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Ein Mega langes Kapitel für euch:-)

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Kapitel 19


„Du läufst davon."

Erstaunt sah ich auf, als ich die Haustür meiner Wohnung zu schubste und den Schlüssel auf die Kommode feuerte. Joker saß auf der Couch (die ich mir von meinem ersten Gehalt gekauft hatte) und streckte mir eine Flasche Bier entgegen. Diese Geste ließ mich schmunzeln. Er kannte mich, ohne es mir unter die Nase reiben zu wollen.

„Also bis jetzt hast du noch nichts gesagt, das mich vergrault hätte." Seufzend ließ ich mich neben ihn fallen und nahm einen Schluck Bier. „Wo ist Marlon?"

„Weiß nicht." Er zuckte mit den Schultern. „War allerdings ziemlich gut gelaunt, als er abgehauen ist. Hat sogar seine Haare in Ordnung gebracht. Na ja" Er grinste, „sofern das möglich ist."

Ich schubste ihn neckend zur Seite, mir lag allerdings auch ein Grinsen auf den Lippen. „Was fangen wir mit dem Abend an? Pizza? Boxen?"

„Wie wäre es mit dem Friedhof?" schlug er nüchtern vor.

„Halloween hast du verpasst, Joker." Scherzte ich lachend.

„Du warst kein einziges Mal bei seinem Grab."

Fast hätte ich den Schluck Bier ausgespuckt, als diese Worte in meinem Kopf wiederhallten und ihre schmerzhaften Kreise zogen. Meine Hand zitterte, während ich die Flasche krachend auf den Tisch poltern ließ. Jetzt wäre ich am liebsten davongelaufen. Stattdessen sagte ich mit einer Stimme, die bebte und schwankte: „Ich weiß nicht, wovon du sprichst."

„Ich kenne dich, Blacky." Entgegnete er kühl. „Und deshalb sage ich dir, dass du nicht vor dem Tod deines Bruders davonlaufen kannst."

„Du hast gar keine Ahnung, gar keine!" fauchte ich und sprang auf. „Du weißt nicht wie es ist seinen Bruder zu verlieren! Deshalb kannst du dir deine Weisheiten und schlauen Sprüche bei mir sparen!"

Er wandte den Kopf um mich anzusehen und lächelte. „Ich bin dein Freund, schon vergessen? Es ist mein Job dich mit Weisheiten und schlauen Sprüchen zu bombardieren, damit du schön wieder auf deinen richtigen Weg stolperst."

„Joker, ich schwöre dir, wenn du noch ein Wort über Silas-"

„Marlon hat mir von ihm erzählt." Unterbrach er mich unwirsch. „Von seiner Leidenschaft fürs Fotografieren, von seinem Talent und seinen nervigen Bemerkungen und seiner Liebe zu flotten Autos. Er wäre genauso dickköpfig und verbohrt gewesen wie du, Blacky. Dieselben tiefschwarzen Haare, dieselben aufmerksamen Augen, dieselbe Neigung zu explosiven Schimpfwörtern. Sogar Angst vor Pferden hatte er, auch wenn er dich mit dieser Angst immer aufgezogen hat und Spongebob, das war seine-"

„Hör auf!" schrie ich. Mir strömten die Tränen unaufhaltsam übers Gesicht, meine Hand hatte sich durch den Pulli hinweg in die Haut über meiner schmerzenden Brust gebohrt. Schluchzend und zitternd stand ich da, sah Joker an, weinend und mich krümmend vor Schmerz. Erinnerungen hagelten auf mich ein, jede einzelne von ihnen zerschlug mich wie ein kantiger Backstein. Und er saß einfach nur da und blickte mich an, durch meine verschwommenen Augen direkt in mein Herz, das pulsierte und stockte und innehielt und stolpernd weiter seinen Schmerz durch meinen Körper jagte, wie giftiges Pfeilgift, das mich lähmte und mich in jedem Atom spüren ließ, wie der Schmerz mich quälend auf seiner Folterbank hin und her schubste. Als die Beine unter mir nachgaben war Joker da, fing mich in seinen Armen auf und drückte mich an sich. „Wieso hast du das getan?" wimmerte ich und krallte mich zitternd an ihm fest. „Wieso?"

Miss PresleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt