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Wie versprochen : das Update so schnell wie möglich :-) Bitte kommentiert fleißig ♡

Kapitel 26

Liam zuckte so stark zusammen, dass ich den Schock auf seinem Gesicht bis in jede Zelle seines Körpers verfolgen konnte. Seine Augen waren vor Horror aufgerissen, jede Bewegung eingefroren und vereist. Ich schloss meine Augen, konnte mir vorstellen, was in seinem Kopf vor sich ging. Ich hatte ihn betrogen, hintergangen, belogen. Ich stand auf der Seite seines Bruders, gegen ihn.

„Gute Arbeit, Roxy.“ Rayk trat neben Lucas und winkte mich an seine Seite.

„Roxy?“ Ungläubig begegnete Liam meinem Blick mit seinem, der Schmerz in seiner Stimme so dick, dass es mir das Herz vernebelte.

Ich antwortete nicht, sondern reckte das Kinn und stellte mich schweigend zwischen Lucas und Rayk. Ellen schrie auf, als Paul sie am Handgelenk packte und in einen schwarzen Van zerrte. Dieser Schrei schien Liam aus seiner Starre zu lösen. Er zögerte nicht, sondern wandte sich von seinem Bruder, mir und Rayk ab und wollte Ellen hinterher rennen, rief Paul zu, er solle sie sofort loslassen. Aber zwei weitere Männer traten hinter Rayk hervor und packten ihn an den Schultern, versuchten seine Wut und den Kampf für seine Schwester niederzuringen.

„Du verdammter Verräter.“ Spuckte er Lucas entgegen, versuchte sich gegen die beiden Männer zu wehren, die ganze Arbeit hatten, Liam im Zaum zu halten. Seine Muskeln waren vor Zorn angespannt, das Feuer in seinen Augen zehrte vor Schmerz und Verrat und flackerte im Versuch alles niederzureißen, was ihn von seiner Schwester trennte.

„Du bist der Verräter, Bruder.“ Lucas Worte strotzten vor Verachtung, als er einen Schritt auf ihn zutrat und genoss, wie hilflos Liam vor ihm stand und tatenlos zusehen musste, wie Ellen vor seinen Augen erneut entführt wurde. „Wir waren eine Familie und du hast mich im Stich gelassen.“

„Ich war fünfzehn!“ schrie Liam wütend und riss furios an seinen menschlichen Fesseln. „Was hast du denn von mir erwartet? Dass ich deinen Arzt spiele und dich wieder gesund mache? Ich habe doch selbst nicht verstanden, was mit dir los war! Plötzlich warst du nur noch das Monster mit den glasigen Augen und den blutigen Fäusten, die mich grün und blau geschlagen haben! Du warst nicht mehr mein Bruder!“

Lucas holte ruckartig aus und schlug mit voller Wucht zu, sodass ich keine Zeit fand auch nur ansatzweise über eine mögliche Konfliktlösung in meinem Kopf zu debattieren. Mit einem hässlichen Krachen traf Lucas‘ Faust auf Liams Kinn und hinterließ eine blutigen Spritzer. Erst dann wachte ich aus einer Trance auf, spürte, wie mein Körper mit einem stechenden Ruck wieder zu funktionieren begann, aber Rayk hielt mich am Handgelenk fest, als ich Lucas von Liam wegziehen wollte.

„Das ist seine Angelegenheit.“ Knurrte er in mein Ohr und drückte mich grob an seine Seite.

„Lass mich los!“ Fauchend und kratzend versuchte ich mich zu befreien, allerdings war jeder dieser Versuche erbärmlich zu der Kraft, die Rayk beherrschte.

„Dir ist es ja ganz einfach gefallen mich aus der Familie zu streichen, hm?“ brüllte Lucas und schlug gleich noch einmal zu. „Aber du warst ja sowieso schon immer der Liebling, der brave Junge, der so unfassbar gut in der Schule war und Papa stolz gemacht hat! Du mieses Stück Scheiße!“

„Lucas!“ rief ich ängstlich, als er erneut die Faust hob und auf Liams Gesicht zielte.

Wut schnaubend drehte er sich zu mir um. „Halt die Klappe, Roxy! Das ist meine Sache!“

„Von mir aus lass deinen Ärger an mir aus, aber lass Ellen gehen.“ Liam spuckte Blut, aber das Feuer in seinen Augen brannte, für seine Schwester und für ihre Sicherheit.

Miss PresleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt