Der Anfang vom Ende XVIII

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Josh
Das Frühstück haben wir halbwegs ohne unangenehme Zwischenfälle überstanden. Das bedeutet wir haben weder mit einander gesprochen noch uns angesehen. Die anfängliche Spannung ist zu Unbehagen geworden.
Jetzt sitzen wir auf der Terrasse, sehen auf den Boden und wissen nicht, wie wir das Gespräch beginnen sollen.
Ich würde nicht so große Angst davor haben, wenn ich wüsste, dass Tyler genau das selbe von mir will, wie ich von ihm. Denn was ich will ist mehr als nur die letzte Nacht, ich will meinen besten Freund und mich nicht mehr verstecken, ich hab genug davon. Endgültig! Aber ich will nicht nur irgendjemanden, ich will Tyler Joseph. Ich wusste es seit der 1. Sekunde, es gibt niemanden, der meine Beziehung zur Musik so gut versteht und der mit mir so auf einer Wellenlänge ist. Ich will Tyler.

Ich öffne gerade den Mund, um ihm genau das zu sagen, da steht er plötzlich auf und lässt sich neben mich fallen. Ich rücke ein Stück zur Seite, damit ich ihn angesehen kann. Es ist wirklich kalt. Die Schneeschicht ist sichtbar gestiegen. Doch im Haus können wir nicht ungestört reden, denn alle packen ihre Geschenke aus und lachen. Als ich in Tylers Gesicht blicke ist mir gar nicht mehr zum Lachen zumute. Ich schlucke und versuche meine Enttäuschung zu verbergen. Vergeblich. "Josh", beginnt er. Und er sagt es so Unglücklich, dass mir noch kälter wird, als mir zuvor schon war. Bitte nicht, ist das einzige was ich denken kann. Bitte nicht !

Tyler
"Josh", ich mache eine kleine Pause,
"Ich kann nicht in Worte fassen, was gestern passiert ist und was ich die letzten Wochen für dich gefühlt habe. Das hatte ich so noch mit niemandem, aber ich hab ein ganz schlechtes Gefühl dabei das hier weiter zu führen." Ich mache noch eine Pause, um zu sehen, wie es bei Josh ankommt. "Ich hab Jenna wirklich geliebt verstehst du?" Ich nehme sie als Vergleich, weil sie der ausschlaggebende Grund für mich gewesen ist, dass ich das sage.
"Ich habe sie geliebt und ich glaube nicht, dass ich das selbe für dich empfinden kann, wie für sie."
Ich versuche zu lächeln, aber Joshs Augen haben das Leuchten verloren und ihn so zu sehen ist fast, als wäre er tot. Ich wusste schon vorher, dass ich das nicht ohne Konsequenzen sagen kann, aber es ist schmerzhafter als erwartet Josh jetzt gehen zu lassen. Er formt mit seinen Lippen ein "okay" und steht auf. Er geht ins Haus und lässt mich alleine auf der Terrasse im Schnee sitzen. Ich kann spüren, wie unsere Freundschaft sich langsam auflöst. Es ist eine immer größer werdende Leere in mir. Ich schnappe nach Luft, denn egal wie taktlos es klingen mag mit ihm geht nicht nur mein bester Freund, mein Seelenverwandter sondern auch meine Band. Ich kann mir nicht vorstellen ohne oder mit ihm weiter zu machen. Mit ihm schon, aber so wie er mich gerade angesehen hat, ist er da wahrscheinlich anderer Meinung.

Ich bleibe noch eine ganze Weile in der Kälte sitzen und lasse die letzten Monate vor meinem inneren Auge vorbeiziehen. Und irgendwann werden aus den Monaten Jahre und ich stehe kurz davor reinzurennen, um Josh zurück zu holen. Aber ich weiß, dass es so am besten ist. Wir wollen nicht das selbe und das würde auf die Dauer nicht funktionieren.

*Zeitsprung*

Meine neue Wohnung ist wunderschön. Sie ist nicht sehr groß, da ich Angst hatte mich einsam zu fühlen, wenn ich so viel Platz hätte. Ich habe jeden Ecke bis jetzt super ausgefüllt und fühle mich tatsächlich ziemlich wohl.
Das bemerke ich, als ich auf dem Sofa liege und im Hintergrund leise das Radio läuft. Ich schließe die Augen und versuche die Ruhe, als Energie zu nutzen. Nur noch wenige Tage, dann geht unsere Tour weiter. Und mit "unsere Tour" meine ich die von Josh und mir. Wir haben geschrieben und und festgestellt, dass egal was passiert ist Wir immer noch super als Band funktionieren. Die Menschen lieben unsere Musik und diese Tour hätten wir so oder so noch zusammen machen müssen. Was danach passiert ist ungewiss...
Daher versuche ich mich seelisch so wie körperlich auf die kommenden Wochen einzustellen. Noch einmal so ans Bett gebunden zu sein, kann ich nicht gebrauchen.

Nobody Thinks What I Think  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt