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Lasst eure Meinung da:-)

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Kapitel 14

Die Zeit schien stehenzubleiben, seit der Sekunde, da Liams Blick den meinen eingefangen und festgehalten hatte. Kein Körnchen Sand fiel mehr auf die andere Seite der Sanduhr, kein Zeiger tickte vorwärts, keine Sekunde wurden von der nächsten abgelöst. Dabei wünschte ich mir so sehr, es mochte endlich vorbei sein. Dieses Warten, dieses Zittern, diese Ungewissheit. Ich war eine Gefangene, nicht nur Liams sondern auch eine Gefangene der Zeit. Keiner der beiden wollte mich freigeben. Vor Liam hatte ich ohne Rebellion die Waffen niedergelegt. Mein erster Fehler? Ein Fehler war es jedenfalls den Kampf gegen die Zeit aufzugeben. Aber was konnte ich schon tun? Mir waren die Hände gebunden, während ich mich nach dem Ticken des Sekundenzeigers sehnte. Wieso konnte die Welt sich nicht einfach weiterdrehen, so, wie sie es in den schönsten Momenten zu tun weiß. Weshalb nicht jetzt, wo ich so ungeduldig auf ein Wort, eine Geste, eine Emotion von Liam erwarten musste. Konnte er seinen Mund nicht einfach aufmachen und mich anschreien? Mich zu Boden werfen und Antworten verlangen? Mich beschuldigen und zum Teufel jagen? Dann hätte ich es hinter mir und wüsste, woran ich war.

Stattdessen schien ich fast vergeblich auf das tosende Feuer in seinen Augen zu warten. Es entzündete sich einfach nicht. Nicht, wie die ganzen letzten Tage über, nicht, wie ich es mir gewünscht hätte. Ihn lebendig und tosend zu sehen, anstatt so langweilig und ruhig, wie der Geschäftsmann in ihm tickte. Aber das Feuer blieb erloschen, nicht einmal der Funke einer Flamme entsprang zischend dem Gold seiner Augen. War etwas passiert, als ich ihm den Rücken zugewandt hatte? Hatte ich etwas verpasst, das sein Feuer gestohlen hatte? War ein Wort gefallen, das die Glut hatte versiegen lassen? Ich wusste es nicht und das machte mich beinahe wahnsinnig. Als hätte ich mich auf dem Weg zum Ziel verlaufen und so verpasst, wer als erstes das Siegesband zerrissen hatte.

„Wir sollen gehen." Jonathan erhob sich ruckartig und alle anderen taten es ihm gleich.

Er beachtete mich keine Sekunde lang, sondern schritt sofort auf den Ausgang zu. Und wir folgten ihm, Anne, Ellen, Liam und ich. Wortlos, schweigend, ohne Widerspruch. Kein einziges Wort fiel zwischen uns, während wir zurück aufs Gut fuhren. Keine Musik spielte, sogar dem Radio hatte es die Sprache verschlagen. Ich fuhr nicht mit Liam im Auto. Er hatte sich für die andere Richtung entschieden, die Richtung, die nicht zum Auto und mir führte, sondern die, die ihn wahrscheinlich zu Veronica brachte. Eine Emotion oder ein Gefühl auf diese Wendung bezogen, ließ ich nicht zu. Mein Herz war abgeschaltet und mein Körper funktionierte auf Autopilot.

„Warte einen Moment bitte, Roxy."

Ich hielt zögernd inne, mich auf die Treppe zuzubewegen, die mein Ticket zur Flucht ins Zimmer war. Stattdessen tat ich, wie Jonathan von mir verlangt hatte und drehte mich langsam zu ihm um.

„Komm" sagte er kühl und deutete zum Wohnzimmer, „ich möchte mit dir reden."

Ich folgte ihm. Allerdings gingen wir nicht ins Wohnzimmer, sondern in ein weiteres Zimmer, in dem der Kamin prasselte und die Kälte der Nacht vertrieb. Gemütliche Sessel und kleine Tischchen geschmückt mit Blumen waren im Zimmer verteilt und versuchten für eine gemütliche Stimmung zu sorgen. Auf einen der Sessel ließ Jonathan sich nieder – ich nahm gegenüber von ihm Platz. Er sagte eine ganze Weile nichts und weil es mir irgendwann zu doof und zu heiß wurde, war ich diejenige, die die Stille durchbrach:

Miss PresleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt