Liam Hendrickson war all das, was ich nicht war: reich, gut aussehend, charmant und Elvis Presley Fan. Außerdem war er über alle Maßen dickköpfig, Workaholic und jemand, den ich - gepiercte Angestellte in einem Second Hand Laden, bissig wie ein Chih...
Sagt mir unbedingt, was ihr von dem Kapitel haltet:-)
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Kapitel 18
Ich hatte mir gewünscht den ganzen Rückflug einfach zu verschlafen, den Schmerz abzuschütteln und mich im Reich der Träume zu verstecken. Keiner dieser Wünsche ging in Erfüllung. Stattdessen kauerte ich mich in meinem Sitz zu einer Kugel zusammen, meinen Kopf an Jokers Schulter, sein Arm eine Stütze an die ich mich klammerte. Ich wollte diesen Schmerz einfach wegsperren, ignorieren und nicht mehr daran denken. Nur ... funktionierte es nicht. Er hatte seinen Ursprung in den Tiefen meines Herzens, pochte, sandte Welle für Welle ein Feuer mit sich, das mich bei lebendigem Leib verbrannte. Jedes Mal schmiegte ich mich näher an Joker, lauschte seinen beruhigenden Worten, die er mir ins Ohr flüsterte und ließ mich von ihm gleichmäßig hin und her wiegen. Er selbst hatte mich davor gewarnt etwas zu tun, das ich bereuen würde. Allerdings wehrte ich mich mit Händen und Füßen dagegen etwas zu bereuen, das mir meine Freiheit wieder geschenkt hatte, die Liam mir eingesperrt hatte. Es war die richtige Entscheidung gewesen, Gefühle waren falsch und verräterisch, Formeln, die ins Verderben führten. Weshalb wollte das mein verdammtes Herz nicht verstehen? Als dieses sich endlich in meiner Brust müde gekämpft und um Liams fehlenden Herzschlag getrauert hatte, hieß ich die Taubheit willkommen, die mich wie dichter Nebel umfing. Ohne Widerstand ließ ich mich von ihm umhüllen, durchdringen und ermatten, um endlich diesen Schmerz abzuschalten, den ich nicht fühlen wollte. Erst dann schlief ich in Jokers Armen ein.
Marlon holte Joker und mich vom Flughafen ab. Ich hatte ihm eine SMS geschrieben, bevor wir in den Flieger gestiegen waren und er hatte geantwortet, ohne Fragen zu stellen. Jetzt rannte ich ihm ohne zu Zögern entgegen, sobald ich ihn hinter den Schranken entdeckt hatte und warf mich in seine Arme. Fest drückte er mich an sich, vergrub sein Gesicht an meinem Hals und seufzte mit derselben Erleichterung, die ich ebenfalls empfand. Er roch auf eine neue Art stärker nach Pinselreiniger, seine Hände, die mich zu ihm zogen waren rau von getrockneter Farbe, kein Anzeichen mehr von Baustellenstaub und verschwitzten Shirts. Sogar ein neues After-Shave schimmerte um ihn herum, das frisch und moschusartig in meiner Nase kitzelte, als ich meine Arme um seinen Nacken schlang und ihn leise über meine linkische Zuneigung lachen hörte. Erst in dieser Sekunde bemerkte ich, wie sehr ich ihn vermisst hatte, seine starken Umarmungen, seine vertraute Nähe, seinen Rat und seine Unterstützung – ja sogar nach dem intensiven Geruch nach Lakritz hatte ich Heimweh gehabt. Nur war es auch diese aufblühende Vertrautheit, die mich aus einem Traum wachrüttelte, in dem ich mich gerne noch länger vor der Wahrheit versteckt hätte. Marlon war da, hielt mich im Arm, atmete, lebte – Silas nicht.
„Hey, Rox'." Flüsterte er mir sanft ins Ohr und gab mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er sich lächelnd von mir löste.
Ich strahlte ihn an, wohl wissend, dass Tränen in meinen Augen glitzerten, die Zeuge dafür waren, wie sehr ich mich nach seiner rauen, kratzigen Stimme gesehnt hatte. „Hey, Marlon." Erwiderte ich, während ich ihn aufmerksam ansah und wahrnahm, dass sein Haar noch länger geworden war. Die wirren Locken hatte er zu einem unordentlichen Dutt zusammengebunden, der seinem angularen, scharf geschnittenen Gesicht mehr Geltung zukommen ließ. Ich mochte, dass er dadurch älter und reifer aussah auch wenn es nicht die neue Frisur war, der dieses Phänomen zuzuschreiben war.