Casey

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Ich denke keiner von uns kann im nachhinein sagen wie lange wir dort gesessen hatten. Nachdem ich mich dann nach einer gefühlten Ewigkeit vom ihm gelöst hatte zog Ewan mich auf die Beine. Nach einem langen blick zu Casey flüsterte ich matt: "Wenn es ihr morgen nicht besser geht, rufe ich den Tierartzt an." "Gibt es irgendetwas das ich für dich tun kann dear?" Abwesend schüttelte ich den Kopf. Doch, bleib hier! Lass mich nicht alleine! Meine Gedanken kreisten sich um diese Sätze aber sie blieben unausgesprochen. Fahrig fuhr ich mir durch die Haare. Behutsam bugsierte Ewan mich wieder Richtung Couch, " Warte, ich mache Tee." Hörte ich seine Worte. Dumpf. Durch den Nebel in meinem Kopf gelangten sie nur schwach, alles war gut, Casey lebte. Noch. Ewan war hier. Alles würde gut werden. Ich lies mich zurück sinken in die Kissen, sah das er mit dem Tee kam und sich neben mich setzte. Dankbar trank ich einen schluck. "Ewan, danke. Mach dir bitte keine sorgen, es ist okay, du kannst ruhig gehen." Mit ernster Mine musterte er mich als ob er meinen Worten nicht so richtig glauben könne. "Ruf mich bitte an wenn irgendetwas sein sollte. Egal was. Pass auf dich auf Lou." Trotz der schweren Last und Trauer die auf mir lag legte sich für einen kurzen Moment ein lächeln auf meine Lippen. " Kümmer dich lieber um deine eigene Familie, ich komm schon klar Schotte. Verschwinde endlich." Ewan strich kurz mit seinem Daumen über meine Hand und stand auf, ging aus dem Zimmer. Ich hörte das klicken von Sids leine als sie angelegt wurde. Als ich sicher war das er weg war schloss ich die Augen und versuchte mich wieder zu sammeln. Keiner konnte jetzt gebrauchen das ich hier das Psycho-Wrag spielte während Casey schmerzen hatte. Nachdem ich ihr eine weitere Schmerztablette ins Maul geschoben hatte und ein paar mal durch ihr krauses Fell gefahren war kauerte ich mich zurück auf mein Sofa.

Es war besser am nächsten Tag. In der Uni hatte ich mich krank gemeldet. Sie fraß wieder einigermaßen und stand auf um eine kurze runde durch den Park zu drehen. Es machte mir wieder ein wenig Hoffnung. Es war mir unangenehm das ich vor Ewan so viel schwäche gezeigt hatte und so unbedacht gewesen war. Trotz alledem ging der Alltag weiter und ich hatte meine Verpflichtungen. Ein Termin mit der Bank stand an und einkaufen war auch dringend Nötig. Nach dem Termin mit der Band war ich noch niedergeschlagener, langsam wurde es knapp mit dem Geld! Mühsam schleppte ich die Einkäufe hoch zur Wohnung.

Die nächsten zwei Tage verliefen Ähnlich, mittlerweile hatte ich schon fast vergessen das Casey vor ein paar Tagen so fertig gewesen war. Ich war mit ihr im Park, genoss die Einsamkeit und dachte so vor mich hin. Vögel zwitscherten an diesem kühlen Dezember Abend. Seit schon fast einem Monat wartete ich auf Schnee er war ungewöhnlich spät. Hoffentlich fiel überhaupt noch welche, kalt genug war es alle mal. Casey liebte Schnee genau wie ich. Allgemein die kalten Jahreszeiten. Nur die Durststrecke zwischen dem letzten Schnee und dem ersten Grün war ein wenig Quälend. Dann war alles so trostlos. Alarmiert riss ich die Augen auf als ich plötzlich nicht mehr das sanfte tapsen ihrer Pfoten hörte die bis jetzt die ganze zeit neben mir gelaufen war. Sofort blickte ich mich panisch um. Sie lag ein paar Meter hinter mir. Mit drei schnellen schritten war ich bei ihr. Warum war sie so plötzlich umgefallen? Ihr ganzer Körper zitterte und krampfte, Schaum trat aus dem Maul. Ohne zu Zögern rief ich Ewans Nummer die ich nach seinem Anruf an der Uni eingespeichert hatte. Jemand anderes viel mir so schnell nicht ein den ich hätte anrufen können. Phil war in der Uni und Lizzy bei der Arbeit. "Ewan!" Rief ich erleichtert, fast Hysterisch als er endlich nach dem fünften klingeln abnahm. "Lou was ist...? "Ewan du musst sofort herkommen! Ich brauche deine Hilfe schnell!" "Was? Mach mal langsam, also was ist los?" "Casey verdammt! Ich kann nicht langsam machen. Wir sind im Park, den wo wir schon mal zusammen waren. Es geht ihr verdammt schlecht, ich schaffe es unmöglich sie zum Tierarzt zu tragen." "Ich bin sofort bei dir." Sagte er knapp. Mit bebenden Händen versuchte ich sie hochzuheben was mir auch gelang, doch Casey war schwer. Ihr Körper war so angespannt das sie noch schwieriger zu halten war. Ich stolperte den mit Blättern bedeckten Weg entlang, die Zeit verging zäh wie in Zeitlupe. Wirklich weit war ich noch nicht gekommen als ich Ewan angehastet kommen sah. Mir liefen ein paar vereinzelte Tränen die Wange herunter. Meine Hündin schien starke schmerzen zu haben. Es tat weh sie so leiden zu sehen. "W-Wir müssen zum Tierarzt." Stotterte ich fahrig. Sanft nahm er mir den Hund ab. Ich lief ihm einfach hinterher, er brachte uns zu seinem Auto. "Setzt dich auf den Beifahrer Sitz. Ich fahre." Vorsichtig legte er mir die immer noch zuckende Hündin auf den Schoss. Nervös zupfte ich an meiner Jacke rum bis Ewan meine Hände festhielt. "Lou, beruhig dich. Es bringt nichts wenn du so panisch bist. Ich weis das ist schwer aber versuch einfach tief zu atmen." Er strahlte solch eine Ruhe und eine Abgeklärtheit aus, schon als er sie zum Auto getragen hatte. Ich vertraute ihm.

Lou & EwanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt