublich, jedoch machte das ein altbekanntes Frauenproblem zunichte.
Der Sex mit Ewan war nicht zu beschreiben, pushte mein Selbstbewusstsein und brachte ein Gefühl von hitzigem Glück, Erfülltheit. Natürlich hatte mir auch so etwas gefehlt bevor das mit ihm solche Ausmaße erreicht hatte, so war es einfach, jedoch genoss ich es jetzt umso mehr. Das ganze Zusammenleben erfrischte, brachte einen aus dem alltäglichen Trott und lenkte mich von Casey ab an die ich momentan viel denken musste. Im ganzen letzten Jahr hatte ich, wie ich mit einem schlechten gewissen registriert hatte, kaum an sie gedacht. Schlichtweg Zeit und Kopf hatten mich davon abgehalten was vielleicht doch ganz gut war, zumindest besser als andersrum. Auf jeden Fall war es bald Ende Dezember also ein Jahr das seit ihrem Tod vergangen war. Der Gedanke an einen neuen Hund hatte sich mit Sid gegeben, den ich mittlerweile so in mein Herz geschlossen hatte das ich nicht weiter drüber nachdachte mir einen neuen Vierbeiner anzuschaffen.Ich balancierte einen Stapel Bücher aus Bibliothek, rempelte fast jemanden an. Überrascht lugte ich hinter den dicken Wälzern hervor. Ewan grinste mich schief an. "Was machst du hier?" Fragte ich erfreut. "Ich wollte dich besuchen. Du hast gesagt du bist ein ganzen Tag hier, ich habe Kaffee und Donuts!" Mit hochgezogenen Augenbrauen hielt er die braune Papiertüte hoch und nachdem er sich schnell umgesehen hatte, gab er mir begrüßend einen Kuss auf die Wange, wie immer. Ich erwiderte diese Geste bei ihm. Anschließend einen längeren, zärtlichen auf den Mund. "Das ist fantastisch, du kommst gerade richtig." Die grünen Augen strahlten mich lebhaft an, "soll ich dir was abnehmen bonnie lass?" Dankbar lud ich meinem Schotten einige Bücher in den freien Arm und setzte meinen Weg in den Aufenthaltsraum mit ihm fort.
Ewan sah mir zu beim lernen, aß oder lernte selber seine Texte. Es tat gut ihn bei mir zu haben, seine Anwesenheit war irgendwie immer beruhigend und aufregend zu gleich. Wir waren bis auf einen jungen Mann, der mit Kopfhörern im Laptop vertieft war alleine. Wahrscheinlich waren alle in der letzten Woche vor Weihnachten mit anderen Dingen beschäftigt als ihren Nachmittag hier zu verbringen. Es war schön hier, zwischen Bücherregalen, Tischen und kleinen Sitznischen, ich mochte den Platz sehr.Ich registrierte den Puderzucker an seinem Mund als Ewan einen weiteren schluck aus dem Pappbecher nahm. Fasziniert sog ich den Anblick in mir auf, seinen Weinroten Wollpullover der sich ein bisschen mit den grau-roten Bartstoppeln stach, das Licht das sich in seinen Haaren brach, das leise atmen. Wie viele Stunden man damit verbrachte die Menschen in die man verliebt war anzustarren. Irgendwie kann sich doch jeder an ein, zwei Personen erinnern die das in einem Ausgelöst hatten.
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Lou & Ewan
RomanceLou ist Anfang 20, lebt in London. Ihr liegt die Welt zu Füßen könnte man fast meinen, doch so einfach wie gedacht ist es schlichtweg nicht. Sie kann kaum die unerhört teure Miete der Wohnung zahlen, neigt zu starken Lethargien und ihrer alten Hündi...