Ich klappte den Laptop zu. Die Gefühle die Ewan in mir ausgelöst hatten surrten noch umher. Hinterließen ein verwirrendes Gemisch an Emotionen. Ich hatte mich schon verliebt aber es war kein Vergleich zu der jetzigen Situation. Immer nur oberflächliche Aufgeregtheit, das nervöse herantasten an unbekannte Dinge. Ich kannte ihn jetzt fast ein Jahr und wenn ich so darüber nachdachte war Ewan mir von Anfang an nicht aus dem Kopf gegangen. Vielleicht war es so, die reinste Emotion, das stärkste Gefühl das man empfinden konnte. Warum hatte ich es ihm nicht gesagt eben? War es die Scheu sich so zu offenbaren? Seine Gefühle so in die Hände eines anderen Menschen zu geben und reinen Tisch zu machen? Jemanden der sich so selbstlos um einen kümmerte, wenn man nicht schlafen konnte weil man ihn vermisste, sich nach ihm sehnte, sich dabei erwischte wie man grinsend in der Bahn saß weil man ihn dachte, wie man alles akzeptierte und mochte was mit ihm zu tun hat. Ewan ging mir unter die Haut, so intensiv das es mir Angst einjagte, wie niemand bevor ihm.
Ich dachte Ewan zu kennen aber es gab so vieles das ich nicht von ihm wusste. Ich kannte ihn nicht wenn er mit seinen Kindern zusammen war, ich kannte nicht den Vater, nicht den Superstar und nicht den liebenden Ehemann. Ich kannte ihn so wie wir die letzten Monate erlebt hatten wobei es nicht mal negativ gemeint war aber wir waren uns so nahe, teilten doch viele Ereignisse und Erinnerungen mittlerweile und irgendwie fehlt etwas bei ihm. Es war wie eine Leere, ein unbeschriebenes Blatt Papier, nur eine der Doppelseite die ich zu Gesicht bekam.
Mir gefiel seine Wohnung. Ein wenig anders als meine aber sie war sehr stilvoll und schön. Ich konnte nicht sagen ob ich mich wohl fühlte. Wenn man durch die dunkel grüne, beinahe schwarz lackierte Haustür trat, ein kleines Fenster aus Milchglas in der Mitte welches aufgrund des Alters schon leicht gelblich war, führte eine Tür in das Schlafzimmer, davon schräg links gegenüber war das Bad und wenn man weiter gerade aus ging, mündete der Flur in einem offenen Wohnzimmer welches, dann rechts in der ebenfalls offenen Küche endete.
Ich war Neugierig und überprüfte ob er tatsächlich Schokolade zwischen den Socken versteckte. Es fühlte sich ein wenig seltsam an, an einen fremden Kleiderschrank zu gehen aber er hatte es mir ja erlaubt und die Neugier staute sich. Ich drückte die Schiebetür des großen Schrankes bei Seite und staunte nicht schlecht. Meiner war deutlich weniger gefüllt. An einer Stange hingen fein säuberlich ein paar hochwertige Anzüge, Jeans stapelten sich ebenfalls äußert ordentlich gefaltet und in den Passenden Hemden war keine einzige Falte. War er etwar wirklich so penibel? Das war mir noch gar nicht aufgefallen. Auch der Rest der Wohnung war ziemlich sauber und ordentlich. Ich riss mich fest zusammen um nicht mein Chaos zu verbreiten, ich gab es nicht gerne zu und versuchte immer alles aufgeräumt zu halten, gerade da ich mittlerweile oft Besucht bekam aber ich war schrecklich unordentlich.
Ich fand ein, zwei einfache graue Jogginghosen, Pullover und T Shirts. Er war eindeutig besser mit Klamotten ausgestattet als ich. Vorsichtig zog ich ein Shirt aus dem Stapel und konnte nicht widerstehen kurz den vertrauten Geruch ein zu atmen. Ein breites Grinsen legte sich auf meine Lippen als ich schließlich die überwiegend schwarzen Socken beiseite schob und ein paar Tafeln, teilweise angebrochen zum Vorschein kamen. Wie niedlich von ihm.
Es war spät, aber ich konnte nicht schlafen in dem großen Bett. Ich kam mir irgendwie alleine vor und so nahm ich die weiche Decke und ging ins Wohnzimmer auf die Couch. Sid hob träge den Kopf und kam dann angewuselt als ich mich hin legte und kurz den Fernsehe einschaltete, einfach um mich etwas runter zu fahren. Es war putzig wie sich der kleine Mischling an mich schmiegte, scheinbar eben so froh nicht alleine sein zu müssen.
Am morgen ging ich rasch mit dem Hund raus und flüchtete anschließend ins Bad um mich vor der ungewohnt beißenden Kälte zu retten die bereits am frühen morgen über der Stadt lag. Interessiert sah mir alles etwas genauer an. Ein ganz gewöhnliches Badezimmer, naja vielleicht ein wenig größer und hochwertiger ausgestattet als der Durchschnitt aber Duschzeug reihte sich neben einmal rasierern und einem Bart Trimmer auf einmal Regal oberhalb des Spiegels wie in beinahe jeden Wohnung. Keine Frauen Produkte weit und breit. Ich ging duschen und fütterte Sid. Dann machte ich mich los zur Uni, auf dem Weg kaufte ich mir etwas beim Bäcker. So verschlich sich der Tag irgendwie. Ich ging noch einmal in den Park. Rettete einen Jogger vor Sid der ihm ungestüm hinterher rannte. Der junge Mann lächelte mich charmant an und wir unterhielten uns locker, er flirtete, was mir zugegeben ein wenig schmeichelte ich machte ihm nach ein Paar Sätzen jedoch deutlich genug klar das ich kein Interesse hatte und der kleine Bluterguss an meinem Hals war noch nicht wieder vollständig verblasst. Es war etwas neues für mich auf einmal wieder solchen Konversationen aus dem Weg zu gehen, obwohl ich im Prinzip ja niemanden verpflichtet war oder dahingehend etwas schuldete. Es war nur so das ich nicht auch nur eine Sekunde daran verschwendete dran zu denken seine flirty Art zu erwidern. Für mich gab es einfach nur noch Ewan und niemand anderes, was diese Dinge betraf. Etwas anderes wäre unvorstellbar.
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Lou & Ewan
RomanceLou ist Anfang 20, lebt in London. Ihr liegt die Welt zu Füßen könnte man fast meinen, doch so einfach wie gedacht ist es schlichtweg nicht. Sie kann kaum die unerhört teure Miete der Wohnung zahlen, neigt zu starken Lethargien und ihrer alten Hündi...