Fieber

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Ich saß am Tisch, umgeben von Büchern und meinem Laptop. In meinem Kopf pochte ein unangenehmer, stechender schmerz und mein Nacken kribbelte verspannt, dazu kam noch das das leichte kratzen was bereits seit gestern Abend ab und an in meinem Hals bemerkt, nun deutlicher zu spüren war und immer mehr weh tat. Wir waren in Ewans Wohnung. Ich vergrub seufzend den Kopf zwischen den Händen. Nach kurzem Zögern setzte ich die Brille ab und stand auf, ging zu Ewan. Er hatte mich wie versprochen bei der Uni abgeholt aber meine Laune war nicht die beste nach diesem Tag. Mir war klar geworden wie weit ich wirklich hinterher lag mit den Stoff und seit her hatte ich die Nase kaum aus den Büchern bekommen. Ein unglaublicher Stress hatte mich eingeholt. Die Uni hatte ich verdrängt in dem Jahr. Verdrängt und mich viel zu wenig mit beschäftigt.
Langsam tappte zu Ewan hinüber der ausgestreckt auf der Couch lag und aufmerksam das Script las welches heute morgen im Briefkasten gelegen hatte. Er trug seine Brille, es sah ungewohnt aus. Ein großes Modell, nicht das was ich mir vorgestellt hatte aber es sah ungewöhnlich und stylish aus. Er blickte auf und lächelte mich an. "Ist da noch Platz?" Fragte ich zaghaft. Ewan rückte etwas mehr zu Seite und klopfte auffordernd auf den Stoff, legte die Brille und das Script zur Seite. Mit einem seufzen sank ich neben ihm und suchte seine Umarmung. "Gut das du endlich eine Pause machst. Ich habe schon darauf gewartet das eine Rauchwolke aus deinem hübschen Kopf kommt." Meinte er mit hochgezogenen Augenbrauen. Das entlockte mir ein kleines schmunzeln. "Fühlst du dich wohl hier? Ich mag es wenn du da bist mo chridhe." Nachdenklich fuhr ich mit dem Zeigefinger über seinen Hals, die leichte Ausbeulung des Adamsapfels entlang. "Ich fühle mich überall wohl wo du bist Ewan."
Ewan legte eine Hand an eine Wange und küsste mich ganz zart. "Sag mal," murmelte Ewan leise, musterte mich besorgt, "bist du schon den ganzen Tag so heiß?" Seine Hand legte sich auf meine Stirn. "Ich weiß nicht, freut mich aber das du mich so anziehend findest." Eine Erkältung war das letzte was ich jetzt brauchte.
Er lachte leise. "Das sowieso."
"Ich muss zurück in meine Wohnung, außerdem habe ich ein schlechtes Gewissen wegen Jan." "Da wollten wir noch drüber reden oder?" Ich nickte, meinte aber: "nicht jetzt." Ewan sah mich weiter an, er hatte so ein schönes Gesicht, es erzählte eine Geschichte.
"Du kannst auch noch gerne ein paar Tage hier bleiben, Lou." "Der Gedanke ist schön aber ich muss einfach sehen ob er noch da ist." "Wie?" Ich hatte ihm ja noch gar nicht erzählt das ich meinen Bruder quasi rausgeschmissen hatte. "Naja, ich habe ihm gesagt das er aus der Wohung verschwinden soll. Ich habe ihn nicht mehr ertragen." "Wow, er hat dich scheinbar wirklich sehr auf die Palme gebracht." "Ja... ach ich weiß nicht ob er es wirklich war. Keine Ahnung. Kommst du mit?" Ewan nickte.

Wir verbrachten sehr viel Zeit zusammen. Fast jede freie Minute. Aber es war nicht anstrengend oder bedrückend. Es war immer eine wunderschöne Zeit. Voll mit ernsten Gesprächen, liebevollen Berührungen und lustigen Konversationen. Dinge an denen wir beide Spaß hatten, mit denen wir unsere Kostbare Zeit verbrachten. Geteilte Hobbys und Interessen. Es war so leicht nicht mehr alleine zu sein, mit Ewan die Tage zu durchleben.

Wir stapften die Treppen hinauf, ich hatte meine Hand in seine geschoben. Es dämmerte bereits draußen und die Nacht kündigte sich an. Es wurde immer kälter, zu kalt für die Jahreszeit. Ewan sah extrem attraktiv aus. Er trug ein blau-graues, relativ enges T Shirt, seine Tasche über eine Schulter und eine lange, blass-blaue Jeans die tief saß und der man ihr Alter ansah. Sehr lässig und für mich betörend gut, ich liebte es einfach wenn er seinen natürlichen, meist unbeabsichtigt entspannten look trug."Und was hast du gesagt tust du, wenn er noch da ist?" "Ich hab gesagt das ich ihn raus scheuche." Nuschelte ich in meinen Jackenkragen. Ein wenig beschämt so reagiert zu haben. Ewan schmunzelte. "Ach Lou." Er schlang den rechten Arm um meine Schulter und drückte mir einen Kuss auf die Schläfe. "Ich glaube du hast Fieber lass. Deine Stirn ist mehr als warm und bist total blass." "Ach was." Brummelte ich und schloss die Tür auf.
Stille. Sid war auch ganz ruhig was uns zeigte das Jan nicht da war.

Lou & EwanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt