24

2.6K 237 26
                                    

Kapitel 24

Abends war im Fox noch mehr los, als am Vormittag. Die Männer standen Schlange vor der Eingangstür und drinnen klebten die Besucher fast aneinander. Junge Mädchen hatten alle Hände voll zu tun, um die Gäste bei Laune zu halten. Ich übergab mich fast, nachdem ich einen schmierigen Typ, der mindestens dreimal so alt war wie ich selbst, ein Mädchen abknutschten sah, dass vielleicht noch keine achtzehn Jahre alt war.

Lucas sprang wütend auf, als ich ohne zu klopfen in sein Büro stürmte. „Was-" begann er furios, wurde allerdings von meiner Wut augenblicklich überrollt.

„Wo ist Ellen?!" fauchte ich und stützte mich mit beiden Armen auf seinem Schreibtisch ab.

„Das letzte Mal, dass ich meine Schwester gesehen habe, war vor fünf Jahren!" knurrte er. „Also hör verdammt nochmal auf-"

„Wo ist Ellen?" rief ich erneut und schlug mit der Faust auf die Tischplatte. „Oder willst du mir weißmachen, dass kein Zusammenhang zwischen ihrer Entführung hier in Amsterdam, maskierten Männern und schwarzen Vans besteht? Ich bin mir sicher du hast in dieser verdammten Branche ein paar gute Freunde!"

„Du hast keine Ahnung, wovon-"

„Es dürfte bestimmt nicht schwer gewesen sein eine junge, ahnungslose Frau, die ganz verrückt danach ist ihren verdammten Bruder zu finden, zu überraschen und ins Auto zu packen, oder nicht?" Wieder schlug ich auf den Tisch, das Brennen zog sich durch meine ganze Hand, aber ich blinzelte noch nicht einmal. „War es nicht so?"

„Das geht dich nichts an!" brüllte er. „Nur weil du die Freundin meines Bruders bist, heißt das nicht, dass du dich einmischen darfst. Liam war sowieso immer ganz gut darin seine Freundinnen im fliegenden Wechsel zu tauschen. Übermorgen stehst du auf der Abschussliste und was dann? Fragst du dann immer noch nach Ellen?"

„Oh, du bettest quasi darum, dass ich dir noch eine scheuere, oder?" Ich griff nach dem goldenen Boss-Namensschild auf seinem Schreibtisch und feuerte es gegen die Wand. Mit einem lauten Krachen kam es auf dem Boden auf. „Deine verdammte Familie geht den Bach runter und das ganz schön, nur weil ein kleines dämliches Arschloch sich in die scheiß Drogen verliebt hat! Gab es nicht genügend scharfe Mädchen in deiner Jahrgangsstufe, oder was? Du bist so erbärmlich! Und jetzt Ellen-"

So schnell konnte ich gar nicht gucken, da war er aufgesprungen und hatte mich gegen die Wand in die Falle gedrängt. Seine Hand saß so fest um seinen Hals, dass ich kaum noch Luft bekam. Trotzdem spien meine Augen ein Feuer, das ihn innerhalb von Sekunden ausgelöscht hätte, wäre es möglich gewesen. „Halt deine verdammte Klappe!" zischte er. „Weder Ellen, noch Liam, noch meine verdammten Eltern hatten den Mut mich aus der Scheiße zu ziehen! Und weißt du, wer mich aus der scheiße gezogen hat, ohne einen triften Grund zu haben?"

„Das war ich."

Lucas und mein Kopf schnellten Richtung Tür. Ein Mann, kaum älter als Lucas selbst, stand entspannt am Türrahmen gelehnt und funkelte uns amüsiert an. Er war gutaussehend bis zu dem Grad, dass es hätte verboten sein sollen. Dunkle, lockige Haare, fein gemeißelte Gesichtszüge, ein teuflisches Lächeln auf blutroten Lippen und zwei messinggraue Augen. Die schwarze Lederjacke umschmeichelte einen muskulösen Oberkörper und unterstrich die gefährliche Aura, die um ihn waberte.

„Rayk Steeren, freut mich dich kennenzulernen. Roxy, nicht wahr?" Lässig stieß er sich ab und betrat das Zimmer. „Liam Hendricksons Freundin. So mutig hätte ich dich gar nicht eingeschätzt und so ... eigenartig plump auch nicht. Hat der Junggeselle seinen Geschmack geändert?"

„Woher kennst du meinen Namen?" Ich wand mich unter Lucas Griff bis ich mich endlich freigerungen hatte und Rayk skeptisch anfunkelte.

„Ich kenne viele Namen und viele Gesichter." Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen kam er auf mich zu. „Du bist nur ein weiteres Exemplar."

Miss PresleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt