Als wir die Wohnung betraten schmiss ich so schnell es ging Schuhe und Jacke in die Ecke und wollte mich gerade schnurstracks auf den Weg ins Zimmer machen, da griff Max mir in den Nacken. „Schön hier geblieben." Ich seufzte und bekam ein mulmiges Gefühl. Wenn Tuko in seinem Körbchen blieb und uns nicht, wie sonst, freudig begrüßte konnte das nichts Gutes heißen. „Gut, wie regeln wir das jetzt vernünftig und diszipliniert." Fragte Max wohl eher sich selbst, als mich und schien sich darauf zu konzentrieren nicht völlig auszuflippen. „Ganz einfach. Wir vergessen die Sache und ich verzieh mich in mein Zimmer. Weil egal was du sagst, es juckt mich sowieso nicht." Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn selbstsicher an. „Und genau das ist das Problem!" Fragend musterte ich Max, der irgendwie versuchte den vermeidlich richtigen Weg in dieser Situation zu finden. „Egal was ich mache dich interessiert es nicht. Ich versuche es nett und fürsorglich, es bringt nichts. Ich versuche das Gegenteil, es funktioniert beinahe genauso wenig. Aber ich will hier nicht wie im Wolfsrudel leben und dich ständig maßregeln müssen!" „Musst du ja nicht." Erklärte ich, immer noch selbstsicher und der Blonde fuhr sich durch die Haare. „Natürlich muss ich. Ich bin dein Vater." Verabscheuend grinste ich ihn an, bevor ich eine finstere Mine aufsetzte. „Warst du die letzten Jahre auch nie, also wieso jetzt damit anfangen, wo sowieso schon alles zu spät ist?" Ich war mir darüber bewusst wie sehr ich stichelte und hatte absolut keine Ahnung bis wohin ich ihn provozieren konnte, was so ziemlich bedeutete, dass ich, wenn ich Pech hatte, voll ins Messer rannte. Aber das war mir im Augenblick ziemlich gleichgültig. „Du hast keine Ahnung wieso das Alles so gelaufen ist, wie es gelaufen ist! Und zu spät ist es nie! Aber erklär mir bitte wie ich an dich ran kommen soll!" Tuko winselte und verzog sich aus dem Raum. Das sagte denke ich genug aus. „Gar nicht." Ich erschrak mich selbst darüber, dass meine Stimme brüchig klang, dabei hatte ich keinerlei Gefühl bis jetzt in meine Stimme gelegt und spürte gerade auch nichts anderes als die Freude daran ihn zu provozieren. „Ich möchte aber für meine Tochter da sein können und mit ihr zusammen leben wie Vater und Tochter es normalerweise tun. Und wenigstens jetzt möchte ich ein guter Vater sein. Wenigstens jetzt. Nachdem ich es jahrelang nicht war." Seine Stimme war schlagartig leiser und ruhiger geworden. Dennoch änderte das an der Situation nichts. „Herzlichen Glückwunsch, das ist kläglich gescheitert."
(Einige Stunden später)
Ich nippte an der Flasche und hustete. Nachdem ich Max unter die Nase gerieben habe was für ein schlechter Vater er sei, bin ich abgehauen und habe mich mit Miles und Lu getroffen um abzuschalten. Übersetzt, um zu saufen. Da beide darauf bestanden haben mich nachhause zu bringen, habe ich keinen Protest geleistet und mich zur Haustür bringen lassen. Allerdings war ich nicht in die Wohnung gegangen sondern hatte gewartet bis die Beiden in der nächsten Straße verschwunden waren und bin mit dem restlichen Wodka in Richtung Wald gedackelt. In regelmäßigen Abständen wurde mir schwindelig und langsam verschwamm mein Gedächtnis. Hatte ich mich übergeben? Ja. Nein. Keine Ahnung. Vielleicht. Wie spät es war? Keine Ahnung. Wo ich war? Frag doch nicht so viel, meine Fresse! Dann plötzlich verlor ich das Bewusstsein.
Die Sonne schien vom Himmel herab. Das Gras wehte leicht im Wind und ich lag mit geschlossenen Augen auf einer Lichtung im Wald. Genießerisch atmete ich tief durch. Freiheit, Friede, Glück. Dann, wie es so oft in meinem Leben war, spürte ich die ersten Regentropfen auf der Haut. Ich sah mich um, wie konnte es regnen wenn keine einzige Wolke am Himmel zu sehen war? Nein warte, das war kein Regen.
Langsam öffnete ich die Augen und stöhnte schmerzverzerrt auf. Mein Kopf dröhnte wie nichts Gutes. Es dauerte einen Augenblick bis ich klar sehen konnte. Ich lag in einem ungemütlichen Bett im Krankenhaus. Moment. Krankenhaus? Was zur Hölle? Aua. Ich sog scharf die Luft an. Diese beschissenen Kopfschmerzen! Als ich vorsichtig nach rechts sah verstand ich was eben im Traum den Regen dargestellt hatte. Tränen. Die Tränen von Max die auf meinen Arm tropften. Warte. Was?! Ich blinzelte, was mit noch schmerzhafteren Kopfschmerzen belohnt wurde und musterte den Blonden der Schluchzend neben dem Bett saß, sein Gesicht hinter seinen Händen vergraben hatte und irgendetwas vor sich hin murmelte. „Shit." Fluchte ich leise und rieb mir schmerzverzerrt den Kopf, in der Hoffnung die Kopfschmerzen so loszuwerden. Was natürlich kläglich scheiterte. Max hob den Kopf und sah mich erleichtert an. Die Tränen rannen ihm über das Gesicht und es tat mir im Herzen weh ihn so zu sehen. Egal wie wütend ich auf ihn war, es leugnen dass er mir leid tat und er das auf gar keinen Fall verdient hatte, konnte selbst ich nicht. „Ich habe schon gedacht du wachst gar nicht mehr auf." Schluchzte er und umarmte mich, so gut es eben ging. Ich wollte etwas sagen, aber ich bekam kein Wort heraus. Ich verstand nicht einmal was ich hier sollte und was passiert war. Oder so.
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Mein Vater der Rapper und der Hund namens Tuko
FanfictionJacky. Sie wurde geschlagen, verachtet und bespuckt. Ihr bester Freund hat sich das Leben genommen. Sie kommt ins Heim und lebt mit ihren zurückgebliebenen Wunden der Vergangenheit. Sie will aufgeben, doch dann kommt er. Maximilian Diehn. Ihr Vater...