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Ein kleines, verfrühtes Weihnachtsgeschenk für euch:-) Falls ich es nicht mehr schaffe vor dem 24. zu updaten - Fröhliche Weihnachten euch allen und Gottes Segen!

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Kapitel 15

Überrascht drehte ich meinen Kopf zu Seite um ihn anzusehen. Sein Blick ruhte auf einem blauen Farbfleck auf der sonst so makellosen weißen Tapete, seine Hand lose auf meiner Hüfte, während seine Finger geistesabwesend über meine Haut tanzten. Es waren selbst solche kleinen Berührungen, die mein Herz zum Stolpern bewegten. „Wer war dein Bruder?"

„Lucas." Antwortete er angestrengt. „Lucas war mein Bruder."

„War?" fragte ich leise. „Ist er gestorben?"

„Nein, ist er nicht." Er wandte das Gesicht von dem Flecken auf der Wand ab und starrte stattdessen an mir vorbei aus dem Fenster. „Aber es fühlt sich so an als wäre er tot."

Ich stützte mich auf einen Unterarm, erstaunt über den ernsten, bitteren Tonfall, den seine Stimme auf einmal angenommen hatte. „Was ist passiert, Liam?"

Wieder änderte sein Blick die Richtung und glitt hinunter zu den weißen Laken der Bettwäsche. Sein Adamsapfel bewegte sich überdeutlich, als er schluckte. „Lucas und ich, wir haben uns immer gut verstanden. Wir haben unseren Eltern Streiche gespielt und Ellen im Kinderwagen herum kutschiert und Cowboy und Indianer gespielt. Ich habe ihn geliebt, Roxy" flüsterte er und lächelte fast wehmütig, „er war mein großer Bruder. Er – er hat mir Dummköpfe vom Leib gehalten und hinter mir gestanden, egal, was passiert ist. Während öden Dinner Partys war uns nie langweilig, weil ihm immer ein neues Spiel eingefallen ist. Das hat er immer so gut gekonnt – sich Dinge ausdenken." Er biss sich auf die Unterlippe, dann fuhr er fort. „Alles hat sich verändert, als er auf eine andere Schule gewechselt hat, weil seine Noten nicht mehr gestimmt haben. Irgendwann hat er das Gymnasium nicht mehr gepackt. Diese Schule war schrecklich, Roxy, mit Drogen Dealen auf dem Pausenhof und Schlägereien vor den Augen der Lehrer. Er ist so oft mit blutiger Lippe und blauem Auge heim gekommen."

„Deine Eltern?"

Er schüttelte den Kopf. „Ich glaube, sie wollten einfach nicht wahrhaben, dass ihr Sohn in die komplett andere Richtung schießt, als sie es sich gewünscht haben. Lucas hat es nie verkraftet, dass mir der Erfolg in der Schule nur in den Schoß gefallen ist. Er hat angefangen mich zu hassen und grundlos zu verprügeln." Einmal atmete er bebend aus. „Erst als ich mit eigenen Augen gesehen habe, wie er irgendein Zeug die Nase hochgezogen hat, habe ich verstanden, was los war." Langsam sah er auf und mir in die Augen. Scham stand in ihnen, Wut, Leid sogar Schuld. In diesem Moment kam all das ans Licht, was er – vielleicht Jahre lang – in sich vergraben hatte und wegsperren wollte. Eben weil er sich dafür schämte, weil er glaubte, er trüge die Schuld am Schicksal seines Bruders allein auf seinen Schultern. „Er ist drogenabhängig, Roxy. Dreimal haben ihn meine Eltern in eine Entzugsklinik gesteckt und dreimal ist er davon gelaufen. Ich weiß nicht, wo er steckt. Ich habe ihn über vier Jahre nicht gesehen."

Miss PresleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt